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Nachgehakt / 26.03.2017

34 Kilo im Messestress: Nachgehakt bei Sven Ihne

Erst vor wenigen Tagen erreichte uns die nächste Großfisch-Meldung: Sven Ihne von HZ Baits ist bei einem "Work-Fishing-Trip" die Sensation zum Saisonauftakt gelungen. Satte 34 Kilo französidches Gold sind dem Angler ans Band gegangen - wahnsinn. Wir haben Nachgehakt und Sven alle Einzelheiten entlockt.

Carpzilla: Hallo Sven, zunächst mal herzlichen Glückwunsch zu diesem unfassbaren Schuppenkarpfen! Sag nicht, das war dein erster Fisch in diesem Jahr?

Sven Ihne:

Hallo Jungs. Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin auch begeistert zu Beginn des neuen Jahres einen so großen Fisch gefangen zu haben. Es war mein zweiter Fisch in dieser noch jungen Saison.

Carpzilla: Erzähl uns doch mal, wie das gelaufen ist. Du musstest zum Arbeiten nach Frankreich und hast die freie Zeit zum Angeln in der Region genutzt. Machst du das öfter so und wie läuft das ab?

Sven Ihne:

Ich bin zwar häufiger zum Arbeiten im Ausland aber immer funktioniert das mit dem Angeln natürlich nicht. Die Umstände müssen einfach passen. Das fängt damit an, ob überhaupt ein passendes Gewässer in der Nähe ist. Häufig geht es im Messebau stressiger zur Sache und Termindruck ist da an der Tagesordnung. Wenn ich dann die Verantwortung für das Projekt trage, habe ich eigentlich keinen Kopf zum Angeln und spare mir das lieber für Zuhause auf. Dazu kommt der logistische Aspekt. All diese Dinge muss man im Voraus klären und dann abwägen ob sich der zusätzliche Aufwand lohnt. 

Carpzilla: Und dieses Mal? Hast du dir Gewässer vorgenommen, die du bereits kanntest? War der große Schuppi vielleicht sogar ein Zielfisch?

Sven Ihne:

Zielfisch? Nein! Ich fahre nie mit dem Ziel nach Frankreich einen bestimmten Fisch zu fangen. Es ist doch eine utopische Vorstellung das ein bestimmter Fisch genau in diesem meist kurzen Zeitfenster meiner Reise bei mir anbeißt, oder? 
Selbstverständlich fahre ich auch nicht ganz ohne Infos über Gewässer und Bestand los. Heutzutage bin ich mit vielen Anglern in Kontakt, da sammelt man Infos, spricht über verschiedene Gewässer und Regionen und bekommt hier und da mal einen interessanten Tipp. 

Carpzilla: Erzähl uns doch mal, wie die Session ablief. Bist du sofort auf Fisch gekommen?

Sven Ihne:

In den ersten Tagen meines Aufenthaltes herrschte richtiges Winterwetter. Kalte Temperaturen knapp über 0 Grad, Regen, Wind. Einfach düstere Wintertage an denen es kaum hell wird. Anstatt die Abende jedoch im Hotel zu sitzen bin ich unterwegs gewesen und habe mich umgeschaut.
Mit Fertigstellung des Messestandes kehrte dann etwas Ruhe ein und ich konnte 2 Nächte an einem mir neuen Gewässer Angeln. Es lief zuerst miserabel. Die Ruten lagen schlecht, nachts kappte mir ein Tier die geflochtene Schnur mitten im See und es war lausig kalt. Jedoch konnte ich tatsächlich am zweiten Morgen meinen ersten Karpfen in der neuen Saison fangen. Das kam richtig gut und der ganze Aufwand hatte sich jetzt schon gelohnt.
Einige Tage später an einem anderen Gewässer herrschte schon bessere Stimmung. Tagsüber war es warm, die Wassertemperaturen zogen etwas an und ich konnte mehrere Fischaktivitäten beobachten. Man spürte einfach das der Winter in den letzten Zügen steckt. 

Carpzilla: Im HZ-Blog wird berichtet, dass du nur einen einzelnen Köder gefischt hast, dazu genau 7 Boilies als Beifutter. Welchen Hintergedanken hattest du dabei?

Sven Ihne:

Wir dürfen uns im zeitigen Frühjahr nicht täuschen lassen. Auch wenn wir plötzlich im T-Shirt in der Sonne sitzen - unter Wasser herrscht immer noch die winterliche Ruhe. Jetzt zu viel Futter einzubringen kann alles ruinieren.
Mit dem Einzelköder will ich mich ganz einfach an mein Futter anpassen. Große Fische fressen Boilies - da braucht es meist kein Extra. So auch beim Köder. Ich habe in diesem Fall beobachtet das fast alle Angler am See mit Schneemannködern angeln. Davon wollte ich mich etwas absetzen.
`Lucky seven` so wie wir es nennen, stammt eigentlich von meinem guten Freund Pascal. Er wird nicht begeistert sein, dass ich es hier erwähne. Fakt ist, es hat nicht zum ersten mal im kalten Wasser einen unerwarteten Fisch gebracht.

Carpzilla: Auf dem Bild sieht es aus, als würdest du deinen Bodenköder mit einem sehr kleinen Haken kombinieren. Auch ist das Rig klar nach dem Motto Keep it simple aufgebaut. Willst du uns was zu deiner Montage sagen?

Sven Ihne:

Ein scharfer Haken ist das allerwichtigste beim Angeln. Wir als Karpfenangler brauchen jedoch auch starke Haken. Da schleicht sich das Problem ein. Dickdrahtige Haken erscheinen mir oft nicht so scharf wie dünndrahtige, feine Haken. Mit einem kleineren Modell eines dickdrahtigen Hakens erreiche ich Stabilität und Schärfe in einem. Für den benutzten 20mm Boilie reicht dieser Curve Shank XX in Grösse 8 vollkommen aus. Der Rest der Montage ist mein Standard. Wenige aber gute Komponenten mit dezenter Optik, welche zu 100 Prozent ihren Zweck erfüllen. Mehr brauche ich da selten.

Carpzilla: Und dann so ein unfassbarer Fisch! Das wollen wir genau wissen: Wie ist das abgelaufen, wie war der Drill und vor allem, wie hast du dich gefühlt, als "das Stück Land" endlich im Kescher war?

Sven Ihne:

In der ersten Nacht am zweiten Gewässer war mein Aktionsradius durch anderer Angler ziemlich eingeschränkt. Zu meiner großen Freude packten die Jungs rechts und links von mir jedoch am nächsten Morgen ein. Somit konnte ich mich etwas entfalten und auch interessantere Bereiche befischen. Die Rute welche den Fisch brachte habe ich sogar kurz vor dem Dunkelwerden noch einmal umgelegt da mein Bauchgefühl nicht stimmte. 

Dann brach die Nacht ein. Eine dieser klaren Vollmondnächte, etwas kälter und so hell das man fast keine Kopflampe benötigt. Kurz nach 22 Uhr kam dann endlich ein Anbiss. Kurzer Pieper, Rutenspitze krumm, kurzer Schnurabzug. Das war, bis ich im Boot saß und mit der Rute Richtung Spod paddelte, alles.

Als ich in die Nähe des Gebietes kam, wo ich meinen Köder abgelegt hatte, versuchte ich Kontakt zu dem Fisch aufzunehmen. Als eine helle Flanke im Mondschein aufblitzte war ich mir sicher das ich einen Karpfen gehakt hatte. Direkt unter dem Boot zog er schwer seine Bahnen und ich ahnte, dass dies ein größerer Fisch sein muss. Es folgte dieser Moment wo einem der riesige Karpfenkescher zu klein vorkommt und die Schwanzflosse einfach nicht herein gleiten will – göttlich. Es klappte am Ende doch und nach bangen Minuten hatte ich einen riesigen Schuppenkarpfen im Netz.

Was dann passierte ist nicht mehr genau in meiner Erinnerung. Die Versorgung eines so großen Tieres ist ohne Hilfe anderer sehr anstrengend. Da muss man wirklich vorsichtig sein. Erst wenn  alles erledigt ist, sich der Fisch im Uferwasser von den Strapazen erholt und ich das erste mal durchatme beginnt die Kopfkirmes. Es folgten Freudenschübe, Mitteilungen an Freunde, Glückwünsche, Fangstorys und allerlei Blödsinn den nur Gleichgesinnte Verstehen können. 

Carpzilla: Wir wissen, dass der Fisch aus einem öffentlichen Gewässer stammt. Angelst du auch an kommerziell bewirtschafteten Gewässern in Frankreich und überhaupt, in welchen Regionen bist du Unterwegs?

Sven Ihne:

Kommerzielle Gewässer befische ich nicht. Mir fehlt dort die Freiheit, welche ich für das richtige Gefühl beim Angeln benötige. Ein weiterer Aspekt ist die Beschaffung des Fischbestandes für einen Paylake. Ich denke das hier oft mit miesen Methoden vorgegangen wird um den persönlichen Profit zu steigern.  Das ist einfach nichts für mich.

Ich fahre gerne nach Südfrankreich, genieße dort das Leben mit allem was im Süden dazu gehört und lasse mich mitreißen von der Freiheit, welche die oft beeindruckenden Gewässer zu bieten haben. Andersrum mag ich die Flachlandseen im Norden wo man Tagelang im Wald lebt, immer eine Wathose trägt und oft weit durch das hohe Schilf läuft bevor man freies Wasser findet. 

Ich versuche schon lange das Karpfenangeln mit all seinen Facetten zu nutzen. Die Abwechslung der verschiedenen Gewässer und Angeltaktiken stellt für mich das größte Abenteuer dar.

Carpzilla: Sven, mit dem Saisonstart kannst du dich jetzt mal ganz entspannt zurücklehnen! Vielen Dank für das Interview. Wir freuen uns schon auf die nächsten Zeilen von dir hier bei Carpzilla. Und halte uns auf dem Laufenden!

Sven Ihne:

Gerne. Ich hoffe ich konnte dem Leser zeigen das beim Angeln vieles einfach passiert. Glück, Eingebung, Erfahrung und Schicksal. Das sind wichtige Eckpunkte um erfolgreich zu sein. Wie man diese sinnvoll kombinieren oder gar beeinflussen kann steht auf einer ganz anderen Karte und klappt bei weitem nicht immer.

Ich wünsche euch und den Nutzern von Carpzilla eine gute Saison 2017.

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Nash Marc and Alan