Suche
Mr. Pinpoint / 19.01.2021

MR PINPOINT - Gedanken in der Stille des Lockdown

Nach der Saison ist vor der Saison…so oder zumindest so ähnlich lautete mein Credo immer in den letzten Jahren. Und auch wenn ich meine Angelstunden im Winter meist eher gering halte, so nutze ich normalerweise meine Zeit doch immer wieder um alles auf Vordermann zu bringen und mein Gerät auf das erste Zielgewässer des neuen Jahres zusammen zu stellen.

Lass dich nicht runterziehen

Um komplett ehrlich zu sein, in diesem Jahr bin ich damit noch nicht wirklich weit gekommen. Ja, der grobe Plan steht und ich weiß schon genau, wo ich zumindest in der ersten Jahreshälfte fischen werde. Trotz alledem kann ich einfach nicht verleugnen, dass ich den Arsch nicht hoch bekomme. Wer mich kennt, weiß, dass ich eigentlich immer gut gelaunt und positiv auf alles schaue. Zu behaupten. die letzten Wochen und vor allem der Ausblick auf die noch kommenden würde in mir keine schleichende Depression verursachen, wäre aber schlicht gelogen. Ich schreibe hier in dieser Offenheit, um vielleicht den ein- oder anderen abzuholen, dem es ähnlich geht.

Für mich ist das Angeln immer eine kleine Flucht aus dem Alltag. Ein zeitlich begrenztes Abenteuer und ein Ausbruch aus Verantwortung, Gesellschaft und Erwachsensein. Am Wasser übernehmen der Jagdtrieb und die selbe Energie, die mich schon als Kleinkind mit einem Netz oder meiner ersten Telerute unsere Gewässer erforschen ließen, nimmt jeden Platz im Kopf ein. Fischen ist mein Antidepressivum und mein Impfstoff gegen den Alltag. Aktuell erscheint die Vorstellung von 16:00 bis 08:00 am Wasser alleine im Dunkeln zu sitzen aber eher erschreckend als anziehend. Ganz anders macht es da mein Freund Enrico Iwen. Mit Kurzsessions über Tag schafft er es, Job und Familie unter einen Hut zu bringen und fängt auch im Winter tolle Fische wie diesen hier. Definitiv ein Ansatz, über den ich mehr nachdenken sollte. Auch wenn es normalerweise eher Brot und Breadbomb sind, die mich nur für ein paar Stunden im Frühjahr ans Wasser ziehen.

Eigentlich wär jetzt Messe...

Ähnliches gilt für meinen Job. In einem normalen Jahr wäre jedes Wochenende gefüllt mit Messen quer durch Europa. Dazu kämen aktuell viele Tage der offenen Tür in den Angelläden, Meetings in England etc. In einer normalen Zeit genieße ich dann die Tage im Homeoffice extrem. Hier kann ich das Tempo und die Abläufe selber vorgeben und nach dem Kontakt mit tausenden Menschen tut es manchmal schlicht gut, sich auf sich selber zu konzentrieren und die Akkus aufzuladen. Wer mich fragt, wird immer von mir hören, dass ich mir die klassische Arbeit in einem Büro heute kaum mehr vorstellen kann. Wer einmal so viel Freiheit gekostet hat, dem fällt es schwer diese wieder aufzugeben.

Umso wichtiger finde ich es, so ziemlich jeden Tag einen Freund oder meine Familie zu treffen, lache mit Bekannten am Telefon oder sitze mit einem meiner Lieblingsmenschen bis spät in die Nacht über einer Flasche Rotwein und rede über Gott und die Welt. Aber mit menschlichen Kontakten und dem Leben, das man liebt, ist es ein bisschen wie ein Stausee, aus dem mehr Wasser entnommen wird als nachfließen kann. Es dauert, aber irgendwann sieht/spürt man die Folgen.

 Meine Highlights der letzten Tage

Los ging es mit der Auflösung unserer großen NASH Charity Aktion. Dank der Teilnahme vieler Menschen konnten wir insgesamt über 5200€ für den guten Zweck sammeln, einen Haufen Tackle unters Volk bringen und ganz nebenbei einigen Menschen ein tolles Weihnachtsgeschenk in Form einer Session mit einem Nash Teamangler ermöglichen. Das hat und macht mich noch immer sehr stolz.

Weiter ging es mit einem Besuch beim Indianer persönlich. Auf dem Rückweg von einem Termin in Hamburg schaute ich bei Meik vorbei und wir verbrachten gemeinsam einen sehr schönen Abend mit gutem Essen und zu viel Wein, der für mich unweigerlich in einer Nacht auf Meiks Couch endete.

Einer meiner ältesten Freunde auf dieser Welt ist Kaspar. Gemeinsam sind wir seit der Schulzeit unterwegs und haben unglaublich viel gemeinsam erlebt. Die Jahre im Kölner Nachtleben, gemeinsame Urlaube, Freuden und Tragödien. Heute definieren wir unsere Freundschaft gerade, indem wir uns einmal die Woche zum gemeinsamen Kochen und Essen treffen. Irgendwie schrecklich spießig und erwachsen. Und doch ist jeder Abend mit einem Menschen, der einen kennt wie kein zweiter, besser als jede Therapiesitzung.

Luke und ich bestreiten unsere gemeinsame Saisonvorbereitung und planen Großes, wenn die Welt uns denn lässt…Darüber hinaus besuchen wir viele Gewässer, suchen die Fische und gehen immer mal wieder den Hechten auf die Nerven; auch wenn bis auf einen guten Meter dieses Jahr eher Masse als Klasse das Geschehen dominierte. Zuletzt hatten wir einen denkwürdigen Abend. Wir waren gemeinsam unterwegs gewesen und hatten uns mit Essen von einem der besten Chinesen Kölns versorgt. Bei Luki angekommen, öffnete er die Tür zu seiner Wohnung und im gleichen Augenblick löste sich die Verkleidung seiner Rollladen, fiel herunter und zerschmetterte eine große Glaslampe. Bis heute wissen wir nicht wie es dazu kam, aber bis wir die Wohnung vom Glas befreien konnten, war das Essen kalt.

Ein weiteres Event mit einiger Bedeutung für mich war eine große OP, derer sich Tommy unterziehen musste. Der kleine Mann hat schon mit nur knapp fünf Jahren leider Gottes einige Beschwerden. Um ihm das Leben zu erleichtern, wurden ihm unter Vollnarkose 130 Goldstifte an diverse Akkupunkturpunkte gesetzt. Für mich eigentlich eher Hokuspokus, war es doch mehr als der Griff nach dem Strohhalm, da ich diverse Leute kenne, deren Tieren diese Methode sehr geholfen hat. Sein geliebtes Tier in fremde Hände abzugeben und ihn nach dem Spritzen der Narkose einschlafen zu sehen war kein schönes Gefühl. Heute, knapp eine Woche später geht es ihm aber besser als seit langer Zeit und auch dieser kleine beige Brummer ist ein positiver Aspekt in meinem Leben, der mir jeden Tag Freude bereitet.

Das Leben im Winter 2021 fühlt sich an wie einige schlechte minderwertige Kopien dessen, was wir alle kennen und das wird sich auch so schnell nicht ändern. Daher ist eine Lektion wichtiger als selten zuvor, auch wenn sie noch so abgedroschen klingen mag:

ES WIRD WIEDER BESSER!

Ist es immer geworden. Ob nach dem ersten gebrochenen Herzen, dem Verlust eines geliebten Menschen oder eben der größten globalen Pandemie seit hunderten von Jahren. Zusammen mit Menschen, die euch gut tun lässt sich alles besser ertragen, auch wenn das nicht heißt, dass alles gut ist.

Da keimt doch was...

Für mich geht es jetzt in den Keller, denn das Schreiben dieser Zeilen war ein Arschtritt für mich selber. Rollen wollen mit neuer Bullet Mono bespult, Taschen sortiert und Haken geschärft werden. Der Hook Doctor lädt gerade neben mir an der Steckdose. Morgen geht es mit Luki los...Location mit der Drohne machen. In den kommenden Tagen sollen es hier bis über 10 Grad werden und das heißt, die Jungs werden ein Fenster der Aktivität durchleben. Ich weiß, wo sie gerade schlafen, mal schauen, wo sie sich zum Fressen treffen werden. Da kribbelt es dann doch in den Fingern und selbst ich schleife mich für eine Nacht ans Wasser - denn dort liegt noch immer mein Impfstoff gegen alles Schlechte dieser Welt…

PS: Mein guter Freund Steven Klatt hat eine neue Videoreihe gestartet. Ich finde seinen Ansatz, komplett auf das gesprochene Wort zu verzichten und stattdessen Bilder sprechen zu lassen, sehr interessant. Wenn ihr Lust habt, checkt sein erstes Werk aus.

https://www.youtube.com/watch?v=hmcHiGp1F3E&ab_channel=StevenKlatt

Das ist exklusiver
Carpzilla+
Inhalt!
Bitte registriere Dich, um alle exklusiven Carpzilla+ Inhalte und viele weitere Offline Vorteile zu genießen!

Abonnieren

Jahres-Abo Carpzilla+

€ 9,95 /Monat

Carpzilla Carp Club

  • Spare monatlich 20%
  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Fette Rabatte bei vielen Partnern und Shops
  • Zugang zu exklusiven Mitglieder-Gewinnspielen
  • Exklusive Offline-Vorteile
  • Inklusive gedrucktem Jahresmagazin
  • Carp Club Karte
  • Monatlich bezahlen
  • Abo-Laufzeit: 12 Monate

Monats-Abo Carpzilla+

€ 11,95 /Monat

Monats-Abo

  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Monatlich zahlen
  • Monatlich kündbar
  • Mit einem Klick zum Jahres-Abo upgraden