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Pecks Tagebuch / 26.11.2019

PECKS TAGEBUCH - auf der Suche nach den Ältesten

Vielleicht kennst du bereits die Videoserie The Big Carp Buzz von mir? Letztes Jahr filmten wir eine Reihe kurzer Filme mit kleinem Budget für Korda und ich hatte das Glück voll auf meiner Seite. Bei beiden Produktionen fing ich am letzten Morgen den Topfisch des Gewässers: Den Coconut Common mit 52lb im Bayeswater See und einen urigen 58lb Schuppi im Kempisch Kanal, Belgien. Doch dann war es erstmal ausgeschöpft, das Glück...

Zwei verzockte Drehs

Ja, ich hatte mächtig Glück, legte aber bewusst beide Sessions in gute Phasen für große Karpfen und angelte sie an Gewässern, die ich bereits kannte und an denen ich meine Chancen auf eine Ausnahme für gut einschätzte. Dieses Jahr gab Korda der Serie mehr Budget und – so typisch – mein Händchen für die Dicken kam nicht mehr aus der Tasche. Die ersten beiden Filme konnten wir zumindest ohne große Schwierigkeiten abdrehen, denn innerhalb der ersten 24 Stunden hatte ich einen Fisch für die Kamera – und damit den Film sicher. Nun, die beiden darauf folgenden Produktionen liefen nicht nach Plan und das muss ich wohl auf meine Kappe nehmen: Die erste ging an ein berühmtes, belgisches Syndikatsgewässer, die zweite an den Lago Bolsena in Italien. Ich fing jeweils einen sehr kleinen Fisch in beiden Gewässern – und das ist einfach nicht genug für ein gutes Youtube Video. Zum ersten Mal spürte ich wirklich Druck zu fangen. Nach diesen beiden „Fails“ hatten wir ein Meeting bei Korda im Hauptquartier und ermittelten, was so falsch lief. Letztlich hatte ich wohl mehr abgebissen, als ich kauen konnte. Zu glauben, dass ich mal eben so an einem Gewässer auflaufen könnte, das ich noch nie gesehen hatte und dort dann mit vier Nächten Zeit einen Dicken rausschrauben würde, war etwas kurzsichtig. Wir entschieden uns für einen weiteren Dreh. Aber wohin?

Darrell Peck Kolumne für Carpzilla+

Der Owschlager See

An diesem See im Norden Deutschlands filmten Danny und ich schon 2016 für die Masterclass DVD – ein Gewässer, das ich immer mal wieder besuchen wollte. Ich war in diesem Areal zweimal dieses Jahr und bekam mit, dass der See unter neuem Management war, vor allem aber, dass es dort sehr ruhig zuging aktuell. Wenig Angeldruck und meine vorherigen Erfahrungen vor Augen hatte ich richtig Bock, dort für The Buzz zu drehen! Ein paar Nachrichten mit dem neuen Manager Dennis später stand der Plan, wir waren Willkommen und ich wollte nichts dem Zufall überlassen: Mir wurden 3!!! Kameramänner zur Seite gestellt und ich hatte volle sechs Angeltage!

Ein See für uns

Der Owschlager See ist nicht tiefer als zwei Meter und etwa 20 Hektar groß. Mit rund 100 Fischen ist der Bestand für so ein Gewässer eher dünn, aber was für coole Fisch das sind: Nicht die typischen Fullys, auf die es viele abgesehen haben, eher so mein Typ Karpfen. Urige, dunkle, ledrige Dinos! Und bis etwa Mitte 50lb schwer. Dennis hatte einem Kumpel für die Woche eine Hütte am See gegeben, ansonsten hatten wir das Gewässer für uns. War ich aufgeregt? Oh yes!

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Der Plan

Am Abend kam ich nach einem fast zwölfstündigen Ritt mit Kameramann Lewis Bargh an und wir hauten uns nach ein paar Bier am Parkplatz auf die Liegen. Früh am Morgen war ich wach und beobachtete den See. Das Areal, das ich ursprünglich im Kopf hatte, schied jetzt aus. Damals konnte man von einem Platz aus sehr viel Wasserfläche beangeln und besonders auch in die Zone ohne Stellen beim Hotel kommen. Die Fische liebten diesen Bereich! Mittlerweile waren dort neue Plätze angelegt und auch Dennis Kumpel fischte genau dort. Intuitiv wusste ich, dass hier der meiste Angeldruck herrschte zuletzt. Zwei Fische, die sich vor einer Bucht zeigten, machten die Platzwahl für mich einfacher. Einziges Problem: Der Swim, von dem aus ich sie angehen könnte, existierte nicht mehr, völlig zugewachsen. Kein Problem für mich, aber eines für drei Kameramänner. OK, also bezogen wir den Platz gegenüber und ich würde das Boot nutzen, um in die Hotzone zu kommen. Der Plan war gut, dachte ich zumindest: Dort, wo sich Fische zeigten, platzierte ich eine unauffällige Boje und brachte zehn Schaufeln Maden und zwei Kilo 18mm Activ-8 Boilies ein. Dann ruderte ich eine bequeme Wurfdistanz zurück und setzte erneut eine Boje. Von dieser aus würde ich später aus dem Boot werfen, um eben zum Neulegen der Ruten nicht über den Futterplatz rudern zu müssen. Hört sich gut an, bei Wind und Welle aus einem wackligen Boot zu werfen, ist aber gar nicht so easy... OK, jedenfalls hatte ich später dann tatsächlich drei Spinner Rigs mit gegooten Squid Pop Ups im Rennen – und sah sogar noch zwei Fische in dem Areal springen.

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Sie springen...

Nur eine Stunde später, die Nacht war gerade eingekehrt, lief die mittlere Rute ab. Und ich war ehrlich gesagt enttäuscht, als ein Kärpflein von ein paar Pfund in den Kescher glitt. Später wurde mir erzählt, dass 75 solcher kleinen Satzer besetzt wurden. Die Nacht verging dann ohne Aktion und ich war regelrecht geschockt, als ich im ersten Licht wach wurde und das nicht durch einen Bissanzeiger. Dann hallte der Sound eines schweren, springenden Karpfens über den See! Ich machte den Kocher an und noch zwei weitere Fische sprangen, bevor das Wasser kochte. Im Licht des fast schon vollen Mondes, der noch oben stand, konnte ich die Stellen sehen wo die Fische sprangen. Während ich den Tee trank, montierte ich eine vierte Rute. Doch ich entschied, sie bei Helligkeit zu werfen. Die Crew muss eh alles filmen, was ich taktisch mache und ich brachte es nicht übers Herz, die drei zu wecken – sie schliefen wie Babies. Als die Dunkelheit wirklich wich, hatte ich die exakte Location der Fische eingebrannt. Doch das war wirklich am absoluten Limit meiner Wurffähigkeiten. 100 % Beast Mode Werfen war angesagt und dennoch landete mein Blei zwei bis drei Rutenlängen zu kurz. Mehr Fische sprangen – deutlich weiter draußen – und ich sah meine Chancen an diesem Morgen schwinden. Sie schienen nach rechts zu driften, ich ließ den Receiver bei den Jungs und ging mit einem Walkie Talkie zum nächstmöglichen Swim. Einen, den ich gut kannte und an dem ich beim Masterclass-Dreh einen 51lb Spiegler fangen konnte. Kaum stand ich dort mit Blick aufs Wasser, da schob sich ein Karpfen heraus, definitiv kein kleiner Fisch! Durchs Talkie fragte ich die Jungs, ob dieser Fisch wieder in der Linie mit den anderen war, die sich an diesem Morgen gezeigt hatten. Und ja, war er! Ich merkte mir den Spot gut, an dem die Ringe sich gerade verflüchtigten. Von diesem Platz aus könnte ich locker einige Meter reinwaten und das würde mich den Fischen schon mal ganz deutlich näher bringen.

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Moven?

Ja, ich hätte moven sollen, aber mein Glaube an den Futterplatz war auch noch da und nur von diesem Platz aus konnte ich beide Spots beangeln. Auch wenn ich für beide im Grunde ein Boot brauchte. Und das war es, was uns beim Masterclass-Dreh so erfolgreich machte: Wir verzichteten an diesem sehr flachen See komplett aufs Boot... In der zweiten Nacht platzierte ich zwei Ruten über einem großen Madenteppich dort, wo die Fisch gesprungen waren. Was ich dabei völlig außer Acht gelassen hatte, waren die Weißfische. Eine große Schule uralter Brassen parkte den Teambus auf meinem Futterplatz und hielt mich die ganze Nacht auf Trab. Ich hatte keine Hoffnungen mehr, einen Karpfen zu fangen, als der Bissanzeiger tatsächlich voll aufschrie. Der Fisch war zwar nicht groß, aber einer der Originalen und ich freute mich riesig, vielleicht würde es jetzt losgehen? Nein, obwohl die Fische den Platz in ein Blasenmeer verwandelten, ein zweiter Biss kam nicht.

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Der zählt nicht...

Ich zog um auf den Platz rechts von mir. Dort hatte ich einen Bankstick an der Stelle in den Boden gerammt, von wo aus ich meinen Platz mit 32,5 Rutenlängen anwerfen konnte. So musste ich nur zum Madenfüttern rausrudern und konnte mir das Boot sonst sparen. Jetzt, schon zwei Nächte in der Session, wurde ich etwas ängstlich. Bisher war das kein Film und ich musste es irgendwie noch hinbiegen! Um gegen das Breamteam anzukommen, bereitete ich viele vorgeschärfte Haken mit Ködern für die Spinner Rigs vor. So konnte ich schneller neu werfen – das musste ich jetzt durchziehen! Und es kam wie erwartet: Starker Kaffee half im Brassenkampf und ich war nach jedem Schleimer die Rute schnell wieder auf den Spot. Tatsächlich: Um 3 Uhr nachts kam die Erlösung in Form eines 29lb Spieglers. Und direkt nach dem Neuwerfen folgte ein schöner Mittdreißiger. Leider war er nicht – oder nicht mehr – im Maul gehakt, sondern am Bauch und zählte damit nicht für mich, also auch nicht für die Kamera.

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Leviathan

Zu diesem Zeitpunkt musste ich alle drei Ruten neu werfen und dafür waren fünf Versuche nötig – ärgerlich. Doch dann wurde die Dunkelheit von einem der beeindruckendsten Sonnenaufgänge beiseite geschoben, die wir vier jemals bestaunen durften. Alle zückten wir die Kameras und ließen sie rattern. Als die Sonne oben war, kletterte ich nochmal in den Schlafsack, die Nacht hatte ihre Spuren hinterlassen und ich rechnete nicht mehr mit einem Take. Der Receiver riss mich aus dem Schlaf und ich fand mich im Drill wieder. Der Fisch war besser, das war mir sofort klar. Ich kann dir sagen, die Anspannung war groß – nach zwei verzockten Drehs und dem im Bauch gehakten besseren Fisch... Ich ließ mir Zeit damit, den Fisch aus der Entfernung zu mir zu navigieren. Und alles ging gut! Wenig später standen wir zu viert um den Kescher und machten einen High Five! Denn im Netz wartete ein echter deutscher Leviathan von 44lb, alt und krustig, dafür waren wir hergekommen!

Darrell Peck Kolumne für Carpzilla+

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Der Druck fällt ab

Mit diesem Fisch und allem, was wir bisher im Kasten hatten, fiel der Druck ab. Jetzt galt es, noch gutes Material hinzuzufügen. Doch die Karpfen kamen nicht mehr auf den Spot zurück. Die Brassen hingegen schon... Während ich einen davon in der zweiten Nacht einholte, hörte ich einen Karpfen gegenüber springen. Von dem zu gewucherten Platz, den ich erwähnte, gut zu erreichen. Dem Platz, der eben keinen Platz für uns alle bot. Wir beredeten das am Morgen, denn die Bedingungen standen gut für Aktionen am Tag. Ich musste für den letzten Tag in diesen Bereich, wenn ich noch einen Fisch fangen wollte. Entschluss: Lewis und ich gingen mit dem Minimum an Ausrüstung den Dschungel Spot an. Kev und Ben beluden mit dem Rest die Vans. Als wir das Boot an den Spot zogen wusste ich, dass wir die richtige Entscheidung getroffen hatten. Der Himmel war dunkelgrau und der Wind frischte auf, immer wieder schauerte es. Ich wusste einfach, die Fische waren hier! Über die Woche hatte ich zwei Spots in diesem Bereich immer wieder leicht gefüttert. Noch während ich die erste Rute auf den einen Spot warf, flog ein Fisch auf dem anderen aus dem Wasser. Meine Karpfensinne gingen dabei über, ich wusste so sicher, dass es passieren würde! Der Regen kam heftig, während ich die Ruten warf und zusammen mit Lewis machte ich es mir bei einem verdienten Tee unterm Bivvy bequem. Nervös robbte ich auf der Liege auf und ab und verschüttete meinen Tee. Immer wieder sagte ich zu Lewis, dass es hier passieren würde. Und tatsächlich dauerte es nicht lange, bevor die Rute in der Bucht sich meldete. Wieder spürte ich einen guten Fisch am anderen Ende und ließ mir Zeit. Es lief glatt und schon wieder bestaunten wir einen echten Owschlag-Dinosaurier mit 43lb 12oz Gewicht. Happy End!

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Danke

Ein riesen Dank geht raus an Lewis Bargh, Ben Allen und Kevin Wyatt, eine Bande absoluter Legenden, die diesen Trip für mich denkwürdig machten. Und dir sind sicher die heftigen Fotos in dieser Kolumne aufgefallen, oder? Ohne die Jungs würde es diese Aufnahmen auch nicht geben. DANKE! So, ich schreibe diese Zeilen im Oktober und meine liebe Mrs Peck wird bereits unser drittes Kind auf die Welt gebracht haben, wenn dieser Beitrag online ist. Etwas selbstsüchtig muss ich ja sagen, dass ich hoffe, dass sie ihn lange genug im Bauch hält, damit ich über den Oktober-Vollmond noch am Wellington Country Park angeln kann. Aber das ist dann eine Story für den nächsten Teil, denke ich...

Tight lines,

Pecky

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