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Pecks Tagebuch / 20.10.2018

PECKS TAGEBUCH - das Intro

Mein Name ist Darrell Peck, 35 Jahre alt, professioneller Karpfenangler. Ich werde dafür bezahlt, verschiedene Brands in der Branche zu repräsentieren. Hier lasse ich Dich an meinem Leben am Wasser teilhaben! Meine Karriere ist nur ein Nebenprodukt meiner unermüdlichen Anstrengungen, Karpfen zu fangen. Und sie steht stellvertretend dafür, wie sehr ich liebe, was ich mache. Ich möchte euch in dieser Kolumne an meinem Angelleben teilhaben lassen, an meiner großen Passion.

Mein Idol

Schon als Knirps begann ich damit, die Flüsse meiner Region zu beangeln, meist mit Brotflocke oder Maden als Köder, dabei fing ich viele Weißfische. Von dort weitete ich meinen Radius auf Parkseen aus, in denen auch kleinere Karpfen lebten. Im Alter von 15 Jahren bewarb ich mich bei einem Angelshop. Von diesem Punkt an gab es für mich nichts Interessanteres mehr als Karpfen! Während sich meine Kumpels auf Prüfungen vorbereiteten, war ich an den verschiedensten Gewässern und schon kurze Zeit später arbeitete ich Vollzeit in dem Laden. In dieser Zeit, der goldenen Ära des britischen Karpfenangelns, kam Terry Hearn auf die Bühne und prägte die Karpfenangelei wie kaum ein anderer. Sein erstes Buch „In Pursuit Of The Largest“ ist immer noch wie eine Bibel für so viele. Zwar nicht im technischen Sinne, wie es beispielsweise Kevin Maddocks „Carp Fever“ ist, viel eher aber in Bezug auf die Art und Weise, wie er es erzählt und den Fokus ganz gezielt auf den Fang bestimmter, großer Einzelfische legt. Zu dieser Zeit waren 40lb-Fische so rar wie „Schaukelpferdscheiße“ und er fing einen nach dem anderen! Inklusive Mary, den damaligen Rekordfisch, mit über 25 Kilo.

Terry Hearns Buch In Pursuit of the Largest.

Für mich ließen ihn aber nicht seine Fänge herausstechen, vielmehr die Art und Weise, wie er schrieb. Man fühlte sich, als ob man direkt neben ihm sitzen würde. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, wie ich Seite für Seite dieses Buchs verschlang. Terry inspirierte mich extrem! Gerade mal ein paar Kilometer von dem Shop, in dem ich arbeitete, befand sich eine Kiesgrube namens „The Quarry“. Dieses Gewässer, 8ha groß, war so etwas wie ein heutiges, exklusives Syndikatsgewässer. Von den ca. 100 bis 120 Karpfen knackten drei Fische sogar die 30lb-Marke. Damals echte Ausnahmen! Der größte der Drei wog 37lb und war bekannt unter dem Namen „Jagger´s“. Die Wände der kleinen Angelhütte waren zugepflastert mit Bildern dieser Fische und wer sie fing, war so etwas wie ein Held für mich! Nur zu sagen, dass ich zu den Fängern aufschaute, wäre eine Untertreibung. Immer, wenn es sich ergab, lauschte ich ihren Geschichten. Ich hatte das große Glück, ein Ticket für „The Quarry“ zu ergattern und dort eiferte ich Terry nach: Schon nach kurzer Zeit fing ich eine Perle dieses Gewässers. Es war der erste November 1999, ich war 17 Jahre alt und stolz wie Bolle, als ich zwischen all den alten Kerlen am See einen Fisch namens „The Radish“ in die Kamera stemmte.

Darrell Peck mit Jaggers aus The Quarry mit 37lb.Darrell Peck mit The Radish aus The Quarry 1999.

Wie besessen

Ein Jahr danach machte ich meinen Führerschein – fortan war nichts mehr wie vorher. Zuvor konnte ich immer nur Samstag- und Sonntagnacht angeln, weil ich jemanden brauchte, der mich zum See fuhr. Von dem Tag an, als ich meinen Führerschein entgegennahm, angelte ich 36 Nächte am Stück – und tags jobbte ich im Angelshop. Am Ende dieses Jahres war ich nur 6 Nächte nicht am Wasser. Ja, ich war absolut besessen von meiner Angelei, aber „The Quarry“ war auch speziell – mehr als nur ein See für mich. Man traf dort immer 12 bis 15 Angler – auch Besucher – am Wasser, wir feierten jede Nacht Karpfenpartys! Die Ruten lagen zwar aus, aber Bier, „extra lange Zigaretten“ und Take-Away-Currys waren die eigentliche Attraktion – ein Lifestyle, irgendwie. Ich wechselte den Job, um etwas mehr zu verdienen und erweiterte meinen Radius: Denn ich konzentrierte mein Angeln fortan auf drei Nächte am Stück. Zusammen mit meiner damaligen „Gang“ nahm ich mir das rund 35ha große „North Met Pit“ vor. 

Der See war wild und rau, definitiv nicht das, was die meisten Angler als schön bezeichnen würden. Aber er hatte was zu bieten: Es gab so viele verschiedene Möglichkeiten seine Köder zu präsentieren, so viele Spots, vom Distanzwerfen bis zum Stalken, dort lernte ich viel dazu. Sogar mit der Brotflocke fing ich Karpfen. Dieser See hatte einfach irre viele, gute Features, extrem markante Plateaus, Krautfelder, verkrautete Buchten, überhängende Bäume und Büsche – alles was das Karpfenanglerherz begehrt. Ich fühlte mich dort wie im Himmel und nutzte diese Chance, an meinen Skills, die Fische ausfindig zu machen, zu arbeiten.

Der Car Park Lake

Wie schon erwähnt gab es zur damaligen Zeit nur ganz wenige Fische von über 40lb in UK. Ein See aber beherbergte gleich sechs Riesen: Der Car Park Lake war das berühmteste Gewässer seiner Zeit, ihm eilte sein Ruf voraus. Es gab dort Angler, die ganze fünf Jahre (!!!) auf ihren ersten Biss warten mussten. Viele Kapitel aus Terry’s Buch beschrieben den Yateley Complex, der Car Park Lake war ohne Zweifel die Kirsche auf der Torte. Er war DAS Big Carp Mecca in UK. Im Jahr 2003 kam mein Name überraschenderweise auf der Liste der Members, als sollte es so sein. Ich war 21 Jahre alt und angelte an der Seite einiger der besten Karpfenangler Englands, auch Terry Hearn. Eine ziemlich verrückte Erfahrung, das könnt Ihr mir glauben! Heute muss ich schmunzelnd zugeben, dass ich damals so etwas war, wie der Hase im Scheinwerferlicht – ein blauäugiger Jungangler eben. In meinen wildesten Träumen malte ich es mir aus, wie es wohl sein würde, auch nur einen einzelnen der neun Topfische des Car Park zu fangen. Wie zu erwarten blankte ich in meinen ersten 10 Trips von jeweils 3 Nächten. Im September konnte ich meinen „Account“ aber endlich eröffnen, und wie! Ich fing gleich zwei der echten Perlen: Chunky mit 43 lbs und Arfur mit irren 48 lbs.

Darrell Peck mit Chunky aus dem Yateley Carp Park Lake mit 43lb.Heather the Leather aus dem Yateley Carp Park Lake mit 47lb.

Ich weiß noch ganz genau, wie die Magazine damals schrieben, wie viel Glück ich wohl gehabt haben müsste. Auch unter den Locals war das die gängige Meinung –  der hat einfach „Glück gehabt“. Was dann aber passierte ist auch einer der Gründe, warum ich jetzt hier schreibe und vom Angeln lebe: Ich fing ganze sieben der neun Topfische des notorisch schwierigen Sees. Und plötzlich klingelte das Telefon pausenlos, Magazine riefen mich an, weil sie über meine Fänge berichten wollten. Viele Firmen meldeten sich, es schien, als wollten sie mir ihr Tackle nachschmeißen...

There are no heros

Mir wurde bewusst, dass es Karpfenanagler-Superhelden nicht gibt. Es ist einfach, wenn Du es auf das Wesentliche beschränkst: Platziere etwas, das sie wollen, wo sie es fressen können. Und mit einem scharfen Haken stehen Deine Chancen ziemlich gut. Mit dem Vertrauen, das ich mir in Yateley aufbaute, jagte ich fortan die größten Fische des Landes. Im Grunde folgte ich den Fußstapfen von Terry Hearn. Und fing sogar den britischen Rekordfisch „Two Tone“  mit über 65lbs 4oz. Ich lasse jetzt viele meiner Zielfischkapitel aus und springe in die jüngere Vergangenheit.

The Fat Lady für Darrell Peck mit 49lb ist ein englischer Zielfisch.Der englische Rekordkarpfen Two Tone für Darrell Peck mit 65lbs 4oz.

Man fragte mich, ob ich nicht zum Gigantica mitfahren möchte, um dort Seite an Seite mit Danny Fairbrass eine TV-Show aufnehmen wollte. Und wie es der Teufel wollte, fing ich dort einige große Fische und auch mit Danny kam ich sehr gut zurecht. Die Dinge entwickelten sich, ich war regelmäßiger Gast auf den Masterclass DVDs und in Korda’s TV-Shows. Korda stellte mich als Angelcoach ein. Das gefiel mir nach einigen Jahren nicht mehr. Ich war schon Tag für Tag an den verschiedensten Gewässern. Aber eben zum Arbeiten und irgendwann wollte ich nicht auch noch meine Freizeit dort verbringen. Es nahm mir den „Drive“. Mittlerweile bin ich selbstständig und bringe mich in vielerlei Form in die Projekte meiner Sponsoren ein, schreibe Artikel, produziere Videocontent, stehe auf Messen Rede und Antwort, gebe Vorträge und promote meine Sponsoren über meine Social Media Kanäle. So viel in aller Kürze zu meiner beruflichen Laufbahn, als Angler habe ich mich danach recht drastisch verändert...

Darrell Peck beim Dreh der Masterclass am Owschlager See in Deutschland.

Neue Herausforderung

An diesem Punkt in meinem Leben angelangt, hatte ich gut zehn Jahre gezielt auf bestimmten Einzelfische in UK geangelt. Irgendwie wiederholte sich das Schema der Zielfischjagd immer und immer wieder. Mir stand der Sinn etwas ganz neuem. Es sollte eine größere Herausforderung sein, eine, in der sich das eigentliche Ziel nicht nur um den Fang eines einzelnen Fisches drehte. Natürlich wollte ich immer noch große Fische fangen, aber ich wollte einfach nicht mehr exakt wissen, was am anderen Ende dranhängt. Einige Zeit verbrachte ich dann an einem belgischen Szenegewässer und dort wurden mir wahrlich die Augen geöffnet, was auf dem Festland an öffentlichen Gewässern wirklich alles möglich ist! Innerhalb einer Stunde, nachdem ich mein Auto am Parkplatz dieses Gewässers parkte, fing ich einen Personal Best-Schuppenkarpfen! Ich stelle es noch besser in Relation: Ich angelte mehr als 1000 Nächte an den Topgewässern in UK und fing diesen PB-Schuppi nachdem meine Rute gerade mal 20 Minuten im Wasser war! Ich konnte einfach nicht glauben, dass so etwas passierte. Zuhause in UK bekommt man nur allzu leicht einen Tunnelblick. Der Großteil der UK-Szene angelte nur auf Zielfische. Viele, ich inklusive, sahen gar nicht, dass es neben den typischen Paylakes in Frankreich auch noch andere, wirklich irre interessante Gewässer gibt.

Darrell Peck in Belgien mit einem 32,5 Kilo schweren Schuppenkarpfen.

Darrell Peck in Belgien mit einem 29,6 Kilo schweren Schuppenkarpfen.Darrell Peck mit seinem größten deutschen Karpfen von 50 englischen Pfund.

Hutchi auf den Versen

Dabei gab es vor vielen Jahren schon einen, der mit seinen spannenden Artikel im Carp Scene Magazin für diese Angelei in Frankreich stand: Rod Hutchinson. Natürlich habe ich auch diese regelrecht verschlungen. Rod berichtete von einer einmonatigen Session am legendären Orient – für mich als Teen einfach nur unglaublich. Der Schlamm, die krassen Fische, die endlose Weite des Gewässers – die Bilder brannten sich tief in mein Gedächtnis. Über die Jahre dachte ich oft daran, wie aufregend es sein würde, dort zu angeln. Was mich abhielt war die fehlende Erfahrung im Bootsangeln. Bei uns in UK ist es einfach nicht erlaubt, Boote zu benutzen. Meine Erfahrung beschränkte sich darauf, zu werfen und mit dem Trolly ums Gewässer zu wandern.

Darrell Peck bereitet sich auf die Fotosession vor beim Karpfenangeln am  Lac de la Fôret d'Orient.

Ich hoffte darauf, jemanden kennenlernen, der schon dort war, Erfahrung mit Booten und Echoloten hat und mich ein unter die Fittiche nehmen würde. Doch letztlich probierte ich es auf meine Art aus. Das Abenteuer stand für mich im Vordergrund. So fuhr ich 2015 also alleine an den Orient – für eine fünfwöchige Marathonsession! Zugegeben, es lief nicht nach Plan, aber ich ging meinen Weg und was ich erlebte, werde ich nie vergessen! Mir gefällt die neue Dimension, die mir die Bootsangelei eröffnet. Und auf diese Session folgten weitere – nicht nur am Fôret. Mein Angeln spielt sich zunehmend auf dem Festland ab – ja, machmal beneide ich euch für eure wunderbaren, wilden Gewässer und abartig krassen Karpfen. Aber der Weg über die Meerenge ist ja nicht weit. Natürlich bleibe ich auch der oft kniffligen Angelei auf der Insel treu. Sicher ist also, dass ich hier immer ein paar spannende Themen für euch parat habe! 

Also Gentlemen, ich denke dieser Part hat einen kleinen Einblick in meine Welt gegeben und ich hoffe, es hat niemanden gelangweilt. Bald geht’s weiter!

Cheers, Pecky.

Darrell Peck mit Karpfen über 25 Kilo aus dem Lac de la Fôret d'Orient.Darrell Peck mit weiterem Karpfen über 25 Kilo aus dem Lac de la Fôret d'Orient.

Bootscamp von Darrell Peck auf dem Lac de la Fôret d'Orient.

 

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