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Maroc Blog / 27.08.2017

Maroc Blog #7 - Leben wie vor hunderten von Jahren

Ein langer Traum, ein großes Abenteuer, eine ferne Reise über Berg und Tal - durch 5 Länder und über ein Meer - immer der Sonne entgegen in Richtung Afrika. Natürlich auch dieses Mal mit dem VW-Bus - nicht dem Flugzeug… 
Unser Ziel: der Bin el Ouidane im Atlasgebirge von Marokko. Unsere Mission: ein neuer Kinofilm. Im Maroc Blog erzählen wir in mindestens 10 Episoden von unserem Road-Trip nach Nordafrika und natürlich von unserem Angel-Abenteuer in Marokko.

Mark erzählt:

Schweren Herzens verlassen Felix und ich schon nach wenigen Tagen Angeln den sorgfältig aufgebauten Futterplatz. Wie sich die Dinge ergeben haben ist nicht optimal. Aber wir haben keine andere Chance. Der Fastenmonat Ramadan steht in wenigen Tagen an. Ein Monat in dem die Leute ihre Aktivitäten drastisch zurückschrauben. Wenn wir Land und Leute in alltäglicher Form einfangen möchten, dann ist dies die letzte Gelegenheit. Der Pickup holpert über das ausgetrocknete Ufer hoch in Richtung Straße. Im Rückspiegel huschen unsere beiden Hunde ums Camp, Volker ist derweil beschäftig etwas rund ums Angeln zu organisieren. Er hat uns schon vergessen und versinkt tief im Angeltunnel. 
In den ersten Tagen haben wir mit massig gefüttertem Mais den Platz schnell zum laufen bekommen. In den Folgetagen schließlich zunehmend auf Boilies umgestellt. Mittlerweile laufen die Boilies wie zuvor der Mais, aber das Durchschnittgewicht, der gefangenen Fische, ist bedeutend höher. Es ist nur eine Frage der Zeit bis die ersten Bomben fallen, dessen sind wir uns sicher. 

Ein einmaliges Abenteuer beginnt
 
Aber wir richten unseren Blick nach Vorne und umso weiter das blaue Glitzern im Rückspiegel verschwindet, umso mehr lösen wir uns vom Vibe des Wassers und schwingen uns auf die Vibration eines Abenteuers ein, das uns Bilder auf die Netzhaut brennen wird, die wir nie mehr vergessen werden.
Was uns in den nächsten Tagen bevor steht können wir nur erahnen, aber wir haben vollstes Vertrauen auf unsern Guide Hamid, Besitzer des Hotel Bin El Ouidane und Pächter des Angelrechts am See. Er versprach uns genau zu den Orten zu führen, die wir auf unserer Shot-List haben. Wir vertrauen ihm blind und unser Vertrauen soll schon bald belohnt werden. 
 
Mehr Stopps als Kilometer
 
Bereits nach wenigen Kilometern halten wir an einem Punkt an, von dem aus wir einen atemberaubenden Ausblick über den emporsteigenden Atlasgebirgskamm und den tief in seinem Tal gelegenen See bekommen. Solche Stopps reihen sich aneinander: Täler, Flüsschen, Dörfer in dramatischem Licht und emsige Marokkaner bei ihrer täglichen Arbeit, füllen schnell unsere Speicherkarten und leeren unsere Akkus. Aber nicht nur die der Kamera, sondern auch die persönlichen. „Zugedröhnt“ mit Eindrücken kommen wir um 23Uhr in einer von Hamid zuvor gebuchten Unterkunft an. Doch trotz minutenlangem klingeln, Hupen und vielen marokkanischen, wie englischen Flüchen macht niemand auf. Der Jeep wendet schließlich wieder auf dem viel zu engen Parkplatz, vor dem massiven Tor. Gerade als wir eben dieses hinter uns lassen sehen wir Licht im Rückspiegel. Das ging grade noch mal gut! 
Die Damen des Hausen mussten sich allem Anschein nach erst noch gesellschaftsfähig ankleiden, bevor sie öffnen konnten. 
 
Good Night! Denkste?!!
 
Angekommen in unserem Zimmer wünscht uns Hamid gute Nacht. Doch für uns heißt es zu allererst Ladegeräte positionieren und Akkus laden. Alles ist leer und die Steckdosen rar gesät. Ein Glück das wir die zwei Loungeboxen vom Angelplatz mitgenommen haben! Ich hatte schon so was vermutet. Nach einigen Minuten blinken überall im Zimmer rote, weiße und blaue LEDs und der Balken, der den Speicherstand der kopierten Daten anzeigt wächst. 
 
Ein Teufelskreis 
 
Endlich Duschen! Als ich zurück komme sind die ersten LEDs schon grün, die ersten kleineren Kamera Akkus sind voll und können getauscht werden. Dieses Spiel werde ich die ganze Nacht treiben: Akkus tauschen und Festplatten tauschen. Regelmäßig klingelt der Wecker und immer wieder verwandeln sich rote zu grünen LEDs, zu roten LEDs und Balken wachsen. 
 
Nicht alles was Flügel hat ist ein Hühnchen
 
Und immer wieder fehlt Felix. Den armen Kerl hat es erneut erwischt. DIARRHÖ. Ob es die Sonne war,  zu wenig Flüssigkeitszufur oder das „falsche Hühnchen“ zum Abendbrot, darüber lässt sich diskutieren. (Und nein, das war sicher kein Hühnchen! Auch wenn es als solches verkauft wurde...) Sicher ist jedenfalls, dass Felix die ganze Nacht über einem widerlichen Loch im Boden kniete: ohne Sitz und ohne Klopapier! Meine Sockenvorräte wurden zweckentfremdet. (Zum Glück kann man die wenden.) Geschichten die man nicht erzählt, armer Kerl. 
 
Der forderndste Tag der Reise
 
Schon wieder klingelt der Wecker und endlich sind auch die letzten LEDs grün und sämtliches Material ist doppelt gesichert. Ich fühle mich wie Scheiße. Doch ein Blick zu Felix hinüber reicht und mir wird klar: Ich bin fit wie ein Turnschuh! Der Kerl sieht aus wie eine Leiche. 
Wir haben den forderndsten Drehtag unserer ganzen Reise vor uns und Felix fällt aus. Ein ganzer Tag Marsch durch die Berge steht an viele hundert Höhenmeter und das bei vorhergesagten 32Grad auf über 2000 Metern Höhe! 
Felix will sich die Show nicht entgehen lassen, aber er kann unmöglich etwas (bei)tragen geschweige denn inspirierte Bilder schießen. Das heißt ich bin mit einem mir bis zu diesem Zeitpunkt noch komplett fremden Kamera-Rig auf mich alleine gestellt. Alles andere als entspannt treten wir den Marsch an. 
 
Postkarten wohin man schaut 
 
Genervt sieht mich unser Sherpa an, als ich schon wieder etwas aus dem überfüllten Korb vom Rücken des Esels brauche. Darin befindet sich der nötigste Teil unseres Zig Tausend Euro teuren Kameraequipments. Wahrscheinlich mehr wert als der Typ in 5 Jahren verdient und ich strapaziere auch noch seine Arbeitsmoral. Aber es muss so sein. Bis zum Mittag haben wir 6 Stunden Fußmarsch hinter uns und alle paar Meter muss ich ein Bild schießen – es geht einfach nicht anders. Das Licht ist perfekt und die Motive zwingen mich immer wieder halt zu machen und drauf zu halten. Es ist einer der forderndsten und zugleich eindrucksvollsten Tage in meinem Leben. 
 
Leben wie vor hunderten von Jahren
 
Die Menschen und die Landschaft sind ursprünglich und so faszinierend – ich vergesse Raum und Zeit. Ich komme mir vor wie der erste zivilisierte Mensch der diesen Boden betritt. Wie auf einer gefährlichen Expedition, die schon bald ein Leben kosten wird. Hinter mir wackelt ein langes Elend, noch viel dünner als sonst, und erinnert mich immer wieder demotiviert: „Mark lass uns weitergehen...“ ihn und den Sherpa würde ich gerade am liebsten gemeinsam zum Mond schicken um in Ruhe meine Arbeit zu machen. Oder wenn schon nicht zum Mond, dann zumindest dort hin, wo Hamid gerade ist. Aber weil ich nicht weiß wo der ist kann ich das nicht machen. Der Kerl rannte voraus und war seit Stunde eins nicht mehr zu sehen. Ob wir ihn jemals wieder finden? 
 
Am Ursprung des Lebens: Mission Completed.
 
Stunden später erreiche ich die Quellen. Sie sind der Ursprung des Lebens in diesem Tal und der Ursprung des Bin El Ouidane. Felix und den Sherpa samt Esel habe ich abgeschüttelt, die können alle drei nicht mehr (Disclaimer: Normal ist Felix Top fit! Seine Krankheit schwächt ihn merklich). Die Kamera samt Stativ trage ich schon lange auf der Schulter, so geht’s schneller. Ich spüre sowieso nichts mehr, ich bin total „high“ von dem was hier abgeht. Ich sammele ein paar geile Schüsse und trete erleichtert den Rückweg an. Mission Completed.
 
Hamids Guerilla Taktik
 
Als wir gegen 14Uhr im nächsten Dorf ankommen stoßen wir irgendwie auf Hamid (der Sherpa führte uns einen engen Gang zu einer Herberge hinauf) und er erwartet uns bereits mit Mittagessen. Im Zuge dessen erklärt er mir seine Guerilla Taktik: Er habe sich verdünnisiert, damit wir in Ruhe alles filmen können. Mit einem Einheimischen an unserer Seite hätte das nur zu unnötigen Diskussionen und womöglich zum Aussprechen von Filmverboten geführt. Ok, ich verstehe vollkommen. Doch diese Info wäre vor spätestens 8 Stunden wesentlich hilfreicher gewesen! Seis drum... 
 
Eine Nacht auf Wolke 7
 
Am späten Abend erreichen wir ein atemberaubendes Schlösschen aus Tausendundeiner Nacht, in dem wir die Nacht verbringen werden. Umringt von den bis zu 4000Meter hohen Bergen des hohen Atlas formt sich eine faszinierende Kulisse, die unsere Energie plötzlich zurückkehren lässt. Die ist auch nötig, denn das „Akku-Lade-und-Daten-Sicherungs-Spiel“ beginnt von neuem. Nebenher machen wir Zeitraffer von Sternen. Doch die Luft ist Kühl und der Tee ist zuckrig. Wir kehren allmählich wieder unter die Lebenden zurück. 
Am nächsten Morgen bin ich schon vor der Sonne draußen. Mir gelingt tatsächlich eine ehrwürdige Timelapse, von einem der geilsten Sonnenaufgänge, die ich je in meinem Leben gesehen habe. Motiviert starte ich mit bester Energie in den Tag. 
Nach dem Frühstück, diesmal isst auch Felix endlich wieder etwas, machen wir uns wieder auf den Weg zum See. Als wir nach etlichen Stunden Fahrt wieder Empfang haben, erreichen uns Volkers Nachrichten von vielen Fischen bis 22kg. Der Futterplatz läuft jetzt richtig!
Wir kommen, nach etwaiger weiterer „Postkartenstopps“, erst kurz vor Dunkelheit an. Fotografieren Volker noch die letzten Fische und fallen dann wie tot auf unsere Liegen. Was für ein Erlebnis! Das muss erstmal sacken...
 
Angelurlaub in Marokko?

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Website: http://morocco-carp.com/de/

 

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