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Carp Life Balance / 29.06.2022

CARP LIFE BALANCE: Perfektes Timing

Nachdem ich meine Sachen umgeladen hatte, ging es auf direktem Wege nach Holland. Mein Zielfisch wartete, und ich war gut vorbereitet. Er kam bis jetzt jedes Mal in der Vollmond Woche im Mai und so bestimmt auch in diesem Jahr. Manche Fische sind einfach planbar, wenn alles stimmt. Gute viereinhalb Stunden Fahrt lagen vor mir. Die Vibes waren gut, ich hatte gefangen und war voller Vorfreude auf das, was mich dort erwarten würde. Aber trotzdem war ich ein wenig angespannt, da ich nicht wusste wieviel an dem See los sein würde. Natürlich würde der See nicht leer sein, das wäre zu schön, um wahr zu sein. Auf zwei bis drei Angler setzte ich schon. Die Fahrt zog sich und zu guter Letzt geriet ich auch noch in den Holländischen Feierabendverkehr. Die letzten dreißig Minuten vor dem Ziel würde ich echt nervös. Jeder kennt das, wenn man sich auf den Weg an ein neues Gewässer macht und nicht weiß was einen dort erwartet. Ich war mega gespannt! Runter von der Autobahn, noch eine letzte Kurve und ich war so gut wie da. Der erste freie Blick und ich sah das erste Auto, kurz darauf das zweite. Oh Mist, ums Eck herum stand dann auch noch ein Drittes. Das sah nicht gut aus. Die Stimmung war getrübt. Erstmal raus aus dem Auto Beine vertreten und eine Runde um den See drehen, um zu schauen, wo wer sitzt.

Der See ist nicht sonderlich groß und hat nur sechs Angelstellen, wobei eine wegfällt, wenn die beiden daneben besetzt sind. Und so war es in meinem Fall. Vier Plätze waren belegt, eine nicht zu befischen und die im letzten Eck war frei. Der vermeintlich schlechteste Platz. Aber auch an diesem könnte man den Fisch bestimmt fangen. Da es schon recht spät war, entschied ich mich trotz eher schlechtem Gefühl aufzubauen und erstmal eine Nacht hier zu fischen, um am nächsten Morgen zu entscheiden, wie es weitergehen soll. Mit dem Boot und dem Echolot suchte ich vergeblich nach geeigneten Stellen. Es gab hier einfach nichts außer monotone Uferkante. Also eine links, die andere rechts an die Kante, etwas Futter drüber und gut. Als Ich die Ruten liegen hatte kam der Angler zu meiner Linken vorbei. Wir unterhielten uns nett und er gab mir noch ein paar Infos zum Gewässer. Er verriet mir auch, dass alle bis zum Vollmond sitzen bleiben würden, Ihm eingeschlossen. So fiel die Option Platzwechsel schon mal weg. 

Am nächsten Morgen war ich bereits um 05:00 Uhr auf. Es schwirrten mir so viele Dinge im Kopf herum, dass ich nicht wirklich ein Auge zu bekam. Mein Entschluss stand fest, ich musste hier wieder weg. Der Platz, an dem ich saß, war potthässlich. Das hatte nichts mit entspanntem Angeln und Urlaub zu tun. Großer Fisch hin oder her. Ich wollte meine freie Zeit auch genießen und schönes Angeln erleben. Also alles wieder zusammenpacken und abfahrt. Das Ganze dauerte keine Dreiviertelstunde und um 18:15 Uhr saß ich in meinem Bulli und fuhr Richtung Heimat. Die Autobahn war frei und auf der Fahrt ging ich meine weiteren Optionen durch. Mein Entschluss stand ziemlich schnell fest. Es sollte an einen See gehen, den ich schon das letzte Jahr im Frühjahr befischt hatte. Dort schwimmen noch ein paar Fische, die ich auf dem Zettel hatte. Dafür musste ich wieder einmal umladen. Ganz entspannt belud ich mein Auto, machte noch eine Runde Sport, duschte und machte mir noch was zu essen, bevor ich mit freiem Kopf Richtung Gewässer Nummer drei fuhr.

Es war bereits Mittwoch, die kommende Woche Montag war Vollmond. Somit blieben mir noch fünf Nächte, die ich jetzt voll nutzen wollte. Kurz bevor ich am See ankam, machte sich wieder diese leichte Unruhe bemerkbar. „Bitte lass hier niemanden sitzen!“ – dachte ich mir. Ich bog ums Eck und niemand war zu sehen. Meinen bevorzugten Platz hatte ich bekommen. Was ein beruhigendes Gefühl zu wissen, dass die nächsten fünf Tage und Nächte gesichert waren. Der Plan war, dort zu Angeln wo sich die Fische aufhielten. Mit der Drohne war das schnell gemacht und ich bekam einen guten Überblick vom Gewässer.

Zwei Ruten wurden mit Schneemännern beködert. Active Krill plus einen washed out pinken Pop Up. Habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr geangelt aber bei klarem Wasser eigentlich immer eine super Farbe. Die dritte Rute fischte ich mit einem Ronnie Rig und gelben Pop Up. Ich versuchte sie so weit wie möglich in den Bereich zu werfen, in dem ich die Fische ausfindig gemacht hatte. Dazu stickte ich ein paar Hände Boilies mit dem Wurfrohr hinterher. Total entspannt chillte ich mich in mein Camp. Am Abend machte ich mir eine geile Pasta und legte mich anschließend total kaputt ab. Die Nacht verlief, wie so oft hier, ereignislos. Aber es hatte etwas geregnet was hier immer für einen guten Morgen sprach.

In der Früh meldete sich dann meine mittlere Rute mit einem Dauerton. Der Fisch fühlte sich nicht schlecht an im Drill. Es dauerte seine Zeit, bis ich ihn in Ufernähe bekam. Immer wieder bin ich gespannt den Fisch zu sehen, wenn er das erste Mal an die Oberfläche kommt. Als das dann nach einer gefühlten Ewigkeit der Fall war, war ich schon etwas verwundert. Der Fisch schien recht klein. Klar, eigentlich völlig egal, der Erste hatte gebissen, aber nach dem Drill und meinem Gefühl war ich schon etwas überrascht. Der erste Schuppi war im Netz. Beim Blick in den Kescher kam das große Erwachen. Erst sah ich den massiven Rücken und dann die Seite des Fisches. Was hier im Kescher lag war definitiv einer der Most Wanted. Ein Fisch, der nur ganz selten mal gefangen wird. Ich war einfach nur mega happy. In dem Moment sollte alles genau so sein, wie es passiert war. Direkt der erste Fisch und dann auch gleich noch so einer, das war der absolute Hammer.

Kurz darauf lief die linke Rute mit dem gelben Pop Up ab und ich konnte einen richtig schön dunklen Spiegler der dreißig Pfund Klasse fangen. Einen besseren Einstand hätte ich mir nicht wünschen können. Wenn es solche Beißfenster gibt, in denen man in nur kurzer Zeit mit Bissen rechnen kann, gucke ich, dass ich so schnell wie möglich die Rute wieder ins Wasser bekomme. Dazu hake ich den Fisch direkt im Kescher ab und lasse ihn dort verweilen. Sollte Hältern erlaubt sein, so kommt er kurz in eine Sling. Die Rute wird neu abgelängt, ein neues Rig beködert und die Rute wieder ausgeworfen. Danach habe ich Zeit, um mein Foto Equipment fertig zu machen und den Fisch zu fotografieren. Zu oft habe ich es erlebt, dass dieselbe Rute nur kurz darauf wieder abgelaufen ist und ich im Anschluss zwei Fische im Kescher hatte, was mir sonst nicht passiert wäre, da ich noch am Fotos machen gewesen wäre. Klar steht die Gesundheit des Fisches an erster Stelle, aber er verweilt in der Zwischenzeit kurz im Kescher, wo ihm nichts weiter passieren kann. Und es dauert keine fünf Minuten und die Rute liegt wieder. Dann wird der Fisch versorgt, fotografiert und kann wieder schwimmen. Gerade, wenn man allein am Wasser ist und mit dem Selbstauslöser Bilder macht, dauert es immer ein bisschen bis man alles eingestellt hat, und die Zeit verstreicht, in der die Rute nicht wieder am Platz liegt.

Das Wetter in dieser Woche war perfekt. Es war nicht zu warm, Sonne und Wolken wechselten sich bei einem guten Westwind ab. Das perfekte Wetter im Mai, dazu noch kurz vor Vollmond. Diese Phase muss man einfach mitnehmen, und dazu sind die Fische voll wie nie. Man konnte sehen, dass die Fische in Bewegung waren. Immer wieder sprang mal einer und sie zogen umher. Demnach ist es eine gute Taktik nicht zu viel Futter einzubringen und es lieber etwas zu verteilen, sodass sie umherschwammen und weitersuchten, wenn sie etwas gefunden hatten. Gegen späten Nachmittag bekam ich wieder einen Dauerton auf meiner mittleren Rute. Es ist selten hier tagsüber oder auch nachts Bisse zu bekommen. Die Morgenstunden sind die produktivsten, aber die großen Fische kommen oft mal völlig aus der Reihe. Auch dieser Fisch fühlte sich nicht schlecht an und lieferte mir einen guten Drill. Das D-Rig ist einfach eine Macht. Ein Rig zu haben, auf das man sich zu Einhundertprozent verlassen kann, ist enorm wichtig. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, ob der Fisch vielleicht schlitzen könnte oder nicht. Und besser geht es nicht. Am Ende konnte ich einen weiteren richtig guten Spiegler fangen, der perfekt gehakt war. Was ein grandioser erster Tag.

Nachdem die Rute wieder auf ihrem Platz lag, fütterte ich ein paar Boilies mit dem Wurfrohr nach. Wichtig war es, jetzt die Fische bei Laune zu halten. Sie waren da und fraßen also musste nachgelegt werden. Nicht viel, einfach nur ein paar Hände großflächig verteilt, damit sie weitersuchen konnten. Der Mond nahm weiter zu und die Nächte wurden damit immer heller. Er stand da am Himmel und erleuchtete den See. Was für ein geiler Anblick. Die anstehende Nacht verlief wieder ohne Aktion. Lediglich drei Brassen fing ich auf meiner rechten Rute, sodass ich sie erst einmal draußen ließ, um nicht jede halbe Stunde wieder hochzumüssen. Die ersten Stunden des morgens blieben auch ereignislos. Erst gegen 09:00 Uhr lief wieder die mittlere Rute mit dem washed out pinken Snowman ab.

Das war der Anfang einer Serie von vier richtig guten Fischen, die ich fangen konnte. Es war zu krass, wie die Fische anliefen. Nach dem Ersten warf ich meine draußen gelassene Rute wieder auf ihren Platz. Keine Stunde später lief sie ab und brachte mir einen dicken Schuppi. Es waren allesamt richtig gute dreißiger. Genau so etwas wünscht man sich doch, eine Session, in der es einfach nur läuft. Das hört sich doch super an, aber natürlich lief nicht alles nach Plan und ich hatte zwischenzeitlich auch richtig Hass. Direkt beim ersten Wurf riss mir der Marker Float ab, da ich noch einen relativ kurzen Clip drin hatte und etwas zu weit warf. Eine Spomb machte sich auch selbstständig. 

Zudem musste ich mehrfach meine Schnur umspulen da sie beschädigt oder komplett verdrallt war. Ich hatte also alle Hände voll zu tun aber ließ, auch wenn es mir zeitweise schwer viel, mich nicht aus dem Konzept bringen. Ich war voll im Flow und hatte mich richtig gut eingeangelt. Das kommt bei mir erst, wenn ich ein paar Tage am Wasser bin und alles wie geschmiert läuft. Ansonsten mache ich ja nur kurze Nächte unter der Woche, und das ist teilweise sehr stressig, kann aber auch sehr effektiv sein. Da nimmt man das gerne in Kauf. Leider flachte das gute Wetter über den Tag ab, der Wind ließ nach und es wurde wärmer. 

Am nächsten Morgen liefen nochmal zwei kleinere Fische ab. Der Wind war weg und es wurde richtig heiß. Ich entschloss mich dazu die Session zu beenden. Die Fische hatten sich zum großen Teil aus meinem Bereich entfernt und sonnten sich woanders an der Oberfläche. Also packte ich einen Tag eher als geplant und mehr als nur happy meine Sachen und fuhr Heim zu meiner Familie. 

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