Van-Evolution - die Auswahl des richtigen Fahrzeugs!

Stellt euch vor, euren Schlafplatz immer dabei zu haben und ihn an den schönsten und abgelegensten Orten und Gewässern zu parken und von dort aus zu angeln - ein Traum? NEIN! Mit dem richtigen Fahrzeug und einigen Anpassungen ist solch ein Traum absolut nicht abwegig. So ähnlich wie ein Hotel auf Rädern. Viele Menschen haben sich bereits den Traum vom eigenen Van erfüllt und genauso viele wollen dies in Zukunft sicherlich noch tun. Der „Vanlifehype“ ist heute wohl kaum noch zu übersehen. Egal wo man hinschaut, ob in den Sozialen Medien oder im realen Leben, überall sieht man die unterschiedlichsten Arten von Vans und genauso individuell wie die Fahrzeuge, sind auch dessen Umbauten.

Dieser Trend hat die Angelszene schon lange erreicht, denn, wer, wenn nicht wir Angler, wissen die Natur und die Ruhe so sehr zu schätzen und fühlen uns zu ihr hingezogen. So liegt es nahe, dass vor allem die Karpfenangler, die sich an den Gewässern die Nächte reihenweise um die Ohren schlagen, ein fahrbares Bivvy immer mehr zu schätzen wissen. Schließlich ist das Wasser für viele Angler wie ein zweites, ja für manche sogar DAS Zuhause. Ganz klar, dass man es dort so gemütlich und komfortabel wie möglich haben möchte. Dort wo es möglich und vor allem erlaubt ist, ist ein fahrbarer Untersatz mit Wohnmöglichkeit das Maß aller Dinge. Es ist immer wieder erstaunlich wie schnell und einfach das Karpfenangeln sein kann: Mit dem Auto direkt am Wasser parken, die Ruten im Handumdrehen aus dem Auto gezückt und in Windeseile „scharf“ gemacht. Das Aufstellen der Liege und des Zeltes kann man sich getrost sparen und dank des großen Innenraums hat man das ganze Tackle direkt an Ort und Stelle. Kein lästiges Tetris spielen und Taschengekrame. Im Idealfall hat man sogar ein kleines Auslegeboot einsatzbereit im Innenraum liegen.

Zugegeben, diese Situation gehört schon bei vielen Anglern zum Angelalltag. Die, die diesen Luxus ausleben dürfen, wissen ganz sicher um dessen Vorteile und wollen diese wohl kaum noch missen oder eintauschen. Mehr Zeit fürs wesentliche Angeln, weniger für das Aufbauen des Materials! Für die Leute, die noch davon träumen, ist diese Kolumne genau das Richtige. Ich werde hier in den kommenden Beiträgen über die wichtigsten und interessantesten Themen des Vanumbaus für Angler und Outdoor-Fans schreiben. Ich selber habe mir vor circa fünf Jahren den Traum vom eigenen Angelfahrzeug erfüllt. Damals diente ein T5 Kastenwagen aus dem Jahr 2005, der vorher bei einer Sanitärfirma im Einsatz war, als reines Freizeit- und Angelfahrzeug. Zu diesem Zeitpunkt ein echter Luxus, ein Zweitwagen nur für’s Hobby. Etwa ein Jahr später, als ich diesen Wohlstand hinterfragte, entschied ich mich dafür ein „Vollzeit-Bullifahrer“ zu werden und verkaufte mein Alltagsfahrzeug - den alten VW Passat. Mit dieser Entscheidung fing ich an, mir über Nachrüstungen und Umbauten am T5 Gedanken zu machen. Durch meine damalige Tätigkeit konnte ich genug Wissen ansammeln, um nahezu alle Arbeitsschritte selbst anzugehen.

Meine „Vanevolution“

Nach und nach kamen mir Umbau-Ideen, die ich schnellstmöglich und so günstig wie möglich am eignen Van umsetzen wollte. Als erstes sollte die Liege einem Bett weichen. Klar, auch eine Liege, die jederzeit auf- und abgebaut werden kann, bietet ihre Vorteile, aber ich wollte ein festes Bett mit einem Staufach und einer kleinen, integrierten Outdoorküche. Ich wollte die Liege separat an Ort und Stelle zusammengeklappt im Auto haben, wenn ich sie für meine Sessions außerhalb vom Auto brauchte. Außerdem benötigte ich etwas Strom in meinem „Schlafzimmer“. Also rüstete ich mir eine Zweitbatterie nach, die während der Fahrt von der Lichtmaschine geladen wurde. Später kam noch ein Solarpanel auf‘s Dach, um noch autarker und unabhängiger zu sein. Damit hatte ich auch schon das Gröbste für meine damalige Situation getan und so konnte den schnellen Sessions unter der Arbeitswoche nichts mehr im Wege stehen. Tatsächlich angelte ich, bevor ich mir den Bulli kaufte, fast ausschließlich am Wochenende. Die Vorstellung, das Bivvy und die Liege, sowie den ganzen anderen Kram auf und wieder abzubauen und am frühen Morgen in den Kombi zu stapeln, gaben mir Grund genug dafür.

Mit dem eigenen Van fiel das Zeltabbauen weg und den Rest des Equipments brauchte ich nur schnell auf den Schlafplatz zu schmeißen. Ein echter Fortschritt in meiner Angelei und irgendwie fühlte es sich unheimlich frei und flexibel an, auch in der Woche angeln und von dort zur Arbeit fahren zu können. Mehr Ruhe und weniger Angeldruck an den Gewässern wirkten sich positiv auf meine Fänge aus. Heute, einige Jahre später, fahre ich mit meinem zweiten, deutlich umfangreicher und komfortabler ausgebauten Van durch Europa. Es ist nicht mehr nur noch mein Angelmobil oder Campervan, es ist mein Zuhause geworden. Ich habe die Freiheit und Vorzüge des Lebens im Van so sehr zu schätzen gelernt, dass ich mein komplettes Leben darauf angepasst habe. Die Wohnung in der alten Heimat ist in diesem Jahr dem Mercedes Sprinter gewichen und nun besuche ich mit ihm die schönsten Orte Europas – nicht ausschließlich, um zu angeln.

Das richtige Fahrzeug

Nun, in dieser Kolumne soll es aber weniger darum gehen, wie ich zum eigenen Van kam oder wie mein aktuelles Leben aussieht. Vielmehr soll sie euch durch meine gesammelten Erfahrungen der letzten Jahre und mein Know-How auf diesem Gebiet eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erfüllung des eigenen Vanprojektes sein. Ich möchte hier strukturiert über die, meiner Meinung nach, wichtigsten Punkte eines solchen Vanumbaus schreiben. Das wichtigste bei einem solchen Projekt ist an aller erster Stelle natürlich erstmal die Wahl des richtigen Fahrzeugs für eure Ansprüche. Dabei müsst ihr euch z.B. solche Fragen stellen:

Werde ich das Fahrzeug nur zum Angeln nutzen?
Möchte ich damit ggfs. auch mit Partner/Familie Ausflüge oder Reisen machen, um darin komfortabel leben zu können?
Nutze ich das Fahrzeug auch im Alltag?
Wie hoch ist mein Budget für die Basis und den Ausbau?

All diese Fragen entscheiden über die Größe des Fahrzeugs, das Modell, die Ausführung und Ausstattung, das Alter, den Zustand und die Laufleistung... Nachfolgend gebe ich euch einen sehr groben Richtwert für einen am Ende gut ausgestatteten „Campervan“: Für ca. 10.000 € kann man schon eine solide Basis kaufen. Dabei spreche ich von einem gebrauchten Kastenwagen in den Größen L1H1, wie einem VW T5, Renault Traffic, Opel Vivaro, Mercedes Viano oder einer Nummer größer in L2H2 wie Fiat Ducato, Citroen Jumper, Mercedes Sprinter oder einem Ford Transit. Natürlich unterscheiden sich hier die jeweiligen Fabrikate oft stark im Preis, Zustand und Umfang der Ausstattung. Schon alleine über die Wahl des richtigen Fahrzeugs könnte man einen komplett eigenen Beitrag schreiben. Letztlich muss sich hier jeder selbst fragen, auf was er Wert legt und was im Budget liegt. Bei einem vollumfänglichen „Camperumbau“ mit allem was dazugehört - von der Dämmung über die Elektrik, bis hin zum eigentlichen Innausbau, sollte man gut und gerne 5.000€ kalkulieren. Auch hier sind die Grenzen nach unten und vor allem nach oben offen.

Von dieser genannten Summe solltet ihr euch jedoch keineswegs abschrecken lassen. Als kleines Gegenbeispiel: Mein früherer VW T5 lag fertig ausgebaut bei weniger als der Hälfte der oben genannten 15.000 €, trotzdem fehlte es ihm in Bezug auf mein damaliges Nutzungsverhalten an nix. Wenn man dann noch bedenkt, dass man für dieses Geld einen nach den eigenen Vorstellungen ausgebauten Camper besitzt, ist der Preis um ein Vielfaches niedriger als bei einem schon fertig ausgebauten Van. Egal, ob ihr nun ein reines Angelmobil mit weniger Umfang was den Ausbau betrifft, oder doch einen Campervan umbauen wollt. In dieser „Vankolumne“ werde ich die wichtigsten Themen rund um den Selbstausbau, sowie die sinnvollsten Nachrüstungen eines solchen Vanprojekts vorstellen.