Suche
Ackermanns Weg / 09.10.2017

Ackermanns Weg: Soloköder - das Ass im Ärmel

Ihm ist bisher noch kein Zielfisch entkommen, sein Fangbuch gleicht immer wieder einer Bestandsaufnahme. Trotzdem ist Chris auf dem Boden geblieben und steht mit beiden Beinen im richtigen Leben: Er ist weder Vollzeit- noch Futter-Angler. Neben seiner Familie und der Arbeit im Drei-Schicht-Betrieb fängt er sie, die besonderen Fische, oft trotzdem innerhalb kürzester Zeit - mit seinem ganz eigenen Stil. Bei Carpzilla blickt Chris zurück: auf seinen Weg - den Weg eines Ausnahmeanglers...

In grellem Orange leuchten mir die digitalen Ziffern des Displays meines verbeulten Dacias entgegen. Vor wenigen Minuten war ich noch zusammen mit Marco und Kai füttern gewesen. Vorbereitung für unsere alljährliche Freundessession mit unserem gemeinsamen Freund Rene Küppers. Mit vollen Eimern waren wir gen Wasser gefahren und haben diverse Stellen mit gutem Futter präpariert. Das ganze findet Dienstag nochmal statt. Ich bin zuversichtlich, dass wir auch diesmal wieder Fische fangen werden, das Futter wird wirken, da bin ich mir sicher…

Futter ist Macht?

Futter kann manchmal richtig gut wirken. Generell kenne ich viele Angler, sehr erfolgreiche Angler, die ihr Hauptaugenmerk auf Futter legen. Auch ich praktiziere diese durchaus erfolgsversprechende Art und Weise manchmal, bin aber auch davon überzeugt, dass das Ganze oft nach hinten losgeht.

Vor allem dann, wenn man nicht der einzige Angler am Wasser ist, der Futter locker flockig über die Bordwand kippt. Man sollte immer alles gut im Überblick haben, auch wenn man den Austausch mit anderen Anglern am betreffenden Gewässer vielleicht gar nicht so gerne mag.

Alleinstellungsmerkmal

Ich erinnere mich da gerne zurück an ein Gewässer, das heute gar nicht mehr mit damals, als ich dort aktiv war, vergleichbar ist.

Als ich den größten Spiegler des Gewässers ins Visier genommen hatte, war ich quasi der einzige Angler am See, der Futter einbrachte und fing so binnen kürzester Zeit nahezu den kompletten Bestand, inklusiver meines Zielfisches.

Auf die Plätze, fertig, los!

In den Folgejahren strömten an die Ufer dieses Gewässers immer mehr Angler - große Fische bleiben selten lange unentdeckt. Der Futtereintrag steigerte sich dementsprechend immens - bis heute.

Bereits ein Jahr nachdem ich den Fisch gefangen hatte, änderten die Fische ihr Verhalten, wurden scheuer, nahmen eingebrachtes Futter nicht mehr so schnell an, wie das einige Monate zuvor noch der Fall gewesen war, zumindest kamen auf den Futterplätzen immer weniger Bisse.

Spontan abgehängt

Ich hatte meine Mission ja bereits abgeschlossen, schlenderte dennoch ab und zu an den Ufern vorbei und sah an einem sonnigen Junimorgen einige Fische in einer stark verkrauteten Ecke stehen.

Spontan dippelte ich zurück zu meinem Auto, nahm Kescher Bissanzeiger und zwei Ruten in die Hand und schnickte wenige Momente später zwei lose Hakenköder ins Wasser. Es dauerte nicht lange und zwei schöne Fische glitten in die Maschen meines Keschers.

Schon crazy wenn man bedenkt, wie schnell Fische einzelne Köder manchmal aufnehmen, wo sie auf dicht gestreuten Futterplätzen sehr argwöhnisches Verhalten an den Tag legen.

Wer keine Wahl hat, …

Aufgrund des schnellen Erfolgs beschloss ich auch nach der kommenden Nachtschicht zwei Solo-Sinker in diesem Gebiet abzulegen, ganz ohne Vor- geschweige denn Beifutter während dem Angeln. Die Sonne war gerade aufgegangen, als ich meine Sinker auf freien Stellen im dichten Kraut platzierte.

Zu meinem Erstaunen waren zu diesem Zeitpunkt keine Fische zu sehen, das Wasser glasklar. Dennoch war ich zuversichtlich und kuschelte mich nach einer Gassirunde mit Bootsmann in meinen Schlafsack. Es vergingen drei Stunden, ehe meine linke Rute voller Karacho abrannte und mir nach heftigem Drill genau den Fisch, den König des Sees, nochmal einbrachte.

Wie gesagt waren mittlerweile eine ganze Horde Angler mit reichlich Futter hinter ihm her, trotzdem beißt gerade er höchst selten - maximal einmal im Jahr.

Soloköder bringen die Riesen

Die Soloköder-Taktik und besonders das Vertrauen in diese minimalistische Angelei haben mir schon so manchen Ausnahmefisch gebracht. Es hat schon was für sich, Fische wie diesen Riesen, der damals immerhin über 58 Pfund auf die Waage brachte, mit einem einzigen Futterbröckchen ins Netz zu zaubern.

Auch ich hatte anfangs Bauchweh nur meinen Hakenköder ins Wasser zu werfen ohne auch nur eine Hand voll Baits hinterher zu werfen. Heute betrachte ich diese Vorgehensweise als wahres Ass im Ärmel, besonders dann, wenn die Eimer der Mitangler mal wieder schneller leer sind als erwünscht und die Fische mit zusammen gepressten Lippen durch die Gegend schwimmen…   

Alle weiteren Teile der spannenden und lehrreichen Reihe „Ackermanns Weg“ findet ihr auf Carpzilla hier im Überblick:

http://www.carpzilla.de/mag/ackermanns-weg

Tags:
Partner
Banner Deeper Quest Futterboot.