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Deine Story / 15.01.2017

Svens Saison 2016: Teil 2 - zurück im Flow

In drei spannenden Storys blickt HZ Baits Teamangler Sven Ihne auf seine Saison 2016 zurück. Nachdem Sven in Teil 1 sein neues Revier in Deutschland erkundete und einiges an Ausdauer mitbringen musste, bis die ersten Fische im Kescher waren, geht es in diesem Teil mit Kumpel Tobi auf Frankreichtour…

Es war soweit. Das Frühjahr ging in die heiße Phase vor der Laichzeit. Die Periode, in der die Wassertemperaturen sich zwischen 16 und 20 Grad bewegen, bringen meist intensive Fressphasen der Karpfen mit sich. Klar könnte dieser Zeitraum auch an meinem Parksee die Wende bringen, jedoch fing ich im weiteren Verlauf (meiner Angelei, die ich in Teil 1 beschrieben habe) nur zwei Schleien und hatte einfach keinen Bock mehr, dort meine komplette Zeit in diesem Frühjahr zu vergeuden.

Der Countdown läuft

Bis zur Laichzeit war es nun plötzlich nicht mehr weit und ich musste mich ranhalten, wenn vorher noch etwas Spektakuläreres passieren sollte. Ich konnte mich hier mit dem zufrieden geben, was ich erreicht hatte, alles andere wäre in diesem Moment Augenwischerei gewesen.

Also wurde kurzerhand umgeplant. Es dauerte nicht lange bis ich in Tobi einen Partner fand und wir einen gemeinsamen Termin fanden, um einen längeren Trip einzulegen. Er hatte sofort Bock was zu starten und abgesehen davon, waren wir beide schon locker 5 Jahre nicht mehr zusammen unterwegs gewesen.

Wir wollten Wasser – viel Wasser!

Es dauerte keine drei Tage und schon verzurrten wir unsere beiden Faltboote auf dem Dach meines Kombis. Let`s go, was sind schon 500km mit einem alten Freund wenn man sich lange nicht gesehen hat. Das Ziel war klar definiert, wir wollten Wasser, viel Wasser. Unter 600ha Wasserfläche fangen wir gar nicht erst an, witzelten wir auf der Fahrt zum ersten Ziel.

Bis wir unsere Erlaubniskarten besorgt hatten war es mittlerweile später Nachmittag. Nun mussten wir am ersten Zielgewässer den Kombi noch über diverse Waldwege quälen, um auszukundschaften wie viele Autos auf den Parkplätzen standen, um ein ungefähres Bild davon zu bekommen, wie viele Angler am See waren.

Wir hatten Glück. Die verschiedenen Parkplätze waren fast alle leer. Als ich die Watthose herauskramte um die Wassertemperatur im tieferen Wasser zu messen, fiel die Entscheidung: Wir bleiben hier. 17 Grad und die Wettervorhersage der nächsten Tage sagten uns mehr als zu.

Da hängt was dran…

Am ersten Morgen bekommt Tobi auf eine seiner Ruten einige Pieper, welche wir aber gepflegt ignorieren und uns beide nochmal auf den Liegen umdrehen. Beim Frühstück fällt die Entscheidung, eine andere Stelle zu suchen und so fangen wir gemütlich an zu Packen. Als die Boote beladen sind müssen wir nur noch die Ruten einkurbeln und können dann weiterziehen.

Aufgrund der Tatsache, dass die Rute mit den einzelnen Piepern fest sitzt, verstauen wir erst die anderen Ruten und stechen dann in See, um die letzte Montage mit dem Boot zu bergen. Ich bin schon einige Meter vor gerudert als ich Tobi rufen höre. Also umdrehen und hin da. Tatsächlich hängt irgendwo in diesem riesigen Krautberg ein Fisch am Band, und was für einer. Das Teil mit den vollgeladenen Booten zu bergen, ist eine heikle Angelegenheit, aber irgendwann kann ich ihn keschern, während Tobi im anderen Boot mit der Rute herumhantiert. Wahnsinn, voll der Brummer!

Einstand mit PB

Wir schlagen ein zur Gratulation und machen uns auf zum Ufer, um zu begutachten was da im Netz liegt. Uff, erster Fisch des Trips für Tobi und gleich neuer PB. Jawohl, jetzt sind wir endgültig geflashed und haben kein anderes Thema mehr. Sich freuen, Fotos machen, sich weiter freuen und dann bloß schnell los zur Location-Tour, die Jungs scheinen Bock zu haben...

Wir paddeln über die große Wasserfläche, die Sonne scheint und leichter Wind lässt ruhige Wellen entstehen, dazu haben wir soeben einen 23,4 kg Fisch abgelichtet. Das Leben könnte aktuell nicht schöner sein...

Immer der Nase nach

Was uns auffällt, das Wasser wird in der Richtung in die wir Rudern, wärmer. Die Sonne und der leichte Süd- West Wind scheinen ihre Wirkung zu zeigen. Mittlerweile haben wir knapp 19,5 Grad Wassertemperatur als wir in die große mit Schilf bewachsene Bucht einbiegen. Das riecht nach Fisch, da sind wir uns sicher und steuern eine der kleinen Schneisen im Schilf an.

Nach einer schnellen Lagebesprechung sind wir uns einig und fangen an die Boote zu entladen. Es ist mittlerweile sehr schwül geworden und das Arbeiten in der Wathose wird zu einer ekeligen Angelegenheit. Dazu hunderte von Mücken: Nun sind wir endgültig zurück in Nordfrankreichs Wildnis.

Nach ca. 4h harter Arbeit, ich mache gerade Kaffee, pfeift die erste Rute los. So wie die abrattert, sieht es verdächtig nach einem Welsbiss aus. Wir können es nicht mehr ändern, also ab ins Boot und hinterher. Der Kaffee muss warten. Und tatsächlich, die Schlagschnur schlängelt sich einige Meter durch das Schilf und am Ende hängt einer dieser schwarzen Wasserschlangen.

Nachdem die Rute neu ausgebracht wurde, kehrt endlich etwas Ruhe ein, lediglich der Regen wird stärker und scheint auch in der Nacht nicht aufhören zu wollen. Im Morgengrauen weckt mich ein Biss auf meine weiteste Rute, welche wieder mit dem Activ Plum an einer Schilfkante liegt. Als ich im Regen zum Spot rudere, muss ich erneut über diesen Köder schmunzeln, was für geile Dinger das doch sind, denke ich mir und befreie die Schnur ein weiteres Mal aus dem Kraut auf meinem Weg zum Fisch.

Und tatsächlich, der Fisch ist ins Freiwasser geschwommen. Nach kurzem hin und her kann ich ihn keschern. Yes, so habe ich mir das vorgestellt, das ist Balsam für die Seele nach diesem hartnäckigen Frühjahr.

Ein Fettner folgt dem nächsten

Beim Versuch den Fang in das Boot zu heben, muss ich erneut ansetzen, das ist ein gutes Zeichen.Als ich zurück zum Ufer paddele steht Tobias schon rauchend im Schilf und beobachtet mich. Ich strecke die Faust in die Luft, dadurch weiß auch er: Wir haben den nächsten Fettner im Netz. Beim Wiegen stockt uns der Atem, bei etwas über 24 Kg bleibt der Zeiger kleben und wir rasten kurzzeitig aus.

Zwei Angeltage und zwei solche Fische, da ist es ganz egal, an was für einem Gewässer man sich befindet, es gleicht einem Geschenk des Himmels. Dass den folgenden Tag über an all unseren acht Ruten nichts passiert, stört uns überhaupt nicht. Es ist ganz selbstverständlich, dass wir noch eine weitere Nacht am gleichen Spod dranhängen.

Flucht vor der Plage

Nächster Morgen, andere Rute, gleiches Spiel. Ergebnis, 20,8 Kg. Was geht hier ab? Als ich Tobi wecke um ihm vom nächsten spektakulären Fang zu berichten, benötigt er eine Weile bis er rafft was ich ihm erzähle. In dem Moment pfeift die nächste Rute los: Wels. Das wiederholt sich am frühen Morgen noch 4 Mal. Für uns heißt das, trotz zwei massiver Spiegelkarpfen den Platz zu wechseln.

Sind die Welse erst mal vor Ort wird es schwer einen weiteren Karpfen zu fangen, so die Erfahrung. Wir sind uns einig, jetzt passt gerade alles zusammen. Das wechselhafte Wetter, der Wind- und damit zusammenhängend der wärmere Bereich des Gewässers - das sind perfekte Konditionen, welche man selten durch Zufall erwischt. Bis wir am nächsten Spot ankommen ist es später Nachmittag. Wir sind vom Regen durchnässt und es hat sich stark abgekühlt. Ein Starker Wind drückt voll auf unser Ufer. Somit fischen wir dieses Mal fast alle Ruten nah vor den Füssen.

Wir sind uns sicher, dass sich die Glückssträhne fortsetzen wird. Bis spät in die Nacht bleiben wir wach, stehen immer wieder in unseren Watthosen im Wasser, lassen uns den Wind um die Ohren pusten und feiern die sagenhafte Atmosphäre. Umso verwunderter sind wir am nächsten Tag. Bis zum Frühstück ist an allen acht Ruten nichts passiert. Ein neuer Plan muss her…

Sven Ihne

Wie dieser Trip, bei dem bis jetzt alles passte, weitergeht und wie Sven seinen Herbst 2016 erlebte, erfahrt ihr im dritten und letzten Teil „zwischen Alltag und Sehnsucht“… Seid gespannt!

Wer Teil 1 - im neuen Revier noch nicht gelesen hat, findet ihn hier.:

www.carpzilla.de/mag/deine-story/svens-saison-2016-teil-1-das-neue-revier-8976.html

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.