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#Bildsprache / 08.01.2019

#BILDSPRACHE - Geschichten in Bildern von Christopher Paschmanns: ungewöhnliche Begegnungen

Fotografie ist persönlich, künstlerisch, Selbstverwirklichung. Sie ist mir wichtig – fast so wichtig wie gutes Angeln. Und sie ist Teil meines Berufes - eben auch so, wie das Angeln. Gut, dass beides immer wieder Gelegenheiten für ungewöhnliche Begegnungen bietet. 

Der Weg ist das Ziel

Das Angeln ist ein fester Bestandteil meines Lebens. Damit können sich hier sicher viele identifizieren, nicht wahr? Doch bei mir ist es auch beruflich bereits seit Jahren fest mit meinem Alltag verflochten. Oft genug habe ich für die Kamera geangelt – zum Beispiel für Videoproduktionen oder Fotofeatures. Genauso regelmäßig aber habe ich Regie bei Drehs geführt oder war derjenige an der Fotokamera. Auch dabei aber ergeben sich Angelmöglichkeiten. Manchmal solche, die ich sonst nicht wahrgenommen hätte...

Schnappschuss – der Weg, den Kevin zur Rute laufen musste reichte so gerade in Zeit, damit ich die Kamera scharf machen konnte für dieses Bild. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 3.5 / ISO 640 / Verschlusszeit 1/160 / Foto: C. PaschmannsNahkampf – der Fokus auf dem Fisch mit niedriger Blende friert das Wasser ein – ungewöhnliches Action-Bild. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/400 / Foto: C. Paschmanns

Je länger die Festbrennweite, desto interessanter lässt sich das Verhältnis Angler/Fisch zu Hintergrund gestalten. Die 100mm Macro-Linse lässt sich auch für Fangfotos nutzen. Für große Karpfen würde ich sie aber nicht einsetzten, denn die wirken dadurch deutlich kleiner. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF100mm f/2.8L Macro IS USM / Blende 2.8 / ISO 400 / Verschlusszeit 1/400 / Foto: C. Paschmanns

Ungewöhnliche Begegnungen

In der Angelbranche sind die besten Kameraleute und Fotografen solche, die ihr Angelinteresse dem kreativen Drang an der Kamera unterstellen. Und darum gehöre ich ganz sicher nicht dazu! Ich bin Angler und es kribbelt einfach in den Fingern, wenn ich am Wasser bin! Wann immer sich die Möglichkeit ergab, selbst ein Rig ins Wasser zu bringen, obwohl ich nicht zum Angeln vor Ort war, habe ich diese also genutzt! Und so kam es zu ungewöhnlichen Begegnungen, die anders kaum möglich gewesen wären.

Mitten in Eindhoven

Kevin Diederen macht den Job für Korda Benelux, den ich für Deutschland hatte – entsprechend häufig waren wir auch zusammen am Wasser, meistens, um Session- oder Produktfotos zu machen. Ich hatte ihm die Fotos für ein Stalking-Feature an einem Parksee unweit von Eindhoven in den Niederlanden gemacht und bevor ich mich auf den Heimweg machte, wollte er mir noch etwas zeigen: „Die Brückenkarpfen der City!“ 

Ich fuhr ihm nach und vor einer kleinen Stadtbrücke bog er rechts ab, um zu parken. Schon aus dem Fenster sah ich neben der Straße den kleinen, kaum 30 Zentimeter tiefen Graben fließen. Hier soll es Karpfen geben? Kevin stieg aus und deutete mir an, mich unauffällig zu bewegen. Wir schlichen zur Brücke, schauten hinüber und tatsächlich: Dort unter dem Gemäuer war das Wasser knapp einen halben Meter tief und ich erkannte ein paar Schuppis, einen Spiegler und einen Koi. „Bock auf einen Stadtkarpfen?“, wollte Kevin wissen. Auf jeden Fall!

Zehn Minuten später hielt ich vor der Brücke einen kleinen Schuppi hoch, der sich den kleingeknibbelten Boilie am simplen Knotless Knot Rig sofort einverleibte. Eine coole Erfahrung und eine Begegnung, die ich sonst nicht erlebt hätte. 

Mein Brückenschuppi mitten aus Eindhoven! Ein cooles Erlebnis. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF24-70mm f/4L IS USM / Brennweite: 37 / Blende 4 / ISO 100 / Verschlusszeit 1/640 / Foto: Kevin DiederenMal schnell einen fangen auf die Art von Kevin Diederen. Der Spiegel im unscharfen Anschnitt verortet die Situation als Parkplatz. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 320 / Verschlusszeit 1/200 / Foto: C. Paschmanns

Forellenseekarpfen

Wer eigentlich nicht zum Angeln vor Ort ist, sucht sich die Gelegenheiten am Rande und zieht Möglichkeiten in Betracht, die einem sonst nicht auffallen würden. So auch bei einer Session 2018 mit Daniel Brünkmans und Christoph Freuen am De Ronde Bleek in Holland. Dieses charmante, zwischen Forellenseen gelegene, kleine Gewässer wird kommerziell bewirtschaftet und erinnert eher an den gepflegten Privatsee eines Bauern. Christoph und Daniel angelten für die Kamera, ich führte Regie. Entstanden ist ein Beitrag für Masterclass 2019, der voraussichtlich im Februar erscheint.

Erinnerungswert: Ein Gemeinschaftsbild gibt es von jedem Masterclassdreh. Die Kamera steht auf dem Stativ. Der Weitwinkel hilft, auch alle aufs Bild zu bannen. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF24-70mm f/4L IS USM / Brennweite: 29 / Blende 5.6 / ISO 200 / Verschlusszeit 1/640 / Foto: C. Paschmanns

Ein Foto, das auf eine Angelsituation schließen lässt:  Marker- und Spod-Set Up stehen für Werfen und ein neues Gewässer. Die Unschärfe im Vordergrund macht das Motiv interessanter. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 70 - 200mm f/4L IS USM / Blende 4 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/200 / Foto: C. PaschmannsMomentaufnahmen einer Session stellen dar, worauf es den Anglern ankommt. Christoph Freuen nimmt es sehr genau und senkt akribisch seine Schnur ab. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.2 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/3200 / Foto: C. Paschmanns

Immer wieder schlenderte ich am Ufer des gegenüberliegenden Forellengewässers entlang und es dauerte nicht lange, bis ich Karpfen ausmachte. Kleine Fische, Satzer eben. Doch irgendetwas stimmte da nicht: Nach längerem Beobachten durch die Polbrille erkannte ich es: Zwischen gewöhnlichen Spieglern und Schuppis schwammen ein paar echte Perlen, handverlesene, vollbeschuppte Spieglerchen – richtig schön! Der Eigner berichtete mir später, dass diese Fische ab einer bestimmten Größe in sein Karpfengewässer gehen. Jedenfalls: Ich erkannte eine Chance!

Rig-Bilder bringen oft Farbe, vor allem geben sie aber wichtige Informationen und diese sollten nicht durch Unschärfe versteckt werden. Selbst bei einer Blende 5 ist in diesem Foto das hinten liegende Rig leicht unscharf. Der Effekt ist natürlich erwünscht! Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 100mm f/2.8 L MACRO IS USM / Blende 5 / ISO 500 / Verschlusszeit 1/160 / Foto: C. Paschmanns

Ein Schnappschuss lohnt sich immer! Ich war spät da und konnte den letzten Moment des Drill mitnehmen, der unscharfe Vordergrund macht das Motiv spontaner und spannender. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.2 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/3200 / Foto: C. PaschmannsVorsicht mit niedrigen Blendenzahlen bei Fischbildern! Der herrliche Spiegler kommt bestens rüber, der Blendenwert von 2.8 ist aber zu niedrig gewählt, denn Daniel ist zu unscharf. Anders wäre es, wenn Brünke das Tier sehr nah am Körper gehalten hätte. Richtwert für Fischfotos: Blende 5-5.6. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/800 / Foto: C. PaschmannsGleiche Einstellungen wie beim ersten Bilder, aber der Fisch ist näher am Körper: schon besser!

Voll im Flow

Zuerst schnappte ich mir eine Rute aus dem Auto mit einem klassischen Bodenköderrig – obwohl die Fische meine Futtergaben aus Boilie-Krümeln und Partikeln sofort annahmen, das Set Up war viel zu grob für diese kleinen Karpfen. Also band ich schnell ein nur 5 Zentimeter kurzes Rig mit einem 8er Haken, dem kleinsten, den ich finden konnte, kombiniert mit dem leichtesten Blei, das ich auftreiben konnte, einem 1,5oz Wirbelblei. Und beköderte das Haar mit einem Krümelchen Boilie. Die Karpfen im flachen Wasser genau beobachten zu können und die Chance auf so ein hübsches Tier gaben mir einen echten Kick, ich war in diesem Flow, in dem ich alles um mich herum vergesse. 

Hab dich! Solche Bilder rund um einen Fang ermöglichen es, die Story besser zu erzählen. Wichtig für Features, ob Online oder in Print! Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 200 / Verschlusszeit 1/2500 / Foto: C. PaschmannsDie andere Seite des kleinen Fullys, ihm fehlt die Brustflosse. Schon ein besonderes kleines Kerlchen.

Die niedrige Blendenzahl bringt die nötige Tiefe ins Bild, die Präsentation ist ungewöhnlich wie das Schuppenbild, nah am Körper gehalten gehe ich nicht in Unschärfe unter – kommt doch ganz cool und wertet kleine Fänge super auf! Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/2500 / Foto: Riccardo Fanucci

In der folgenden Stunde fing ich neben dem größten Schuppi des Trupps mit vielleicht 9 Kilo noch einen unauffälligen Spiegler und dann endlich diese Perle, die ich haben wollte. Den Fisch noch im Kescher lief ich zum Camp der Jungs und staunte nicht schlecht: Ich hatte durch mein Stalkingabenteuer verpasst, wie Christoph bei einem Doppelrun neben einem schönen Schuppi den größten Fisch des Sees fing, den „Baron“ mit knapp 25 Kilo! Krass, oder? Da saß der Herr Freuen, zwei Kescher voller Fisch vor sich, ein Grinsen von Ohr zu Ohr, in seiner Wathose am Ufer und war glückselig. Für meinen Fully hatte keiner echtes Interesse... Der Italiener Riccardo, vor Ort, um für seine Zukunft als Kameramann Praxiserfahrung mit einem DVD-Dreh zu sammeln, erbarmte sich, mir Fotos des hart erarbeiteten Kärpfleins zu machen. 

Glückselig – Christoph mit zwei Keschern und zwei guten Fischen vor sich. Er lässt das Wasser fliegen und das Grinsen könnte kaum breiter sein. Momente wie diese sind Gold wert, auch auf Bild gebannt! Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 250 / Verschlusszeit 1/2000 / Foto: C. PaschmannsDen Baron unterm Arm, umgeben vom tiefen Blau eines Sommertages am Wasser. Solche Bilder vergisst man nicht! Der Blitz hilft, die Farbe ins Bild zu holen und leuchten Schatten aus, die bei starker Sonne immer entstehen. Fakten zum Foto: Canon EOS 6D / EF 50mm f1.4 USM / Blende 2.8 / ISO 125 / Verschlusszeit 1/4000 / Foto: C. Paschmanns

Und diese Ereignisse im Hinterkopf schaue ich mir die Bilder des Fisches immer wieder gerne an. Sie führen mir auch vor Augen, wie relativ das Empfinden ist, wie viel Spannung und Bedeutung in den kleinen Dingen liegen kann und was doch alles in einem Moment geschieht. 

Bis zum nächsten Mal,

Christopher Paschmanns

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