Suche
Interview / 10.06.2015

Korda Gratis DVD: Christopher Paschmanns über Dreharbeiten und Druck, Cassien und Konsequenzen

Die Korda Masterclass Free DVDs sind in den letzten Jahren sehr beliebt geworden. Einzig die englische Sprache war für deutsche Karpfenangler ein Wehrmutstropfen. Die Meldung, dass nun die erste deutsche Masterclass kommt, sorgte für Begeisterung. Als dann auch noch bekannt gegeben wurde, dass für die Dreharbeiten mit Marketing Manager Christopher Paschmanns und den Carp Gypsies (Alex Kobler und Freundin Caroline, bekannt aus: Alex steigt aus) an öffentlichen Gewässern gedreht wurde, war die Sensation perfekt.

Seit einigen Wochen liegt die 1. deutsche Masterclass in den Geschäften der Korda Händler und auch im Carpzilla Shop wird die Scheibe allen Paketen kostenfrei beigelegt! Wir berichteten ausführlich. Heute sprechen wir mit Christopher über die Idee, die Dreharbeiten, die Produktion, Schwierigkeiten und natürlich auch über die ersten Resonanzen!

1. Carpzilla: Hallo Christopher, wir wissen Du hast derzeit viele Verpflichtungen als frisch gebackener Papa, mit Korda-Drehs und der Verwirklichung der Keep the Spirit Tutorial-DVD. Deshalb freuen wir uns ganz besonders, dass Du Dir die Zeit für dieses Interview nimmst. Wollen wir beginnen, zunächst interessiert uns und sicher auch viele Leser, wie es überhaupt dazu kam, dass eine deutsche Masterclass produziert wurde. War das Deine Idee? Wie konntest Du die Firmenzentrale in England von diesem Projekt überzeugen? Schließlich sind die Kosten und Mühen für Filmproduktionen hoher Qualität nicht gerade gering.

Christopher Paschmanns: Hey Volker, nun, irgendwie war es mir von meinem ersten Arbeitstag bei Korda an klar, dass ich mich diesem Projekt früher oder später annehmen würde. Die englischen Tackle, Tips and Tricks und später dann Masterclass-DVDs sind super beliebt, aber eben in englischer Sprache. Nicht jeder ist dem typischen Londoner Kauderwelsch mächtig, dass Danny, Ali & Co so in die Kamera kauen ;-). Und das mit den Untertiteln ist so eine Sache. Jedenfalls wurden die Stimmen in den Jahren immer lauter, die nach einer deutschen Gratis-DVD verlangten. Auch die gezeigten Angelarten waren auf viele unserer Gewässer nicht wirklich übertragbar.

Mit der zweiten englischen Masterclass hat sich das schon geändert: Darrell und Danny angeln an einem belgischen Low Stock-See, Danny und Ali an einer italienischen Kiesgrube. Dennoch, die englische Masterclass richtete sich bisher in erster Linie an ein englisches Publikum. Gefischt wurde an typisch englischen Gewässern oder im Ausland an kommerziell bewirtschafteten Seen. Die Idee, das Konzept auch in anderen Ländern umzusetzen, bestand schon lange. Doch ich habe es nach meinem Jobeinstieg sehr vorangetrieben und im Winter 2014 wurde fest beschlossen: Wir machen das!

CZ: Wurden denn parallel zur deutschen Masterclass auch für andere Länder, z.B. für Frankreich, Benelux oder Italien, spezielle Masterclass DVDs produziert oder ist die deutsche DVD ein Novum?

CP: Neben der deutschen Masterclass wurde eine in Frankreich produziert. Dafür haben sich mein Marketing-Kollege Bruno Medou und Teamangler Pierre Meyer mächtig ins Zeug gelegt! Bruno angelt im ersten Teil an einem wunderschönen wilden Fluss und muss sich durch Döbel und Waller kämpfen, bis er an Karpfen kommt. In Teil zwei erlebt Pierre Meyer am 3Iles-See (kommerziell bewirtschafteter See von Carpa-Sens) die Session seines Lebens mit Fischen bis 33 Kilo! Sein großer Schuppi ziert auch das Cover der französischen DVD. Die wird es übrigens bald mit Untertiteln auf der Homepage zu sehen geben. Die deutsche geht auch bald online, mit englischen Untertiteln.

CZ: Auf Deiner Facebook Seite schreibst Du, dass das Projekt nicht nur die die bislang größte Herausforderung in Deinem Job bei Korda war, sondern dass die DVD stellenweise auch auf Messers Schneide stand. Kannst Du uns erklären warum?

CP: So eine Produktion hat eine Menge mit guter Organisation zu tun. Du brauchst einen Termin, an dem zwei professionelle Kameramänner und Teamangler Zeit haben, ein Gewässer zur Verfügung steht, die Rahmenbedingungen passen und so weiter. Passende Gewässer zu finden ist die erste große Hürde... Da will ich jetzt gar nicht zu sehr ins Detail gehen. Dann der Termin: Endlich ist einer gefunden, an dem alle können. Die Kameramänner werden fest gebucht und was passiert? Genau, das perfekte Angelwetter mit Südwestwind und Tiefdruck wechselt auf eine ausgedehnte Hochdruckphase. Die Fische sammeln sich unter der Oberfläche. Am ausgewählten Gewässer bedeutet das: tote Hose! Denn ein Video übers Oberflächenangeln ist nicht geplant . So etwas ist nicht repräsentativ, denn unter solchen Umständen investiert kein Mensch viel Zeit am Wasser.

Jedenfalls mussten wir einen gut vorbereiteten Dreh canceln, weil uns die Bedingungen einen Strich durch die Rechnung machten. Es stand aber kein Ausweichtermin mehr zur Verfügung. Und so kam es, dass ich den ersten Teil der Masterclass auf eigene Faust und mit nur einem Kameramann in aller letzter Sekunde abdrehte – zum Glück verlief der Dreh mehr als gut... Aber es war ganz schön knapp. Der Cassien-Dreh war eine echte Mammutaufgabe und ich habe sehr viel aus unseren „Fehlern“ vor Ort gelernt. Vier Tage sind eben ziemlich wenig für einen 40-Minuten-Film von so hoher Qualität. Die ersten beiden Tage sah es überhaupt nicht gut aus. Doch wenn ich so zurückblicke bin ich schon auch stolz auf Alex, Caro, mich und die Crew, dass wir das Ding in so kurzer Zeit geschaukelt haben und noch recht erfolgreich waren...  

CZ: Kannst Du uns etwas mehr über die Gewässerauswahl verraten. Als ihr vor einem Jahr am Cassien gedreht habt, waren das Nachtangelverbot und besonders die Intensivität der Kontrollen noch sehr frisch (neu und unvorhersehbar). Warum habt ihr euch dafür entschieden, unter diesen erschwerenden Umständen und bei so wenig zur Verfügung stehender Zeit trotzdem ausgerechnet dort zu drehen?

CP: Ganz einfach: Wir wollten die harte Tour! Authentisches angeln, nicht an einem gut besetzten Privatsee oder Paylake, der womöglich noch extra für unseren Dreh gesperrt wird. Das Risiko sind wir bewusst eingegangen! Und wir haben uns absolut an alle bestehenden Regeln gehalten. Das soll auch eine Vorbildfunktion haben! Es ist auch weiterhin möglich, dieses herrliche Gewässer zu befischen – trotz Nachtangelverbot & Co. Ich würde sogar sagen, besonders jetzt: Denn halten sich alle an die Regeln, werden die Karten jeden Morgen an der Bootsslippe neu gemischt. Ein weiterer Grund für die Gewässerwahl ist selbstverständlich, dass jeder Angler den Lac de St’Cassien kennt. Viele waren schon dort und können sich damit identifizieren. Andere träumen davon, auch einmal dort hinzufahren. Und wieder andere sind beeindruckt von der Schönheit des Sees – mit einem Film über den Cassien können und wollen wir also viele Menschen inspirieren.

Noch ein Grund ist, dass Korda mittlerweile eine ganze Reihe an Produkten hat, die für solche Gewässer mit allen ihren Hindernissen entwickelt wurden. Und der letzte Grund: Der Lac de St’Cassien ist unter Karpfenanglern das berühmteste Gewässer der Welt! Hier wurde die Erde schon so oft verbrannt und das Paradies wuchs erneut zu voller Größe. Wenn wir dort einen Film machen und – was sonst natürlich tabu ist und bleibt – den Gewässernamen nennen, treten wir niemandem auf die Füße.

CZ: Was glaubst Du, wie die Entwicklung am Lac de St. Cassien weitergeht? Derzeit scheint die Guarde de Peche unglaublich spitz darauf zu sein, besonders ausländischen Anglern bei einem längeren Aufenthalt am See das Leben schwer zu machen. Befürchtest Du, dass durch eure DVD die Härte der Kontrollen vielleicht sogar noch weiter zunimmt? Schließlich werden es spätestens jetzt wieder mehr deutsche Karpfenangler wagen, ihr Glück am Heiligen See zu versuchen?

CP: Ich hoffe, dass wir viele Angler dazu inspirieren können, diesem Traumsee einen Besuch abzustatten. Und ich hoffe, dass sich diese Angler – wie wir – an die paar Regeln halten. Die Kontrollen sind extrem hart und das absolut zu recht. Denn so ziemlich jede Grenze wurde an diesem See überschritten, es wurde maßlos übertrieben. Ich selbst will mich da gar nicht ausschließen und hier auch erwähnen, das ich bereits selbst schlechte Erfahrungen mit den Kontrolleuren machte.

Es scheint, dass sie besonders ausländischen Anglern auf die Finger klopfen, um die Nachricht zu verbreiten: Jetzt dulden wir es nicht mehr. Natürlich ist das schade, vorbei die Zeit der lauen Sommernächte an diesem Traumsee. Doch es gibt schöne Camping-Plätze in der Nähe. Wir haben eine (zur Abwechslung mal) sehr nette Dame der Guarde de Peche auf unserem Cassien-Film und Alex, der etwas französisch spricht, interviewte sie zu den Regeln und erklärte ihr, was wir vorhaben. Sie fand die Idee gut, in einer DVD über das Reglement aufzuklären und zu zeigen, dass es auch ohne illegales Nachtangeln geht.

Ich weiß jedenfalls: Wenn ich das nächste mal hinfahre, dann mache ich dort Urlaub. Ich würde auf einem Campingplatz schlafen und morgens ohne Eile an den See fahren, um bis abends zu fischen. Die meisten großen Karpfen beißen dort eh um die Mittagszeit. Für unseren Film hatten wir nur vier Angeltage Zeit, die haben wir natürlich voll genutzt: um 4 Uhr aufstehen und so...

CZ: Wie hat sich die Planung bei der Herbst-Session am Baggersee verhalten. Sicher gab es auch dort Hürden, z.B. mit anderen Anglern. Konntest Du Dich, z.B. durch Anfütterung eines oder mehrerer Plätze, auf die Session und die Dreharbeiten vor Ort vorbereiten?

CP: Bei diesem See handelt es sich um ein öffentliches Gewässer, das von einem Verein bewirtschaftet wird. Ich habe da auf Tageskarten geangelt. Anfüttern ist untersagt. Meine Vorbereitung bestand darin, eine gute Wetterphase abzupassen und dann sehr mobil zu angeln – genau so, wie ich es im Film zeige. Und das lief wirklich gut. Ich hatte das Glück, gleich zwei der größten mir bekannten Karpfen dieses Gewässers zu fangen. Ein Gewässer dieses Typs ist sozusagen der deutsche Durchschnittssee, mit dem sich wirklich jeder identifizieren kann: nicht zu große und nicht zu klein, ein vernünftiger Bestand, die Chance auf einzelne, bessere Fische. Typische Karpfenangler-unfreundliche Regeln wie Futter- oder Bivvy-Verbot kommen dazu.

Ich wollte zeigen, dass sich solche Gewässer auch anders angehen lassen als mit der üblichen Sessionangelei. Das hat geklappt. Doch nach dem Dreh hängte ich noch einen Tag für mich dran. Einfach, um die ganze Aktion Revue passieren zu lassen und frei, nur für mich, noch einen Fisch zu fangen. Das Barometer kletterte von rund 1000 Hp auf 1025, kein Wind mehr, die Sonne brannte – und ich fing auf dem Platz, der noch einen Tag zu vor so gut lief gar nichts mehr! Die Fische reagieren dort sehr empfindlich auf Druckschwankungen. Und ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was passiert wäre, wenn wir den Dreh eine Woche später angesetzt hätten...

CZ: Seit einigen Tagen liegt die fertige DVD nun bei den deutschen Korda-Händlern aus. Gibt es bereits Feedbacks oder Resonanzen?

CP: Ja, ich habe etliche Nachrichten bei Facebook bekommen und wurde auch am Wasser bereits angesprochen: Die Leute lieben den Streifen! Besonders gefällt mir, dass vielen aufgefallen ist, wie viel Atmosphäre und Story die Filme haben, ohne es mit der Produktplatzierung zu übertreiben. Alle wünschen sich, dass die Masterclass in Deutschland in Serie geht und das wird sie. Eine Kritik war, dass die DVD zu kurz ist. Noch können wir keine längere stemmen, doch mal sehen, wie es sich entwickelt.

Über einen Post musste ich richtig lachen: Jemand schrieb, ich solle mich nicht anstellen wie Danny Fairbrass wenn ich Fische keschere. Ein witziger Kommentar. Wenn ich alleine bin denke ich: Komm ins Netz! Ich sage es natürlich nicht. Doch vor der Kamera willst du den Moment artikulieren. Mein Hauptkameramann ist allerdings englischsprachig. Ich mache also meine Präsentationen auf Deutsch, wir reden aber englisch. Und andauernd bringe ich das durcheinander. Wir haben etliche Aufnahmen rauswerfen müssen, in denen er mich ermahnt: „Speak german Chris!“ Und es ist bei Korda-Drehs längst Standard, dass wir Danny aufs Korn nehmen und rufen: „Come on!“

CZ: Eine Kritik haben wir allerdings häufiger gehört, oder besser eine Frage: Wann bringt ihr die deutsche Masterclass endlich online auf der Website oder bei Youtube?

CP: Ja, das werde ich täglich etwa 50 Mal gefragt. Und meiner Meinung nach sollte sie längst on sein. ABER: Diese DVD ist nicht nur ein Service für den Verbraucher, sondern eben auch für den Ladenbesitzer, der sich natürlich auch freut, wenn mehr Kunden kommen, weil es die neue DVD gibt. Ich kann den Ärger vieler verstehen, die in ihrer Nähe keinen Shop haben. Doch die meisten großen Online-Shops packen die DVD zu den Bestellungen – Carpzilla ja auch – und versprochen, die deutsche Masterclass geht bald online. Aktuell bekommt die Korda Website einen Relaunch und wenn der durch ist, sollte es mit der Masterclass nicht mehr lange dauern. Die Untertitel sind bereits in der Übersetzung. Und diesmal können sich die Engländer ärgern, dass sie nix verstehen und zu den Bildern lesen müssen.

CZ: Christopher, wir bedanken uns für das ausführliche Interview zur und rund um die neue Deutsche Korda Masterclass. Weißt Du schon wie es in diesem Jahr weitergeht. Erwartet den deutschen Karpfenangler vielleicht schon in absehbarer Zukunft ein weiteres Projekt dieser oder ähnlicher Art?

CP: Ja! Und diesmal stehen die Drehtermine schon deutlich früher. Wir filmen im Juni und September mit zwei bekannten Namen aus dem Korda Team. Viel mehr will ich aber noch nicht verraten. Übrigens filmen auch meine englischen Kollegen in 2015 wieder auf Hochtouren. Erst kürzlich waren sie sehr erfolgreich am ungarischen Balaton! Und in den nächsten Monaten ist Korda UK in den Niederlanden und Österreich auf Tour. Es gibt also nächstes Jahr wieder viel zu sehen. 

Das Interview führte Carpzilla Redakteur Volker Seuß mit Christopher Paschmanns Anfang Juni 2015.

Tags:
Partner
Nash Marc and Alan