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Der Stalker / 02.07.2021

DER STALKER #6 - Immer diese Sache mit dem Liebesspiel

Kommt es nur mir so vor, oder ist es tatsächlich so, dass – je älter man wird – die Zeit immer schneller vergeht? Während ich diese ersten Zeilen meines „Der Stalker“ Beitrages für den Juni schreibe, ist eigentlich schon Stichtag, Ende des Monats, um genauer zu sein der 28ste Juni 2021. Die erste Hälfte des Jahres ist bereits rum und nicht nur coronatechinsch hat sich einiges getan und entspannt, nein! Auch angeltechnisch hatte ich einen richtigen Lucky Punch, eine Situation, in der wieder einmal alles passte, doch dazu später mehr…

Wie ich in meinem Maibeitrag bereits erwähnte, hatten sich die Aussichten an dem von mir bevorzugten Gewässer drastisch verbessert. Das Wasser war extrem aufgeklart und auch die Fische suchten in regelmäßigen Abständen meinen Futterplatz auf. Kontinuierlich setzte ich den Spot unter Futter, verzichtete fortan für meine Verhältnisse untypischer Weise aber komplett auf Partikel. Ich wollte keinen geputzten Platz, keine große freie Stelle. Streut man Boilies auf größerem Terrain, schließt man aus, dass ein mit leichtem Bodenkraut versehener Platz völlig kahlgefegt wird. Und ich wollte unbedingt, dass da unten weiterhin Bodenkraut stehen bleibt. Freie Stellen wie zum Beispiel eine Kiesbank oder Ähliches bieten den Fischen keine, bzw. nur sehr wenig natürliche Nahrung und genau die wollte ich auf meinem Futterplatz beibehalten. Gerade um die Laichzeit herum sind Bereiche, die mit Bodenkraut etc. versehen sind weitaus attraktiver, werden von den Fischen gezielter aufgesucht, als solche, die kaum Nahrung zu bieten haben. Die Fische laichen in genau diesen Gebieten. Brassen, Karpfen, und andere Fische. Hat man solche Stellen im Auge und passt sein Angeln auf die Begebenheiten an, kann man richtig gute Erfolge erzielen, in der Regel selbst, ohne groß vor zu füttern.

Ich hatte allerdings einen Plan, wollte einen ganz bestimmten Fisch in meinen Armen wiegen und – davon ging ich einfach aus – war mir ziemlich sicher, dass er aufgrund seiner Größe gerne auch mal mit dem ein oder anderen Boilie vorliebnimmt. Ich hielt also an meiner Futterstelle fest. Gerade als die Fische mit dem Laichen durch waren, sollte sich meine Taktik als die Richtige herausstellen. Ich fing regelmäßig Fische und zu meiner Freude waren einige dieser Gesellen garnicht mal so klein.

Dieser Eine ließ allerdings auf sich warten und ich nehme auch gleich eines vorneweg: bis jetzt hat er auch noch nicht gebissen! Zu meiner Freude glitt allerdings eher unverhofft einer der Fische in die Maschen meines Keschers, die ich auf meiner „Most wanted“-Liste ganz oben stehen hatte…

Gemeinsam mit meiner Liebsten und ihrem Sohnemann standen wir da, blickten mit offenen Mündern das steile Ufer hinab in das kristallklare Wasser und bestaunten das Schauspiel im seichten Wasser. Wir hatten Anfang Juni, um genauer zu sein den 01.06.2021! Nach dem extrem kalten Frühjahr waren die Außentemperaturen in die Höhe geschossen und wo ich lange die Anwesenheit der ganzen Fische vermisste, tummelten sie sich plötzlich wie auf Knopfdruck im seichten Wasser und vollzogen ihr Liebesspiel. Jahr für Jahr ein echtes Spektakel und ganz nebenbei eine super Gelegenheit sich einen Überblick über den aktuellen Bestand zu machen. Wir sahen echt viele, große Fische und wer mein Buch „Mein Weg“ gelesen hat weiß auch, dass ich in solchen Phasen schon echt einige Ausnahmefische fangen konnte. Auf Sicht an freier Leine. Fische, die zwar ganz nah am Geschehen waren, sich aber eher zurückhielten und vereinzelt Nahrung zu sich nahmen. Genau so einen Fisch wollte ich an diesem Tage abgreifen. Der See, an dem wir uns befanden, war nicht der, an dem ich das ganze Jahr bereits Zugange war. Ich hatte hier keine wirklichen Ziele, wollte einfach nur die Gelegenheit beim Schopfe packen!

Immer wieder wechselte ich meinen Standort, suchte dicke Fische, die abseits des wilden Volkes Futter suchten – vergeblich. Anders als all die Jahre zuvor, machten sie nicht einmal den Anschein, irgendwie an Nahrungsaufnahme zu denken. Ich harrte noch eine Weile, ehe ich mich geschlagen gab` und den Guten da unten ihre Ruhe ließ…

Wir beobachteten das Ganze Szenario noch eine Weile, bevor wir uns aufrafften, um an unser eigentliches Zielgewässer zu tuckern. Wenn die Fische an dem einen See Zugange waren, war das sicherlich auch an dem anderen See der Fall und das wollte ich mir keineswegs entgehen lassen…

Noch bevor wir die Wasserfläche vor uns sahen, war klar, dass die Fische auch hier dem Laichgeschäft nachgingen. Überall plätscherte es, Schilfhalme knickten, die Karpfen tobten. Ich konnte direkt einige Fische erkennen. Die beiden Fische auf meiner Wunschliste, die ich hier noch fangen wollte, sah ich allerdings nicht. Auch hier schien niemand in Fresslaune zu sein, was meine Laune wiederum etwas in den Keller sacken ließ. Nachdem wir an unserer Futterstelle ankamen und auch noch eine Traube badender Menschen ausmachten, war die Motivation hier überhaupt noch zum Zuge zu kommen völlig hinüber. Etwas niedergeschlagen beschlossen wir uns auf den Heimweg zu machen. Ich rödelte meine sieben Sachen ein, ließ noch einen letzten Blick über das Wasser schweifen und machte mit gemeinsam mit Bini und Max auf gen Auto. Wir waren erst einige Meter gelaufen, als ich im Augenwinkel zwei dunkle Schatten unter einem übers Wasser hängenden Busch sah. Ich hielt kurz inne, setzte meine Polarisationsbrille auf und nahm das Ganze genauer ins Visier. Was ich da sah, waren zwar nicht die Fische, die ich wollte, aber definitiv die zwei größten Schuppis im See und zu meiner Freude sogar beim Fressen. Sie hatten sich von der Gruppe abgesondert, sind eigene Wege eingeschlagen und das fand ich wirklich super.

Klar musste ich hier jetzt angeln. Ich musste einfach. Bini wollte nichtmehr bleiben, wollte heim schonmal das Essen vorbereiten und räumte mir etwas Zeit ein mein Glück ein weiteres Mal zu versuchen.  

In Windeseile hatte ich meine Rute mit einem 12mm weißen Poppi wieder startklar. So leise und unauffällig wie ich nur konnte, machte ich mich auf den Weg das steile Ufer hinab Richtung Busch, an dem ich die beiden Schuppis gesehen hatte. Tatsächlich waren beide noch an der gleichen Stelle, hatten die Nahrungsaufnahme allerdings eingestellt. In solchen Situationen, wenn die Fische nicht durch „zum Beispiel Fressen“ abgelenkt sind, ist es eher unratsam, die Montage, selbst, wenn man an freier Leine angelt, auszuwerfen. Zu groß ist die Gefahr, dass sie den Braten riechen und von dannen gehen. Ich wartete also, wollte den perfekten Moment erwischen. Hoffte, dass sie wieder beginnen würden zu fressen, doch Pustekuchen. Nach einigen Momenten drehten die dicken Jungs ab und verschwanden im tiefen Wasser. Und so stand ich da, abermals enttäuscht über meine Situation, über dieses bescheidene Timing dieses Jahr. Mit gesenktem Kopf machte ich den Kescher zusammen, als ich zu meiner Linken wieder einen großen Schatten sah. Ich konnte nicht genau sehen, was es war, aber sich darüber Gedanken zu machen war jetzt ohnehin nicht. Im Nu hatte ich meinen Poppi wieder über dem dichten Bodenkraut ausgelegt. Ziemlich genau an der Stelle, an der zuvor die beiden Schuppenkarpfen gefressen hatten. Lautlos ging ich in die Knie. Mein Atmen wurde flacher, mein Blick starr. Tunnelblick sozusagen…

Immer wieder checkte ich die Lage meines Poppis, im Wechsel mit der Position des Fisches. Zielgenau steuerte er Richtung Spot und je näher der Fisch kam, umso sicherer wurde ich mir, dass er den weißen Flecken da unten einsaugen würde.

Als der dunkle Schatten dann kurz vorm Köder war und ich die Form dieses wunderschönen Spiegelkarpfens sah, die schuppenlose Flanke bestaunen konnte und realisierte, welcher Fisch hier gerade kurz davor war einen Fehler zu machen, stelle ich meine Atmung komplett ein. Einer der Karpfen, einer der zwei die ich dieses Jahr auf dem Schirm hatte, saugte meinen Poppi ein – einfach so. Der Anschlag saß und nach einem recht kurzen Drill lag der vor mir, der Leder, ein Fuffi, Zielfisch Nummer 2 und das Ganze schon wieder auf Sicht an freier Leine.

Jungs – und Mädels – ihr könnt euch nicht vorstellen wie geil solch ein Erlebnis ist. Wie sehr einem die Pumpe geht, wenn plötzlich dein Zielfisch vor deinem Rig steht und du genau weißt: „Jetzt hab ich ihn!“ Es ist einfach unbeschreiblich schön.

Nach diesem Fisch war ich erst einmal bedient, versorgt mit ordentlich Glücksgefühlen und konnte einige Tage später, nachdem die Fische mit dem Laichen „durch“ waren, fokussiert meiner Futterplatzangelei nachgehen – wie ihr oben bereits gelesen habt mit vollem Erfolg.

Ich bin gespannt was mich in der zweiten Jahreshälfte erwartet. Prinzipiell ist die Saison angeltechnisch ja noch verdammt jung! Da wird bestimmt noch einiges gehen!

Ich wünsche euch auf jeden Fall `ne Menge toller Momente am Wasser und natürlich „Nur Digge“,

Chris

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