Zum Start will ich Dir zeigen, wie Du das Beste aus Deiner DSLR (digitalen Spiegelreflex) oder auch spiegellosen Systemkamera holen kannst. Ich möchte Dir die Potentiale offenlegen, die sich bereits in der Kamera befinden und die Du selbst mitbringen kannst. Es ist nur zu leicht, den Automatik-Modus zu wählen und die Kamera alle Entscheidungen treffen zu lassen.
Manchmal kommen dabei sogar ganz ansehnliche Bilder heraus. Aber so wirst Du nie das erreichen, was wirklich möglich ist und selbst eine DSLR im Einsteigerlevel kann Dir großartige Aufnahmen ermöglichen, wenn Du weißt, sie zu bedienen. Für manche von euch sind das hier zum Start sicher Basics, die ihr schon beherrscht. Doch keine Sorge ich gehe noch tiefer und hoffe, euch hier schon mit meinen Bildern zu inspirieren.
Manueller Fokus und Fokus-Zoom
Es gibt Situationen, in denen selbst der beste Autofokus an seine Grenzen stößt. Und es gibt Situationen, in denen möchtest alleine Du entscheiden, was im Fokus liegt. Zum Beispiel wenn Du bei Nacht mit langen Belichtungszeiten arbeitest oder ein hinten liegendes Objekt trotz chaotischem Vordergrund scharf stellen willst. Wieder: Es geht mir darum, dass Du der Kamera sagst, was Du willst. Und nicht, dass Du einfach auf Autopilot schaltest und auf das Beste hoffst. Es liegt in Deinen Händen. Und manuell zu fokussieren, ist ein klasse Training! Doch es kann frustrierend sein, vor allem durchs Okular.
Mein Tipp: Nutze die Fokus-Zoom-Funktion der Kamera im Live View-Modus. Damit kannst Du das Bild bis zu zehn Mal vergrößern und so den Schärfebereich genau setzen. Klar, wenn es wirklich schnell gehen muss, ist das schwierig umzusetzen. Beim Dreh von EB2 lernte ich das mit Alan. So ungefähr den ganzen Trip filmte ich manuell fokussierend mit einer Sony A72, Adapter und Canon-Objektiven. Viele dieser Bilder sind durchs Social Media gegangen und vielleicht bist Du auch schon drüber gestolpert. Ich nenne das „hit & miss“, der Bildausschuss ist dabei wirklich hoch, doch hey, wir fotografieren digital, who cares?
Die Bilder, die passen, sind dafür eine echte Belohnung! Vor allem, und darauf möchte ich hier eigentlich hinaus: Es lässt Dich vorm Auslösen noch mehr über Dein Bild nachdenken. Du nimmst Dir mehr Zeit, um es einzurichten. Versuche das, zwinge Dich dazu, einen Tag lang nur im MF-Modus zu fotografieren, so arbeitest Du an Deinen Qualitäten!
P/AV/TV und wie Dir Programme helfen, manuell zu schießen
Ich will Dir Frust ersparen: Nutze ein paar der Kamera-Modi, um schneller die richtigen Settings für die Belichtung zu finden. P steht für den Modus Program und der ist schon eine bessere Alternative zum grünen Quadrat (für Vollautomatik). Mit der Einstellung P und wenn Du den Auslöser nur andrückst, statt auszulösen, werden Dir die Einstellungen angezeigt, die Deine Kamera bei den Bedingungen vornehmen würde. Die sind nicht immer wirklich perfekt, doch sie geben eine gute Richtung vor. Gehe in den manuellen Modus M und nimmt diese Einstellungen vor. Mit ein paar Testbildern kannst Du die Settings noch korrigieren und Dein Ergebnis wird klasse sein!
Auch der Modus AV (Zeitautomatik, Belichtungszeit wird passend zur gewählten Blende voreingestellt) eignet sich, um Werte als Orientierung zu erhalten. Wähle die Blendenzahl aus und lasse Dir von der Kamera die Belichtungszeit anzeigen, die nötig ist, um das Bild richtig zu belichten. Zurück zu M, Settings vornehmen, Bilder schießen und mit Korrekturen spielen, um das Ergebnis noch zu verbessern.
JPEG und RAW
Manche verwenden den Satz „direkt aus der Kamera“, um ihre Bilder hervorzuheben. Weißt Du, was diese Aussage für mich bedeutet? „Könnte besser sein...!“ Die wichtigste Verbesserung, die Du Deiner Fotografie antun kannst ist, ab sofort in RAW zu fotografieren, statt in JPEG. Warum? Nun, wenn Du ein Bild in JPEG aufnimmst, ist es die Kamera, die diesem Foto Kontrast, Farbe, Schärfe & Co. gibt. Beim Schreiben als JPEG gehen zudem Bildinformationen verloren, die der Sensor festgehalten hat. Alle Änderungen, die Du an einem JPEG später vornimmst, wirken sich zerstörerisch auf die Bildqualität aus.
Ein RAW Bild ist also wirklich „direkt aus der Kamera“ ohne JPEG-Korsett und mit allen verfügbaren Infos. Also mit viel mehr Raum für Bearbeitungen. Seine RAW Bilder mit einem Programm wie Adobe Lightroom zu bearbeiten und später sein eigenes JPEG abzuspeichern ist für mich das Äquivalent zum Entwicklungsraum eines analogen Fotografen. Mit RAW hast Du die Kontrolle über das Aussehen und die Wirkung Deines Bildes, über Kontrast, Sättigung, Schärfe, kannst den Schatten die Dunkelheit nehmen und das Licht weniger ausbrennen lassen – und so vieles mehr...
OK, natürlich kostet das seinen Preis: Zeit! Denn wer seine Bildentwicklung selbst in die Hand nimmt, der muss nach der Aufnahme noch reichlich Zeit investieren. Und Platz, denn besonders bei Vollformatkameras können RAWs ziemlich groß werden. Manche meiner RAWs sind 90MB groß, nur 11 Bilder bis zu einem GB!!! Es sind also auch große, schnelle Speicherkarten nötig, dazu Festplatten, die das verarbeiten können.
Grundsätze der Bildbearbeitung
Gut, das RAW ist gemacht, was jetzt? Jetzt brauchst Du ein Programm, um es zu bearbeiten und ich empfehle Dir Lightroom. Gratis und fürs erste eine Möglichkeit ist zum Beispiel iPhoto. Ist das Bild importiert, kannst Du mit den Veränderungen beginnen. Hier die wichtigsten Slider dafür:
- Belichtung – mach das Bild heller oder dunkler. Übrigens, etwas unterbelichtete RAWs sind einfacher zu korrigieren als überbelichtete.
- Temperatur – verändere die Farbtemperatur des Bildes.
- Tiefen – hole die Details aus den dunklen Arealen des Bildes zurück.
- Lichter – hole die Details in den überbelichteten Arealen des Bildes zurück.
- Kontrast – gib dem Bild Kontrast.
- Sättigung – gib oder nimm der Aufnahme Farbsättigung.
- Schärfen – scharfen Bildern gibst Du damit noch mehr „Knack“, unscharfe kannst Du aber kaum retten.
- Rauschreduzierung – nimm dem Bild das unschöne Rauschen, das durch lange Belichtungszeiten und hohe ISO-Zahlen entsteht.
Weiter geht es in der nächsten Kolumne. Bis dahin: Übung macht den Meister!
Beste Grüße,
Oli