Suche
Der Stalker / 02.08.2021

DER STALKER #7 - Wishlist Häkchen am neuen Futterplatz

Wo höre ich auf, wo fang ich an…

Irgendwie war diese Nachtschicht komplett verhext. Ich bin mir ja bewusst, dass nicht immer alles nach Plan läuft, dass mal was schief geht, nicht so hinhaut, wie man sich das vorgestellt hat. Aber, dass einfach überhaupt nichts klappen will, hab ich so nie glauben können – ich wurde eines Besseren belehrt und zwar so richtig!

Schon vor Beginn der Schicht sah ich die Fackeln am Horizont brennen. Getreu nach dem Motto „Die werden das bestimmt im Griff haben, bevor ich komm!“, paddelte ich mit meinem Futtereimer gemütlich durch das klare Wasser. Die letzten Wochen hatte ich meinen Futterplatz, den ich in der ersten Jahreshälfte aufrechterhalten hatte, verabschiedet und beschlossen, am anderen Seeende eine neue Stelle anzulegen. Einer der beiden Fische, die mir hier vor Augen schwebten, wurde von meinem Freund Felix mehrmals in diesem Areal und zu genau dieser Jahreszeit in den Vorjahren gefangen. Klare Sache, dass ich mich hier niederlassen musste, wenn ich meinem Ziel näher kommen wollte…

Kontinuierlich brachte ich Futter ein. Die Menge hatte ich im Vergleich zum Vormonat auch nahezu verdoppelt. Die Laichzeit war zu Ende, Mitesser hatten sich breit gemacht und wer darauf nicht reagiert, präsentiert den Karpfen oftmals leergefegte Spots – ohne selbst was davon gefressen zu haben. Blässhühner, Reiherenten, aber auch Weißfischarten, wie Schleien und Brassen hatten mit dem Ende der Laichzeit Vorlieb an meiner Futterstelle gefunden. Wie die Wochen zuvor, kamen auch jetzt noch ausschließlich Boilies zum Einsatz. Auf die kleinen 15er Klicker verzichtete ich allerdings und ersetzte diese mit 25er Boilies. Irgendwie musste ich den Beifang ja reduzieren und in der Regel funktioniert das mit größeren Ködern ganz gut.

Beim Füttern großer Boilies – und das auch noch in größeren Mengen – ist es natürlich noch wichtiger als sonst, seine Futterstelle regelmäßig zu kontrollieren. Ein Indiz, dass das Futter wegkommt, sind natürlich regelmäßige Fangerfolge. Ist man oft am Wasser hat man da schnell Einblick! In meinem Fall angelte ich allerdings nicht so oft an meinem Spot und kontrollierte via Taucherbrille, ob die Futtermenge noch vertretbar war…

Wie die letzten Tage, war auch an diesem Nachmittag das komplette Futter weg. Nicht ein einziger Boilie war auf dem vom Bodenkraut verzierten Untergrund zu sehen – definitiv ein gutes Zeichen. Ich fütterte meine übliche Ration über eine weite Fläche und machte mich im Anschluss auf den Weg zur Arbeit…

Wie eingangs erwähnt war die folgende Schicht ein einziger Graus. Um es kurz zu machen: Auch als wir alle völlig ausgelaugt den Feierabend antraten – die Fackeln brannten immer noch.

Mal läuft es, ein anderes Mal einfach nicht. Ähnlich wie bei der Angelei. Angekommen an den Ufern meiner Begierde, abgekämpft und müde von dieser katastrophalen Schicht, musste ich feststellen, dass hingegen der letzten Wochen das Futter noch da lag, wo ich es am Tag zuvor eingebracht hatte. Pustekuchen, aus der Traum vom erfolgreichen Morgen auf dem Megaspot. Regungslos ließ ich mich im Wasser treiben, mit starrem Blick auf die hell leuchtenden Heckenkriecher und schwelgte zurück an diese erste Session. Die erste Session auf diesem Futterplatz – zusammen mit meiner Liebsten…

Ich hatte eine zum Rest der Uferseite vergleichsweise eher flach abfallende Kante bis runter in eine Wassertiefe von gut 7-8m bereits einige Male gefüttert. Ich mag es, um die sommerliche Jahreszeit zumindest eine Rute in den tieferen Bereichen eines Gewässers zu fischen. Felix hatte diesen „Einen“, den ich mir so wünschte, flach sowie tief gefangen und um auszuschließen, dass ich an ihm vorbei angele, nahm ich einfach beide Varianten in Augenschein. Auf jeden Fall wurde das Futter vom ersten Tag an angenommen. Die typischen „Karpfen-Fraß-Krater“ konnte ich zwar nicht ausmachen, war mir aber sicher, dass die Boilies von Karpfen aufgenommen wurden. Federvieh ließ sich kaum auf dem Spot blicken und Weißfische sah ich beim Schnorcheln auch sehr selten. Karpfen schwammen mir bei meinen Kontrollgängen zwar auch keine entgegen, da machte ich mir aber keine Gedanken bei. In manchen Seen hauen die Jungs und Mädels schon ab, bevor wir auch nur in deren Nähe kommen.

An dem Tag, an dem Bini mit mir den ersten Versuch wagen wollte, ballerte der Wind direkt auf unsere Uferseite – perfekte Bedingungen. Einen Tag zuvor hatte ich gut 5kg Boilies verteilt und wenn ich ehrlich sein soll, wollte ich an diesem Abend nicht wissen, ob das Futter gefressen war oder nicht. Vor allem den tieferen Teil der Kante wollte ich tunlichst nicht kontrollieren. Zu oft hatte ich in der Vergangenheit mein Futter vorgefunden, aus diesem Grund eine andere Stelle bezogen, nur um am Folgetag festzustellen, dass die Fische in der Angelnacht sich wieder auf dem Futterplatz eingefunden hatten. Fazit: Ich saß blank und die Fische konnten sich in Ruhe den Ranzen voll schlagen…

Wir beschlossen also die tiefen Ruten zu werfen, ohne Kontrolle, ohne Beifutter. Nur meine rechte Rute, die Rute, die im Flachen Platz finden sollte, schnorchelte ich. Die flacheren Bereiche waren zu dem Zeitpunkt wirklich dicht mit Kraut bedeckt und ich wollte schon, dass die Rute ordentlich zum Liegen kommt. Das Futter in dem flachen Bereich war auf alle Fälle weg und stimmte uns zuversichtlich, dass das Futter im Tiefen sicherlich auch weg war. Auch bei der einzelnen, flachen Rute verzichtete ich auf Beifutter, platzierte den kleinen Schneemann aber perfekt in einer mini kleinen Krautlücke…

Zurück am Ufer machten wir es uns gemütlich, genossen die Ruhe vom Alltag – Kinderfrei, manchmal wirklich erholsame Stunden. Manchmal… was die Kids sonst erledigten, übernahmen an diesem Abend die Kanadagänse. In ständiger Kollision mit dem dominanten Schwanenmännchen war die erste Nachthälfte an Schlaf nicht zu denken. Von wegen Ruhe. Irgendwann nach Mitternacht, `ne Uhrzeit kann ich jetzt nicht wirklich nennen, fielen mir tatsächlich doch noch die Augen zu…

Den Dauerton, der mitten in der Nacht durch die Luft schallte, ignorierte ich. Erst als Bini mich weckte, vehement an mir rüttelte, realisierte ich, dass da tatsächlich `ne Rute ablief. Schon eine Umstellung, wenn man sonst das Geratter eines Delkims gewohnt war und von heute auf Morgen auf Bissanzeiger mit Dauerton umsteigt. Es war meine rechte, tiefliegende Rute. Hektisch zog Fisch seine Bahnen und ich war mir schnell sicher, einen der vielen kleineren Schuppis am Band zu haben. Letzten Endes war es doch ein schöner „Dreißiger“. Wir waren happy und zufrieden. Doch nicht zu viel gefüttert, allem Anschein nach hatten wir alles richtig gemacht.

Nachdem die Rute wieder startklar war, kuschelte ich mich wieder in meinen Schlafsack. Müde, ich war sooooooo müde! Da es an diesem See eher untypisch ist, mehrere Bisse pro Nacht zu verbuchen, verzichtete ich erneut auf Beifutter. Wenn doch noch ein Fisch vorbeischauen sollte, wollte ich ihm keine Auswahl bieten. Irgendwann schien ich auf jeden Fall wieder eingeschlafen zu sein. Die arme Bini hatte allerdings ihre Probleme. Die Geräuschkulisse am Wasser mit diesen „gestörten“ Gänsen und Schwänen waren definitiv Neuland. Klar, dass sie da nicht wirklich einschlafen konnte und wieder die erste war, die den zweiten Biss in dieser Nacht mitbekam. Wieder rüttelte sie mich wach, wieder hatte ich den Biss nicht realisiert! Verrückte Angelwelt. Schlaftrunken stolperte ich Richtung Rute. Bini wollte nicht drillen! Zu stolz eine meiner Ruten zu übernehmen blieb sie lieber auf der Liege. Es war die flach liegende Rute in dem dichten Bodenkraut die diesmal abgelaufen war. Der Druck, den dieser Fisch da unten ausübte, war gleich ein ganz anderer als der des dreißiger Schuppis! Behäbig zog er ins tiefe Wasser und nahm Meter für Meter Schnur von der Rolle. War es der große Spiegler? Der, den mein Freund Felix hier bereits mehrmals fangen konnte? Ich wurde nervös. „Keinen Fehler machen Ackes, jaaaaa keinen Fehler machen!“ Der Drill schien unendlich! Als ich die Umrisse des Fisches im seichten Wasser erahnen konnte und er kurze Zeit darauf in den Maschen meines Keschers verschwand war ich mir sicher, einen der Großen des Gewässers gefangen zu haben. Erwartungsvoll knipste ich meine Petzl an und starrte auf diesen goldenen Klumpen vor meinen Füßen!

Definitiv war es nicht der große Spiegler, mit dem ich hier gerechnet hatte. Da waren eindeutig zu viele Schuppen auf diesem massigen Körper. Ich erkannte den Fisch direkt und lachte mir insgeheim ins Fäustchen. Es war der zweite im Bunde. Der große Schuppi in diesem See. Einer der beiden Fische die ich noch auf der Wunschliste hatte! Manchmal, ja manchmal kommt es doch tatsächlich anders, als man sich das erwünscht. In diesem Fall stimmte mich das aber auch nicht traurig - ich war mega happy! Das war der perfekte Einstand für unsere neue Futterstelle und auch wenn meine Süße in dieser Nacht kein Glück hatte, wir kommen wieder, keine Frage – denn eine Rechnung haben wir hier noch offen und der Spot scheint gar nicht so verkehrt zu sein… Ich bin gespannt was uns im August erwartet. Gespannt, ob das letzte Puzzelteilchen einen Fehler macht. Ich hoffe und hab ehrlich gesagt ein ganz gutes Gefühl dabei.

In diesem Sinne: Euch allen ne geile Zeit am Waser,

Chris Ackermann

Das ist exklusiver
Carpzilla+
Inhalt!
Bitte registriere Dich, um alle exklusiven Carpzilla+ Inhalte und viele weitere Offline Vorteile zu genießen!

Abonnieren

Jahres-Abo Carpzilla+

€ 9,95 /Monat

Carpzilla Carp Club

  • Spare monatlich 20%
  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Fette Rabatte bei vielen Partnern und Shops
  • Zugang zu exklusiven Mitglieder-Gewinnspielen
  • Exklusive Offline-Vorteile
  • Inklusive gedrucktem Jahresmagazin
  • Carp Club Karte
  • Monatlich bezahlen
  • Abo-Laufzeit: 12 Monate

Monats-Abo Carpzilla+

€ 11,95 /Monat

Monats-Abo

  • Zugang zu allen Carpzilla+ Web-Inhalten
  • Monatlich zahlen
  • Monatlich kündbar
  • Mit einem Klick zum Jahres-Abo upgraden