Good Old Friends!
Fänger: |
Moritz
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Gewicht: |
11,50 kg |
Köder: |
Boilie |
Fangdatum: |
31.05.2014 |
Ort: |
DE - Niedersachsen |
Gewässer: |
Kiessee |
Wir alle kennen das Gefühl in dem Moment, wenn wir einen uns bekannten Fisch auf der Matte liegen haben. Viele Karpfenangler fangen verständlicherweise lieber jungfräuliche Fische aus fremden Gewässern. Dennoch zähle ich mich zu den Leuten, die gerne und auch gezielt bekannte Fische fangen. Ich durfte bei meiner letzten Session, an einem vertrauten Gewässer gleich dreimal alten Bekannten die Flosse schütteln.
Auf dem Foto seht ihr einen ganz besonderen Fisch. Er hat schon einige Jahre auf dem Buckel. Ein sogenannter ,,Veteran'' in diesem See. Er ist auf beiden Augen blind und hat ein sehr markantes Schuppenbild vor der Schwanzflosse. Ich kenne diesen Fisch jetzt seit drei Jahren und es war das dritte Mal das ich ihn fangen durfte. Immer wenn ich mit einem bekannten Fisch eine Fotosession abhalte überkommen mich verschiedene Gedanken zu denen ich nun gerne ein paar Worte verlieren möchte.
Ich glaube, dass wir Karpfenangler, oder speziell wir ,,Catch & Release'' Angler, uns sehr stark in einer bestimmten Sache auszeichnen. Ich beziehe mich auf den Respekt vor dem Fisch. Die Achtung vor der Kreatur der wir unser Hobby zu verdanken haben. Viele Leute sehen unseren Lifestyle kritisch, da wir Fische grundlos, zu unserem Vergnügen, ,,Leid'' zufügen. Hierbei kommt in mir allerdings immer die Frage auf, ob diese Leute nur so engstirnig tun, oder es wirklich sind. Natürlich setze ich dem Fisch mit dem Drill einer Stresssituation aus, aber ist das wirklich schlimmer als ihm danach einen Knüppel auf den Kopf zu schlagen? Ich bin da ganz anderer Meinung.
Wir gehen angeln, um den Moment zu genießen. Wir gehen angeln, um den Tieren nah zu sein, die uns so faszinieren. Wir gehen nicht angeln, um uns die Kühltruhe vollzustopfen, oder um uns ein besonders großes Exemplar ausstopfen zu lassen und es uns als Trophäe über den Kamin zu hängen. Wir sehen den Fisch nicht als ,,Lustobjekt'', um unseren Jagdtrieb zu befriedigen. NEIN! Wir wissen zu 100%, was wir den Fischen zu verdanken haben und behandeln sie so schonend und respektvoll, dass sie völlig unversehrt wieder in ihr Element zurückkommen.
Der Respekt vor der Kreatur ist etwas, dass uns Karpfenangler, die so oft in der Kritik stehen, von den sogenannten Kochtopfanglern unterscheidet. Wenn diese Leute einen großen oder alten Fisch fangen denken sie gar nicht erst darüber nach, wie alt er sein mag, oder was er schon alles erlebt hat. Auch, dass so ein Exemplar wichtig für die natürliche Reproduktion ist, interessiert sie herzlich wenig. Ihnen geht es nur darum einen schönen Sonntagsbraten zu servieren und uns an den Pranger zu stellen. An dieser Stelle sei betont, dass ich absolut nichts gegen selektive Entnahme habe und ich mich auf die Leute beziehe, die maßlos alles abschlagen was ihnen an den Haken geht.
Was das ganze jetzt mit meinem Fang zutun hat fragt ihr euch? Es ist einfach ein tolles Beispiel für die Einstellung die ein Jeder, der sich Angler schimpft, haben sollte. Völlig egal wo wir fischen, völlig egal wie wir fischen und völlig egal auf was wir fischen. Die Sicherheit und Unversehrtheit des Fisches ist das Wichtigste. Auch bei der Auswahl des Tackles spielt dieser Indikator eine wichtige Rolle. Sei es bei der Wahl der Schnur, der Montage oder der Abhakmatte. Ein Karpfenangler sollte allerdings auch niemals an seinem Tackle gemessen werden. Selbst wenn er die besten Ruten, die besten Rollen, das beste Bivvy, die besten Delkims oder das beste Rod Pod fischt. Selbst wenn er die schönsten und schwersten Fische fängt, wenn seine Einstellung nicht stimmt ist er in meinen Augen kein Angler. Ein gutes Beispiel wären Karpfenangler die beispielsweise Brassen und Satzfische schlecht behandeln, oder sogar totschlagen, nur um mehr Großkarpfen zu fangen. So etwas sollte aufs schärfste verurteilt werden, schließlich reden wir hier von Lebewesen. So wie kein Mensch minderwertiger als ein anderer ist, ist es auch kein Fisch! Der Respekt und der damit verbundene waidgerechte Umgang mit dem Tier hat oberste Priorität. Hierbei definiere ich natürlich ,,waidgerecht'' anders, als es das deutsche Fischereigesetz vorschreibt, welches fordert jeden maßigen Fisch zu entnehmen.
Dieser alte Spiegler auf dem Bild zeigt mir, dass wir Karpfenangler eine ganz besondere Bindung zu einem Fisch aufbauen können. Diese Bindung hebt uns im positiven Sinne von anderen Petrijüngern ab. Wir sehen die Fische nicht als Trophäen sondern als Lebewesen die man mit Respekt behandeln muss. Ich würde sie sogar als unsere Freunde betrachten, da sie uns so oft ein Lächeln ins Gesicht zaubern.
Ich habe diesen ganz besonderen Fisch wirklich in mein Herz geschlossen und hoffe ihn, oder auch einen anderen meiner alten Freunde, noch oft fangen zu können. Natürlich immer mit der Angst im Hinterkopf sie könnten bei jemandem beißen der sie eher als Fischbouletten sieht und nicht als Freunde....
Habt Respekt vor den Fischen ;)
Euer Moritz
Moritz / DE - Niedersachsen / 31.05.2014