“Freiheit…Freihahahahaheit, ist das Einzige, was zählt!“. Marius Müller-Westernhagen hatte schon irgendwie den Finger am Puls der Zeit, wenn ihn natürlich seinerzeit komplett andere Themen zum Schreiben des Liedes veranlasst haben als die auf Corona fußenden Maßnahmen, die unser aller Freiheit über die letzten Wochen und Monate mehr eingeschränkt haben als je zuvor in meiner Zeit. Mit der kleinen Ausnahme von Tschernobyl – aber da war ich zum Glück noch zu klein, um mich erinnern zu können, dass alle Kinderspielplätze gesperrt waren.
Stand heute, fühlt es sich fast so an, als wäre alles nur ein böser Traum gewesen. Wer aktuell durch die Kölner Straßen läuft, sieht kaum mehr Anzeichen dafür, dass hier vor drei Wochen noch um neun Uhr abends die Bordsteine hochgeklappt werden mussten. Die Menschen sitzen zu hunderten in Cafés und Restaurants…zum Glück!
Bei Anruf Glück?
Mich ereilte Anfang des Monats ein absolut unerwarteter Anruf. Mein Freund James, seines Zeichens Sales Director bei Nash, rief mich an und fragte, was ich am Samstag vorhabe. Das war wohlgemerkt am Mittwoch. Ich erwiderte, dass ich noch nichts Besonderes auf der Uhr habe. Seine Antwort war kurz, aber prägnant: „Dann sehen wir uns am Rainbow Lake“.
Irre…seit ewigen Zeiten wollte ich einmal an diesem See fischen. Tatsächlich habe ich seit Jahren gesagt, dass dies das einzige kommerzielle Gewässer ist, das mich reizen würde zu befischen und hier war meine Chance. Wer sich ein bisschen auskennt, weiß, dass man zum Rainbow quasi nur über Einladung kommt. Irgendwer nimmt einen mit, legt ein gutes Wort für einen ein etc. Außerdem gibt es dann meist nur die miesen Plätze zu miesen Jahreszeiten. Ich hatte das Glück, in der ersten Juniwoche dorthin fahren zu können; noch dazu an einen der vermeintlich besseren Plätze.
Nach der ersten Euphorie meldete sich aber auch gleich mein Angelverstand zu Wort. Bisher war es kalt gewesen. Um genau zu sein: der kälteste Mai in 40 Jahren! Punkt Freitag sollten vor Ort die Temperaturen die 30 Grad Marke überschreiten. In meinem Kopf formte sich genau ein Wort: LAICH!
Hier waren alle Fische randvoll und warteten nur auf zwei oder drei warme Tage, um loslegen zu können. Warum sollte das vor Ort anders sein? Lässt man auf der anderen Seite diese Chance wirklich sausen? Wie lange sollen die Viecher schon laichen? Egal, die Versuchung war zu groß und der Rainbow schreibt diese Art Geschichten ja immer wieder. Sechs Tage blank und dann am siebten kommt der Riese.
Fischen unterm Regenbogen
Der Trip begann verheißungsvoll. Eine Brasse hing sich bei mir in der ersten Nacht auf und nach zwei Tagen, an denen die Fische natürlich tatsächlich am anderen Ende des Sees laichten, hatte ich an Tag vier gegen Mittag einen heftigen Biss auf einer mehrfach umgelenkten Rute. Der Fisch saß fest und unter vollem Einsatz sowie mit viel Glück, konnte ich am Ende einen ganz besonderen Fang machen! Einen 90er Hecht … gehakt im Auge! Alter…
Ich erspare euch zu viele Details, denn es läuft alles auf ein sehr unspektakuläres Ergebnis hinaus. Wir blankten. Die ganze Woche. Genau genommen eigentlich nur sechs Tage, denn wir fuhren einen Tag früher heim. Interessant war es trotzdem und ich habe auch wieder einen Platz gebucht. Allerdings erst 2023 und fern jeder Laichzeit.
Lockdown-Duo, die Zweite
Kaum zuhause hatten Luki und ich schon wieder Fernweh. Genau vor einem Jahr waren wir damals aufgebrochen um das „Karpfenangeln nach dem Lockdown - Marc & Luke in Frankreich“ Video zu drehen. Kurzentschlossen fuhren wir also wieder zusammen los. Diesmal aber ohne Kameras. Beginnen wollten wir an exakt dem gleichen See, an dem auch das Video seinerzeit startete.
Wir hatten eine schöne Woche, in der wir insgesamt drei verschiedene Seen befischten. Die Ausganssperre in Frankreich war gerade aufgehoben worden und so konnten wir die letzte Woche nutzen, bevor am darauffolgenden Wochenende zweifelsfrei alle Seen des Landes von Einheimischen Anglern und Badegästen überlaufen wurden.
Diese privaten Touren haben mir echt ein bisschen gefehlt zuletzt. Natürlich macht es Spaß, Videos zu drehen und diese später zu veröffentlichen, aber es ist eben keine freie Angelei. Man steht nicht auf, wann man will, isst nicht zwingend, wann man will und oftmals angelt man auch nicht, wie man es eben tun würde, wäre keine Kamera dabei. So konnten Luki und ich uns total austoben, die Ruten auch mal aus dem Wasser lassen, um zu schlafen (denn es lief wie Sau), nur um dann wieder voller Elan den nächsten See anzugreifen. Herrlich!
Wie bei vielen Sommertouren in der Vergangenheit stimmte die Quantität, aber richtige Brummer waren diesmal Mangelware. Uns störte es kaum, denn wir hatten genau das, was wir wollten: Sonne, Aktion und Freiheit … am Ende ist sie wirklich alles, was zählt. Und man merkt es erst, wenn man sie nicht mehr hat!
Alles Liebe
Euer Marc
