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Pecks Tagebuch / 24.05.2019

PECKS TAGEBUCH - Captain Peck is back #1

Ich habe eine neue, treue Begleiterin, mein „Haus“ auf dem See, die Black Pearl! Captain Peck is back! Und wo, wenn nicht auf dem gewaltigen Orient könnte ich das „Carp Gangster Boat“ einweihen? Begleite mich ins Abenteuer Orient, diesmal in zwei Teilen und mit großartigen Fischen.

Während des frühen Winters 2018 schloss ich mich im Büro ein und versuchte, ein zweites Buch zu schreiben. Über das Angeln zu reden und zu schreiben, ohne wirklich raus zu gehen, ist für mich schwierig, und als Folge davon habe ich zwei ziemlich große Einkäufe getätigt: eine neue Canon Eos R Kamera und ein Glasfaser-Kabinenboot. Um ehrlich zu sein wurden das Kabinenboot und der Anhänger mit dem Geld aus dem Verkauf meines vorherigen Bivvybootes finanziert... Aber hätte ich gewusst, dass das Angebot eines Tickets für den unglaublichen Wellington Country Park in UK nur 2 Tage später kommt, wäre ich nicht so leichtsinnig gewesen... 

Darrell Peck mit der Black Pearl.Mein Wohnzimmer für die Orient-Session, gemütlich, oder?

Die Black pearl von Darrell Peck.Die schicke, coole Pearl auf dem Trailer, auf geht's!

Ein blutiges Zebra

Das Boot lag jedenfalls den ganzen Winter über in der Garage, erst gegen Ende März reparierte ich ein paar kleine Löcher im Rumpf. Es war zu dieser Zeit, dass ich anfing, große Pläne zu schmieden: für ein Abenteuer auf dem Orient! Doch der Blick auf den Kalender machte mir Sorgen. Ein Thinking Tackle Shoot würde fast die ganze erste Maihälfte fressen. Ob Natalie, meine Frau, es schwanger und mit den Zwillingen zuhause ohne mich so lange schaffen würde? Gegen Ende April fuhren wir in den Urlaub und in Absprache mit den Schwiegereltern konnte ich mir Zeit freischaufeln.  Also machte ich mich daran, die Black Pearl – so nannte ich meine Errungenschaft – für ihre Jungfernfahrt als Karpfenboot zu bemalen. Ich dachte an ein Kampfschiff oder an dunkelgraues Meer, aber die Grundierung, die ich benutzte, war wohl ein bisschen zu hell. Das Endergebnis war nicht das, was ich mir vorgestellt hatte! In einem verzweifelten Versuch, es zu retten, sprühte ich etwas Schwarz mit ein, und – mein Gott –, die Pearl sah einfach nur noch scheiße aus! Sie ähnelte einem blutigen Zebra, nicht einem Karpfen-Gangster-Boot. Nur Tagen vor dem Urlaub, ich hatte eine Militärfahrzeugfarbe bestellt, konnte ich ihr noch das Aussehen verpassen, das sie verdiente.

Ein echtes Carp Gangster Boot, so hatte ich mir das vorgestellt!

Karpfenwetter

Nach unserer Rückkehr aus dem Family-Urlaub verbrachte ich ein paar Tage damit, meine Sachen akribisch zu packen, ich musste für den Orient vorbereitet sein, aber auch für die zweite Etappe, den Thinking Tackle-Dreh. Der Van lag schon tief in den Federn alleine mit der Ausrüstung und das war, bevor ich den Anhänger angekuppelt hatte. Damit lag ich nahe an der 3.5-Tonnen-Grenze. Ich kam am Nachmittag in Mesnil St. Pere an, ein paar Tage bevor der See für das Nachtangeln geöffnet wurde. Die Idee war, einige Zeit damit zu verbringen, nur zu schauen. Der See sah vom Touristenzentrum aus bedrohlich aus, umhüllt von einer schweren, tief liegenden Wolke. Dazu ein starker Südwind, der über die enorme Fläche blies. Ich kaufte eine Lizenz und fuhr dann zu einer der vielen Buchten des Sees. Die Wellen stapelten sich hier in einer Ecke, der Boden war sichtlich aufgewühlt, das sah ich schon von weitem. Hunderte von Mauerseglern tauchten in die weißen Wellen und ich wusste sofort, dass es hier gerade Karpfen geben musste. Innerhalb von Sekunden, nachdem ich direkt am Ufer ankam, sah ich zwei Karpfen, die voll aus dem Wasser sprangen.

Kein einladendes Wetter für eine Bootssession...Die Kajüte von Darrell Pecks Black Pearl.Leben und kochen auf engstem Raum, ich kann das gut, wenn es um Karpfen geht.

Blanken gehört zum Spiel

Vom Wind und Regen gepeinigt, verbrachte ich die Nacht in meinem Base Camp auf dem nahe gelegenen Gigantica-Komplex. Erst am nächsten Abend kam ich 24 Stunden vor Beginn des Nachtfischens auf der Slipanlage an. Ich hatte keine Absicht, früh zu fischen, ich wollte nur in Position gehen, bevor es jemand anderes tat. Die Black Pearl rutschte mühelos von ihrem Anhänger und als ich endlich über diesen großen See glitt, gönnte ich mir ein Kronembourg, um die Aufregung zu lindern. Am nächsten Morgen war ich früh auf der Suche nach Fischen, aber der Wind hatte sich geändert, das eingetrübte Wasser und die Mauersegler fehlten. An diesem Morgen entdeckte ich nichts und die nächsten drei Nächte vergingen wie im Handumdrehen. Meine Aufregung wurde gedämpft, aber nicht gelöscht, ich musste mich einfach mehr anstrengen. Blanken ist Teil des Spiels, wenn es darum geht, gegen einen solchen Gegner anzutreten, der Schlüssel war, zu akzeptieren, dass mein Ausgangspunkt falsch war! Die Prognose zeigte, dass wir in den nächsten Tagen sonniges Wetter bekamen. Es war Zeit, die Anker zu lichten und in anderen Gebieten zu suchen. 

Wo seid ihr?

Mein französischer Freund Constant und sein Kumpel planten an diesem Abend zu angeln und sie hatten die Bucht ins Visier genommen, in der wir im letzten Frühjahr erfolgreich waren. Diese war also keine Option für mich. Also entschied ich mich, ein Gebiet auszuprobieren, das ich vorher noch nicht befischt hatte. Nach fünf Kilometern Bootsfahrt ankerte ich die Pearl im offenen Wasser und ging mit einem der Schlauchboote auf die Suche. Drei Stunden später hatte ich jeden Zentimeter der Baumgrenze abgesucht, die vom großen Boot aus sichtbar war, als ich endlich über einen kleineren Karpfen stolperte. Ich war gerade an einem Schilffeld vorbei, als ich die dunkle Form bemerkte. Ich bewegte mich darauf zu, um sicher zu sein, und im kristallklaren Wasser war ein Spiegler von vielleicht 30 Pfund zu erkennen. Nachdem ich endlich einen gesehen hatte, erwartete ich, weitere Karpfen in der Nähe aufzuspüren. Doch so war es nicht, 30 Minuten der Suche später blieb es bei dem einen. Aus den Erfahrungen im Jahr zuvor wusste ich, wie bedeutsam eine einzige Sichtung sein kann. Also verlegte ich das große Boot in etwa 80 Meter Distanz von der Stelle an der ich den Spiegler sah. Der Wind kam sanft herein, und mit den steigenden Wassertemperaturen waren meine Sinne in höchster Alarmbereitschaft. Die erste Rute wurde dort platziert, wo ich den Fisch neben einem Baum gesehen hatte, und während ich nach einem Platz für die zweite suchte, fuhr ich fast über einen 50+ Schuppi. Er erschien blau im kristallklaren Wasser und sah so fett aus wie ein Fass, das zum Laichen bereit war. Er „watschelte“ regelrecht ins Schilf, um mir zu entkommen. Mein Selbstvertrauen nahm nun mit jeder Sekunde, schnell platzierte ich die verbleibende Rute.

Krasses Erlebnis, der Nebel polarisierte.Wide Gape XX 4 Haken von Korda.

Polarisierender Nebel

Ich lag in dieser Nacht lange wach und lauschte den Wellen, die gegen den Rumpf schlugen. Überrascht wachte ich erst spät ohne Aktion auf. Der See war nun von dichtem Nebel umhüllt. Wenn man über Bord blickte, war der polarisierende Effekt erstaunlich, das Wasser klarer als die Luft. Ohne Zweifel einer der surrealsten und magischsten Morgen, den ich je als Angler erlebt habe. Der Nebel lag lange auf dem Wasser und ich entschied, dass es eine gute Gelegenheit war, um die Stellen zu überprüfen. Der Mais und die 10mm Essential Cell Boilies lagen noch sauber mit meinem gelben Pop-Up am Grund... Zwischen meinem ersten Spot und dem zweiten trieb an den überschwemmten Büschen entlang auf einen großen Baum zu.  Den hatte ich in meiner Eile gestern ganz übersehen. Es war schwierig, unter seine tief liegenden Äste zu schauen, um den Boden zu sehen, aber nachdem ich mich unter sein Vordach gezogen hatte, konnte ich jedes Detail erkennen. Winzige Steine waren nun sichtbar, der dunkle erdige Boden war aufgewühlt. Aus dem Nichts erschien plötzlich ein riesiger, stahlblauer Kopf direkt unter den Ästen in meinem Sichtfeld. Mein Gesicht war nur wenige Zentimeter von der Wasseroberfläche entfernt und wir standen uns buchstäblich Nase an Nase, er war keinen Meter entfernt. Offensichtlich erschrak ihn das und er verschwand, doch ich hatte genug gesehen! Was für ein intensiver Moment. Ich ließ die Ruten liegen, bis sich der Nebel lichtete. Es war gegen 11 Uhr und die Temperatur begann zu steigen. Der Plan: den ganzen Tag unter der prallen Sonne Fische suchen und die Rigs im letzten Licht platzieren, um dem Ärger mit den Wasservögeln – vor allem Schwänen – aus dem Weg zu gehen. In Anbetracht der Bedingungen sah ich nicht annähernd so viele Karpfen, wie ich gehofft hatte. Eine Gruppe kleiner Fische unter 10kg, zwei deutlich bessere von sicher über 40 Pfund. 

Schlaflos

Ich beschloss zu bleiben, die Ruten aber anders zu legen. Die erste wurde dort platziert, wo ich den großen blauen Spiegler gesehen hatte, aber auf der gegenüberliegenden Seite des Stammes, die Schnur versteckte ich sorgfältig im Kraut. So, dass sich Spannung vom Boot weg aufbauen würde und ein Fisch eher aus dem Hindernis heraus flüchten sollte. Auch die zweite Rute kam an den Stamm dieses Baumes – in etwa dorthin, wo ich einen Schuppi um die 40 Pfund gesehen hatte. Die dritte kam an einen weniger offensichtlichen, aber strategisch cleveren Platz am Kraut. In dieser Nacht konnte ich nur an den großen blauen Spiegler denken. Ein hoher 40er, mindestens, aber aus Erfahrung weiß ich, dass sie im Allgemeinen größer sind, als man denkt, wenn man sie im Wasser sieht. Um 00.30 Uhr entschied ich mich, dass der Versuch zu schlafen sinnlos war, irgendwie hielten mich Erwartung und Vorfreude wach, also machte ich Kaffee, bevor ich auf das Dach des Bootes kletterte. Dicke Wolken füllten nun den Himmel, es war pechschwarz. Ich hatte den Kaffee gerade aus, da leuchtete eine LED auf, so hell, ich konnte nicht ausmachen von welcher Rute. Kein Sound war zu hören, der Receiver lag unterm Kissen auf der Liege. Dann begann das Delkim-Blinken, die Geflochtene raste durch die Ringe und die Bremse surrte los! Es war die Latte, die ich dort abgelegt hatte, wo ich den großen Spiegler sah! Ehe ich mich versah, befand ich mich im Drill und schnell war mein Gegenüber aus der Gefahrenzone. Also stieg ich ins Beiboot und machte mich auf den Weg in die Nacht. Das Adrenalin und die Intensität dieses Momentes –für mich die Essenz dessen, worum es beim Karpfenangeln geht. Binnen weniger Sekunden auf dem Wasser entschied ich das Duell für mich, ich hatte einen Fisch im Kescher! Bis jetzt ließ ich die Kopflampe aus, doch nun leuchtete ich ins Netz. Und es bestand kein Zweifel, es war wirklich dieser verdammt große blaue Spiegler, den ich gesehen hatte!

Da ist er, der große blaue Spiegler, 57lb volle Pracht!

Der zweite Fisch für die Probefotosession, 38lb Schuppi.

Was auch immer noch geschehen sollte, dieser Fisch machte mir die Tour! Vorsichtig überführte ich ihn im Wasser in eine Sling und hob ihn auf den Luftboden. Zurück auf dem großen Boot wog ich ihn mit 57lb und sicherte ihn gerade noch rechtzeitig im Wasser, um das Netz wieder zusammenzubauen, bevor die nächste Rute in Richtung Wald sich meldete! Ich beugte mich hinein und konnte einen Fische heftig an der Oberfläche protestieren hören, die Geräusche hallten von den Bäumen und zu mir zurück. Wieder stieg ich ins Beiboot und diesmal kehrte mit einem fast 40lb schweren Schuppi zurück. Im Morgengrauen machte ich die Bilder des Commons zuerst, als kleinen Probelauf für den großen Spiegler. In Anbetracht der Situation, dass ich über die hohe Seitenwand des großen Bootes schießen musste und dass beide ständig in Bewegung sind, war ich mit den Selbstaufnahmen ziemlich zufrieden – mit dem Moment dafür überglücklich.

Weiter geht es in Teil 2 von „Die Black Pearl auf dem Orient“.

Tight lines,

Pecky

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