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Davies drückt ab / 06.03.2019

DAVIES DRÜCKT AB - Schärfentiefe

In dem wir die unscharfen und scharfen Bereiche eines Fotos bewusst wählen, gestalten wir es spannend, anspruchsvoll und kreativ. Die Schärfentiefe gibt dem Bild Charakter. Also los, verstehen wir sie und nutzen sie für uns!

Kreativ-Wergzeug Schärfentiefe

Schärfentiefe heißt im Englischen depth of field, kurz DOF und beschreibt vereinfacht ausgedrückt den Bereich des Fotos, der im Fokus liegt, also scharf ist. Ist der Bereich der Schärfentiefe klein, so liegt nur ein winziger Bereich, bis runter auf nur einen Millimeter, im Fokus und der Rest des Bildes ist verschwommen. Dem gegenüber bedeutet eine große Schärfentiefe, dass so ziemlich das gesamte Bild scharf dargestellt wird.

1/80 f1.8 ISO640 85mm 1.2L - Diese niedrige Blende ist eine gute Wahl bei wenig Licht. Der Fokuspunkt ist das Kameradisplay. Die Straßenbeleuchtung reicht als Lichtquelle und erschafft ein tolles Bokeh. Das eigentliche Feature des Bildes sind aber die Ruten, unscharf im Bokeh, scharf auf dem Display der Kamera, die gerade eine Timelapse schießt. Ich habe das Bild aus der Hand gemacht mit einer höheren ISO als ich regulär verwenden würde.

Die Schärfentiefe beeinflussen wir durch die Wahl der Blendenöffnung (engl. aperture). Du erinnerst Dich, wir können auf unser Foto durch die Belichtungszeit, ISO-Einstellung und Blende kreativen Einfluss nehmen. Und indem wir den Blendenring unseres Objektives öffnen oder eben schließen beeinflussen wir die Schärfentiefe und nutzen sie als ganz besonders effektives Werkzeug zur Bildgestaltung. 

Blendenwert vs. -öffnung

Die Sache mit den Blendenwerten kann irritieren: Eine kleine Blendenzahl (z.B. 1.8) entspricht einer großen Blendenöffnung (engl. wide aperture) und die erfordert bei normalen Lichtverhältnissen eine niedrige ISO-Zahl und kurze Belichtungszeit, sonst ist das Foto schnell überbelichtet. Um eine hohe Schärfentiefe zu erreichen ist hingegen eine hohe Blendenzahl nötig. Denn eine kleine Blendenöffnung entspricht einer hohen Blendenzahl (z.B. 7.1, engl. high aperture). Um dabei eine gute Belichtung zu gewährleisten, ist womöglich eine höhere ISO-Zahl nötig und eine längere Belichtungszeit. 

Diese Grafik erklärt die Zusammenhänge von ISO, Belichtungszeit und Blende anschaulich.

AV als Standard

Verwirrt? Wenn Du es einmal verinnerlicht hast, ist es ganz leicht! Und jedes Foto braucht ein Verständnis dieser Variablen, um gut zu werden. Stellst Du die Kamera auf Automatik, überlässt Du ihr die Wahl und das möchte ich vermeiden, denn Kameras wählen selten kreativ... Ein guter Kompromiss ist die Einstellung AV (oder TV bei Nikon-Nutzern). Damit kannst Du die Blende selbst wählen und die Kamera passt die Belichtungszeit an. Die ISO solltest Du auch manuell und je nach Licht und Blende wählen, um schnell zu lernen, worauf es ankommt.

AV ist eine gute Grundeinstellung, Du kannst die Blende wählen, die Kamera wählt die passende Belichtungszeit.1/800 f3.2 ISO50 85mm 1.2L - Hier geht es mehr um den Fänger als den Fisch, ich habe auf ihn fokussiert. Die 85mm Linse ermöglicht eine gute Trennung von Objekt und Hintergrund und ein schönes Bokeh. Mit dem Licht in meinem Rücken sind keine weiteren Lichtquellen nötig gewesen.

Der Fokus ist wichtig!

Eine große Schärfentiefe ist bei Fotos von Landschaften und Architektur angesagt, um viele Details abzubilden. Geringe Schärfentiefe ist das Werkzeug jeden kreativen Bildgestalters und kommt besonders dann zum Tragen, wenn ich ein Objekt im Fokus vom Hintergrund „trennen“ möchte – es also hervorgehoben darstellen möchte. Ein korrekter Fokus wird da wichtiger! Wenn Du mit offener Blende fotografierst, lege größten Wert darauf, den Fokus wirklich auf den Punkt zu nageln. Es kommt hier für die wirklich beeindruckenden Effekte auf Millimeter an! 

1/4000 f1.6 ISO50 85mm 1.2L - Der Fokuspunkt in Kombi mit der sehr niedrigen Blende lassen die Rollen richtig herausstechen gegen den Hintergrund. Die niedrige Abendsonne ist die Lichtquelle, sie kommt von Links und highlightet die Rutenblanks. Da es ziemlich hell war, brauchte ich die kurze Belichtungszeit bei der niedrigen Blende.

Welche Objektive?

Eine geringe Tiefenschärfe (ja, auch Schärfentiefe) ist in und besonders bei Fangbildern gerade in Mode – es sieht eben auch einfach richtig cool aus! Den gewünschten Effekt erzielst Du am besten mit schnellen Festbrennweiten-Objektiven. 50mm Linsen sind angesagt und besonders auf Vollformatkameras eine gute Wahl für Portraits, kreativ gestaltende Fotografie und auch Fangbilder. Mit schnell meine ich, dass dieses Objektiv niedrige Blendenzahlen von unter f2.8 erreicht. Der Bereich des Bildes, der in der Unschärfe liegt, wird Bokeh genannt. Von der Qualität und Erscheinung dieses Bokehs hängt es ab, wie gut das scharfe Objekt des Bildes zur Geltung kommt. Je lichtstärker die Linse, desto heftiger fällt das Bokeh aus und sobald wir unter f1.8 gehen können wir ein paar super spannende Effekte produzieren – diese bewusst und künstlerisch einsetzen.

1/200 f1.8 ISO50 50mm 1.2L - 50mm ist am Vollformat meine Standard-Linse für Fangfotos. Ich nutzte eine niedrige Blende, um nur den Fisch hervorzuheben und ein gewisses Bokeh zu erzeugen.30sec f1.6 ISO160 35mm 1.4L – 35mm ist die traditionalle Weitwinkelbrennweite, die das Bild eben nicht verzerrt. Diese Linse kann in Verbindung mit einer niedrigen Blende einen regelrechten 3d-Effekt erzeugen. Als Lichtquelle dienten der Mond, Sterne und Lichter der nahe gelegenen Stadt London. Die Betas sind mein Fokuspunkt.30sec f1.6 ISO100 24mm 1.4L - als echter Weitwinkel funktionert die 24mm super auf begrenztem Raum, wie hier, mit der Rute unter einem Baum. Ein Vollmond, gedämpft vom Blattwerk, dient als Lichtquelle. Wer erkennt den Fokuspunkt? Ja, die Schärfentiefe ist so winzig! Statt den Mond zu fotografieren, wie die meisten es getan hätten, wollte ich lieber sein Licht für ungewöhnliche Aufnahmen nutzen, der Boden war mein Stativ.

Der Abstand zählt

Die Schärfentiefe verändert sich auch abhängig von der Distanz zwischen dem Fotografen und dem Objekt im Fokus. Ist dieses nah an der Linse und der Hintergrund in weiter Ferne, erzielen wir auch mit höheren Blendenzahlen ein Bokeh. Noch eine Verwirrung gefällig? Gut: Verwenden wir dann eine niedrige Blende, fokussieren aber aufs Unendliche (Infinity-Zeichen auf dem Objektiv), werden wir die meisten Bereiche des Bildes scharf darstellen. Hier zwei Beispiele des gleichen Bildsettings mit den oben erwähnten, unterschiedlichen Einstellung. Technische Details gebe ich in den Bildunterschriften preis.

1/200 f5 ISO50 100mm 2.8L - die 100mm Macro Linse ermöglicht es Dir, super nah ans Objekt zu kommen und zirkulares Bokeh zu erzeugen. Die Frühlingssonne, gefiltert durch Blattwerk, ist meine Lichtquelle. Der Fokus liegt auf der Schnur. Wegen der langen Brennweite und der Nähe zum Objekt ist die Tiefenschärfe bereits sehr klein und ich wählte eine höhere Blende.

24mm 1.4L 8sec f1.4 ISO3200 - der Fokus ist unendlich.24mm 1.4L 8sec f1.4 ISO3200 - der Fokus liegt auf den Halmen vorne im Bild..

Wenn Du ein breiteres Bild zeichnen möchtest, schaue Dir nochmal meine Fotokolumne „Übernimm die Kontrolle an“. Viel Spaß mit der Kamera und Bildbearbeitung und bis zum nächsten Mal,

Oli.

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