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Ackermanns Weg / 07.08.2017

Ackermanns Weg: der feuerrote Koi mit den pechschwarzen Augen

Ihm ist bisher noch kein Zielfisch entkommen, sein Fangbuch gleicht immer wieder einer Bestandsaufnahme. Trotzdem ist Chris auf dem Boden geblieben und steht mit beiden Beinen im richtigen Leben: Er ist weder Vollzeit- noch stupider Futter-Angler. Neben seiner Familie und der Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb fängt er sie, die besonderen Fische, oft trotzdem innerhalb kürzester Zeit - mit seinem ganz eigenen Stil. Bei Carpzilla blickt Chris zurück: auf seinen Weg - den Weg eines Ausnahmeanglers...

Im ersten Augenblick registrierte ich überhaupt nicht, wo ich mich gerade befand. Ich lag auf einer Couch unter einer gemütlichen roten Decke. Ein „Gruntzer“ ließ mich aufschrecken. Es war Arek, ein guter Freund aus Kindestagen, welcher da neben mir lag und auf einmal dämmerte mir wieder, was gestern Abend abging…

Meine Eltern hatten spontan die Idee in eine alte, seit einigen Tagen wieder neu eröffnete Kneipe in meiner Heimatstadt zu gehen. Arek hatte sich zusammen mit einem guten Freund gewagt das „Ding“ in die Hand zu nehmen und ein Stück Frankenthaler Kultur, den sogenannten „Elle“ (Zum Elefanten) wieder aufleben zu lassen.

Eine dieser Nächte…

Es kam wie es kommen musste, wenn man Feste feiert wie sie fallen und nun lag ich hier, etwas verkatert in dieser fremden Wohnung und sah nach und nach immer mehr Dinge, die sich zu einem Ganzen zusammen fügten.

Auf einmal blickte ich auf meine Finger und musste lachen. Schön abwechselnd, von Fingernagel zu Fingernagel zierte leuchtend pinker, dann wieder schwarzer Nagellack die Enden meiner Finger.

Der Weg zum Ziel

„Hauptsache ihr hattet euren Spaß“, plapperte ich vor mich hin und drehte mich noch mal um, schloss meine Augen und musste beim Gedanken an meine farbigen Nägel plötzlich an einen ganz bestimmten Fisch denken, der nicht minder farbenfroh war. Einen Fisch, den ich auf der Jagd nach einem sehr markanten, großen Schuppenkarpfen fangen konnte. Ein Highlight und ein Beleg dafür, dass Zielfischangeln nicht nur die Jagd nach dem einen Fisch ist, sondern der Weg zu dem Einen das eigentliche Ziel ist.

Mission Stiernacken

Nach meinem Entschluss den legendären Stiernacken zu „jagen“, hatte ich zunächst meine Hausaufgaben gemacht. Mir einige Infos zukommen lassen, mit Volker und Mark über diesen Fisch gesprochen, schließlich  wollte ich perfekt an die Sache ran gehen. Schließlich hatte Volker den begeherten Fisch gleich in seiner ersten Nacht am See gefangen und Mark Dörner hatte den „Nacken“ als letzter im Herbst gefangen.

Da es nicht selten der Fall ist, dass bestimmte Fische zu bestimmten Jahreszeiten platztechnisch gewisse Vorlieben zeigen, sollte ein bisschen nachhaken ja noch erlaubt sein. Eine sehr harte Ministelle, umsäumt von weichem Untergrund in recht tiefem Wasser, war der Spot an dem, er ihn gefangen hatte.

Auf der Suche nach dem Wohnzimmer

Ich paddelte eine halbe Ewigkeit in dem angegebenen Areal auf und ab, ertastete mit einer Lotrute den Untergrund, fand diese harte Stelle aber trotz allen Bemühungen nicht. Eigentlich war das Alles ja ohnehin quatsch. Als ob der Schuppi um diese Jahreszeit nur auf diesem knüppelharten Boden, diesem Minispot nach Nahrung suchen würde…

Nur eine Frage der Zeit?

Ich entschied mich für die untere Kante eines großen Plateaus, nicht allzu weit von Marks Minispot entfernt. Täglich fütterte ich mein Plateau und war mir meiner Sache von Tag zu Tag sicherer. Er würde hier schon vorbei kommen. Ganz bestimmt…

Es vergingen zwei Wochen bis ich das erste Mal an meiner neuen Stelle eine Nacht verbrachte. Deutlich war zu erkennen, dass der Sommer gegangen war. Die Blätter hatten sich bereits verfärbt, Vogelschwärme zierten den bewölkten Abendhimmel, die Schnäbel gen Süden.

Kraterlandschaft

Beim Ablegen meiner Ruten konnte ich deutlich spüren, dass die Substanz da unten härter war, als dies am Tag meiner Stellenwahl der Fall war. Das weichere Sediment hatte sich allem Anschein nach gelichtet - hoffentlich gierig fressender Fische wegen.

Ich verteilte vereinzelte Boilies großflächig über dem Plateau bis runter in tiefes Wasser, platzierte zwei kleine „Schneemänner“ die Kante entlang auf fünf beziehungsweise acht Meter und begab mich danach unter meinen Schirm. Mit der untergehenden Sonne und dem feuerroten Abendhimmel schloss auch ich meine Augen und fiel in einen tiefen Schlaf…

Nebelfahrten

Der Biss kam trotz meiner hohen Erwartungen unerwartet. Ohne Vorwarnung lief die tiefer liegende Rute ab. Schlaftrunken nahm ich sie auf, löste mein kleines Boot und stieg hinein. Erst auf dem Wasser realisierte ich den dichten Nebel um mich herum. Schon erstaunlich wie sich die warmen Farben eines sonnigen Herbstabends binnen weniger Stunden in einen solch uneinsichtigen Schleier hüllen lassen…

Mein Gegenüber stand tief, hatte keine Lust in diese trübe Suppe außerhalb seiner Heimat zu tauchen. Stetig zog er seine Runden, dennoch war ich mir sicher, es nicht mit dem Einen zu tun zu haben.

Red Pearl

Als der Fisch das erste Mal an die Oberfläche kam, mir seine wunderschöne Flanke zeigte, und eine Sekunde später in den Maschen meines Keschers verschwand, war ich außer mir vor Freude. Nie zuvor hatte ich einen solch schönen Fisch vor mir liegen. Elegant, schlank, große Flossen, verziert mit weißem Saum und tief schwarzen Knopfaugen. Red Pearl, der mit Abstand schönste Fisch in diesem See, war mein und bereichert seitdem meine Erinnerungen mit seiner wunderschönen Farbe - wie der Nagellack auf meinen Nägeln…

Chris Ackermann

Ach übrigens, ob Chris‘ Jagd nach dem Stiernacken wirklich nur eine Frage der Zeit war, erfahrt ihr schon bald an anderer Stelle - freut euch drauf!

Alle weiteren Teile der Reihe „Ackermanns Weg“ findet ihr auf Carpzilla hier:
http://www.carpzilla.de/mag/ackermanns-weg

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