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Pecks Tagebuch / 23.12.2020

PECKS TAGEBUCH – Dreh in Deutschlands Osten

Sicherlich haben einige von euch bereits über die sozialen Medien mitbekommen, dass ich ab dem 1.01.2021 eine monatliche Video-Show namens Carpfix.tv präsentieren werde. Diese Idee wurde geboren, als ich mit dem erfahrenen Videographer und Redakteur Scott McColloch zusammentraf. Dennoch werde ich weiterhin für Korda arbeiten und bei den größten Projekten bei YouTube – wie Masterclass, Thinking Tackle und Big Carp Buzz – vertreten sein. Was meine monatliche Kolumne betrifft, kann ich Entwarnung geben: Hier wird sich nicht viel ändern, ihr könnt euch also weiterhin darauf freuen. Weiterhin werde ich euch immer darüber auf dem Laufenden halten, wo ich war, ob nun auf Drehs oder in meiner privaten Angelei. Soviel steht auf jeden Fall schonmal fest: An Material wird es 2021 nicht mangeln!

German Adventure, dank deutscher Corona-Regeln

Durch die Covid-Beschränkungen war das Karpfenfischen in Europa über 2020 hinweg ein absoluter Alptraum. Während des Oktobers war Deutschland jedoch nicht mehr auf der Liste der Länder, bei denen ich mich nach meiner Rückkehr in Quarantäne hätte begeben müssen. So beschlossen Scott und ich, schließlich nahte der Winter bereits, dass ein deutsches Abenteuer auf dem Plan stand um unsere Carpfix-Kampagne ins Rollen zu bekommen. Einige denken jetzt sicher, dass ich mit der europäischen Karpfenszene bestens vernetzt bin, aber um ehrlich zu sein: das stimmt mal so überhaupt nicht, denn das Netzwerken war noch nie eine meiner Stärken. So streckte ich meine Fühler aus, denn es galt ein deutsches Gewässer zu finden, an dem wir potentiell drehen konnten. Das ist insgesamt eine schwierige Sache, wenn man bedenkt, dass in großen Teilen des Landes Catch&Release verboten ist! Und um es auf den Punkt zu bringen: Die meisten deutschen Angler werden den Teufel tun und einem Engländer schöne Gewässer für einen Dreh zu verraten.

Grobe Fakten, aber kein Name

Nach jeder Menge Hin und Her mit den verschiedensten Kontakten bot man uns einen rund 15-20 Acres großen See in Ostdeutschland an. Ich kann euch nicht mal den Namen verraten, allerdings deshalb, weil ich nie danach gefragt habe. Was man nicht weiß, kann man immerhin nicht preisgeben. Was ich jedoch sagen kann, ist, dass es sich um einen privaten Komplex handelte, an dem man entweder exklusiv alleine oder einen Platz für mehrere Tage buchen kann. Zu unserem Glück war der See in der Woche, die wir uns ersonnen hatten, verfügbar und kein anderer Angler hatte zu diesem Zeitpunkt gebucht. Die groben Informationen möchte ich so zusammenfassen: Der Bestand beläuft sich auf ungefähr 70 Karpfen, von denen etwas zwei bis drei mehr als 50 Pfund wiegen sollen. Ich freue mich immer riesig darüber, neue Gewässer zu erkunden und der Gedanke daran, dass ich den gesamten See für mich alleine haben würde, überzeugte mich vollends.

Ankunft mit Pizza, Bier und Wasserspionage

Die Fahrt aus der UK verlief so monoton, wie es nur geht und sie zog sich über zwölf – sich unendlich hinziehende – Stunden. Wir hatten ausgemacht, bei unserer Ankunft in der ersten Nacht nicht direkt zu fischen, sondern erst einmal ordentlich auszuschlafen und am folgenden Morgen frisch und erholt loszulegen. Unser Kontaktmann Chris wartete bereits mit Pizza und Bier auf uns… was ein Prachtkerl! Wir waren in der Dämmerung angekommen und bis wir gegessen und zusammen das Bier getrunken hatten, war es finsterste Nacht geworden. Der Abend war ruhig, der Himmel klar und der Mond hell. Als wir im Gespräch mit Chris erfuhren, dass der See in der gesamten Woche vor unserer Ankunft nicht befischt worden war, hatte ich sofort die Eingebung, dass die Karpfen sich wohl – schließlich waren sie nur sich selbst überlassen worden – irgendwo zeigen würden. Unsere Pizza aßen wir an einem gemütlichen Rastplätzchen direkt am Wasser und während des gesamten Essens hatte ich nicht ein einziges verdächtiges Geräusch vom See mitbekommen. Mit diesem Hintergedanken verließ ich Scott und Chris, die in ihr Gespräch übers Filmen vertieft waren, und schlenderte etwas am Ufer entlang in Richtung einer kleinen Bucht. Diese war durch einen kleinen Kanal mit dem Hauptkörper des Sees verbunden und, Bingo!  Bereits nach einigen Sekunden konnte ich dort den ersten Fisch hören. Der Klang glitt direkt über die spiegelglatte Wasseroberfläche und die Wellen verrieten bald auch die entsprechende Richtung. Das war zu 100 Prozent ein Karpfen. Und es sollte noch besser werden, denn binnen der nächsten Minuten sollte ich noch weitere fünf Fische hören, bzw. sehen. Und als ob das nicht genug gewesen wäre, hatte sich einer davon auch ziemlich gewichtig angehört! Das breite Grinsen eines äußerst zuversichtlichen Karpfenanglers war die logische Schlussfolgerung.

Fallenstellen statt großer Aktion

Es wäre ein leichtes gewesen, die Bivvys nach der langen Fahrt einfach am Parkplatz aufzuschlagen, aber wir verstauten unser Tackle auf den Trolleys um hierdurch näher an die nächtlichen Aktionen heran zu rücken. Diese Sichtungen sollten sich später übrigens als unglaublich wichtig herausstellen, denn sobald die Morgendämmerung einsetzte, sahen wir weder in unserem, noch in einem anderen Areal irgendetwas. Um die Unruhe so gering wie möglich zu halten, entschied ich mich dazu, anfangs mit dem Futterboot kleine Fallen für einzelne Bisse abzulegen. Hierzu nutzte ich ein Combi-Multirig und als Hakenköder einen selbst gemachten, weißen 18mm Activ-8 Wafter. Auch das Beifutter hielt ich simpel, bestehend aus einigen zerkleinerten Boilies und Tigernüssen. So steuerte ich das Boot in Richtung der Zone, in der ich die Fische hatte ausmachen können und überprüfte gleichzeitig mit dem Echolot, ob der Boden für das Ablegen geeignet war. Der Krautwuchs war kaum der Rede wert und nachdem ich ein rund 15 Fuß tiefes Loch passiert hatte, zeigte sich der Untergrund ziemlich eben und blank bei gerade einmal 7 Fuß Tiefe.

Eine Sichtung – drei Ruten

Nachdem ich am Vorabend die Fische gefunden hatte, war ich extrem zuversichtlich gewesen. Als der Morgen jedoch langsam in den Nachmittag überging, schwand dieses Gefühl zunehmend. Die Karpfen hatten sich im offenen Wasser gezeigt, am späten Nachmittag durchbrach aber ein Fisch am gegenüberliegenden Ufer die Wasseroberfläche. Da ich zu diesem Zeitpunkt nur zwei Ruten ins offene Wasser fischte, machte ich also eine dritte startklar und steuerte mein Futterboot in diese Richtung. Es war dort laut Echolot gerade einmal fünf Fuß tief und ich legte das gleiche Rig mit einer kleinen Futterportion punktgenau ab. Meine Eröffnungstaktik sollte auf unauffälligem Fischen gründen, denn ich wollte die Fische nicht mit meiner Anwesenheit konfrontieren. Als der Abend anbrach, stieg die Stimmung dann auch wieder – diese einzelne Sichtung war der Auslöser hierfür. Das Licht schwand und ich tigerte am Ufer hinter meinen Ruten entlang. Als sich der nächste Fisch zeigte, schaute ich gerade direkt hin. So hatte ich einen freien Blick auf den Karpfen und ich habe keinerlei Zweifel zu behaupten, dass es einer der 50-Pfünder war – ein schmutzig-brauner, großer Spiegler, der kurzzeitig bis zur Körpermitte aus dem Wasser ragte! Da ich mir im Voraus bereits einige Bilder der Seebewohner angeschaut hatte, konnte ich sogar in etwa sagen, welcher der Biggies im See es war. Zwar war noch immer Zeit, eine der Ruten in seine Richtung umzulegen, ich verspürte allerdings den Drang, alles so zu belassen, wie es war. Schließlich hatte ich bereits drei Fallen gestellt und war guter Hoffnung, dass etwas passieren würde…

Der erste Carpfix-Fisch

Von den drei Ruten war die rechte diejenige, die im Epizentrum der Aktionen von voriger Nacht war. Sie lag rund zwei Drittel des Weges über die Bucht und tatsächlich schoss sie in den frühen Morgenstunden brutal los. Da sich zur linken des Platzes ein großer umgestürzter Baum befand, schritt ich mit hoch über das Schilf erhobener Rute nach rechts das Ufer entlang. Durch diese neue Position waren erstmal sämtliche offensichtlichen Gefahren gebannt und schon bald hatte Scotty die Kamera im Anschlag. Schon bald darauf dümpelte der erste Carpfix-Karpfen am Boden meines Keschernetzes und verführte uns zu einem kurzen High-Five-Moment. Wir wogen den Fisch auf 27 englische Pfund und legten ihn für ein paar Stunden in die Retention Sling.

Fisch an kurzer Leine

Der erste Fisch hatte sich also ohne größeres Drama landen lassen – der zweite hingegen machte das locker wieder wett! Die linke Rute, die ich am Nachmittag zuvor in Richtung des sich zeigenden Fisches abgelegt hatte, ratterte los und ich beging den folgenschweren Fehler, nicht von Anfang an genügend Druck aufzubauen. Da mich die Scheinwerfer der Kamera blendeten und ich noch immer schlaftrunken war, hatte ich nicht bemerkt, dass die Schnur nach links in Richtung der Baumreihe zog. Dort rieb sie letzten Endes bis zum kompletten Halt. Wenn Fische sich derart im Holz festschwimmen, kann man sie leicht verlieren und entsprechend war meine Zuversicht, dass ich diesen hier noch sicher landen konnte. Dennoch sprangen wir in das Schlauchboot, das ich für solche Situationen extra aufgepumpt hatte – Scotty im Bug und ich stehend am Heck. So verlief zunächst alles gut, zumindest so lange, bis wir die Baumlinie erreichten. Im Schein meiner Kopflampe konnte ich sowohl den Fisch, als auch den Ast, an dem er festhing, erkennen. Schon wieder blendete mich das Scheinwerferlicht und das Boot steuerte geradewegs in die Bäume, wodurch sich die geflochtene Hauptschnur in den Ästen verhedderte. Es herrschte absolutes Chaos: Scotty musste die Kamera runternehmen und ich die Rute, im Versuch, das Ganze zu entwirren. In dem Moment, in dem ich die Geflochtene endlich von den Bäumen losmachen konnte, kam der Fisch unter dem Druck, den ich ausübte, nach oben. Ich hielt die Schnur ungefähr einen Meter über dem Leadcore fest und der Karpfen schwamm unter das Boot. Allerdings waren wir noch immer zu nahe an den Bäumen um die Rute hochzunehmen, also hielt ich die Schnur zwischen den Fingern fest, während wir sachte den Rückwärtsgang einlegten. Wäre der Fisch zu diesem Zeitpunkt durchgedreht, hätte ich die Hauptschnur loslassen müssen, aber zu unserem Glück konnte ich ihn an der kurzen Handleine ins Freiwasser führen. Das war alles andere als aus dem Lehrbuch, aber in solchen Situationen muss man einfach schnell improvisieren! Zusätzlich schien war uns das Glück in diesem Moment auch noch hold und so lag schon bald ein Karpfen der unteren 30-Pfund-Klasse im Kescher.

Wie blöd kann man eigentlich sein?!

In der zweiten Nacht bekam ich genau einen Biss. Allerdings passierte mir später folgendes Missgeschick: In der Nähe der Stelle, an der sich der große Spiegler gezeigt hatte, lag ein kleiner und unerreichbarer Platz, wo sich das Ufer unter einem überhängenden Baum leicht nach hinten zurückzog.  Mich überkam das Gefühl, dass sich die Fische durch den von mir ausgeübten Angeldruck irgendwo in diesem Bereich verstecken würden, denn alle Stellen, an die man schwer herankam, würden nun sichere Zonen bedeuten. Ohne also weiter darüber nachzudenken, hüpfte ich ins große Schlauchboot um ein bisschen auszukundschaften. Jupp, sie waren dort! Und mit riesigen Wellen machten sie sich allesamt in alle Himmelsrichtungen direkt vom Acker, sobald ich kam! Als ich meiner Dummheit gewahr wurde, war ich logischerweise überzeugt, dass sie sich komplett aus dem Areal zurückgezogen hatten. Allerdings musste ich hier die dritte Nacht verbringen, weil am Hauptkörper des Sees momentan ein anderer Angler fischte. Er hatte mich bei meiner Ankunft derart herzlich willkommen geheißen, dass es nun nur fair war, ihm denselben Respekt entgegenzubringen.

Weite Sicht, dezente Präsentation

Im Morgengrauen waren meine Befürchtungen, dass sich die Fische aus dem Bereich verabschiedet hatten, der Realität gewichen, denn es war absolut nichts in der kleinen Bucht passiert. So kurbelte ich früh am Morgen ein und setzte mich auf einen acht Fuß hohen Baumstumpf, von dem aus ich den Hauptteil des Sees überblicken konnte. Der Angler, der hier noch in Aktion war, würde noch vormittags die Zelte abbrechen und es schien mir die beste Option, hierher umzuziehen, sobald er weg war. Von meiner erhabenen Position aus hatte ich einen großartigen Ausblick und so hoffte ich auf irgendwelche Zeichen, die die Position meiner Ruten am folgenden Abend positiv beeinflussen würden. Um mich kurz zu fassen: Wieder lief nicht alles nach Plan. Ich sah einen Fisch, der sich im offensichtlichsten Bereich der überhängenden Bäume zeigte. Nachdem ich aber den gefühlt ganzen Bestand mit dem Schlauchboot aufgescheucht hatte, wollte ich das nicht gleich nochmal machen. Also legte ich erneut meine Rigs mit dem Futterboot ab. Ich habe in der Vergangenheit nicht allzu oft Futterboote eingesetzt und obwohl ich natürlich verstehen kann, dass sie in manchen Situationen einen absoluten Bonus mit sich bringen können, ist das händische Ablegen der Montagen auf sichtbare Stellen von einem richtigen Boot aus in meinen Augen immer noch das Beste, das es gibt! Das bezieht sich natürlich besonders auf Entfernungen von 200 Yards!

Ach hätte ich doch gleich…

Die Theorie mit der Überlegenheit des richtigen gegenüber dem Futterboot sollte sich festigen, nachdem die vierte Nacht ebenso ereignislos wie die dritte verstrichen war. Denn wieder stieg ich ins Boot und sah unter den überhängenden Bäumen im trüben Wasser zwei undeutliche gelbe Flecken, die sich schwach abzeichneten. Ein abgesenktes Blei auf einen davon brachte mir endlich wieder dieses Grinsen des ersten Abends ins Gesicht zurück. Zwar war es hier nur dreieinhalb Fuß tief, aber die Stellen waren steinhart und komplett blankpoliert – gelbe Lehm-Glückslöcher unter den größten überhängenden Bäumen des Sees! Ich sagte nur: „Scott, halte mein Bier, wir haben das hier im Sack!“ Dem geübten Auge fiel einfach sofort auf, dass die Stellen so leuchteten, weil sie häufig aufgesucht wurden – und sie würden in unbestimmter Zeit einen Biss produzieren. So fingen wir in den verbleibenden zwei Nächten einige weitere Fische bis 36 Pfund. Leider war es uns nicht vergönnt, einen der Größten des Sees zu fangen, da uns die Zeit davon rannte. Aber sieben Fische in sieben Nächten waren ein solides Ergebnis. Vielleicht werde ich eines Tages zurückkehren um die Latte höher zu legen!

Das war es auch schon wieder für diesmal. Nächsten Monat werde ich wieder aus Deutschland berichten, dann aber von einem Dreh für die Korda Masterclass 8 im Süden.

Alles Gute

Pecky

 

 

 

 

 


 

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