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Deine Story / 01.11.2016

Marco Lückenhaus: Kein Licht im Chaos

Jaja, mal eben schnell für eine Nacht angeln fahren dachte ich mir. Das Tackle war soweit noch gepackt, Boilies vorrätig und ein paar Tigernüsse hatte ich ja auch noch da. Perfekt. Eigentlich. Denn dass sich alles auf den Kopf stellen kann, wenn man nur ein Utensil vergisst, hätte ich nie gedacht. Meine wohl chaotischste Angelnacht des Jahres:

Die Ausgangssituation

Nachdem ich einige Tage beruflich unterwegs war, hat es mich so sehr in den Fingern gejuckt, dass ich einfach ans Wasser musste. Schnell die wichtigsten Sachen zusammen geschmissen und los ging es.

Ziel war das Gewässer meines Vertrauens:  Eine verkrautete Kiesgrube, an der ich eigentlich schon immer angle.
Ja, es hat mich so sehr nach draußen gezogen, dass ich mir weder Gedanken über das Wetter, noch über Luftdruck oder sonstige Bedingungen gemacht habe. Einfach eine Nacht draußen verbringen. Das war mein Antrieb.

Einfach instant, einfach geil

Meine Lieblingsstelle war zum Glück frei - na gut, es war ja auch mitten in der Woche. Von der kleinen Landzunge fische ich sehr Ufernah, keine 7m draußen.
Instant funktioniert hier wunderbar, da die Spots scheinbar auf den Zugruten der Fische liegen. Geangelt habe ich folgendermaßen: Eine Rute habe ich mit einer Tigernuss und einem pinken Pop-Up-Fake-Maiskorn bestückt. Dabei treibt das Maiskorn stark genug auf, dass Nuss und Fake-Mais kurz über dem Haken schweben - super fängig.

Die andere Rute habe ich mit einem Schneemann, bestehend aus einem gesoakten MVB Hookbait der Firma Badgers Best und einem der pinken Squid-Poppaz versehen. Das ganze mit dem passenden Tough Doug ummantelt ist eine super Instant-Kombi!

Mit dem ersten Fisch kam das Chaos

Schon als ich meine Sachen aufgebaut habe viel mir etwas in meiner Tasche auf: Meine Stirnlampe fehlte. Mist! Das ist mir vorher noch nie passiert. Nachdem ich das letzte Mal sehr früh zusammenpacken musste, habe ich sie scheinbar nicht aus meinem Rucksack ausgepackt. Der stand jetzt natürlich zuhause. Zum Glück hatte ich ja meine zweite Stirnlampe im Auto - also alles cool. Denkste! 

Gegen 22:30 lief der erste Fisch. Ein schicker kleiner Spiegler landete auf der Matte und wurde fix abgelichtet. Und dann beim Releasen passierte es: Das Licht meiner „Zweitlampe“ wurde immer schwächer und erlosch schließlich. Na super, dachte ich mir.

Kurzzeitig überlegte ich, es sei nur vernünftig zusammen zu packen. Kein Mondlicht und keine Ersatzbatterien. Also was tun?

Aufgeben ist keine Alternative

Bevor ich den den Gedanken ans Einpacken zu Ende denken konnte, landete die Montage wieder im Wasser. Aufgeben, du spinnst doch!Und da Not ja bekanntlicher Weise erfinderisch macht, habe ich mir einfach eine Stirnlampe gebaut. Handy-Taschenlampe an und ab damit in den Verschluss meiner Zilla-Cap - die vergesse ich nie, im Gegenteil zur Stirnlampe in dieser Nacht! Sitzt wackelt und hat Luft - weiter geht es.

Bis Mitternacht konnte ich einen kleinen Schuppi landen und stellte fest: Die improvisierte Stirnlampe ist gar nicht übel. Nur eines bereitete mir Sorgen. Die Lampe hatte mittlerweile so viel Akku gezogen, dass es kritisch wurde. Und was soll ich sagen? Das Schicksal forderte mich heraus. Noch während der Fisch auf der Matte lag wurde es mit einem Schlag dunkel. F**k! 

Die Sinne schärfen 

Vielleicht wäre es Verantwortungsvoller gewesen nun einzupacken. Aber diese Nacht lief bisher so gut, dass ich es einfach nicht lassen konnte. An Schlaf war nun nicht mehr zu denken. Doch wie ich so wach auf meinem Bed Chair lag merkte ich, wie sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnten. Das gab mir wieder Hoffnung. Kurze Zeit später, es war mittlerweile 4:00 Uhr schrie der Bissanzeiger los. Die Herausforderung begann. Etwas vorsichtiger als sonst bei meinen Schritten, lief es dennoch überraschend gut.

Das einzige was für Licht sorgte war jetzt der Blitz meiner Kamera. Nach ein paar Bildern, durfte der bisher beste Fisch der Nacht wieder schwimmen.

Es hat sich gelohnt zu bleiben

Trotz völliger Dunkelheit landete die Tigernuss einige Momente später wieder auf dem vorgesehenen Platz. Circa eine Stunde später umschlungen die Maschen meines Keschers einen schönen Spiegler mit markanter Schwanzflosse, der zu meinem Glück noch bis zur Morgendämmerung wartete.

Endlich! Es war hell. Ich hatte die Nacht ohne Knochenbrüche überlebt. Völlig erschöpft von dem wenigen Schlaf viel ich wieder auf die Liege, nachdem die Rute wieder lag.

Keine zehn Minuten nachdem ich mich hingelegt hatte, wurde ich von einem vertrautem Geräusch geweckt. Nein, es war nicht das Piepen des Bissanzeigers. Nachdem ich meine Gedanken geordnet hatte, habe ich festgestellt, dass es die Bremse meiner Rolle ist, die da vor sich hin rattert. Ich Idiot hatte vergessen den Bissanzeiger wieder Einzuschalten!

Sofort sprang ich explosionsartig zu meiner Rute und merkte am anderen Ende einen besseren Fisch. Circa zehn Minuten später schwamm er dann im Kescher und ich wusste nicht ganz ob ich die Situation richtig einschätzte. Als ich den Fisch dann auf die Abhakmatte gehoben habe konnte ich mir ein lautes „Yes“, das über den ganzen See hallte, nicht verkneifen.

Den krönenden Abschluss meiner Chaos-Nacht machte ein makelloser Schuppi, der 15 Kilo Klasse.
Beim Ablichten dieser Schönheit konnte ich mir das Lachen nicht verkneifen. Zu verrückt war diese Nacht!

Die Momente die zählen

Noch heute erinnere ich mich in den kleinsten Details an diese Nacht. Bereuen tue ich nichts - ganz im Gegenteil. Denn es sind genau diese Nächte, diese Momente des völligen Chaos und die unbeschreiblichen Gefühle, wenn schlussendlich doch alles gut geht, die dieses Hobby so besonders machen. Keine noch so hohe Zahl auf der Waage kann es mit diesen Gefühlen aufnehmen.

Für mich nicht nur die chaotischste Nacht des Jahres, sondern auch die geilste!

P.s.: Denkt immer schön an eure Stirnlampen ;-)

Alles Liebe,
Marco Lückenhaus

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