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Pecks Tagebuch / 30.11.2020

PECKS TAGEBUCH – Die Pflicht ruft

Seit meinem letzten Beitrag hatte ich einige Termine um die Ohren. Ich zog Sessions am Farrier’s Lake der Carp Society, dem Wasing Estate und zwei verschiedene Filmaufnahmen in Deutschland durch. Nachdem mir Covid die erste Jahreshälfte quasi gestohlen hatte, war immer klar gewesen, dass ich diesen Verpflichtungen noch im weiteren Verlauf des Jahres nachkommen müsste. In diesem Beitrag werde ich zunächst auf die Session am Farrier’s eingehen und dann mit jener am Wasing Estate weitermachen.

Zwei Fische machen keinen Blockbuster

Der Farrier’s Estate der Carp Society ist ein Syndikatsgewässer. Hierbei handelt es sich um eine flache Kiesgrube von rund 15 Acres Größe inmitten des Cotswold Water Parks. John Kneebone von Mainline Baits hatte die Sprache auf diesen See gebracht und vorgeschlagen, dass dieser See die Möglichkeit für die nächstjährige Folge des Carp Project bieten könnte. Die Idee dahinter war, dass dieser See eine gute Anzahl großer Fische beherbergt und dass es womöglich keiner allzu großen Kraftanstrengung bedurfte, einen davon für die Kamera zu fangen. Dazu sollte ich allerdings erwähnen, dass ich den See noch nie zu Gesicht bekommen – geschweige denn gefischt – hatte und ehrlicherweise muss ich hinzufügen, dass der erste Versuch dort nicht gerade nach Plan verlief. Platz Nummer 5 hatte in den Wochen vor unserer Ankunft stetig geliefert und als wir dort ankamen, gelang es uns tatsächlich, genau dort unsere Zelte aufzubauen. Und nein, dies war nicht im Voraus abgesprochen worden, wie es in den sozialen Medien gleich verbreitet wurde, sobald ich auch nur den ersten Bankstick im Boden hatte! Die Fische waren da, aber ehrlicherweise verdusselte ich eine richtig gute Möglichkeit. Obwohl die Karpfen vor Ort waren, wollte es mir einfach nicht glücken, auf die richtigen Spots zu kommen. Es war unglaublich verkrautet und erst am dritten Nachmittag gelang mir der Durchbruch. Der endlich eingekehrte Wandel bescherte mir immerhin zwei Spiegler der unteren 20-Pfund-Klasse. Das Lustige daran war, dass die Spiegler hier eine absolute Seltenheit darstellen und eine Doublette von Schuppern jenseits der 40 Pfund viel regelmäßiger vorkommt! Leider waren zwei 20-Pfünder nicht genug um einen guten Film zu drehen und so musste eine zweite Session her, die ich irgendwie in meinen ohnehin schon engen Terminkalender zu zwängen hatte.

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Wieder Farrier’s  - diesmal mit Erfahrung im Gepäck

Eigentlich hätte ich mich Anfang September zum alljährlichen Korda Social am Gigantica einzufinden gehabt, aber erneut machte mir (und uns) Covid einen Strich durch die Rechnung. Der zweite Trip an den Farrier’s konnte also in diesen Zeitraum gesteckt werden und zufällig fiel dieser auf eine Vollmondphase. Wir wollten montags beginnen und am Donnerstag die Zelte abbrechen, Mittwochnacht war der Vollmond komplett. Die zwei darauf hinführenden Nächte und die eigentliche Nacht der Komplettphase waren schon immer meine Favoriten gewesen und diesmal lief ich nicht blind in die Session hinein. Denn obwohl der letzte Trip an den Farrier’s nicht nach meinem Gusto verlaufen war, so hatte ich dennoch viel an Erfahrungen aus dieser Session mitgenommen.

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Kontakte eröffnen Möglichkeiten

Die größte Änderung bei meiner Rückkehr stand in Sachen Platzwahl an. Swim Nummer 5 ist unglaublich flach und obwohl sich die Fische augenscheinlich hier aufhielten, so schienen sie nachts doch aus diesem Bereich hinauszuschwimmen – zumindest fingen die Jungs zu meiner Rechten über die Nacht hinweg immer Fische. Offenbar war es dort ein wenig tiefer und die Gerüchte am Wasser besagten, dass es eigentlich nur darum ging, auf sauberen Spots vor einer zentral gelegenen Krautbank zu fischen. Vor dem zweiten Trip bat ich John, ein paar Telefonate zu führen um zu sehen, wer in der Nacht vor unserer Ankunft am Wasser war. Von höchstem Interesse war hierbei für mich, welche Plätze frei sein würden und besonders ging es mir um jene, an denen gefangen wurde, als ich das letzte Mal dort war. Es stellte sich heraus, dass Brad Greening an dem Platz war, den ich im Hinterkopf hatte. Und wie der Zufall es so wollte, würde er am nächsten Tag zusammenpacken. So würde ich also am nächsten Morgen nur so früh wie möglich dort sein müssen und hoffen, dass niemand schneller war als ich.

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Meine Pläne gingen zur Gänze auf

Mein Plan ging vorzüglich auf und es gelang mir nicht nur, meinen Wunschplatz zu ergattern. Nein, ich konnte Brad sogar alles aus den Rippen leiern, was er wusste, inklusive den Rutenlängen zu den bekannten Hotspots. Ich will hier bezüglich jedes einzelnen Fangs nicht allzu sehr ins Detail gehen, da ich ja eigentlich nur den Platz übernahm, alles über die laufenden Spots wusste und das Ding regelrecht auseinandernahm. Wenn ich mich recht entsinne, fing ich Schupper von 40, 37, 35, 34, 34, 34, 25 und nochmal 25 Pfund. Alles in allem also eine wahrhaft wunderbare Session, bei der die einfache Taktik lautete, mit der Spomb 10mm Cell-Boilies, die ich zuvor mit dem neuen Smart Liquid benetzt hatte, zu füttern. Danach hieß es, akkurat in kleine Löcher im Kraut zu fischen.

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Schon wieder Planänderung – Danke, Covid!

Mein nächster Filmtrip für die nächstjährige Episode von Big Carp Buzz sollte Ende September stattfinden und wir wollten ursprünglich an einen riesigen französischen Stausee fahren – und wieder einmal durchkreuzte Covid unsere Pläne! Nachdem uns das Virus bereits den Frühjahrskalender durcheinander gebracht hatte, lief uns langsam aber sicher die Zeit davon. Wir mussten einfach etwas „in den Kasten“ bekommen und da sich das nicht ändern ließ, beschlossen wir, im Vereinigten Königreich am Wasing Estate Oxlease Lake zu filmen. Hierbei handelt es sich um ein Gewässer, welches ich vorher weder besucht, noch über das ich jemals etwas gehört hatte. Die groben Rahmendaten besagten, dass der See rund 15 Acres groß ist, stellenweise sehr tief und sich ungefähr 70 – 80 Fische darin tummeln. Gleich schoss mir durch den Kopf, dass auch hier jede Menge los sein dürfte, da die meisten Gewässer, in denen große Karpfen schwimmen, während der Pandemie wirklich stark beangelt wurden.

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Meine Ankunftstaktik

Meine größte Sorge, wenn ich mich an ein neues Gewässer begebe, ist stets die Frage, ob ich es schaffe, Fische zu finden. Mit diesem Hintergedanken versuche ich, wann immer möglich, an einem Sonntag anzukommen, denn dann besteht die Chance, dass viele Stellen frei werden. Die Filmcrew denkt hier leider ein wenig anders und der Gedanke an einen weiteren Arbeitssonntag ist ein wunder Punkt. Also begleitete mich an diesem Sonntagnachmittag nur Lewis Bargh, der Hauptverantwortliche für die Big Carp Buzz-Serie, die restliche Crew würde erst am Montagmorgen zu uns stoßen. Der Plan sah vor, dass ich mich an diesem Sonntag im späten September zunächst einmal vor Ort umschauen und die Eckpunkte durchgehen würde; also wo das Tor ist, wo man parken kann und wie der See aussieht. Außerdem hatte ich durch meine Ankunft am Nachmittag ohne zu fischen die Möglichkeit, mich schon ganz früh am nächsten Morgen auf die Socken zu machen und nach Aktivität Ausschau zu halten.

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Pläne für die erste Nacht und wie man sie (nicht) durchhält

Als ich ankam, fischten nur zwei Angler, beide saßen sie so weit wie möglich vom Tor entfernt wie irgend möglich. An seiner breitesten Stelle wird der Oxlease nur durch eine schmale Landbrücke – nicht viel mehr als ein Damm – von seinem direkten Nachbarn, dem Cranwells getrennt. Der Wind stand exakt auf dieses Ufer und da die Locals genau dort saßen, machte ich mir schon neidvoll Gedanken, wie lange sie wohl bleiben mochten. Bis ich meine erste Runde um den See vollendet und die ersten groben Infos gesammelt hatte, wurde es schon merklich dunkler, die Nacht setzte bereits ein. Da der Wind auf das Dammufer drückte, stellten Lewis und ich unsere Liegen an den vorletzten Platz der uns nähergelegenen Seeseite. Ursprünglich hatte ich wachbleiben und nach rollenden Fischen lauschen wollen, aber ich war echt müde und mit voraussichtlich fünf Nächten Angeln vor der Brust gab ich auf, sobald mein Kopf das Kissen berührte.

Meine Entdeckung und wie ich davon weggeleitet wurde

Noch vor dem ersten Tageslicht klappte ich meinen Bedchair zusammen, packte ihn in den Van und nach einem schnellen Tee war ich auch schon bald auf der Pirsch. Am uns nahe gelegenen Ufer fast beim Eingangstor hatte ich nach meiner Ankunft ein kleines Areal in der Form eines Beckens ausgemacht, das ungefähr einen Acre groß war. Dort befand sich genau ein Angelplatz, der unglaublich vielversprechend war. Das sah einfach zu gut aus und obendrein war es noch so weit vom aktuellen Angeldruck entfernt wie es nur ging. Zusätzlich sah ich in den fünf Minuten, die ich dort stand, einen kleinen, torpedoförmigen Schuppenkarpfen, der in der Nähe eines Hindernisses an der anderen Seite aus dem Wasser sprang. Gerade dachte ich darüber nach, meine Ausrüstung von der anderen Seeseite zu holen, als Ben Allen anrief. Er ist der begleitende Fotograf bei unseren Drehs und war gerade angekommen. Ben erzählte mir, dass der Typ, der am nächsten zu unserem Parkplatz fischte jemanden brauchte, der ein paar Bilder für ihn macht. Der Fisch war nicht von dieser Welt. Ein wahrhaft unglaublicher, grauer und alter Spiegler von 35 Pfund! Ich stand regelrecht unter Schock, als ich das Tier zum ersten Mal sah – das war wirklich die oberste Liga! Ich habe ein Foto hier angehängt, so könnt ihr euch selbst einen Eindruck davon machen. Was nun aber auch noch dazu kam: Dieser Angler würde um 10 Uhr abhauen und der Angler am gegenüberliegenden Ufer war bereits weg, als wir die Wasserbilder geschossen hatten. Ich sollte also tatsächlich den kompletten See für mich alleine haben. Und das Sahnehäubchen obendrauf war, dass die Fische jetzt – einer nach dem anderen – an diesem Ende des Sees buckelten.

Flaute in jeder Hinsicht

Die nächsten 48 Stunden vergingen wie in einem Strom von Unsicherheit. Die erste Nacht hatte ich noch am Dammstreifen des Sees verbracht. Wie ich schon gesagt habe: Die Fische waren da, aber am folgenden Morgen war es seltsam ruhig und eine sachte Brise war in die exakt andere Richtung aufgekommen. Das Bild des schmalen Schuppers, den ich am vorangegangenen Morgen gesehen hatte, lief wie auf Dauerschleife in meinem Kopf.

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Auf zum Becken! Oder doch nicht?

Um 11 Uhr vormittags war die Zeit gekommen, an einen Umzug zu denken. Ich beschloss, dass das Becken wahrscheinlich meine beste Option wäre. Die nächsten Stunden verbrachte ich damit, hängerverdächtige Linie nahe dem Ort ausloten, an dem sich der Fisch gezeigt hatte. Schnell fand ich eine hübsche und kiesige Kante, ich verzettelte mich aber und bis ich die Distanz perfekt geclippt und gefüttert hatte, war die Zuversicht bereits erloschen – denn jeder Karpfen, der sich hier aufgehalten hatte, war mittlerweile vermutlich längst über alle Berge. Ich hatte die Fische buchstäblich stundenlang einem Bombenhagel ausgesetzt. Das, in Kombination mit der Tatsache, dass der Wind zwischenzeitlich zu einem lauen Lüftchen abgeflaut war, schrie förmlich nach einem Blank. Die Oberfläche war jetzt mit Blättern und den Luftblasen bedeckt, die ich mit meinem unermüdlichen Werfen und Einholen erzeugt hatte. In letzter Minute entschied ich aus dem Bauch heraus und zog erneut um, diesmal an einen Platz im nächsten Teil des Sees. Letzterer führte hier trichterartig in das Becken hinein, was ihn zu einem zwangsläufigen Durchgangspunkt machte. Ich entschied  mich dazu, mit dem Futterboot drei schnelle „Abwürfe“ zu machen, denn das Licht schmolz inzwischen dahin. All das geschah recht übereilt und als ich mich auf meinen Bedchair zurückzog wusste ich, dass ich nichts fangen würde.

Ein Hoch auf meine Kameracrew!

Während des Morgens zeigte sich ein kleiner Hoffnungsschimmer, als zu meiner Rechten ein paar Fische sprangen. Der Wind war wieder aufgefrischt, schob bedächtig in Richtung des Beckens und als die Zeit ohne Aktion verstrich, schien es mir wahrscheinlich, dass die Fische mit der frischen Brise leicht an mir vorbei dorthin gezogen sein könnten. Ein Kamerateam dabei zu haben, hat gelegentlich auch seine Vorteile und so ließ ich sie meine Ruten überwachen, während ich den Morgenanruf bei meiner Frau tätigte. Als ich den wachsenden Druck mit meiner Frau besprach und gemächlich in Richtung des Beckens wanderte, sandte mir der Karpfengott dann endlich ein Zeichen: Ein richtig großer Spiegler krachte nur 20 Yards vor mir aus dem Wasser und die Wellen, die er verursachte, schwappten an meine Schuhe! Hätte ich Rollen gehabt, wären sie schier durchgedreht – so schnell hetzte ich zurück zur Crew. Es war wieder einmal Zeit fürs Moven.

Warum nicht gleich so?!

Als ich mich kurz darauf endlich im Becken befand, schnickte ich schnell eine doppelte, ausbalancierte Tigernuss auf 90 Yards in den bereits markierten Clip an den kiesigen Abhang. Die zweite Rute warf ich in die Nähe der Stelle, an der ich zuvor den Fisch gesehen hatte. Während ich gerade diese zweite Rute in Position bringen wollte, lief die erste auch schon ab. Die Anspannung nach diesem ersten Biss war immens, denn von diesem Drill hing buchstäblich der Erfolg des gesamten Drehs ab; zusätzlich fühlte sich der Fisch richtig gut an! Zu meinem Glück hielt alles Stand und schon kurz darauf schaute ich auf einen wunderschönen, rötlich gefärbten Spiegler von 36 englischen Pfund hinab – vermutlich der Fisch, der sich vorher gezeigt hatte. Die Erleichterung war einfach nur grenzenlos! Und was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen konnte, war, dass es ab jetzt laufen sollte. In den noch folgenden 48 Stunden fing ich noch sechs weitere Fische. Der Kontrolleur hatte von rund 70 – 80 Fischen gesprochen, doch die anderen Angler mit denen wir sprachen, meinten, dass eine Zahl von 40 wohl realistischer wäre. Wie auch immer – wir hatten mit Fischen von 37, 36, 34, 29 und 28 Pfund ein mega Ergebnis eingefahren. In Sachen Taktik waren alle Fänge auf eine doppelte, ausbalancierte Tigernuss auf Kies mit ein paar Handvoll Beifutter hereingefallen.

Wieder einmal soll es das für diesen Monat gewesen sein. Im nächsten Beitrag werden ich von einer frühen Oktobersession im Osten Deutschlands berichten – seid gespannt!

Bis dahin und tight lines

Pecky

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