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Der Stalker / 08.10.2021

DER STALKER #9 - Ordentlich was gerissen...

„Ackermann, ich hab um 10Uhr `nen Termin“, so meine Worte an die freundliche Dame an der Rezeption der Orthopädie im Ort nebenan. „Wegen der Schmerzen im rechten Ellenbogen? Nehmen sie bitte gerade noch einen kleinen Moment Platz, sie werden gleich aufgerufen…“. Sie war wirklich freundlich. Ich tat was sie mir befahl und positionierte mich in dem kleinen, schnuckeligen Wartezimmer. Wie trist selbst heutzutage doch noch manche Praxen sind. Vor allem Weiß, vielleicht etwas Grau oder Hellblau, that`s it. Naja egal. Ich saß auf jeden Fall da und wartete, bis mein Name aufgerufen werden sollte.

Der September sollte eigentlich mein Monat sein und wenn ich ehrlich bin, war ich auch voller Zuversicht. Schon die erste Nacht in diesem Monat bescherte mir eine Menge Fische bis knapp unter die 20kg. Zwar nicht auf dem vorher gesehenen Futterplatz und auch nicht an dem betreffenden Gewässer, aber das sollte meinem Vorhaben nicht im Wege stehen. Neben dem Zielfischgewässer wollte ich mir noch einige Optionen freihalten.

Ich hatte dieses Jahr bereits drei meiner gesteckten vier angeltechnisch gesehenen Ziele erreicht, da konnte man schon mal zick zack fahren, ohne am eigentlichen Ziel zuuuuu fern zu sein. Kurz nach dieser erfolgreichen Nacht, passierte mir allerdings ein kleines Missgeschick! Ein Missgeschick mit uncoolen Folgen… Ich war gerade dabei in die obere Etage unseres kleinen Häuschens zu laufen, als ich stolperte und mich im Anschluss so unglücklich abfing, dass ich von da an nichts mehr greifen konnte. Den Arm von der Beuge in den gestreckten Zustand zubringen schmerzte wie die Hölle – bis heute. Wie sich bei dem MRT herausstellte, war eine meiner Sehnen angerissen. Von nun an war ganz klar Schonen angesagt und an Angeln somit vorerst nicht zu denken… Was also blieb mir anderes übrig, als diesmal über vergangene Sessions zu berichten. Vergangene Herbsttage mit ähnlichen Bedingungen wie wir sie derzeit vorfinden. Denn eines ist gewiss: diesen Monat werde ich definitiv nichts mehr reißen (von meiner Sehne mal abgesehen – was ich nicht hoffen will)…

Die uns bevorstehende Zeit ist angeltechnisch gesehen doch definitiv eine der schönsten, oder? Tagsüber hat man es mit recht angenehmen Temperaturen zu tun und nachts wird es auch noch nicht zu kalt – sich totschwitzen wird man aber sicherlich auch nicht mehr. Das Zusammenspiel der Sonne und dem immer bunter werdenden Drumherum ist auch herrlich mit anzusehen und ja: auch die Fische haben nach der warmen Sommerzeit mal wieder richtig Bock zu fressen und steigern in der Regel unsere Erfolgsaussichten. Prinzipiell meide ich ja große Futterorgien. Der Herbst ist allerdings eine Zeit, in der ich mich dann doch gerne mal verleiten lasse, größere Futtermengen einzubringen. Schon oft habe ich dadurch richtig coole Zeiten erlebt. Den typisch goldenen Herbst mit vielen großen Fischen auf einem gut gepflegten Futterplatz. Betrachte ich mir aber manche Gewässer, den immensen Angeldruck und die Masse an Futter, die teilweise unbewusst eingebracht wird, kann selbst in der Futterzeit mit Futter der Schuss schnell nach hinten losgehen.

An einem der härtesten befischten Gewässer, die ich kenne, fische ich schon Jahre nicht mehr auf Futter. Zumindest nicht auf dem meinen. Sicher mag es sein, dass ich die Montagen unwissentlich auf einem der Futterspots anderer Angler liegen habe, doch Rücksicht kann man ab einem gewissen Ausmaß einfach nichtmehr nehmen. Aber darauf will ich eigentlich überhaupt nicht eingehen, sondern über mein Handeln an sich. Was mache ich bei solchen Zuständen, solchen Bedingungen? Betrachte ich mir die Erfolge der Jungs am Wasser, hält sich deren Lächeln oft sehr in Grenzen. Viele beklagen, dass so gut wie nichts geht, nahezu alle beharren aber darauf, weiterhin Futter einzubringen – sicher gibt es Ausnahmen, oder der Großteil bescheißt sich einfach selbst. Dass sich viele Angler dadurch selbst ins eigene Fleisch schneiden, realisieren sie nicht wirklich, oder wollen es einfach nicht wahrhaben.

Ich erinnere mich noch genau an den Herbst 2018. Lange hatte ich schon nichtmehr an diesem See gefischt. Regelmäßig saß der See voll mit Anglern – am Wochenende, aber auch unter der Woche. Wenn ich ehrlich sein soll, hatte mich der Angeldruck und die vielen Leute abgeschreckt. Ich hab gern meine Ruhe, will keinen Trouble am Wasser und das ständige „Kopfgef***e“, ob meine Ruten jetzt wieder auf einem Berg Futter eines, oder vielleicht auch mehreren Anglern liegen, wollte und habe ich die letzten Jahre stets gemieden. Im besagten Herbst allerdings hatte ich wieder Bock. Ich blendete meine „Futterberggedanken“ aus, fokussierte mich aufs Wesentliche und das war ganz klar das Auffinden der Bereiche, in der die Fische zu den Zeiten, an denen ich ans Wasser ankam, am Start waren. Flexibel wollte ich bleiben und ganz wichtig: Ich wollte nahezu auf den Eintrag von Futter verzichten. Zudem wollte ich komplett anders fischen, als der Großteil der anderen Angler und der Schlüssel zum Erfolg lag ganz klar auf der Hand: Miniköder! Die Erfahrungen meiner „Stalkerei“ haben mir schon vor Jahren die Augen geöffnet und ganz klar gezeigt, dass Fische in solch hart befischten Gewässern Kleinstköder viel ungehemmter aufnehmen als Große. Und zu groß zähle ich in dem Fall auch schon Boilies von 15mm…

Meine Wahl fiel auf Fakemaiskörnchen – einzeln, oder zurechtgeschnitzte, kleine gelbe Popups. Als Beifutter sollte maximal eine Hand voll Dosenmais reichen. Ich wollte Akzente setzen und die Bereiche ansteuern, in denen ich Fische vermutete, oder gar ausfindig machen konnte. Bei fast jeder Session fand ich mich an anderen Spots wieder, fischte in unterschiedlichen Tiefen und Bereichen und war bis in den Winter rein wirklich sehr erfolgreich. Man muss nur die Scheu davor verlieren, ein einzelnes Maiskörnchen anzubieten, muss in Kauf nehmen, auch ein paar Brassen mehr auf dem Konto zu haben – im Endeffekt zählt das Endergebnis und das konnte sich bei mir definitiv sehen lassen… Ihr fischt an hart befischten Pools? Die Dicken sind argwöhnisch und meiden eure Matten? Dann probiert es einfach mal, vielleicht ist dann auch bei euch das Glück auf eurer Seite und dem „Goldenen Herbst“ steht nichts mehr im Wege…

Nur „tolle Momente am Wasser“,

Chris

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