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Deine Story / 24.08.2018

Alex Schneider: Hassliebe Kanal

Die Angelei am Kanal erfordert von uns Anglern vor allem Ausdauer und Motivation, denn jeder Blank könnte mit der nächsten Session schon wieder beendet sein. Alex Schneider berichtet uns von seiner speziellen Beziehung mit der urbanen Wasserstraße und hat sein ganz eigenes Konzept, um erfolgreich den Kanalbewohnern nachzustellen:

Gradwanderung Kanal

Angeln bedeutet für mich immer wieder vor neuen Herausforderungen zu stehen, ins Ungewisse starten und sich bei jeder Session erneut auf die Gegebenheiten am Wasser einstellen. Denn wer am Wasser die richtigen Schlüsse zieht, wird früher oder später mit unseren Zielfischen belohnt werden.

Für mich werden die gesamten Facetten des Angelns vor allem am Kanal wiedergespiegelt. Es ist eine Art Gradwanderung zwischen Hass und Faszination, die mich immer wieder an die Ufer der urbanen Wasserstraßen zurückkehren lassen.

Hier geh ich nie wieder hin

Die vielen Spaziergänger am Ufer, die großen Boote die ständig meine Bleie verziehen – der Kanal raubt mir immer wieder aufs Neue meine Nerven. Ich erinnere mich an so viele Sessions, die ich mit dem Gedanken beendete: „Hier geh ich nie wieder hin“, doch schon auf dem Rückweg im Auto schießen mir die Gedanken in den Kopf, wie ich es beim nächsten Mal wohl besser machen kann.

Wie alles beagann 

Doch nun mehr zu mir: Ich heiße Alex Schneider, 85er Jahrgang aus dem Raum Nürnberg und bin dem Kanal verfallen. Bereits Mitte der neunziger Jahre stand ich das erste Mal am besagten Kanal. Schon als Kind hatte die Betonrinne eine besondere Anziehungskraft auf mich.

Meine erste Begegnung mit den dort lebenden Karpfen hatte ich damals noch mit der Winkelpickerrute und Wurm gemacht. Knapp zehn Jahre später begann ich meine ersten Schritte mit Boilies, doch der häufig ausbleibende Erfolg ließ mich irgendwann von ihm Ablassen.

Comeback mit neuer Motivation

2010 hörte ich von Kollegen, dass einige gewichtige Fische im Kanal gefangen wurden – meine Chance auf ein Comeback? Ich blieb Hartnäckig dran und konnte tatsächlich auch den ein oder anderen Fisch auf meine Matte legen. Während dieser Zeit fing ein guter Freund von mir einen dicken Schuppi: „Der Silberne“, wie er fortan ehrfurchtsvoll von mir genannt wurde. Ein eindrucksvoller, massiver Schuppenkarpfen - ich musste ihn unbedingt fangen!

Zielfischjagd

Ich wusste in welchem Kanalabschnitt sich mein Zielfisch aufhält, ich wusste mit welchem Köder er gefangen wurde und doch stellte sich der Fang dieses Fisches als nicht so einfach raus, wie gedacht.

Ich fütterte jeden Tag ein bis zwei Kilo Tropicana von T.T. Baits und mit jedem Tag der verging, stieg meine Vorfreude auf die erste Session. Am Tag vor meinem ersten Ansitz kontrollierte ich den Spot: Alles weg, der Boden blitzeblank gefressen. Das musste der „Silberne“ gewesen sein, schoss es mir durch den Kopf um mich selber zu motivieren.

Erster Versuch

Als ich am nächsten Tag am Ufer des Kanals stand machte sich zunächst Enttäuschung breit: Kein Lüftchen regte sich, es war null Bewegung auf dem Wasser – keine guten Voraussetzungen, doch ich wollte es trotzdem wagen. Mein Kumpel Daniel angelte nur unweit meiner Stelle und konnte bereits zwei schöne Spiegler Mitte 20 Pfund überlisten. Dieses Ergebnis motivierte mich zunächst, seit geraumer Zeit war allerdings auch bei ihm Funkstille.

„Hilft alles nichts, Ruten ins Wasser“ dachte ich mir, doch den ganzen Abend lang schwiegen meine Bissanzeiger beharrlich. Mitten in der Nacht, es müsste gegen ein Uhr gewesen sein, konnte ich endlich den ersten Biss verzeichnen. Und was für einen! Meine rechte Rute pfiff mit Vollgas ab und meine Spule überschlug sich beinahe. Da hing geballte Kanalpower am Ende meiner Schnur, soviel stand fest.

Wels oder Zielfisch?

Daniel und ich rechneten schon fest mit meinem ersten Kanal-Waller, doch nach über 15 Minuten Drill kam der Fisch endlich das erste Mal an die Oberfläche. Ein Blick reichte aus, um festzustellen: da liegt mein neuer PB Karpfen im Kescher, unwissend, welcher Kanalbewohner sich meinen Boilie geschnappt hatte...

Zielfisch!

Als ich den Fisch auf die Matte legte schaute mich Daniel verdutzt an: „Das ist der Silberne“ hörte ich ihn raunen. Die Waage schnellte über die 20 Kilo Marke und blieb bei 23,9 Kilo stehen. Die ganze Anspannung, ob mein Comeback am Kanal aufgeht, fiel plötzlich von mir ab. Darüber hinaus fing ich auch noch meinen absoluten Zielfisch - dieses Gefühl kann man schwer in Worte fassen.

Auch Daniel hatte in dieser Nacht noch Grund zur Freue: Ein weiterer Schuppenträger mit 16,7 Kg verfiel noch seinem angebotenen Boilie und versetzte uns in Feierlaune. Diese Session wird uns wohl noch lange Zeit am Kanal motivieren und sorgt speziell bei mir für noch mehr Ausdauer.

Eines habe ich aus diesem Fang auf jeden Fall gelernt: Meine Angelei ist produktiver und erfolgreicher, wenn ich festen Zielen hinterher jage.

Viele Grüße und viel Erfolg am Wasser,

Alex Schneider

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.