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Deine Story / 29.05.2017

Christopher Paschmanns: Der fehlende Fisch - Teil 2

Christopher Paschmanns macht auf Carpzilla weiter, wie er mit seiner dreiteiligens Wahnsinns Bilderserie "Keep the Spirit - Paschis Special" aufgehört hat: nämlich mit richtig starken Bildern, dazu gibt es dieses Mal auch eine ganz aktuelle, exklusive Story aus diesem Frühjahr! In "Der fehlende Fisch" schreibt Christopher vom letzten Zielfisch aus der Riege des most wanted A-Teams... Nachdem gestern der 1. Teil online ging, geht es heute weiter mit Teil 2:

Als ich eine dicke Woche später das nächste Mal meinen Trolley durch den Wald zum Wasser schob, war ich bis in die Haarspitzen motiviert und wusste auch genau, welche Stelle ich befischen wollte. Doch diese war besetzt. Ich ärgerte mich, sah ich doch noch während ich mit dem Kollegen sprach zwei Fische im Bereich vor uns rollen. Und ich wusste, dass besonders die größeren Fische im Frühjahr gerne in diesen Seeteil zogen.

Plan B war ein Platz mit sehr interessanten Gegebenheiten unter Wasser gleich vor den Füßen. Ich verteilte meine Ruten hinter einer weit auslaufenden Landzunge und an einer tiefen Uferkante vor Holz – diesmal zwischen fünf und sechs Metern, denn alles andere war bereits komplett verkrautet. Am Abend besuchten mich Denise und Oskar für ein Picknick. Doch das wurde stressig: Ich hatte mit der Stelle den richtigen Riecher und bis zur Dämmerung schon vier Fische. Am späten Morgen kam der neunte Fisch der Session noch beim Einpacken – wieder waren Spiegler über 15 Kilo dabei. Die Taktik, auffällig gelbe Essential Cell Pop Ups an Multi Rigs anzubieten und 15er Banoffees breit darüber zu streuen, ging hier voll auf!

Dranbleiben

In solchen Situationen heißt es dranbleiben! Schon am Folgemorgen war ich wieder am Wasser. Mehr als vier Stunden sollten mir nicht bleiben, auch der Luftdruck stieg langsam und das zieht die Fische hier oft in höhere Wasserschichten und verdirbt ihnen den Appetit. Meine Reaktion darauf war, stark mit Goo und einem Spray aus Fruchtester und Buttersäure behandelte Pop Ups fast ganz ohne Beifutter anzubieten. Ziemlich zufrieden und mit drei schönen Spieglern bis 15 Kilo im Fangbuch packte ich in der prallen Maisonne zusammen.

Immer wieder schaute ich die kommende Tage aufs Barometer, checkte Windfinder und meine Wetter-App. Es kündigte sich eine dieser magischen Wetterphasen an: langsam fallender Druck, der sich bei soliden 1005hpA einpendelte, dazu milde Temperaturen, Wind aus Südwest und Fische, die noch nicht im Laichmodus waren. Und noch etwas: Vollmond! Irgendwie steht diese Konstellation in deutlichem Zusammenhang mit dem Fang großer und besonderer Fische!

Magische Tage

Am 11. Mai fing Darrell Peck seinen ultimativen Zielfisch, einen unfassbaren, dunklen Spiegler mit 33,6 Kilo (Link). Eine krassere Bestätigung für meine Einschätzung der Verhältnisse hätte ich nicht bekommen können. Und sicher war, Darrell saß nicht ohne Grund in dieser Phase auf diesen Fisch. Natürlich musste ich raus! Innerlich bereitete ich mich darauf vor, dass mein Spot bereits besetzt war. Auch andere Angler richten sich nach dem Wetter und hier saß unter der Woche oft genug jemand. Das Schlimmste befürchtend balancierte ich den Trolley den schmalen Pfad lang, bis die Bäume den Blick auf den Platz freigaben: Ich war alleine, yes!

Anders angeln

Zwei meiner Ruten legte ich so wie zuletzt. Ich längte sie ab und klippte sie so, dass die Rigs etwa einen Meter hinter der Krautkante perfekt zum Liegen kamen. Die dritte jedoch fiel völlig aus dem Rahmen. Ich wollte sie ganz bewusst mal komplett entgegen meines Stils fischen. Schließlich wollte ich die perfekten Bedingungen nicht nutzen, um die immer gleichen Karpfen zu fangen... Die dritte legte ich also ganz bewusst an eine Stelle, die ich für weniger attraktiv hielt. Eine monotone Fläche hinter einem Plateau. Nur wenig Beifutter, sehr punktuell statt weit gestreut. Vielleicht würde hier - abseits vom Trubel - ein Fische einen Fehler machen, den ich sonst nicht hake – so der Hintergedanke.

Zudem fischte ich einen kleinen 15er Peaches & Cream Wafter am nadelscharfen, 4er Choddy-Haken. Großer Haken, steifes Rig, kleiner, schwereloser Köder – die Kombination hatte ich mir bei Danny Fairbrass abgeschaut. Sie soll Fische besonders schnell haken. Eigentlich bin ich ein Freund eher kleiner Eisen, doch ich wollte das ausprobieren.

Der erste Run

Der Druck fiel in dieser Nacht auf 990 hpA. Und erst, als er sich wieder bei stabilen 1000 einpendelte, hörte ich einen guten Fisch rollen, unweit des Rigs mit dem Wafter. Das war gegen 3 Uhr in der Nacht, ich konnte schlecht schlafen. In den nächsten Stunden rollten und sprangen einige Fische, sie schienen näher zu kommen. Im Morgengrauen, der Schlaf hatte mich eingeholt, riss mich ein Vollrun aus den Träumen. Es war die linke Rute mit dem Wafter.

Der Fisch kämpfte nicht ausdauernd, doch er stand schwer in der Rute und holte wuchtig mit dem Kopf aus – typisch für die größeren Spiegler. Im Kescher erkannte ich den massiven Fisch zunächst nicht. Auf der Matte wusste ich dann, warum: Ich hatte ihn noch nie zuvor live gesehen! Es war tatsächlich der fehlende Spiegler. Mit 21,6 Kilo war er genau 10 Kilo leichter als Darrells Traumspiegler vom Vortag, aber definitiv schwer genug für mich. Schon verrückt, es dauerte nur drei Nächte und eine Morgensession bis zu unserer Begegnung. Und er fiel tatsächlich auf das Rig herein, das ich mit meinen Zielfischgedanken auswarf. Dieses Mal lief wirklich alles nach Plan. 

Christopher Paschmanns

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Nash Marc and Alan