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Reif für die Insel / 20.08.2020

REIF FÜR DIE INSEL - it's a London thing

In großen Städten zu angeln übte schon immer einen Reiz auf mich aus. Holland war ein großartiges Erlebnis, gleichermaßen wie Bristol, Manchester oder Sheffield. Darüber schrieb ich in den vorangegangenen Kolumnen bereits ausführlich. Diese recht eigene Umgebung forderte immer etwas Anpassungsfähigkeit und Verrücktheit, damit kam ich aber immer bestens zurecht. Meine nächste Destination jedoch, wir sprechen hier von eine der größten Metropolen Europas, sollte mich vor ganz neue Herausforderungen stellen.

Willkommen in London!

Riesige Türme aus Glas und Beton ragen hoch in die Wolken, breite Straßen werden von modernen, schicken Autos befahren, gestresste Menschen hetzen an mir vorbei. Das war mein erster Eindruck, als ich aus der U-Bahn stieg. Einige Straßen weiter begegne ich einer Gang, welche mich aufmerksam beobachtet und mich etwas widerwillig weitergehen lässt. Gefolgt wird dies von mehreren Künstlern, an Seilen hängend und eine Haus in bunten Farben bemalend. Es ist fast filmreif, was sich hier abspielt. Zweifelsohne eine Stadt der Extreme. Riesig, spannend, packend. London hat in mir einen tiefen Eindruck hinterlassen.

Wie schon erwähnt warteten hier viele Herausforderungen auf mich. Besonders im Bezug aufs Angeln. Normalerweise fuhr ich abends in das Herz der Stadt um die Nachtstunden zu nutzen. In London jedoch ist das in dieser Art nicht machbar. Erst recht nicht ohne Vorkenntnisse. Das Auto am falschen Ort stehen zu lassen kann fatal enden, die falschen Menschen zu treffen ebenso. Nachts unterwegs zu sein, besonders an abgelegenen Orten, ist durchaus gefährlich. Glücklicherweise kam ich für diese Zeit bei meinem Freund Oli Davies unter. Er riet mir, lediglich mit der U-Bahn in die Stadt zu fahren und zu Fuß zu erkunden. 

Das tat ich auch, musste jedoch meine Angelei gänzlich umstellen. Mit in den Rucksack kam lediglich eine kleine Scope und Dosenmais. Mehr sollte es nicht sein, denn in den Tage in London legte ich große Strecken zu Fuß zurück. Stundenlang lief ich durch Parkanlagen, entlang der Kanäle und suchte nach Gelegenheiten eine Karpfen zu fangen. Das klappte nicht immer, doch meinen gewünschten Karpfen aus dem bekannten Hyde-Park fing ich binnen von Sekunden.

Kam ich beim Angeln nicht zum Zuge, schaute ich mir schlichtweg die Stadt an. Denn dabei wurde mir nie langweilig. London bietet unglaublich viel Abwechslung, spannende Geschehnisse wie Menschen und viele Einblicke in andere Kulturen. Einmal begegnete ich einer Jamaikanerin, welche mich kurzentschlossen auf ein karibisches Rave mitnahm, mir die besten jamaikanischen Restaurants zeigte und mich durch Hausden, eines der kritischen Stadtteile, führte. Ich empfehle jedem von euch, solltet ihr in London sein, nehmt euch Zeit und schaut euch diese Stadt von ihrer nicht-touristischen Seite an. Es lohnt sich definitiv.

Auf Olis Ratschlag hin, suchte ich in diesen Tagen einen außergewöhnlich klaren Kanal auf. In ihm wimmelte es nur so von Krebsen. Und diese wurden gejagt von einigen unglaublich schön gefärbten Karpfen. Bereits der erste, der mir vor der Nase entlang schwamm, versetzte mich in Schockstarre. Einige Stunden versuchte ich fieberhaft einen von ihnen zu fangen, verzeichnete jedoch lediglich einen Fehlbiss. Das klare Wasser und die gleißende Sonne waren Gift fürs Angeln. 

Kurzentschlossen ging ich das Risiko ein und verbrachte die Nacht im Auto in der Nähe. Die ganze Nacht schlief ich kaum, hörte ich doch stets Randalierende und Besoffene um mich herum. Doch die folgenden Morgenstunden am Kanal hatten es in sich. 

Drei Unikate fanden ihren Weg in meinen Kescher. Es hatte sich gelohnt.

Eine Tage später wiederholte ich etwas ähnliches an einem anderen Kanal. Die Nacht war kurz und aufregen, die Morgenstunden belohnend. Eigentlich hatte ich es auf eine große Barben abgesehen, doch war ein wunderschön beschuppter Spiegler vorerst hungriger. Doch nur wenig später biss die Barbe, auf welche ich lange hoffte. Das Barbenangeln in diesen Tagen war großartig. Selten hatte ich derart viel Spaß, was auch an Olis cooler Art lag. Freut euch auf nächstes Mal, wenn genau diese Zeit an kleinen Bächen voller Action im Fokus steht.

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