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Deine Story / 23.05.2017

Jan Lintermanns: Wenn der Frühling einschlägt...

Jan Lintermanns glänzt auf Carpzilla immer wieder mit starken Kurzstorys aber auch durch seine Video-Reihe "Living the wild dream". Nun schreibt Jan über seinen Saisonstart. Die tiefen Baggerseen seiner Heimat machten ihm die Sache nicht leicht, doch Mühen werden belohnt. Aber lest selbst:

Frühling. Die Natur erwacht. Feuchter Nebel bedeckt die grüner werdenden Wiesen. Ein zarter, lauwarmer Wind pfeift durch die Bäume, an denen sich junge Triebe zeigen. Der Geruch von frischem Rasen vermischt sich mit herrlich duftendem Blütenstaub. Es riecht nach Frühling. 

Frühlingserwachen? Von wegen!

Leider sind die tiefen Baggerlöcher meiner Umgebung zu dieser Zeit nicht wirklich des Karpfenanglers erste Wahl. Das Wasser benötigt aufgrund der beträchtlichen Tiefe enorm viel Zeit um sich zu erwärmen. Der Stoffwechsel der Fische kommt nur mühsam in Gang und jedes Mal, wenn man sich freut, dass sich die Sonne endlich zwei Tage lang blicken lässt, ist es am nächsten Tag schon wieder arschkalt. Keine einfache Phase, wenn man Fische ans Band kriegen möchte. Besonders in diesem Jahr erschien diese Phase fast endlos. 


In der Fachliteratur ist die Sache klar: Ab ans Flachwasser. Dort erwärmt sich das Wasser am schnellsten und es kommt Leben in die Bude. Oft allerdings bestehen unsere Baggerseen zu 99% aus steil abfallenden Ufern. Flachwasser? Fehlanzeige. Glücklicherweise gibt es immerhin an einem der Gewässer, die ich befische ein relativ großes, recht flaches Areal, was allerdings relativ schwer zu erreichen ist.

Ein großes Vorhaben

Trotzdem wollte ich dort angreifen und hoffte darauf, dass es möglich ist einen Frühjahrs-Karpfen ans Band zu kriegen. Nachdem ich zwei verschiedene Spods vorsichtig mit einer überschaubaren Menge Futter vorbereitet hatte, packte ich daheim im Keller mein Tackle. Nur das Nötigste sollte es sein. Der Weg zum Angelplatz gleicht einem Hindernislauf, den wohl nur völlig Bekloppte auf sich nehmen. Zweimal muss der Trolly unterwegs abgepackt werden. Zuerst um einen knietiefen, etwa 10 Meter breiten Graben hinter sich zu lassen und anschließend, einige hundert Meter weiter, um ca. 15 umgestürzte Bäume zu überqueren. Ob dieser Aufwand belohnt wird?

Mühen werden belohnt!

Die Antwort bekam ich tatsächlich sehr schnell. Noch während ich die Ruten zusammensteckte, konnte ich bereits zwei Karpfen beobachten, wie sie sich langsam, aber majestätisch vom Hauptteil ins Flachwasser bewegten. Kurzerhand beköderte ich ein Hinged Stiff Rig mit einem gelben 16mm Pop-Up und schlich den Fischen unauffällig hinterher. Mit gelang es das leichte Blei unbemerkt ca. 3m von den beiden Fischen entfernt einzuschnippen. Das Wasser war verhältnismäßig klar und ich konnte das Szenario perfekt beobachten. Einer der Beiden zögerte nicht lange und näherte sich dem Köder neugierig. Nach einem kurzen prüfendem Blick saugte er den Pop-Up ein, der Haken griff und ich befand mich nach kürzester Zeit bereits im Drill. Wahnsinn. Der kräftige Schuppenkarpfen driftete einige Momente später in meinen Kescher und zauberte mir ein breites Grinsen ins Gesicht.


Kickstart in den Frühling

Als am nächsten Morgen die Sonne aufging, hatte ich bereits drei Karpfen auf der Habenseite und genoss den Morgen-Kakao, während die Vögel ihr Liedchen trällerten. Für mich stand fest: ich komme wieder!

Die Neugier siegt

Die nächsten Tage deckte ich den Tisch jeweils zur Abendbrot-Zeit. Eine gute Portion Boilies in verschiedenen Größen verteilte ich großflächig im Flachwasser. Dabei konnte ich immer wieder einige Fische beobachten, sodass ich es bis zum Wochenende nicht abwarten konnte und das Tackle für eine kleine Feierabend Session vorbereitete. Zwei Ruten, Kescher, Abhakmatte, Sling, eine Dose Pop-Ups, das Kamera-Case und ab durch die Hecke. Nachdem ich beide Köder an den erfolgsversprechenden Spods vom Wochenende platziert hatte, lies ich mich im weichen Gras nieder, genoss das schöne Wetter und bimmelte Kumpel Stefan an, der auch an einem anderen Gewässer im Game war. Während er mir von einem fetten Spiegler berichtete, kreischte sein Bissanzeiger los und das Telefonat war abrupt beendet. 

Nichts mit gemütlich

Vielleicht eine Minute später verwandelte sich auch bei mir die gemütliche Feierabend-Stimmung in verrückte Hektik. Volle Dröhnung auf der rechten Rute. Leider schaffte der Fisch es ein Hindernis mitzunehmen. Mir blieb nix anderes übrig, als ihn ziehen zu lassen und zu hoffen, dass ich die Schnur auf der anderen Seite des Hindernisses erreichen kann. Glück gehabt. Ich konnte die Schnur mit der Rutenspitze erreichen und den Drill von Hand weiterführen. Alles ging gut. Ich, mittlerweile bis zum Bauchnabel klitschnass, manövrierte den prächtigen Schuppi in den Kescher.

Doch das war noch nicht ausreichend Hektik. Während ich den Fisch auf der Abhakmatte versorgte, schepperte die andere Rute los. Den Schuppi ab in die Sling. Kescher wieder aufbauen. Und weiter geht’s. Glücklicherweise ging beim zweiten Drill alles gut und ich freute mich über diesen Doppelpack in nicht mal einer halben Stunde. Wahnsinn.
Zurück zu Stefan ans Telefon. Gute Nachrichten – bei ihm lief es auch blendend. Tolles Wetter. Tolle Fische und endlich das Gefühl, dass die Karpfensaison auch in unseren Breitengraden so richtig losgehen kann.



Wenn Taktik und Zeit passen

Auch am folgenden Wochenende das gleiche Spiel. Die Fische waren am Start. Nachdem ich am Tag vorher wieder kräftig vorgefüttert hatte, setzte ich erneut beim Angeln überhaupt kein Futter ein. Wieder konnte ich zwei schöne Kameraden fangen. 
Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn es genau so weiterlaufen würde.



Jan Lintermanns

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Nash Marc and Alan