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+ Stories / 06.07.2020

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Jeder kennt es, jeder hat dieses eine bestimmte Ziel vor Augen. Diesen Moment , den man sich immer wieder vor Augen führt, der Stoff aus dem die Tagträume bestehen in welchen man in schweren, nervigen Zeiten versinkt. Na, fühlst du dich ertappt?

Wie stark dieser Zauber auf uns wirkt und wie sehr unsere Vorstellungskraft geweckt wird wenn es um unser über alles geliebtes Hobby geht. Es zeigt, Karpfenangeln ist nicht nur ein Hobby, es ist ein Teil des Lebens, des Glaubens und der Mentalität. Ein bestimmter Traum schwirrt mir schon eine ganze Zeit im Kopf herum. Vor Augen habe ich kalten, dicken Nebel der mir die Sicht verbirgt. Kühle, feuchte Luft welche mich die Jacke bis zum Hals und die Mütze tief ins Gesicht ziehen lässt.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Der Blick aus dem offenen Zelt über die Schlammwüste vor diesem streifend bis zu dem Punkt, wo ich durch den dichten Nebel eine in den Wellen schaukelnde Wiegeschlinge erkennen kann. Die Schlinge in welcher ein Fisch wartet, den ich mir so sehr erträumt habe und der mir noch immer Adrenalin und damit verbundene Glücksgefühle in rauen Mengen durch die Venen pumpt. Dies ist die Geschichte, wie sich dieser Traum erfüllte! Natürlich ist die wahre Geschichte länger und voller Ups und Downs. Ich nehme dich gerne mit auf die Reise, in welcher ich dieses Abenteuer Revue passieren lasse.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Die Vorgeschichte

Alles fing schon Jahre früher an, an dem Punkt, als ich das Video von Darrell Peck auf dem Trakker Channel sah, in welchem er über seine abenteuerliche Angelei am berühmte Lac de Orient berichtete.

Mit den dort gezeigten Bildern und Aufnahmen, die ich auch auf seinem Instagram Account bestaunen konnte, wurde ein Virus in meinen Kopf gepflanzt. Ein Virus mit dem Wunsch, eines Tages einen jener Fische in dieser krassen Umgebung in meinen eigenen Armen zu halten. „Eines Tages“, so sagte ich mir immer wieder, „werde ich dort meinen Fisch fangen“!

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Zu dieser Zeit hatte ich zwar schon einige Auslandstrips hinter mir, jedoch noch nie an eines dieser riesigen, unwirklichen Inlandmeere. Dass ich schon ein Jahr später mit meinem guten Freund Eric an diesen See fahren würde, war ein unvorstellbarer Sprung. Anfang September saßen wir gemeinsam im Auto, bis an die Decke befüllt mit Tackle und Baits – immer in Richtung Orient.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'OrientDer Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Cutting a long story short, wir blankten volle 8 Nächte. Außer unzähligen Welsen und gigantischen Schleien konnten wir keinen Erfolg verzeichnen. Kurzerhand wechselten wir für die restlichen drei Tage das Gewässer, wo wir Traumstunden erleben durften, was jedoch auf einem anderen Blatt geschrieben steht. Aber ich wollte wieder kommen. Und das tat ich!

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Nichts geht ohne einen guten Freund

Im letzten Jahr war es so weit. Zusammen mit Felix plante ich mein ganz eigenes Abenteuer. Mehr als ein halbes Jahr investierte ich in Organisation und Planung dieser Unternehmung. Der Zeitraum rückte immer näher und Mitte September sollte es endlich losgehen. Volle 5 Wochen wollte ich an diesem Inlandmeer fischen. Kurzerhand entschied sich sogar mein Freund Karl dazu, sich für einen gewissen Zeitraum diesem Abenteuer anzuschließen. Krass, was der Junge dafür getan hat um eine Woche früher frei zu bekommen. Hut ab! Schon Tage vorher saßen wir wie auf glühenden Kohlen und fanden uns dann trotzdem schon bald am Ufer des Sees stehen. Voll fokussiert wie ein Löwe bei der Jagd entluden wir das Auto, bauten die Boote auf und setzten Segel zu unserer Wunschstelle. Als wir in nicht einmal 48 Stunden einen großen Teil unserer Klamotten und unser Zelt vollgesaut hatten, war uns klar, dass uns ein paar richtig krasse Tage bevorstanden.

Täglicher Sturm und Regen trugen ihr übriges zu dem Übel bei. Wir waren nass, unser Zelt ließ sich nicht mehr funktional schließen, die Batterien waren schon fast leer und der Motor kaputt.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'OrientDer Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Ich muss im Nachhinein sagen, wie überrascht ich bin, dass keiner von uns beiden durchgedreht ist. So harte Bedingungen, den ganzen Tag im Zelt und menschenunmögliche Rutenablege -Aktionen zehrten schon stark an unseren Kräften. Aber wir hatten Spaß! Das zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, solche Abenteuer mit Leuten zu bestreiten, mit denen man alles teilt und sich gegenseitig weiter auf Trab hält. Big Ups, Karl!

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Hustle am Orient

Diese krassen Bedingungen zehrten natürlich nicht nur an unseren Körpern sondern auch an unserem Tackle. Unseren Elektromotor hatten wir schon am fünften Tag bei einem Ruten- Auslegemanöver außer Gefecht gesetzt. Die Schraube hatte sich bei dem starken Wellengang in einer Wurzel verfangen und war, ehe wir reagieren konnten, abgerissen: Nun hieß es also Rudern.

Wie Ihr euch denken könnt, ließ mit diesem Umstand das nächste Unglück nicht lange auf sich warten. In Form einer gebrochenen Ruderdolle waren wir erneut vor eine schwierige Aufgabe gestellt. Doch mit viel Improvisation gelang es uns, die Ruder notdürftig zu reparieren. Mit einer Mutter, drei Kabelbindern und etwa 5 Metern Panzertape war das Problem tatsächlich schnell behoben; denn eines war klar: die Ruten mussten auf die Spots!

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'OrientDer Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Das Team wird komplett

Nach dieser ersten Phase kam dann der Tag, an dem auch Felix dazu stoßen sollte, denn das ganze Abenteuer sollte in einem Film festgehalten werden. Als er ankam, war er doch ein wenig ernüchtert, dass es nach neun Nächten noch keinen Erfolg in Hinsicht auf einen Karpfen zu verzeichnen gab. Ich versicherte ihm jedoch, dass da noch einer kommen würde, war ich mir doch sicher, dass dieser Fall eintreten musste, taten wir doch unser Bestes. Und Mühe gehört schließlich belohnt! Am Lac de Orient einen Fisch zu fangen, ist, wer den See nicht kennt, eine extreme Herausforderung. Da ich aus anderen Berichten wusste, dass mehrere Wochen ohne einen einzigen Biss normal sein können, kostete es mich schon einiges an Mühe, Felix zu beruhigen. Aber er vertraute mir, denn auch er hatte einiges an Geld und Zeit investiert um mich bei diesem Abenteuer zu begleiten. Ich wollte ihn auch einfach nicht enttäuschen. Schließlich ist ein Film ohne Fische auch einfach nur halb so gut. Natürlich hatte ich vor Beginn der Tour alle möglichen Informationen zu der Angelei hier am See gesammelt, allerdings macht es der für die Wasserfläche recht kleine Fischbestand in Kombination mit sehr harten Angelbedingungen recht schwer, sich zu motivieren.

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Think different

Es war einer der ruhigeren Abende, als ich schon im Schlafsack lag und zusammen mit Karl einen Film schaute, irgendwie brauchten wir diese Ruhe. Plötzlich erinnerte ich mich an einen Artikel von Darrell Peck aus dem englischen Magazin „Carp Talk“, in welchem er beschreibt, wie er seine Spots nach langem Blanken neu sucht. Nach diesem Artikel voll motiviert, stieg ich ins Boot und ruderte hinaus in die Dunkelheit. Ich fand auch einen für mich sehr interessanten Bereich, welcher jedoch ein gutes Stück außerhalb meiner Komfortzone lag. Schon oft habe ich auf große Distanzen gefischt, aber das war nochmal ein ganz anderes Level. Zurück am Ufer beschloss ich, am nächsten Tag zu versuchen, meine Rolle neu zu bespulen um genügend Schnur auf dieser zu haben.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Der kommende Tag verlief verging dann auch wie im Flug und nachdem am Abend schon all unsere Ruten lagen, war ich immer noch unsicher, ob ich diese eine, spezielle Rute auf meinen gefunden Spot legen sollte. Es war bereits 22 Uhr, als ich mich kurzerhand entschied: „Die Rute muss da raus!“ Bei extremem Gegenwind lehnte ich mich kräftig in die Ruder um meinen Spot zu erreichen. Zwei 250 Gramm Gripperbleie und ein Simples No-Knot-Rig mit einem 30mm Hookbait in Kombination mit einem 28mm Popup sollten verhindern, dass dieser Köder wie schon oft von den gigantischen Schleien aufgenommen wird. Das Ganze wanderte mit nur wenigen Händen Beifutter zum Grund und ich machte mich auf den Rückweg.

Vom harten Mann zum kleinen Kind

Es war 22.45 als ich wieder durch die Zelttür schlüpfte und auf der Liege saß. Mit einem breiten Grinsen sagte Karl „Irre bist du“, als die Funkbox einzelne Pieper von sich gab. Wir hatten aufgrund des Sturmes und in die Schnüre treibenden Krauts, trotz unsensibelster Stufe an den Bissanzeigern, dennoch oft einige Piepser. Als aber dieses kontinuierliche Piep….Piep…Piep nicht stoppte, zog ich die Wathose an und stapfe zur Rute. Wie in Trance stand ich neben dieser und starrte auf die Spule, welche sich langsam aber kontinuierlich drehte und Schnur freigab. Ich nahm die Rute auf und brüllte nach Felix, der dann auch schon angeflogen kam. Zum Glück hatte er an die Rettungswesten gedacht, denn ohne diese zu tragen wäre ein Drill vom Boot aus nicht nur verboten, sondern auch einfach lebensmüde gewesen. Sicherheit geht vor!

Felix, die Ruder-Maschine

Zu zweit im Boot, ich in der Spitze sitzend und Felix an den Rudern, schossen wir gegen den Wind zum Fisch. Ich bin mir sicher: nicht einmal ein übertrieben motorisierter Außenborder hätte so Gas gegeben wie Felix es an den Rudern tat. Dem Fisch immer näher, wurde jedoch auch Felix langsam kraftloser, konnte uns aber trotz Sturm auf der Stelle halten. Ich hockte derweil aufrecht mit zittrigen Knien im Boot, voll fokussiert, ja sogar in einer ganz anderen Welt. Ich spürte nichts ! Weder Wind noch  Kälte, noch den wie ein Maikäfer pustenden Felix. Nur ich, die Rute und der Fisch. Binnen Sekunden bekam ich Kontrolle über den Fisch und pumpte ihn mit vollem Druck meiner alten Fox Warrior in Richtung Boot. Wie in einem Film durchbrach ein fetter Schuppenkarpfen die Oberfläche, wo er direkt und meisterlich von Felix abgekeschert wurde. Wir kreischten, jubelten und hüpften wie kleine Kinder im Boot umher. Der Sturm hatte uns in dieser Zeit schon ein gutes Stück zurück in Richtung Ufer gedrückt. Ich sicherte den Fisch und Felix begann, das Boot auf den richtigen Kurs zu bringen.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'OrientDer Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Ich konnte nicht anders, Tränen liefen mir über das Gesicht. Tränen des Glücks und der Erleichterung, denn eine große Last war mir in diesem Moment von den Schultern genommen worden. Felix konnte bei meinem Anblick wohl nicht anders, als zu lachen. Und zwar so laut und ansteckend, dass ich schon schnell in seine Heiterkeit mit einfiel – es war das perfekte Gefühl: Pure Freude! Da standen wir im Mix unserer Emotionen… denn auch Felix schien sich ein paar Freudentränen verkneifen zu müssen. Am Ufer angekommen, stapfte uns auch schon Karl durchs Wasser entgegen mit der lauten Frage:  „Und Junge, und?". Auf meine Antwort „Karpfen, Junge, Karpfen!", fing er an zu brüllen und hob mich im hüfttiefen Wasser in die Luft. Wir drei waren einfach völlig durch den Wind.

All dies, der Fisch, die Situation, das Alles mit Freunden zu teilen und feiern zu können: gibt es was Besseres?

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Reprise

Am nächsten Morgen herrschte kalte und feuchte Luft. Das Ufer war in dichten Nebel gehüllt, alles was man sah, war die Schlammwüste voll von mit Wasser gefüllten Stiefelabdrücken vor dem Zelt. Im Blickfeld wippte eine Wiegeschlinge in den Wellen, in welcher ein Fisch wartete, mein Fisch!

Die Geschichte dieses Abenteuers ist noch weitaus größer und an dieser Stelle noch nicht zu Ende erzählt, doch dies alles wird auf anderen Seiten geschrieben stehen. Hierbei geht es nur um die Erzählung, eine Erfahrung, um diesen ganz speziellen Zauber der uns in unserem Hobby begleitet.

Ich möchte in diesen Zeilen ausdrücken, wie dankbar ich für all das bin!

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Ich danke allen Leuten, die mich begleitet haben, mit denen ich diesen Moment teilen konnte. Besonders auch bei Marco Bettin, dem Chef von Baitlounge, welcher mich ohne zu zögern bei diesem Trip unterstützt hat und ohne welchen dieser Traum vielleicht nie in Erfüllung gegangen wäre. Dank an meinen Partner in Crime Karl, der dieses krasse Abenteuer mit mir durchgestanden hat und natürlich an Felix, der es ermöglichte, viele dieser Momente auf Kamera fest zu halten.

Der Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'OrientDer Fisch meiner Träume - Chris Hanikel am Lac de Forêt d'Orient

Geht raus Leute, macht euren Traum wahr, denn das ist der einzige Schritt, der zwischen Traum und Realität steht. Zaubert euren eigenen Moment! Auch ich sitze wieder, eingehüllt in neue Tagträume, spiele verschiedenste Visionen neuer Abenteuer durch, kommender Abenteuer …

Livin the dream.

Wer Chris' Session in bewegten Bilder sehen möchte, sollte sich das folgende Video gönnen:

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