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River Rats / 21.01.2019

RIVER RATS: Felix - Mein Donau-Spätjahr #2 // Eingepegelt, Primetime am großen Fluss

Nachdem ich im zweiten River Rats Blog begonnen habe, von meinem Spätjahr an der Donau zu berichten, geht es jetzt in die Vollen! Während zwischen August und September vor allem halbstarke Schuppis den Herbst ankündigten, ging es im Oktober und November ordentlich zur Sache…

Mittlerweile ist es richtig Herbst geworden am großen Fluss, mit Einbruch der Dunkelheit mache ich mich wieder auf den langen Fußmarsch zu meiner Futterstelle an der Donau. Seit Wochen bereite ich den Platz vor und angle nur unregelmäßig darauf, denn die beste Phase steht kurz bevor.

Noch bevor ich meinen Groundbaiter das erste Mal zücken kann, macht sich ein Fisch auf der fast spiegelglatten Wasseroberfläche bemerkbar. Mein geistiges Rad fängt sich an zu drehen, schneller und schneller. Seit einigen Wochen habe ich nun schon meine gesamte Angelei der großen Donau gewidmet. Mindestens jeden zweiten Tag war ich zur Stelle und entwickelte, wie auch schon in den Jahren zuvor, ein immer besseres Gefühl für den Puls des Flusses.

Alle Zeichen stehen nun auf Angeln. Der tägliche Blick beim Frühstück auf die Pegelvorhersage unterstreicht mein Gefühl. Mal für Mal wird der Dickfisch-Geruch am schroffen und feuchten Donauufer intensiver. Zumindest für mein Empfinden…

River Rats Blog bei Carpzilla+ - Teil 3 - Eingepegelt, Primetime an der Donau

Das richtige Timing für die Dicken

Das richtige Timing zu erwischen, ist für mich mittlerweile ein ganz wichtiger Schlüssel für mein Angeln an der Donau geworden. Der Fluss ist vielen Faktoren ausgesetzt, die unseren Fangerfolg ganz wesentlich beeinflussen. Wenn man im Herbst am Fluss angelt, willt man vor allem eins - konstante Pegel und eine stetig fallende Wassertemperatur. Denn mit Anbeginn dieser Phase startet das große Fressen, die Fische hauen ordentlich rein. Außerdem fällt es auch mir als Angler leichter, das Anfutter und meinen Hakenköder richtig fängig zu präsentieren.

Weiter ist die Möglichkeit gegeben, die Ruten für mehrere Stunden im Wasser zu lassen, ohne Angst haben müssen, dass sich massig Treibgut in den Schnüren verfängt. Auch dies ist ein Aspekt der sich maßgeblich auf den Erfolg auswirken kann. Ein Rig voller Dreck fängt nun man keinen Fisch.

Ohne Rücksicht auf Verluste

Die fallenden Wassertemperaturen spielen für die Fische eine ganz besondere Rolle, sie signalisieren den Fischen, dass der Winter nicht mehr allzu fern ist. Für die Karpfen heißt es nun richtig reinhauen, solange es noch was gibt.

Durch meine Vorarbeit in Form von Futter war ich mir sicher, dass die alten Flussfische genau wussten, wo es regelmäßig was zu holen gab und auf diese Situation wollte ich mich nun auch anglerisch einstellen, bedeutet: In dieser Phase müssen die Ruten so oft es geht im Wasser sein. Denn den Platz überfischen kann man in solchen finalen Fressphasen kaum noch. Auch ich tendiere eigentlich dazu stets mehr zu füttern als zu angeln. Doch diese Taktik hilft einem nichts, wenn plötzlich ein Herbsthochwasser heranrauscht und alle Mühen kaputtmacht und die Saison vorschnell beendet.

Deshalb, füttert lieber deutlich häufiger als zu angeln, solange die Bedingungen noch nicht wirklich ideal sind. Aber versucht so oft wie möglich zu ernten, sobald Wasserstand und Temperatur passen. Besonders gute Erfahrungen habe ich im Spätjahr bei Wassertemperaturen zwischen 13 und 9 Grad auf meinen Futterplätzen gesammelt.

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Von blau auf grün

Die Sterne standen also gut für mein Angeln und ich war an diesem Freitag im Oktober kaum zu bremsen. Nach langer und intensiver Vorbereitung fühlt man sich, als könnte einen nichts und niemand davon abhalten, genau diese Session zu angeln. Der Freitag auf der Arbeit verging schnell, alle nötigen Akkus waren geladen und mein Bus bereits mit dem fertig beladenen Trolley gepackt. Nach einer kurzen Dusche auf der Arbeit und einem Klamottenwechsel von blau auf grün stand meinem Plan eigentlich nichts mehr im Wege. Naja gut, vielleicht der bevorstehende Trolley-Fußmarsch von drei Kilometern Länge, aber mit einem festen Ziel vor Augen war auch der recht fix gemeistert…

Kombi-Rigs am Fluss?

Am Platz angekommen, wurde es schnell Abend. Vor mir lag eine riesige, recht ruhig und stetig dahinfließende Wasserfläche - perfekt. Die Ruten, bestückt mit meinen bewährten Kombi-Rigs, fanden zielsicher ihren Weg in die trüben Fluten. Meine Erwartungen waren hoch. Vielleicht zu hoch? Ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum ich gerade am Fluss ein Kombi Rig einsetze? Ist das aufgrund der mehrteiligen Komponenten nicht zu anfällig? Ich bin der Meinung, dass auch am Fluss eine gewisse Bewegungsfreiheit des Hakenköders eine wichtige Rolle spielt, wenn es die Umstände wie Strömung, Schifffahrt, Weißfischaufkommen und Krebsbestand zulassen.

Konkret sehen meine Donau-Kombis so aus:

Natürlich fallen sie grober und robuster aus, als in normalen Angelsituationen, wie man sie z.B. vom Stillgewässern kennt. Am liebsten setze ich auf selbst gebundene Vorfächer aus Fluorocarbon und weichem Dark-Matter-Geflecht am vorderen Ende mit starken Wide Gape XX-Haken oder Krank X-Haken in den Größen 4 oder 2 ein. Wenn die Bedingungen erfordern, werde ich noch robuster und verwende eine sehr steife Boom-Section, gebunden aus dem gleichnamigen Boom-Material in Stärke 0,55 - 0,65mm. Der Mono-Teil hilft mir dabei meine Köder in sicherem Abstand von Blei zu präsentieren, der vordere, flexiblere Dark Matter Part, in 25 - 35lbs, sorgt für einen guten Dreheffekt des Hakens. Glaubt mir auf dieses Rig ist Verlass, ich schlitze verdammt wenig Fische damit und selbst große Frachtschiffe mit ordentlich Sog bilden kein Rig-Knäul. In Verbindung mit den recht großen Haken wirkt mein Donau-Kombi außerdem wie eine Maulsperre gegen Plagegeister wie kleinere Weißfische, Grundeln, Krebse und Co.

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Müde aber glücklich

Als ich in der Morgendämmerung zum gefühlt hundertsten Mal die Teekanne aufkochen ließ und in die vor mir festgezurrte Wiegeschlinge starrte, überkam mich ein wohliges Gefühl: Mein Plan schien tatsächlich aufzugehen. Die hinter mir liegende Nacht verlief besser als geplant. Einen wunderschönen und wirklich dicken Schuppi konnte ich schon kurz vorm Morgengrauen landen. Während ich so gedankenverloren am Ufer sitze, werde ich erneut aus meinem morgendlichen Tagtraum gerissen: Ein kurzer Piep meines Delkims, die Spitze verneigt sich unter weiter steigenden Druck immer weiter in Richtung Fluss… Biss! Der nächste Tanz mit einem starken Donau-Boliden beginnt. Die Drills in der Strömung fallen meist knallhart aus, doch mein Setup mit vielen Metern richtig dicker 0,65er Schlagschnur und den dickdrähtige Haken lässt mich wieder nicht im Stich.

Schließlich gelingt es mir auch diesen zweiten Fisch zu landen und auch er ist ein wirklich stattliches Kaliber. Zwar nahm meine Wathose im Eifer des Gefechts an der Steinschüttung Schaden, doch das kann ich in diesem Moment gut verkraften.

Dann läuft wieder alles routiniert ab, nach dem anstrengenden Drill gönne ich auch dem zweiten Dickerchen eine kurze Ruhepause. In der Zwischenzeit nutze ich die Zeit meine Canon samt Stativ und Fernauslöser aufzubauen. Nur noch die Abhakmatte bereitlegen und ich kann schnell ein paar Bilder der beiden Fische machen. Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, Selbstauslöser Bilder zu schießen. Denn meine Angelei findet oft abseits schnell erreichbarer Stellen und immer wieder auch unter der Woche statt. Ich bin also meist auf mich alleine gestellt.

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Der Moment entschädigt für alles

Das Doppel hat es wahrlich in sich: 17,3kg und 19,6kg bringen die beiden Schuppis auf die Waage und belohnen mich für die Strapazen der letzten Woche. Was für Teile! Was für ein Leben! Ich bin noch immer total aus dem Häusche, wenn ich mich zurückerinnre oder die Bilder auf dem Bildschirm anschaue. Ihr erinnert euch vielleicht an die Worte in meinem letzten Blog:

„Der Moment entschädigt Dich für all die Mühen.“

Hier war er nun und ich genoss ihn bewusst in vollen Zügen.

Ihr könnt euch vielleicht vorstellen, was nun kommt? Klar, ich packte mein iPhone und klingelte bei meinem Bro durch. Andi war direkt hellauf von den Bildern und der Story begeistert. Er weiß ebenfalls, dass in solchen Phasen alles möglich ist und fieberte - fast 1000km entfernt an einem Kanal irgendwo in Holland - mit mir mit. Im Geiste verbunden eben.

Die Nacht bringt die Karpfen zurück

Der  Tag verflog in Windeseile und ehe ich mich versehen konnte, kündigte sich die nächste Nacht an. Es wurde kühl, merklich kühler als die Tage und Wochen zuvor. Kurz nachdem sich die Dunkelheit ausgebreitet hatte und der herbstliche Nebel sich über die Donauufer legte, traf ein Trupp Fische auf meinem Spot ein und machte sich lauthals bemerkbar. Alle paar Minuten wurde die kalte Nacht durch laut springende, deutlich hörbar, richtig große Fischen unterbrochen und es passierte was passieren musste. Die Fische machten sprichwörtlich Kleinholz aus meinem Futterplatz. Ganze vier Mal bugsierte ich in dieser Nacht mein Netz mit einem dicken Flusskarpfen die Böschung hinauf. Alle Fische sind gut über 30 Pfund schwer, der Höhepunkt ist ein echtes Donau-Original am frühen Morgen. Die dicke „Orange" mit stattlichen 23,8kg ist mein!

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Die dicke Orange ist mir seit zwei Jahren bekannt. Mein Bruder Andi fing sie ein Jahr zuvor in einer ähnlich guten Phase. Er fing das orange-gelblich schimmernde Dickerchen ebenfalls im Spätjahr, damals schon mit satten 21kg. Er konnte sich wiederum an einen Fang von einem einzigen anderen Angler zurückerinnern. Schon damals hatte der Fisch diese leichte Färbung und es war einfach passend den Fisch, zumindest unter einer Hand voll Flussanglern, so zu betiteln.

Ich befand mich in einem unrealer Gefühlszustand - irgendwo zwischen Schlaflosigkeit, einer Überdosis Koffein und purer Euphorie.

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Punktgenaues Angeln trotz Tackle-Schlacht

Nach jedem Fisch kontrollierte ich meine Schlagschnur, wechselte aufgrund der schroffen Steine unter Wasser auf neue Schnur und legte mit pedantischer Genauigkeit die Rute erneut ab, fütterte nach, um den Platz am rocken zu halten, ehe das Spiel wieder von vorne losging. Genaues Ablegen ist mir auch Fluss sehr wichtig. Denn es gibt an diesem Spot viel Struktur unter Wasser. Ich spreche von Kanten und Hänger trächtigen Bereichen, aber auch solchen, an denen man die Rigs schön sauber ablegen kann. Diese Hotspots sind relativ schmal, genaue Würfe also wirklich wichtig.

Zugegeben, das Angeln an solchen Spots kann in eine kleine Tackle-Schlacht ausarten. Deshalb habe habe immer mindestens zwei volle Spulen dicker Schlagschnur und mehrere vorbereitete Rigs am Start. Ihr seht auch hier ist eine akribische Vorbereitung das A und O. Die Fressphasen am Fluss können sehr kurz sein und müssen so effektiv wie nur möglich ausgenutzt werden.

Auch Rute und Rolle sind echten Belastungsproben ausgesetzt. Je nach Strömungsgeschwindigkeit und Pegel kann es auch schon mal vorkommen, dass meine 12ft langen 3,5lb-Stöcke Bleie von über 300g in die Fluten bugsieren müssen. Diese Angelei ist also nichts für zarte Gemüter und Tackle-Fetischisten.

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Der Alltag ruft

Wie schwer es mir am Sonntagmittag gefallen ist, mein Tackle wieder abzubauen und in den Alltag zurückzukehren, kann sich an dieser Stelle sicher jeder selbst ausmalen. Eines aber war gewiss. Ich hatte gerade mal eben so die dicke „Orange“ inklusive einigen weiteren guten 30ern aus den Fluten der Donau gezogen und genau diese Fische sind es, die mir so unglaublich viel bedeuten, an die ich immer wieder so gerne zurückerinnere und an denen ich mich nie satt sehen werde.

Im nächsten River-Rats-Blog werdet ihr wieder was von meinem Bruder Andi zu lesen bekommen. E war in den vergangenen Monaten schon hart an den Kanälen seiner neuen Heimat unterwegs. Seid also gespannt. Andi hat so einiges zu berichten!

Bis Bald, Felix Hetzmannseder

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