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+ Kolumnen / 22.01.2021

CARP LIFE BALANCE - Unerfüllte Erwartungen!

Ich wünsche euch allen erstmal ein frohes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2021 und hoffe sehr, dass ihr ein paar erholsame Feiertage hattet! Um euch die triste Winterzeit ein wenig angenehmer zu gestalten, habe ich euch neues Bildmaterial aus Frankreich mitgebracht, das bei unserem herbstlichen Dreh am legendären Lac du Der entstanden ist. Was wir dort vor unserer Abreise alles erlebt haben, könnt ihr nun im dritten Teil meiner Kolumne nachlesen ...

Die Erlösung

Nach ganzen drei Tagen Blank und insgesamt zwei verlorenen Fischen lief uns so ganz langsam die Zeit davon. Doch was will man machen, wenn einfach nichts geht? Genau - ausprobieren, ausprobieren und nochmal ausprobieren. Wir fächerten die Ruten in unseren Arealen immer wieder neu, um möglichst viel Wasserfläche zu beangeln und hoffentlich irgendwo auf Fisch zu stoßen. Da der Gewässergrund sehr schlammig war, habe ich auf Schneemänner mit auffälligen Pop Ups gesetzt, um durch den farblichen Akzent vielleicht einen Fisch zum Biss animieren zu können. Aufgrund der ganzen Hindernisse fischte ich eine Safety Clip Montage mit einem 225gr. Grippa Blei, damit auf die lange Distanz und dem starken Wind alles sicher am Platz liegen bleibt. Nachdem wir unseren Drehtag abgeschlossen hatten, machte ich mich in der Dämmerung auf, meine Ruten neu zu legen. Zwei ließ ich wieder an meinen vermeintlichen Hot Spots liegen, direkt an der Mauer, wo der erste Biss kam und die andere an einem Durchbruch in der Mauer, wo ich das tiefste Wasser in meinem Bereich hatte. Die anderen beiden zog ich weit raus. Beide zum Ausgang meiner Bucht. Eine mittig auf ein kleines Plateau, welches ich finden konnte und die zweite hinter einen Ausläufer mit vielen Baumstümpfen drauf. Auf diese Rute hatte ich einen Subfloat aufgezogen, um die Schnur hinter dem Leader vom Grund wegzubekommen und Hänger im Holz zu vermeiden.

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Die Abende verbrachten wir gemeinsam im Base Camp, bestehend aus zwei Social Sheltern, in denen wir uns austauschten, kochten und noch etwas tranken. Jedes Mal wieder war die Hoffnung groß, dass in der kommenden Nacht einer einen Biss bekommen sollte. Kurz nach ein Uhr in der Nacht meldete sich meine Funkbox mit ein paar Piepern, die dann in einen Dauerton übergingen. Im Vollsprint rannte ich zu meinen Ruten. Es war die ganz rechte hinter dem Ausläufer mit den Baumstümpfen. Mit voller Kraft schob mich mein Motor in Richtung Fisch. Ich war vollgepumpt mit Adrenalin und hatte nur eins im Kopf: Den Fisch musst du landen, der darf nicht wieder verloren gehen! Selten war ich so nervös und der Weg fühlte sich ewig an. Beim Fahren versuchte ich immer nur leicht Spannung auf der Schnur zu halten und nicht zu doll zu ziehen, falls sie irgendwo festhängen sollte. Als ich über den Ausläufer fuhr, nahm ich Kontakt zum Fisch auf und konnte ihn direkt spüren, ohne irgendwo zu hängen. Was für ein befreiendes Gefühl. Der Wind blies wieder ordentlich in dieser Nacht, aber nach einem kurzen, unspektakulären Drill konnte ich den ersten Fisch des Trips sicher keschern. Boah, war ich nervlich fertig. Ich hatte ihn, unseren ersten Fisch in diesem Videodreh.

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Bei jedem Dreh steht natürlich das Fangen im Vordergrund, denn ein Video ohne Fisch wäre ziemlich langweilig und stellt einen nicht gerade in ein gutes Licht. Wir sprechen hier vom Angeln, einem geplanten Videodreh bei dem man solche Dinge wie Wind, Wasserstand, und Luftdruck nicht berücksichtigen kann, weil alles seit Monaten steht und man nur hoffen kann, dass alles so passt wie man es gerne hätte. Und wenn es dann so zäh startet wie in unserem Fall, ist man umso erleichterter, wenn der erste Fisch gefangen wurde. Damit steht fest, dass das Video, welches wir drehen, definitiv gezeigt wird. (Hierzu sei aber auch gesagt, dass Ihr bitte, egal unter welchen Umständen auch immer eine Schwimmweste anlegt, bevor ihr ins Boot steigt und rausfahrt. Ich habe es früher nie gemacht, aber wenn ich in so einem Fall ins kalte Wasser falle, bei Wind und Wellen, dick angezogen mit Wathose, hört mich zum einen niemand auf diese Entfernung und ich weiß nicht, ob man so schnell ans Ufer kommt. Von daher bitte immer eine Schwimmweste anziehen. Sicherheit geht einfach vor). Ich packte den Fisch in eine Sling damit wir ihn am nächsten Morgen schön abfilmen konnten. Ein Schuppi. Kein Riese, aber ein Fisch mit einem unglaublich hohen Stellenwert. Für diesen Fisch haben wir alle viel gegeben, hart gearbeitet und haben uns den mehr als nur verdient.

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Time flies

Dieser Fisch war ein guter Indikator dafür, dass die Fische wohl weiter draußen standen. Aber weiter draußen konnten wir nicht fischen, denn tagsüber angelten dort immer zwei andere Angler vom Boot aus. Also mussten wir uns auf unsere Bereiche konzentrieren. Aber ehe wir uns versahen, war wieder eine Nacht ohne jegliche Aktion vorbei und wir hatten schon Mittwoch. Es verblieben also nur noch zwei ganze Tage und Nächte. Das Gute war aber, dass wir erfuhren, dass die Bootsangler nicht wiederkamen, denn ab Donnerstagnacht begann die Ausgangssperre in Frankreich und sie wollten sich vorzeitig auf den Heimweg begeben. Andreas Scherf probierte sein Glück und zog eine Rute in den Bereich, wo die Beiden zuvor gefischt hatten. Dort gab es eine alte Straße, die durch den See führte. Andy hatte sie bereits von vorherigen Trips im Echolot gespeichert und konnte so schnell einen guten Platz für eine Rute finden. Und tatsächlich sollte es genau diese Rute sein, die ihm in der vorletzten Nacht seinen ersten Fisch des Drehs bescheren sollte.

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Einfach nur mega! Ein Schuppi mit über 15 Kilo zauberte uns ein noch größeres Lächeln in Gesicht. Es müssen nicht immer die größten, oder Massen an Fisch sein, um zufrieden zu sein, oder ein gutes Video zu produzieren. Genau solche Momente machen das Angeln für uns zu dem, was es ist: ein Abenteuer. Jetzt fehlte nur noch einer mit Fisch, und das war Stefan Fiedel.

Der perfekte Abschluss

Am letzten vollen Drehtag gaben wir nochmal alles, um ordentlich guten Content auf die Speicherkarte zu bekommen. Während ich mir Einen zum Filmen schnappte, konnte der Andere die Zeit nutzen, seine Ruten nochmals neu zu legen. Andreas ließ Stefan zu seiner Rechten Platz nehmen, damit er in dem Bereich, wo er den Fisch fangen konnte, auch noch die eine oder andere Rute platzieren konnte, um eventuell auch noch einen Fisch zu fangen und das Tripple zu komplettieren. Die beiden verbrachten wieder Stunden auf dem Wasser, wie schon die Tage zuvor. So vergingen die Tage echt wie im Flug. Wir machten uns einen superschönen letzten Abend im Base Camp und hofften, dass Stefan das Glück hold war und er noch seinen Fisch zum Abschluss fangen konnte. Da wir etwas auseinander saßen, bekamen wir nachts nichts voneinander mit. Wir trafen uns jeden Morgen am Camp zum Kaffee. Bei mir ging leider wieder nichts, genauso wie bei Andreas. Stefan war wie jeden Tag der letzte, der eintraf, nur mit dem Unterschied, dass er heute ein richtiges Lächeln im Gesicht hatte. Er konnte tatsächlich noch seinen Fisch fangen. Was ein mega Ergebnis, am Ende einer so harten Woche, hier am Lac du Der. Der perfekte letzte Morgen.

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Der Fisch wurde abgefilmt, die letzten Einsprecher gemacht, abgeklatscht und dann ging es ans Einpacken. Obwohl wir am Abend zuvor schon alles Unwichtige in die Autos geladen hatten, wurde es jetzt ein richtiger Kampf: Mensch gegen Schlamm. Ganze vier Stunden dauerte es, bis die Zelte, Liegen, Taschen, Ruten, Boote und Batterien in den Autos verstaut waren. Immer wieder mussten wir zwischendrin kurze Pausen einlegen. Es war so verdammt anstrengend, den ganzen Kram 300 Meter durch knietiefen Schlamm zu tragen, das könnt ihr euch nicht vorstellen. Wir waren komplett durchgeschwitzt, bis auf die Unterbuchse. Alles war klitschnass, und wir komplett am Ende. Nach einer kurzen Verschnaufpause und mit dem letzten Satz frischer Klamotten am Körper, traten wir die Heimreise an. Weit gekommen sind wir aber nicht. Denn aufgrund des Lockdowns war die Dame vom Campingplatz auch schon weg und hatte die Schranke netterweise hinter sich verschlossen. Nun standen wir da und kamen nicht weg. Glücklicherweise hatte Andy die Nummer von einem der Guards. Dieser machte sich sofort auf den Weg, um uns die Schranke zu öffnen. Das war nochmal Glück im Unglück und eine richtig nette Sache, uns dort rauszulassen. So konnten wir endlich den Heimweg antreten.

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Das Fazit

Hätte uns am Anfang jemand gesagt wir fangen nur drei Fische bis 15 Kilo, hätten wir das nicht für möglich gehalten. Die perfekte Jahreszeit für flache Stauseen, top Bedingungen und ein Seeteil, den Andy und Stefan schon zweimal zuvor befischt hatten und es jedes Mal super aufging mit einigen guten Fischen. Also war die Einstellung dementsprechend und wir waren uns sicher ein paar gute Fische zu fangen und ein geiles Video auf die Beine zu stellen. Dass es am Ende echt glücklich war, dass jeder einen Fisch fangen konnte, und wir wirklich alles dafür gegeben haben, war schlussendlich mehr als verdient. Genau solche Situationen zeigen, dass eben nicht alles beim Karpfenangeln planbar ist.

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Das Ende vom Herbst

Wieder zu Hause wollte ich den Rest vom Herbst natürlich noch, so gut es ging, für meine private Fischerei nutzen. Dadurch, dass meine ganzen Kampagnen, die ich anfing, direkt wieder durchkreuzt wurden, entschloss ich mich für ein Gewässer, welches sich super für das Instantangeln eignete. Nicht zu groß, viele Fische und nur bis knapp über 2m tief. Man kann dort eigentlich den ganzen Winter durchangeln, solange kein Eis drauf ist, und immer wieder mit Fischen rechnen. Für meine erste Nacht Mitte November kam ich recht spät am Gewässer an. Meine Ruten verteilte ich an vielversprechenden Spots, die ich von vorangegangenen Sessions kannte und die mir immer Fische bescherten. Sie waren alle in Ufernähe, es lag viel Holz und dort vermutete ich die Fische. Ganz wenig attraktives Futter aus halben und ganzen 20 und 16mm Krill Boilies, Dosenmais, Zuckmückenlarven, Teig und Liquid sollten die Fische schnell zu meinem Hakenköder locken. Als Hakenköder selbst nutzte ich einen Schneemann am D-Rig mit nem Fluoro Pop Up.

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Ich fütterte nur eine Hand von dem Mix, um und über den Hakenköder. Zu viel Futter könnte mich bei dem kalten Wasser, welches wir jetzt schon hatten, um einen Biss bringen, wenn die Fische nicht mehr viel fressen. Schon nach nur kurzer Zeit bekam ich den ersten Biss und konnte einen richtig geilen, kurzen und dicken Spiegler fangen. Schnell die Montage wieder an den Spot gebracht, etwas Futter drüber und zurück in den Schlafsack. Am nächsten Morgen staunte ich nicht schlecht. Ich konnte keine weitere Aktion verzeichnen. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Eher mit ein oder zwei weiteren Fischen. Aber egal, einen hatte ich gefangen und war trotzdem recht zufrieden. Schnell die Blitze aufgestellt und ein paar Selbstauslöser-Bilder gemacht.

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Die nächsten Tage fand ich leider nicht die Zeit nochmal raus zu kommen und es dauerte fast zwei Wochen bis zu meiner nächsten Nacht. Wir hatten jetzt schon Ende November und das Wasser lag bei nur noch 5,5 Grad. Ich fuhr dieselbe Taktik wie beim letzten Ansitz und blankte hart ab. Nicht einen Pieper bekam ich. Nicht gerade das, was ich mir erhofft hatte. Aber dieses Pech zog sich wie ein roter Faden durch meinen ganzen Herbst. Naja, ich war auch am Wasser, um noch ein paar Aufnahmen zu machen und ein paar Einsprecher für unser Kroatien-Video.

Das war dann auch schon der November. Ein Herbst zum Vergessen. Ich hatte mir viel ausgemalt und egal was ich anfing, wollte nicht laufen. Das kommt auch mal vor und gehört einfach dazu. Solche Sachen muss man einfach abhaken und hinter sich lassen. Im nächsten Teil geht es zu meiner letzten Session in 2020 und ein paar Tipps zum Thema Winterangeln.

Bis zum nächsten Teil!

Benny

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