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Deine Story / 12.03.2016

Kais Story: 21 Nächte blank bis zum Ziel

Es war Anfang Januar. Mein Ziel? In einem Low-Stock-Gewässer meinen ersten 20-Kilo-Fisch zu fangen! Ich war so heiß darauf, die erste Nacht am neuen See zu verbringen, dass es bereits am 2. Januar das erste Mal für 2 Nächte losgehen sollte. Große Erwartungen hatte ich nicht, Hauptsache am Wasser sein, hieß die Devise. Mehr wurde aus dieser Nacht auch nicht, der erste lupenreine Blank für 2015 war eingefahren.

Nach dieser Ernüchterung und der damit einhergehenden Einsicht, dass das Angeln bei solch niedrigen Temperaturen an diesem dünn besetzten See wohl weitestgehend aussichtslos sein dürfte, wartete ich zunächst bis Ende März und begann jede Nacht, die ich irgendwie zeittechnisch freigeschaufelt bekam, mitzunehmen.

Mein Spot war von Anfang an klar: An einer riesigen versunkene Baumkrone auf 300m Distanz musste einfach irgendwann ein Fisch vorbeikommen. Ich wählte diesen Spot auch aus, weil ich wusste dass sich die Fische zum größten Teil am gegenüberliegenden Ufer aufhalten. Da die Bootsnutzung verboten war, schwamm ich von April bis August meine Ruten zum Platz und tauchte die Montagen auf den Spot.  Eine Rute direkt vor der Krone auf ca. 2,5 Meter, die andere an die abfallende Kante ca. 4-5 Meter tief. Mir war bekannt, dass der See mehr als ein Dutzend guter Fische beherbergt, die es jedoch erst einmal zu überlisten galt.
 
Die Bedingungen

Ca. 50 Fische auf 20 Hektar, die alle schon einmal an dem ein oder anderen Haken hingen, ein Hotspot neben dem anderen und im Sommer massig Kraut… Harte Bedingungen, die mir von Anfang an klar machen sollten, dass ein Erfolg hier hart erkämpft werden musste. Doch das alles hielt mich keineswegs von meinem Ziel ab.

Taktik und Ernüchterung

Ich bestückte eine Rute immer auffällig, meistens mit weißen Boilies. Mal einzeln, mal als Snowman und manchmal sogar eine richtige Instantbombe, doch es half alles nichts. Nacht für Nacht blankte ich mir den A**** weg. Ob alleine oder zu zweit, kein Pieper! Es waren einfach keine Fische auf dem Spot. Das Futter lag meist immer einen Tag später genau wie am Vortag noch unebrührt auf dem Platz. Kopfzerbrechen und Verzweiflung machten sich in mir breit. Ich stand oft vor einem riesigen Berg voller Fragen. 

Warum beißt da nichts? Ich machte mir jedes Mal die Mühe meine Montagen abzutauchen, da liegt also alles perfekt. Das Blei in den Boden gedrückt, die Schnur am Boden entlang unter Kraut, Steinen oder Ästen „versteckt“. Die Fische standen einfach nicht an dem Ufer oder wollten einfach nicht meinen Hakenköder inhalieren. Anfang Mai kam dann endlich der ersehnte Pieper und ich fing meinen ersten Fisch. Eine Brasse! Aber selbst über diese Brasse habe ich mich gefreut.

Neue Motivation

Mittlerweile hatte ich nun schon 21 Nächte blank auf dem Buckel. Ich hatte keine Lust mehr! Ich wollte schon alles hinschmeißen, doch nach einem Abend mit meinen Freunden, deren Unterhaltung nahezu ausschließlich von Gesprächen über das Karpfenangeln geprägt war, gewann ich wieder die dringend notwendige Motivation. Ich war wieder im Spiel! Ich erinnere mich noch heute an Simons Satz an besagtem Abend: „Nächste Session läuft der Dicke!“. Es war mittlerweile schon Ende August und ich hatte die Hoffnung dieses Jahr meinen ersten 20 Kilo Fisch zu fangen schon fast aufgegeben. 

Wo ist das Futter hin?

Nach den motivierenden Gesprächen zog ich wieder für zwei Nächte los. Dieses Mal mit meinem Namensvetter Kai. Ich beangelte dieselben Spots wie immer, wohingegen mein Kumpel auf die linke Seite des gegenüberliegenden Ufers fischte. Die erste Nacht verlief, wie nicht anders erwartet, mal wieder ruhig und wir waren am nächsten Tag gut erholt.  Nach einem deftigen Frühstück, ließen wir uns dann in unsere Stühle fallen und genossen den herrlichen Tag. Gegen Mittag beköderte ich meine Ruten neu. Als ich die Montagen hinunter tauchte, bemerkte ich mit Verwunderung, dass kaum noch Futter auf dem Platz lag. Sofort schoss mir Simon´s Satz in den Kopf…

Sollte ich meine Chance doch noch bekommen? Wer weiß! Nachdem ich die Ruten präzise neu gelegt hatte, verging der Rest des Tages mal wieder wie im Flug. Nach einem leckeren Abendmahl zog es uns letztlich auf die Bedchairs.

Was lange währt…

PIIIEEEP! Endlich! Fullrun! Es war zwei Uhr in der Nacht und die Schnur meiner rechten Rute wurde förmlich von der Rolle gerissen. Ich konnte es nicht glauben, doch ich war blitzschnell am Ort des Geschehens. Also ab ins Boot und dem Fisch entgegen. Als ich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich über ihm war und ihn das erste Mal sah, wusste ich direkt, das ist „Er“. Ich fing an zu zittern und es wurde ein nervenaufreibendes Spiel, doch letztendlich konnte ich einen langen, bulligen, großen, alten Spiegler keschern und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich schrie über den See: „Jaaaa! Jawohl!“

Ich paddelte mit riesiger Erleichterung zurück zum Platz. Ich hatte es geschafft! Es war unglaublich, dass der erste Karpfen direkt mein gesetztes Ziel erfüllte und Simon Recht behielt. Die Waage zeigte 21,1 Kg und die Matte war it dem Fisch so gut wie ausgefüllt. Um den Landgang nicht unnötig in die Länge zu ziehen, schossen wir die Fotos umgehend und entließen den alten Kämpfer wieder in die Freiheit — was für ein Fisch!

Ziel erreicht 

Dranbleiben und gute Freunde haben, die einen immer mal wieder aufbauen und in die richtige Richtung stoßen, waren der Weg zum Erfolg. Er war steinig und schwer, doch mir wurde einmal mehr klar, wie wichtig es ist, seine Ziele nicht aus den Augen zu verlieren!

Tight Lines,

Kai Köttelwesch

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.