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+ Kolumnen / 03.03.2020

KARSTENS ZELTKÜCHE - mein Lieblingsgericht

Diesen Monat wird die Zeltküche mal wieder zur Busküche. Die ersten Nächte der neuen Saison verbringe ich meistens an kleineren Gewässern, die es zulassen, dass ich aus dem Bus angeln kann. Komplettes Kontrastprogramm zu meiner Angelei des Restjahres aber um diese Jahreszeit doch eher von Erfolg gekrönt. Die ersten Fische sind gefangen, was bei der Witterung dieses Jahr auch nicht verwunderlich ist. Gefühlt ist der Winter ja dieses Jahr einfach ausgefallen. 

Ost vs. West

Gebürtig stamme ich ja aus dem Osten der Republik und lebe auch hier. Die neuen Bundesländer sind ebenso meine anglerische Heimat. Von Zeit zu Zeit zieht es mich zwar auch schon mal in andere Gefilde, doch kehre ich immer wieder gerne in den wilden Osten zurück. Eigentlich ist die innerdeutsche Grenze schon lange Geschichte, doch die Nachwehen sind leider immer noch in vielen Bereichen zu spüren. Sei es bei der Benennung der Uhrzeit bis hin zur ungleichen Bezahlung des gleichen Berufes je nach Bundesland.

Auch kulinarisch gibt es Begrifflichkeiten, die immer wieder für Verwirrung sorgen, da es bei der Interpretation eine wichtige Rolle spielt, wo man groß geworden ist. So meint der Ossi mit Pfannkuchen ein mit Marmelade gefülltes Fettgebäck, wohingegen der Wessi eher einen Crêpes-ähnlichen Teigling, der in der Pfanne gebraten wird, im Kopf hat. Spricht der Ossi von Broiler, was ein gegrilltes Hähnchen meint, schaut er beim Wessi meist in ratlose Gesichter. So führt auch mein heutiges Gericht häufig zur Verwirrungen.

Ideenreich statt Einheitsbrei

Ich selbst habe zwar vom Leben in der DDR nicht mehr so viel mitbekommen, da ich noch zu jung war. Der Ideenreichtum auf Grund von mangelhafter Versorgung mit bestimmten Lebensmitteln war aber auch später noch deutlich zu spüren. Man musste sich halt etwas einfallen lassen, wenn man die Unterversorgung nicht jeden Tag auf dem Mittagstisch spüren wollte. Und eben in diesem Einfallsreichtum liegt auch die Geburtsstunde des ostdeutschen „Jägerschnitzels“.

Kalbsfleisch oder generell hochwertige Fleischteile waren schwer zu bekommen und wenn dann nur zu hohen Preisen, oft unter der Ladentheke. Der Ottonormalbürger musste sich also etwas einfallen lassen. So wurde kurzer Hand eine Scheibe Wurst paniert und die Pilzsauce gegen eine Tomatensauce auf Ketchupbasis ausgetauscht. Pilze gab es nämlich nur in der Saison und lange wurde vom Verzehr von Waldpilzen abgeraten. Der Grund dafür war die Verseuchung des Waldbodens durch den Unfall in Tschernobyl. Auch frische Tomaten gab es nicht regelmäßig. So wurde der eigene Vorrat aus dem Garten haltbar gemacht und in Form von Ketchup eingekocht.

So entstand ein Gericht, welches in meiner Kindheit regelmäßig auf dem Tisch stand und was noch heute zu meinen Lieblingsgerichten zählt. Jeder hat wahrscheinlich solch ein Gericht und auch wenn viele von euch das jetzt nicht nachvollziehen können, sage ich euch: „Nachkochen und dann erst meckern.“ Ihr werdet sehen, auch eure Geschmacksknospen werden es lieben.

Es hat zwar rein gar nichts mit einem richtigen Schnitzel zu tun, ist deswegen aber nicht weniger lecker. Also schaut beim nächsten Restaurantbesuch im Osten ganz genau hin, was ihr da bestellen wollt.

Heute kochen wir: Nudeln mit Tomatensauce und Jägerschnitzel

Zutaten für 2 Personen:

½ Pack Nudeln (klassisch Spirelli)

100g Butter

3EL Mehl

Ca. 500ml Wasser

1 TL Maggi gekörnte Brühe

1/3 Flasche Ketchup

10 Scheiben Jagdwurst

2 Stk. Eier

Semmelbrösel, Salz, Pfeffer, Öl

1. Nudelwasser stark salzen und zum Kochen bringen.

2. Nudeln nach Packungsanleitung kochen, abgießen und im Schlafsack warmstellen.

3. Butter in einem Topf zerlassen, Mehl hinzugeben und glattrühren.

4. Nach und nach unter ständigem Rühren mit Wasser aufgießen und zwischendurch immer wieder aufkochen. Denn erst nach dem Kochen sieht man die Konsistenz der Sauce.

Tipp: Nicht gleich das ganze Wasser dazugeben, da die Sauce dann schnell Klumpen bekommt. Außerdem kann man sich so besser an die richtige Konsistenz herantesten und muss dabei berücksichtigen, dass ja noch der Ketchup dazu kommt. Also lieber erst einmal etwas dicker lassen.

5. Mit Maggi würzen und Ketchup unterrühren.

6. Jagdwurstscheiben zuerst in Mehl wenden, abklopfen, durch gequirltes/gewürztes Ei ziehen und anschließend mit Semmelbröseln panieren. Die Panade gut andrücken.

7. Ausreichend Öl in einer Pfanne erhitzen und die Jägerschnitzel von beiden Seiten gold-gelb ausbacken.

8. Auf einem Küchenpapier abtropfen lassen.

Tipp: Das übrig gebliebene Ei mit den restlichen Bröseln vermengen und in der Pfanne braten. Wer mag, kann sich natürlich auch noch Parmesan oder Reibekäse über das fertige Gericht streuen.

Und das war es auch schon! Es empfiehlt sich, das Ganze auf zwei Kochern zuzubereiten. Es geht aber auch nacheinander auf einem. Die Nudeln dann einfach aus dem Schlafsack holen, die Sauce noch einmal kurz erwärmen und anrichten.

Ich wünsche euch allen einen guten Start in die Saison und würde mich freuen, wenn ihr auch nächstes Mal wieder dabei seid. Jetzt wünsche ich euch aber erst einmal viel Spaß mit meinem Lieblingsgericht. Was ist denn dein absoluter Favorit, wenn es beim Essen um Kindheitserinnerungen geht?

In diesem Sinne – Guten Hunger

Euer Karsten

Basierend auf der Anzahl der Zutaten, dem benötigten Equipment, den Kosten und dem generellen Aufwand der Zubereitung gibt Karsten diesem Gericht folgende Bewertung: 2 von 3 Sternen.

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