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Carp Life Balance / 30.11.2021

CARP LIFE BALANCE: Ein Griff ins Klo

Endlich September und damit der Beginn der wohl schönsten Jahreszeit für uns Karpfenangler. Mein Kalender war randvoll mit geilen Terminen zum Fischen. Ich hatte vor in Belgien an einem sehr schwierigen Gewässer zu drehen und dabei selbst vor der Kamera zu stehen. Der Plan war Mitte September in der Vollmondwoche zu filmen und die beiden Wochen zuvor von Montag bis Freitag zu fischen. Vor der ersten Woche Angeln machte ich mich am Donnerstag auf zum See, um Location zu betreiben und schon mal einen Platz vorzubereiten. Das Ganze sollte ein Informativer und aufwendiger Film werden. Die Fahrt zum See betrug sechs Stunden. Zu meinem Glück waren alle fünf Plätze, die ich mir im Vorhinein ausgeguckt hatte, besetzt. Mit dem Mountainbike drehte ich zwei Runden um das 40ha große Gewässer und schaute mir alles genau an. Zwei der Angler auf den vermeintlich guten Plätzen packten glücklicherweise ein.

Ich begann direkt mit dem Loten und fand einen interessanten Platz auf ca. 95m – ein Kiesstreifen, der sich ein Stück durch den See zog, auf dem ich alle drei Ruten fischen konnte. Im Anschluss Spombte ich gute 7-8 Kilo Boilies und Tigers auf den Platz. Diese hatten dann 4 Tage Zeit zu wirken bevor ich am Montag wiederkam, um den Platz zu befischen. Zu meinem Glück war er dann auch frei. Schnell hatte ich meine Ruten auf den Platz geworfen und noch ein paar Spombs Futter gelegt. Jetzt hieß es warten und schauen, ob der Platz angenommen wird oder schon wurde.

Der erste Fehlversuch

Die Bedingungen waren alles andere als perfekt. Hochdruck, dazu Ostwind, viel Angeldruck und somit viel Futter im Wasser. Direkt am ersten Tag wurde ich kontrolliert. Der Kontrolleuer erzählte mir viel über den See und dass hier gerade im Herbst ein enormer Angeldruck drauf und es schwer wäre gute Plätze zu bekommen, weil die Angler teilweise über Wochen die Stellen besetzten. Keine guten Infos. Aber davon wollte ich mir nicht die Stimmung verderben lassen, sondern mein Ding durchziehen. Nach zwei Tagen ohne jegliche Aktion entschied ich mich nochmals eine Runde mit dem Rad zu drehen und Ausschau nach springenden Fischen zu halten. Zwei Fische konnte ich tatsächlich auch sehen. Weit draußen in der Seemitte. Da von meinem Platz aus nicht viel möglich war und ich auch kaum was vom Gewässer sehen konnte, entschied ich mich auf die andere Seeseite zu moven und zentraler zu Angeln. 120m raus an eine kleine Erhöhung und etwas festeren Boden. 4 Kilo Futter sollten für das erste reichen, aber bringen sollte es nichts. Auch die dritte Nacht blankte ich und packte danach meine Sachen und fuhr Heim. Es machte einfach keinen Sinn hier noch länger zu bleiben. Ich fütterte noch ein paar Kilo nach, da ich in der Folgewoche wiederkommen wollte.

Planänderung

Ich kam nicht wieder. Die Woche darauf hatte ich so viel zu tun, dass ich es nicht einrichten konnte ans Wasser zu fahren. Und ehrlich gesagt hatte ich es satt so weit zum Fischen zu fahren. Das schlauchte schon extrem. Also änderte ich mein Vorhaben und entschied mich dazu an einen Vereinssee zu fahren und dort mein Glück zu versuchen. Da ich aber meinem Gewässer nicht schaden wollte, änderte ich auch den Plan zu dem Video auf ein Tipp- und Informationsvideo zum Thema Herbstangeln. Dazu musste ich das Gewässer nicht zeigen und würde mir dort keine Feinde machen oder gar Probleme mit dem Verein bekommen. Trotzdem konnte ich Angeln und evtl. den ein oder anderen Fisch fangen. Meine drei Ruten warf ich an drei unterschiedliche Plätze mit unterschiedlich viel Futter, um zu schauen, wo und wie ich Fische fangen konnte. Eine Rute warf ich mit einem Active Liver Schneemann in ein Areal, in dem ich dreimal einen Fisch springen sehen konnte. Ein Schneemann deshalb, weil ich mit dem Fluoro Pop Up und dem damit verbundenen visuellen Reiz auf einen schnellen Biss hoffte. Ich warf die Montage so weit wie ich konnte, um so nah wie nur möglich in den Bereich zu kommen, in dem der oder die Fische gesprungen waren. Mit dem Rohr fütterte ich großflächig ein Paar Hände Boilies, um die Fische zum Suchen zu animieren. Genau diese Rute brachte mir nur 4 Stunden nach dem Auswerfen den ersten Fisch. Was ein geiler Start und was ein geiler Fisch. Schon im Drill merkte ich, dass es ein etwas Besserer war. Es hätte also nicht schöner starten können.

Die restliche Nacht verlief erstaunlicherweise ruhig. Ich hatte fest mit einem weiteren Biss gerechnet, blieb aber ohne weiteren Fisch. Auch sprangen keine Karpfen mehr, wo sie sich den Tag zuvor noch gezeigt hatten. Es war komplett ruhig. Also hatten die Fische sofort gemerkt, dass sie beangelt werden und sich zurückzogen. Das gefiel mir gar nicht und dieses Verhalten konnte ich so an diesem Gewässer auch noch nicht beobachten. Das sie den Druck in einem Bereich spüren und dann flüchten ja, aber das der komplette See wie tot war fand ich schon sehr komisch. Da wir hier noch ein paar Videos drehen wollten, kam ein Platzwechsel nicht in Frage und ich konnte und musste das Ganze hier aussitzen. Kann auch mal gar nicht so verkehrt sein. In diesem Fall brachte es aber überhaupt nichts. Denn die folgenden drei Nächte bekam ich nicht einen Take und blieb bis auf den einen Fisch aus der ersten Nacht blank. Damit war der September auch schon rum und ich hatte einen Fisch fangen können – in einem der besten Monate des Jahres. Das war schon hart.

Der zweite Fehlversuch

Nach zwei Wochen daheim und einer Menge Arbeit, beruflich wie privat, ging es auf zum nächsten Dreh. Frankreich rief ein weiteres Mal. Der Plan war es zusammen mit Stefan Fiedel an einem großen Stausee im Süden Frankreichs eine schöne Herbstsession zu filmen und das Fischen an diesen steilabfallenden, steinigen Seen zu zeigen. Es hätte mal wieder nicht schlechter Starten können. Das Wetter war für ein Gewässer dieser Kategorie eine Vollkatastrophe. Kein Wind, Hochdruck und dazu Frost in der Nacht. Zudem saß die komplette Nachtangelzone voll mit Anglern. Diese war auch neu definiert worden, sodass wir keine andere Möglichkeit hatten uns besser zu positionieren. Wir wollten dem Ganzen eine Chance geben und fuhren mit unseren Booten vorbei an den ganzen Camps, die hier hockten und bezogen dann wirklich den letzten Platz, an dem man offiziell Angeln durfte. Da das Beangeln anderer Ufer nicht gestattet war, blieb uns lediglich die eigene Kante, an der wir unsere Ruten strategisch gut verteilen mussten. Wir wollten Fallen stellen – mit auffälligen Hakenködern und wenig Beifutter. Gerade bei solchen Bedingungen kann zu viel Futter eher problematisch werden als zielführend. 

Die erste Nacht brachte Stefan zwei kleinere Spiegler. Für den Start nicht schlecht aber schon die beiden folgenden Nächte blieben komplett ohne Fisch. Da fängt man schon an zu zweifeln, ob das alles so richtig ist, was man da treibt. Bei einem Dreh hat man immer einen enormen Druck abzuliefern. Es steckt einiges an Aufwand dahinter und natürlich auch ein großer finanzieller Einsatz seitens der Firma. Da möchte man immer das Beste rausholen und auch einen geilen Film für euch produzieren. Ein Problem ist auch, dass, wenn es nicht läuft, die Motivation sinkt und man automatisch weniger filmt. Es wird überlegt was man alternativ machen kann, um diese Woche nicht für nichts zu verschwenden. Der Gedanke von einem Tipp Video kam und wir filmten dafür ein paar Sachen ein, um ein Backup zu haben, falls nichts mehr gehen sollte.

Die Szenerie hier war aber der Wahnsinn. Nachts ging es unter die Null Grad, das Wasser hatte noch 17 Grad und schon in der Dunkelheit fing das Wasser an zu dampfen. Morgens konnte man kaum die Hand vor Augen sehen, so neblig war es. Und wenn dann die Sonne durchbrach und der Nebel sich lichtete, stand uns ein atemberaubendes Naturschauspiel gegenüber. Es war eigentlich das einzig Positive an diesem Trip bis jetzt. Der Ausblick jeden Morgen. Wir probierten viel herum was Futter, Hakenköder, Plätze und die Wassertiefe betraf, in der wir fischten. Aber es half alles nichts und auch die vierte Nacht kam kein weiterer Fisch dazu. Auch bot sich uns keine Chance zu moven, denn alle anderen Plätze blieben besetzt.

Happy End

Es machte keinen Sinn noch großartig länger zu bleiben und so entschieden wir uns dazu nur noch eine, anstatt zwei weitere Nächte zu bleiben. Stefan hatte sich zudem eine schöne Erkältung eingefangen und war mal so richtig platt. Den gestrigen Tag filmten wir nichts damit er sich etwas erholen konnte. Ganz akribisch wurden nochmals alle Ruten neu gefahren. Ich legte meine ganz linke mit drei Umlenkern in eine große Bucht auf 5 Meter Tiefe, bevor die Kante Steil abfiel. Hier war es schön sandig. Ein perfekter Spot, denn solche Flecken zu finden war bei den ganzen Steinen gar nicht so leicht. Ein Liver Schneemann und zwei Hände Futter drüber. Die anderen drei wurden an der Kante vor den Füßen auf verschiedensten Tiefen verteilt.

Schon früh am Abend kam der erste Biss. Völlig perplex nahm Stefan seine Rute auf und ich stieg zusammen mit Ihm ins Boot, um zu filmen. Noch war kein Nebel da und wir konnten mal einen Drill aufnehmen. Zu späterer Stunde war das aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit nicht mehr möglich. Ein schöner Spiegler ließ sich schnell abkeschern. In der Nacht bekam ich dann tatsächlich meinen ersten Biss in diesem Trip. Und welche Rute war es? Genau die in der Bucht. Zum Glück lief alles gut – ich war schnell am Fisch und konnte im dichten Nebel bei eisiger Kälte meinen Blank-Safer fangen.

Kein Riese, aber immer ein schönes Gefühl nicht komplett leer ausgegangen zu sein. Sogar Stefan konnte früh am Morgen noch einen weiteren Fisch fangen und dem Video damit noch einen schönen Abschluss bescheren. Es war nicht das, was wir uns von diesem Trip erhofft hatten, aber so ist nun mal Angeln. Am Ende wird denke ich trotzdem ein interessantes Video dabei rauskommen. Jetzt hieß es alles in die Boote zu verladen, zu den Autos fahren, dort alles wieder aus und einladen und dann schöne 15 Stunden Rückfahrt.

Keine ganze Woche hatte ich daheim, denn schon in nur sechs Tagen ging es auf in den Urlaub mit der Familie und den Fiedels. Auf nach Spanien an den Orellana Stausee. Aber die Geschichte bekommt Ihr im nächsten Teil zu lesen…

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