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Was Geht Bei / 28.08.2020

WAS GEHT BEI...Philipp Gatzsch? Saisonstart am Stausee

Dieser Blog stellt eine Frage mitten ins Herz der deutschen Karpfenszene: WAS GEHT BEI...? In diesem Blog plaudern bekannte und interessante Angler zu dem, was sie am meisten motiviert und inspiriert. Zu ihrem privaten Angeln. Ob Fangrausch oder Struggle - hier wird es offen gelegt! Und den Anfang der neuen Rubrik mit wechselnden Erzählern macht Philipp Gatzsch mit einem Beitrag zu seinem Sessionstart an einer großen, deutschen Talsperre. 

Der Reiz des Unbekannten

Der späte Sommer ist für mich die Zeit der Stauseen. Während ich im restlichen Jahr mittlerweile hauptsächlich woanders unterwegs bin, versuche ich mich spätestens ab August immer für ein paar Nächte den Gewässern zu widmen, an denen ich das Angeln lernte: Den Talsperren meiner Heimat. Neben der großen Wasserflächen und der Tatsache, meistens der einzige Karpfenangler am Wasser zu sein, zieht mich vor allem der Reiz des Unbekannten immer wieder an diese Seen. Anders als an stärker befischten Gewässern, weiß hier nämlich niemand so genau über die Karpfenbestände Bescheid. Die Chance auf den großen Unbekannten ist also jederzeit gegeben und das motiviert mich mehr als ein bekannter Zielfisch.Verzögerter Start

Der Saisonstart an meinem Hausgewässer, einer etwas 600 Hektar großen Talsperre, hat sich in den letzten Jahren immer weiter nach hinten verschoben. Früher war er allein von der Wassertemperatur abhängig und so fing ich meistens Ende Mai mit einer Futteraktion an. Dann hatte das Wasser in dem sehr tiefen und ziemlich hoch gelegenen See genau die richtige Temperatur. Heutzutage ist ein weiterer Faktor dazu gekommen, nämlich der Wasserstand. Da vor ein paar Jahren eine Reparatur an der Staumauer durchgeführt wurde, kann das Wasser im Winter nun höher gestaut werden und braucht im Laufe des Jahres länger um wieder zu sinken. Viele interessante Bereiche lassen sich deswegen erst ab der zweiten Jahreshälfte wirklich effektiv beangeln, da vorher die Ufer bis zum Wald völlig überflutet sind
Lehrgeld

Dieses Jahr wollte ich in einem Bereich angeln, in dem ich früher meine größten Erfolge an diesem See hatte. Da aufgrund des kurzen Fußweges aber viele Angler dort unterwegs sind, habe ich ihn in den letzten Jahren gemieden. Dieses Jahr wollte ich das aber wieder in Kauf nehmen und einen weiteren Versuch dort starten. Der Spot ist sehr strukturreich und leider liegen ringsum große Steine, die damals beim Einholen öfter mal für Hänger sorgten. Da ich das dieses Mal vermeiden wollte, probierte ich es etwas weiter links. Dort war der Boden sauber, allerdings auch deutlich schlammiger und der Bereich insgesamt tiefer. Ich hatte meine Zweifel ob es dort funktionieren würde, aber einen Versuch war es definitiv wert. Nachdem ich mir dort etwa zehn Tage lang mit der Spomb einen Futterplatz aufbaute, startete ich den ersten Versuch und ging eine Nacht dort angeln. Um es kurz zu machen: Es ging gar nichts und ich ärgerte mich, dass ich die Tage vorher zu faul war, mein Boot aufzupumpen und den Platz mit der Unterwasserkamera zu kontrollieren. Warum nichts ging, weiß ich nicht. Da es aber definitiv keinen Sinn machte dort weiter zu angeln, machte ich mir bereits Gedanken, auf welchen Platz ich ausweichen würde.

Keine Ausrede

So richtig wusste ich noch nicht, wo es nun hingehen sollte. Für viele interessante Seebereiche war der Wasserstand noch etwas zu hoch und es würde noch eine Weile dauern bis ich dort vernünftig angeln könnte. Diese recht planlose Situation bot mir allerdings eine Gelegenheit für etwas anderes. Schon seit einigen Jahren drücke ich mich immer wieder davor, ein ganz besonderes Gewässer meiner Region zu beangeln. Ein kleiner Stausee, der wenige, aber dafür große und total urige Spiegler beherbergt. Im Sommer 2013 habe ich es dort zum ersten Mal versucht und wollte unbedingt einen dieser einzigartigen Fische fangen, was mir leider nicht gelungen ist. Stattdessen fing ich Unmengen an Döbeln, welche in diesem See mittlerweile schon fast eine Plage sind. Egal wie selektiv ich geangelt habe, um die Döbel führte kein Weg vorbei. Oft hatte ich das Gefühl, dass sie den Futterplatz schon leergeräumt haben, bevor überhaupt ein Karpfen in der Nähe war. Die vielen Blanks und das Nachtangelverbot dort führten dazu, dass ich nach dieser einen Saison die Motivation verlor und auf andere Gewässer auswich. Doch so ganz ging mir der See nie aus dem Kopf und ich dachte immer wieder über die besonderen Fische dort nach. Meistens war ich aber mit irgendeinem anderen Gewässer beschäftigt und hatte so immer eine gute Ausrede, um es weiter aufzuschieben - dieses Mal aber nicht!


Die Vorbereitung

Da mir immer klar war, dass ich auf jeden Fall nochmal zu diesem See zurückkehren würde, hatte ich schon vor einiger Zeit einen Plan geschmiedet. Nach dem Rekordsommer 2018 waren die Wasserstände der Stauseen hier in der Umgebung so weit unten wie selten zuvor, was ich im selben Herbst nutzte, um Location zu machen. Mit einem GPS-Gerät ausgestattet fuhr ich einige Seen ab und schaute mir die Strukturen, welche normalerweise Unterwasser sind, mit eigenen Augen an der Luft an. Die interessanten Bereiche speicherte ich mir ab und sparte mir damit viel Arbeit in der Zukunft. Da der kleine Stausee kaum Struktur hat, fand ich dort nichts Außergewöhnliches. Hier lag mein Augenmerk aber auch mehr darauf, Stellen zu finden, bei denen das Ufer möglichst langsam abfällt. Damit will ich vermeiden, dass mir nachher die Boilies wegrollen, was bei einem Großteil der steilen Uferbereiche dieses Sees passieren würde. Eine flache Landzunge, welche mir im vorletzten Herbst besonders in Auge gefallen ist, fütterte ich für etwas über zwei Wochen mit Scoberry Boilies und startete dann den ersten Versuch.

Unverhofft kommt oft

Um halb fünf machte ich mich an diesem Samstagmorgen auf den Weg. Die Atmosphäre als ich ankam war traumhaft, die Vögel zwitscherten und Nebelschwaden verzierten den See. Schnell montierte ich die erste Rute mit einem vorbereiteten Rig und warf sie auf den noch am Vorabend gefütterten Platz. Direkt danach wollte ich die zweite Rute werfen und dann eine Handvoll Boilies nachlegen. Doch dazu kam es nicht, denn bevor ich die andere Rute überhaupt auspackte, lief die erste bereits voll ab. Sowas habe ich selten erlebt! Gut zehn Minuten und einen nervenaufreibenden Drill später lag mein erster Karpfen aus dem See im Kescher. Wirklich glauben konnte ich es aber nicht! Nachdem ich einen Sommer an diesem See angelte und keinen Erfolg hatte, fing ich jetzt den ersten Karpfen schon nach wenigen Minuten. Dazu war es direkt einer der Spiegler aus dem Altbestand, was ich eindeutig an seiner markanten Kopfform erkennen konnte. Leider lief an diesem Tag nichts mehr, was meiner Stimmung aber absolut keinen Abbruch tat! 

Auf den Geschmack gekommen

Eigentlich war mein Plan, einfach nur einen Karpfen dort zu fangen, den See abzuhaken und mich wieder anderen Gewässern zu widmen. Hier jedoch jetzt schon aufzuhören, kam nach diesem ersten Tag absolut nicht in Frage, denn jetzt war ich richtig heiß! Schon am nächsten Morgen ging es wieder in aller früh los und kurz nach Sonnenaufgang bekam ich dieses Mal nicht nur einen Run, sondern direkt zwei hintereinander. Die beiden waren kleiner und deutlich jünger als der Fisch am Vortag, dennoch aber ein absoluter Erfolg für mich. Wieder hörte die Aktion schlagartig auf und ich fing im Laufe des Tages nichts mehr, typisch für die Stauseen der Region. In Zukunft werde ich mich deswegen vermutlich auf die Morgenstunden konzentrieren und bin jetzt schon mehr als gespannt was mich noch so alles dort erwartet!

So Leute, das wars fürs Erste. Ich werde weiter am Ball bleiben und euch hier in unregelmäßigen Abständen davon berichten. Die neue Serie „Was geht bei...?“ hat aber natürlich noch deutlich mehr Potenzial und so werdet hier in Zukunft auch von anderen Anglern aus der deutschen und österreichischen Szene lesen. Ich freue mich schon richtig drauf! 

Viele Grüße,
Philipp

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