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+ Stories / 26.02.2020

Mein amerikanischer Traum #2 - Enrico Parmeggiani

Enrico Parmeggiani organisierte über Social Media eine Tour an den Dale Hollow Lake in den USA, um sich seinen ganz persönlichen amerikanischen Traum zu verwirklichen. Im ersten Teil seiner Story nimmt er uns mit in die Planung und auf die erste Nacht im Hausboot. Weiter geht es am ersten Morgen.

Der erste Run resultierte also in einem makellosen Schupper von knapp über 30 Pfund – ich hätte mir keinen besseren Start wünschen können. Aber als wir am nächsten Morgen herrlich erfrischt und ausgeschlafen erwachten, war mein erster Gedanke: „Sch****, das ist nicht gut!“. Vielleicht war meine Idee doch nicht so brillant gewesen. Doch ich sollte falsch liegen, denn schon als wir unseren ersten Kaffee zubereiteten, brach die Hölle los! Die genaue Zahl der Fische entzieht sich meiner Erinnerung, aber wir waren beide überglücklich, eine derart epische Session an einem komplett neuen – und nie zuvor befischten – Abschnitt des Sees zu haben. Je mehr Aktionen wir verbuchten, desto mehr Köder flogen ins Wasser - mit dem Ergebnis von weiteren 48 Stunden verrückter Fangorgie und noch mehr unglaublichen Fischen, die wir in die Kamera halten konnten. Ich kann voller Überzeugung behaupten, dass schon diese ersten drei Tage des Trips demselben die Krone aufsetzten. Ich war total k.o. und an einem gewissen Punkt musste Ciprian sogar seine Ruten einkurbeln, um wenigstens etwas Schlaf zu bekommen. 

Die Segel streichen

Wir sind nahezu bei der Hälfte der Tour angekommen – so weit, so gut. Fast zu schön, um wahr zu sein. Und dann kam sie: Mutter Natur beschloss, unserem Trip in Form eines ernstzunehmenden Wetterwechsels eine neue Note zu verpassen. Ein Temperatursturz bescherte uns frostige Nächte, Regen und Wind – eine Menge Wind! Wir ankerten auf einer recht exponierten Position und es wurde beinahe unmöglich, das Hausboot auf der korrekten Position zu halten. Also sahen wir uns gezwungen, unseren Spot zu verlassen und in eine ruhigere, geschützte Bucht zu manövrieren, wo wir die kommenden 36 Stunden ausharrten, bis der Sturm abgeklungen war. Natürlich hatten wir auch in der Zwischenzeit versucht, Fische zu überlisten, aber die Bucht, in der wir Zuflucht gesucht hatten, stellte sich als sehr tief heraus und wir sahen – bis auf ein paar Welse – keine Anzeichen von Fischen. 

Sobald das Wetter sich wieder halbwegs normalisiert hatte, entschlossen wir uns dazu, wieder an unseren Ausgangspunkt zurückzukehren. Aber der drastische Temperatursturz hatte massiven Einfluss auf das Verhalten der Fische. Die Karpfen waren schlicht und ergreifend nicht mehr aktiv und plötzlich war das Areal von Welsen belagert. Wir fingen zwar noch immer Karpfen, aber die Störungen durch die Welse nahmen von Stunde zu Stunde zu. Wir wechselten Rigs und Köder, ließen nichts unversucht, aber die Plagegeister gewannen den Kampf. Unsere Zeit am Dale Hollow neigte sich dem Ende zu, also wollten wir für die letzte Nacht noch einmal moven, um die gegenüberliegende Seite der Insel zu befischen. Diesen Spot hatten wir zuvor nicht gefüttert, er war etwas tiefer, verfügte aber über einige interessante Features, in deren Nähe wir uns die Karpfen und Desinteresse an unseren Ködern seitens der Welse erhofften. Wir befestigten ein letztes Mal das Hausboot am Ufer, die Ruten wurden gelegt – unsere letzte Nacht in Dale Hollow konnte beginnen. 

Letzte Nacht zwischen Trauer und Zauber

Ein paar Stunden vor Einbruch der Dunkelheit begann einer meiner Bissanzeiger zu kreischen, aber mit einiger Enttäuschung musste ich ein paar Minuten später feststellen, dass es sich wieder um einen Wels handelte. Memo an mich selbst für den nächsten Trip an dieses Gewässer: Ein Temperatursturz scheint einen großen Einfluss auf die Aktivität der Störenfriede zu haben. Die letzte Nacht war eiskalt. Schon lange vor Mitternacht war alles – inklusive meines Wunschs nach einem letzten Karpfen – mit einer soliden Eisschicht überzogen. Aber wie in einem guten Märchen rappelte mitten in der Nacht eine meiner Ruten in einem gewaltigen Run los. Ich wusste sofort, dass es sich um einen Karpfen handelte! Nach kurzem aber heftigem Drill, ruhte sich ein wunderschöner, vollbeschuppter Spiegler auf meiner Abhakmatte aus. Manchmal ist es schon irgendwie komisch, wie ein kleiner Fisch deine Laune ändern kann, wenn man sich gerade einer schwierigen Situation gegenübersieht. An diesem Morgen mit einem Karpfen im Sack zu erwachen, nachdem wir die Tage zuvor so gekämpft hatten, war eine wahre Erleichterung. Er war der Lohn für all die Mühen, für unser Bestreben, etwas Neues auszuprobieren und für unsere Hingabe. Ein paar schnelle Schnappschüsse in den eisigen Temperaturen und schon war die Zeit gekommen, diesen unglaublichen Ort zu verlassen. 

Was eine wundervolle Erfahrung. Ich bin über den Atlantik geflogen, um mit Menschen angeln zu gehen, die ich im wirklichen Leben nie zuvor getroffen hatte und es wurde einer der unvergesslichsten Angeltrips meines Lebens daraus. Manchmal muss man etwas mehr riskieren und sich Herausforderungen stellen – es kann sich wahrhaftig lohnen!

 

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