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Carp Life Balance / 19.11.2020

CARP LIFE BALANCE - Herbst!

Herzlich Willkommen zu meiner neuen Kolumne hier auf Carpzilla+. Ich bin Benjamin Versemann, Vollblut-Karpfenangler und Videographer für Fox. Hier möchte ich euch teilhaben lassen an dem, was bei mir am Wasser abgeht – ob private Angelei oder aber beruflich unterwegs in ganz Europa. Hier kann ich Infos und Eindrücke bieten, die sonst nicht den Weg nach draußen finden und für die im Social Media einfach kein Platz ist.

Was habe ich mich darauf gefreut, dass der Herbst endlich Einzug hält hier bei uns. Das Frühjahr war mal die schönste Zeit im Jahr für mich. Seit zwei Jahren ist das irgendwie nicht mehr so der Fall und der Herbst ist DIE Zeit geworden. Wenn es langsam kühler wird, die Blätter sich bunt verfärben und das Wasser zu dampfen beginnt, fühle ich mich einfach pudelwohl da draußen.

Ein guter Plan

Der Plan stand und gefüttert war mein Platz jetzt auch schon drei Wochen lang. Das Wetter war perfekt! Die ersten richtig kräftigen Winde hatten uns erreicht und mischten das warme, sauerstoffarme Wasser so richtig durch. Die Jungs da unten hatten Knast. Ich fütterte alle zwei, drei Tage ca. 7 Kilo Boilies und konnte immer mit der Kamera kontrollieren, ob das Futter auch weg war. Das zu wissen ist mir enorm wichtig! Nur so kann ich sicherstellen, dass ich nicht unnötig viel ins Wasser werfe. Anfang September war es soweit. Vollmond! Ich hatte ein gutes Bauchgefühl, welches sich auch noch bestätigen sollte. Nachdem ich zum Start einen kleineren Schuppi fing, gefolgt von einem weiteren schönen Schuppi mit knapp 15 Kilo, legte ich schnell die Ruten wieder auf ihre Plätze. Anschließend kuschelte ich mich selbst nochmal in den Schlafsack und döste weg als mich plötzlich dieser Dauerglüher aus dem Schlaf riss. Kennt ihr das? Dieses Gefühl schon beim Biss zu wissen, dass es sich um einen guten Fisch handelt? Irgendwie hatte ich es im Gefühl. Ich nahm die Rute auf, stieg sofort ins Boot und pumpte mich ran. Das Teil stand richtig gut in der Rute, tief unten und ließ vereinzelt Blasen aufsteigen.

Smalltalk beim Drill

Plötzlich sah ich da ein Zelt stehen, wo am Abend zuvor noch keines war und es rief einer vom Ufer zu mir rüber. Ein anderer Angler hatte gerade aufgebaut und wollte auf demselben Plateau fischen, auf dem ich meine Ruten liegen hatte. Na geil! Es hatte wenig Sinn, jetzt hier zu diskutieren. Ich sagte ihm, dass ich die Ruten gleich reinhole, dann könne er da fischen und ich komme gleich mal rum, um mit ihm zu quatschen – nach dem Drill… Der Fisch nahm immer wieder kräftig Schnur, aber als er sich dann das zweite Mal quer legte vorm Boot konnte ich ihn einsacken. Ich erkannte den Fisch sofort. Der Größte mir bekannte im See. Ein richtig fetter Schuppi. Was war ich happy über dieses Teil! Zurück am Ufer bimmelte auch schon die nächste Rute, und ich konnte einen weiteren Schuppi der 30-Pfund-Klasse keschern. Happy Days! Was ein geiler Morgen. Zudem war ich dabei, einen neuen Boilie zu testen und was für ein besseres Resultat hätte man sich wünschen können. 

Aus die Maus

Schnell die Cam fertig gemacht für ein paar Selbstauslöser-Bilder, bevor ich meine sieben Sachen packte, um das Ganze mit dem Kollegen auf der anderen Seite zu klären. Long story short: Ich überließ ihm den Platz und machte mich vom Acker. Ärgerlich, denn da wäre bestimmt noch was gegangen. Aber ich konnte kaum zufriedener sein... Er saß einfach näher zum Plateau und ich hatte kein Bock auf Stress. Also hakte ich das Projekt an dem Gewässer erst einmal ab, denn schon in zwei Wochen stand eine Woche Frankreichurlaub auf dem Plan! Daraus wurde dann leider doch nichts, denn mein guter Freund Marco Kraut musste aus privaten Gründen absagen. Schade drum, aber im Nachhinein nicht schlimm, denn in der Zeit wurde es noch einmal so richtig heiß – bis über 30 Grad. Und darauf hätte ich eh null Bock gehabt. Somit war Angeln erst mal abgehakt.

Da bahnt sich was an

Die Taufe unseres Sohnes stand an und wir bekamen Besuch von unseren Freunden Stefan und Stefanie Fiedel aus der Schweiz mit ihrer kleinen Tochter. Zusammen verbrachten wir ein paar schöne Tage und natürlich machten wir spontan eine Nacht raus, wie sollte es bei zwei Vollblutanglern auch anders sein, blieben aber trotz guter Bedingungen blank. Ich ließ Stefan vor Abreise noch wissen, dass ich noch meinen kompletten Jahresurlaub zur Verfügung hatte und falls er Zeit und Lust habe, solle er sich melden, dann könnten wir noch eine Tour zusammen machen. Gesagt getan. Eineinhalb Wochen später klingelte das Telefon: Stefan rief mich am Sonntagabend an und sagte, er könne übernächste Woche eine Woche frei nehmen. Passend zu idealen Bedingungen: Viel Wind und Regen, dazu die Vollmondwoche. Am Montag durfte ich noch meinen neuen Firmenwagen abholen ­– endlich mehr Platz – und am Dienstag regelte ich alle wichtigen Dinge, die noch für unseren Produkt-Launch gemacht werden mussten. Donnerstag ging es auf nach Frankreich! 

Volle Gewässer

Ich hielt für einen kurzen Zwischenstopp in Mannheim bei Oli und Andy von HZ Baits, um mir ein paar frische Krill Boilies abzuholen und weil ich schon mal da war konnte ich auch gleich noch einen Fünfziger für Oli ablichten – krass Junge, das motivierte gewaltig! In Frankreich allerdings lief es dann mal so überhaupt nicht wie erhofft. Die Gewässer saßen alle mega voll mit übermotivierten Anglern. Auch unser Gewässer, das wir uns für die Woche rausgesucht hatten, war komplett besetzt. Die Jungs dort waren richtig nett, wir unterhielten uns kurz und dann ging es weiter zum nächsten See. Dort kam ich erst im Dunkeln an. Egal, schnell alles ausladen und bei strömendem Regen und Sturm bis 70km/h noch drei Ruten legen... Von nix kommt nix. Leichtsinnig bin ich bei sowas nicht, eine Schwimmweste habe ich immer an. Sicherheit geht immer vor! Ich habe es jahrelang nicht gemacht und es ist zum Glück immer alles gut gegangen… Aber bei solchen Bedingungen ist eine Weste heute Pflicht. Um halb eins fiel ich erschöpft auf die Liege und die Nacht verging ohne jegliche Aktion. Am Vormittag packte ich also wieder alles zusammen und machte mich auf zu einem weiteren Gewässer, welches ich mir laut Stefan mal etwas genauer anschauen sollte. Aber auch hier saßen viele Angler und die Nachtangelzone sah nicht gerade einladend aus. Naja, geben wir dem See mal einen Versuch, dachte ich. Gerade als ich das Boot vollständig beladen hatte kamen die Guards und wiesen mich auf das Reglement hin. Ich wollte es nicht erzwingen, hier Probleme zu bekommen, und so lud ich meine Sachen wieder ins Auto und fuhr weiter. 

Blanko die Zweite

Den zweiten Abend verbrachte ich dann an einem anderen Gewässer, an dem ich sogar Fische ausfindig machen konnte und mir sicher war, ich würde etwas fangen! Spät am Abend bekam ich über Instagram eine Nachricht von den Jungs, die ich am ersten Tag an dem See traf, an dem ich mit Steffan gemeinsam ab Samstag fischen wollte. Sie würden abbauen und uns den Platz übergeben, wenn wir wollten. Klar, was für eine Frage! Die beiden hatten mich erkannt und waren so nett, mir zu schreiben, um uns den Platz anzubieten. Eine richtig geile Aktion, und an dieser Stelle nochmal besten Dank dafür an Kai. Also machte ich mich am Samstagvormittag zurück auf den Weg zum Zielgewässer. Und ja, ich hatte auch diese zweite Nacht geblankt, denn an keiner einzigen Rute war mehr ein Köder dran. Danke für nichts, ihr Katzenwelse.

Gemeinsam statt einsam

Was dann aber die nächsten vier Nächte abging war einfach nur krass. Das Wetter spielte uns voll in die Karten. Es wurde richtig stürmisch und regnete fast durchgehend. Wir erlebten genau das, was man sich für einen Herbsttrip wünscht, fingen richtig gut, und noch dazu richtig dicke Fische. Und wir ließen es uns gut gehen! In der vierten Nacht dieses Trips konnte ich einen richtig dicken Charakterfisch fangen. Endlich! Aber um ehrlich zu sein, fing überwiegend der Herr Fiedel die ganzen Dicken, der hat mich mal so richtig in Grund und Boden geangelt. Was die Anzahl der Fische betraf waren wir eigentlich pari, aber bei den Gewichten trennten uns schon mehrere Kilos. Das spielte für mich aber keine große Rolle, denn das gemeinsam Erlebte zählt. Klar möchte man, wenn der Kollege dick fängt, auch gerne solche Teile heben, aber so ist Angeln. Wichtig ist dann, keine schlechte Stimmung aufkommen zu lassen, sondern gemeinsam genau so weiter zu machen und seinem Freund den Erfolg zu gönnen. Es mit ihm zu zelebrieren und zu feiern. Denn genau das macht es doch aus. Solche Momente am Wasser mit Gleichgesinnten zu teilen, ohne das Neid und Missgunst aufkommen. Auch mal gönnen können!

Tagangeln

Leider mussten wir dann aber am Mittwoch – nach vier Nächten an diesem See – unsere Segel streichen. Ein Enduro war angesagt und somit machten wir uns auf zu neuen Wassern. Das traf es auch ganz gut mit Wassern, denn wir verbrachten fast den gesamten Tag im Auto und schauten uns ganze sechs Seen an, die alle voll waren mit Anglern… Egal ob Tag- oder Nachtangelzone. Und wir hatten mal so gar keinen Bock, wie die Sardinen in der Ölbüchse, dicht an dicht wie an einem Forellenpuff zu hocken. Spät abends im Dunkeln erreichten wir See Nummer sieben. Wir schauten uns so gute es noch möglich war alles an und hofften auf einen freien Platz. Yes, hier war nicht wirklich was los! Wir schlugen das Nachtlager auf und wollten am nächsten Morgen schon früh mit einer Location-Runde starten – Nachtangeln war hier eh untersagt. Um 7 Uhr klingelte der Wecker und ich fühlte mich wie überfahren. Jetzt kam wirklich Licht ins Dunkel: Der Topplatz vor der Staumauer war natürlich besetzt und auch die meisten anderen Spots waren schwer zugänglich. Hatten wir doch auch ehrlicher Weise keinen Bock mehr auf großes Gerödel mit den Booten, nur fürs Tagangeln bei weiterhin strömendem Regen. Wir bezogen also einen Platz im hinteren Teil des Sees, der gut zugänglich war. Eigentlich nicht gerade unsere erste Wahl und ideal für diese Jahreszeit, aber es war die wohl bequemste Stelle. Zwar mussten wir unser ganzes Zeug die steilen Hänge dieses Stausees herunter schleppen – und er hatte nur noch wenig Wasser –aber es zahlte sich aus und Stefan konnte schnell die ersten Fische fangen. Drei davon bis 19 Kilo waren mehr als wir uns erhofft hatten! Wir wären schon mit einem Biss zufrieden gewesen. Auch ich konnte noch zwei Karpfen bis zum Dunkelwerden in die Maschen befördern. Und was für schöne Perlen das waren! Hammergeile Beautys.

Volle Breitseite „Piss“

Die Bisse kamen auf recht wenig Futter – nur kleine Fallen – in Tiefen zwischen 2,5m und 4,5m. Das war richtig flach für dieses extrem tiefe Gewässer. Wir beide fischten wie auch schon am See zuvor mit Schneemännern und auffälligen Pop Ups. Das hatte sich in dieser Ecke Frankreichs die Jahre davor schon als sehr fängig herausgestellt und funktionierte auch dieses Mal wieder bestens auf den weichen Schlammböden. Den Abend ließen wir bei richtig guten Burgern ausklingen und legten uns zeitig schlafen, um fit für den letzten Tag zu sein. Das Wetter meinte es leider nicht gut mit uns, wir bekamen die volle Breitseite „Piss“ ab. Die Fische schien es nicht zu stören. Wieder bekamen wir eine Handvoll Bisse zustande. Aber Stefan musste den Vogel eineinhalb Stunden vor Ende unserer Tour abschießen. Mit einem Fisch, für den wir hier an diesen See gekommen waren.

Um genau zu sein mit exakt dem Fisch, für den wir hier waren! Er hatte zuvor einen Mini-Schuppi auf die Rute gefangen und das Rig mit Köder einfach wieder so abgelegt wie es war, weil er keine Lust mehr hatte, es zu wechseln. Die Spitze vom Haken war zwar leicht verbogen, aber es würde noch gehen... Und dann beißt genau auf dieses Rig so ein fettes Schwein und der Haken hing mal richtig mies. Manchmal ist das Glück einfach auf deiner Seite, egal was du machst und der Fisch landete am Ende im Kescher – nur das zählt. Dazu konnte ich zur selben Zeit auch meinen letzten Fisch der Tour fangen. Komische Form, aber schön beschuppt. Einfach nur krank, was für eine Tour das war. Die wird uns definitiv noch lange in Erinnerung bleiben. Zum Abschluss gab es noch eine letzte Fotosession im Schlamm und dann feuerten wir alles klatschenass und dreckig ins Auto. Ab nach Hause! 11 Stunden Fahrt im Dunkeln standen bei mir an. Natürlich wurde ich auch noch geblitzt. 45 Euro für 3 km/h, das lohnt sich doch! Zeit zum Durchatmen blieb mir nicht, denn schon am kommenden Wochenende stand der nächste Dreh an…

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