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Der Stalker / 29.03.2021

DER STALKER #3 - Fangen trotz widriger Bedingungen und Lockdown Chaos

Gedankenverloren stand ich da und schaute auf die kaffeebraune Suppe vor mir. Das sonst so klare Wasser war nicht wieder zu erkennen. Alles wirkte tot, trist, leblos. Lediglich die vielen Federviecher, die sich hier um den See tummelten, hauchten dem Ganzen etwas Leben ein. Aus angeltechnischer Sicht empfand ich aber nicht gerade den Drang die ersten Sessions in diesem Jahr an meinem auserwählten Zielfischgewässer zu starten. Ne, nicht bei diesem Wasser, dieser Aura, diesem nicht vorhandenen Feeling…

So ist das manchmal mit gesetzten Zielen! Der Weg zum gewünschten Erfolg führt manchmal über Hürden, man muss Umwege gehen, um am Ende dem goldenen Schatz im Kescher entgegenzublicken! Ich entschied mich also der Umstände wegen schon wieder einen „Cut“ in der geplanten Saison einzulegen und zumindest vorerst - bis das Wasser wieder etwas aufklaren würde – an einem anderen See mein Glück zu versuchen. Ich wusste auch direkt, wohin es mich verschlagen sollte. Vor gut zwanzig Jahren hatte ich hier einen großen Schuppenkarpfen ins Visier genommen und ihn in diesem einen Jahr sogar gleich zweimal in meinen Armen wiegen können. Für die damaligen Verhältnisse war der fast 50 Pfund schwere Fisch ein richtiges Highlight und einer meiner ersten, wirklich wahren Zielfische. Viele Jahre hatte ich diesen verwinkelten See nicht mehr aufgesucht, hatte nahezu keine Informationen über den aktuellen Fischbestand, hörte aber, dass da jeeede Menge kleiner Schuppis vorhanden sein müssten. Zum Beginn der Saison war dies mit Sicherheit nicht gerade die aller schlechteste Wahl…

Völlig motiviert steuerte ich mit Boot und Polarisationsbrille bewaffnet dieser kleinen Perle entgegen. Unvorbereitet wollte ich hier nicht angreifen, da musste definitiv Vorarbeit geleistet werden. Ich hatte auch ganz klar meine favorisierten Spots im Kopf. Damals hatte ich die meisten Fische neben einem versunkenen Baum am gegenüberliegenden Steilufer des hinteren Seeteils gefangen. Die Fische standen da immer gestapelt, sicher der perfekte Unterstand für die Wintermonate, aber auch für den Rest eines Jahres. Ich war mir sicher, dass ich in diesem Areal Fische finden würde. Mit starrem Blick paddelte ich dieser Stelle entgegen. Ganz langsam, bereit unzählige Schuppis im Schutze dieser umgefallenen Baumriesen zu bewundern, doch die Ernüchterung holte mich schneller ein als erwartet. Nicht ein Fischlein ließ sich blicken. Nicht ein Einziger! Ich war etwas verblüfft! Vielleicht war der Bestand ja doch nicht so dicht wie erhofft – hatte mich Hören/Sagen wieder auf eine falsche Fährte gelockt? Nun ja, wenn sie hier nicht waren, musste ich eben weitersuchen. Irgendwo würde ich schon noch fündig werden…

Viele Jahre bevor ich dem großen Schuppi damals auf die Schliche ging, angelte ich bereits hier. Zu jener Zeit überwiegend im vorderen, weitaus flacheren Seeteil und das auch eher in den Sommermonaten und Herbst. Doch auch hier war außer einem kleinen Hecht nicht ein „Schwanz“ ausfindig zu machen. Etwas enttäuscht paddelte ich wieder zurück an meine Ausgangsposition – einem kleinen, sehr flachen Strandstück mit freiem, sandigem Untergrund. An der Stelle, an der ich eigentlich mein Boot in Position bringen wollte, in diesem gerade einmal 70cm tiefen Bereich fiel es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen! Der ganze Bereich war übersät mit frischen, sogar recht großen Fraßkuhlen – was natürlich nicht nur auf kleine Fische hoffen ließ. In Anbetracht der Tatsache, dass ich nirgendwo Fische in den ganzen Uferbereichen – weder im hinteren noch im vorderen Teil – gesehen hatte, war ich mir sicher, dass die Fische diesen flachen Spot im Schutze der Dunkelheit aufsuchen und die Chancen einen dieser Gesellen über Tag zu fangen sehr gering war. Egal! Voller Zuversicht verteilte ich etwas Hanf, Bruchmais, eine Hand voll Boilies und zwei, drei Brocken Teig über den durchpflügten Boden und nahm mir ganz fest vor, noch mindesten dreimal füttern zu gehen, ehe ich mich hier für eine Nacht niederlassen würde! Gesagt, getan…

Wie vermutet bestätigte sich meine Theorie, dass die Fische in der Dunkelheit in das flache Wasser zur Nahrungsaufnahme kamen. Das Futter war jeden Morgen ratzeputz weggefegt, das musste einfach klappen! Je näher das Date der ersten Session kam, desto höher stieg der Inzidenzwert dieses verfluchten Corona-Wahns in der Stadt, in welcher dieser idyllische, kleine See liegt. Und als hätte ich irgendetwas Schlimmes getan und das Karma würde mich heimsuchen wurde pünktlich zur ersten geplanten Angelnacht an diesem See die nächtliche Ausgangssperre verhängt!!! Ich hätte k**tzen können. Was hat diese Regelung denn eigentlich für einen Sinn? Was tue ich, oder wen gefährde ich, wenn ich irgendwo alleine in einer Hecke sitze und auf Karpfen hoffe? Der März lief ja echt super, wie am Schnürchen, nur in die falsche Richtung. Mittlerweile war die erste Hälfte des Monats schon längst rum und so richtig zum Zuge war ich noch immer nicht gekommen – wie verhext!

Ich traue mich es eigentlich überhaupt nicht zu sagen, aber es musste tatsächlich wieder ein neuer Plan her! Da alle Gewässer, die ich favorisierte, in der Sperrzone lagen, beschloss ich mich nun doch wieder an dem See niederzulassen, an dem ich ursprünglich starten wollte – Schicksal eben. Wie ich es erwartet hatte, lief es nach einer „Blanknacht“ mit einem schönen Aland als Beifang in den kommenden Morgensessions nach der Nachtschicht echt gut. Es ließen sich keine Riesen blicken, aber einige kleine Spiegler. Das Gute daran: Ich kannte keinen einzigen dieser Fische, ich hatte endlich wieder „Fischkontakt“ und einer der Bande war sogar echt gut abgewachsen. Ich freute mich, genoss die letzten Tage in diesem Monat – auch wenn ich erst ein paar Umwege in Kauf nehmen musste.

Heute ist der 27.03.21, meine Frau hat an diesem morgen ihre Fischereiprüfung mit ˋnem fetten Grinsen im Gesicht verlassen und übermorgen steht eine coole Session mit einem Freund und Arbeitskollegen an einem kleinen Privatpool an. Fische hatten wir bei unseren Erkundungen reichlich gesehen. Bleibt also zu hoffen, dass mir die dritte Nacht des Jahres – und die letzte Nacht in diesem Monat – noch eine gewichtige Überraschung beschert. Ich werde es euch nächsten Monat auf alle Fälle wissen lassen…

Bis dahin, viel Erfolg und für die kommenden Tage „nur dicke Ostereier“ und viiiiiiiiiel Sonnenschein,

Chris

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