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Deine Story / 28.10.2016

Andi Meier: Experiment Langzeitfutterplatz

Seit einigen Jahren fische ich nun an meinem Hausgewässer, einem Baggersee um die 25ha bis zu 30m tief und gut besetzt. Ob Instant immer woanders oder einige Wochen mit etwas Futter auf demselben Platz, beides hat funktioniert. Jedoch bleiben mit beiden Taktiken oft große Einzelfische aus, die entweder schon gefangen wurden oder die beim Schnorcheln oder vom Boot aus schon beobachtet werden konnten. Ich fragte mich, wie man an diese Fische herankommen kann... Alles nur Zufall, wenn man einer beißt oder kann dahinter doch mehr stecken?

Etwas Neues muss her

In den letzten zwei Jahren konnte ich beobachten, dass es eine Stelle am See gibt, an der die Fische scheinbar immer vorbei ziehen. Ich sah, dass sich rollende Fische in den frühen Morgenstunden dieser Stelle von links und rechts annäherten und dann von dort aus die Seeseite wechselte, um die frequentierten Angelstellen anzupeilen, wo es Futter gab. Zusammen mit meinem guten Freund Ben Hettwer schaute ich mir diese Stelle im Februar an.

Mit Echolot und Tastblei ließ sich schnell die Struktur dieser Stelle herausfinden: langsam abfallende Uferkante, mit sandigem leicht verkrautetem Untergrund und vereinzelt harten Kiesflecken. Wir waren uns schnell einig, diese Angelstelle gemeinsam zu befischen und einen Langzeitfutterplatz über das ganze Jahr aufzubauen.

Vorbereitung ist alles

Da es an dieser Stelle noch keinen Angelplatz gab, mussten wir uns ein wenig Platz schaffen. Wir schnitten uns ein kleines Stück frei, so dass zwei Schirme dort hinpassen und begradigten den Boden ein wenig. Da Ben unter der Woche beruflich immer unterwegs war und nur am Wochenende Zeit hatte, blieb das Füttern an mir hängen. Ende Februar begann ich, alle zwei Tage eine kleine Menge Partikel und ein paar Hände Boilies großflächig an dieser Stelle zu verteilen, um den Platz zu aktivieren.

Faktor Zeit

Da auch ich berufstätig und seit einigen Jahren in einer festen Beziehung bin, ist die Zeit zum Angeln begrenzt. In der Regel schaffe ich es eine Nacht am Wochenende ans Wasser. Dies hat jedoch auch einen Vorteil: Wenn der Futterplatz nur einmal pro Woche beangelt wird, können die Fische die restliche Zeit ungestört Fressen und Vertrauen gewinnen.

Fehlstart nach Maß

Es war Anfang März, der Platz stand seit zwei Wochen unter Futter und wir wagten den ersten Versuch. Schnell lagen unsere Montagen nun in 4-6m Wassertiefe, meine bestückt mit Squid Garlic Robin Red Boilies von CBB HQ Baits, Ben vertraut auf den River Edge von TT Baits. Wir erhofften uns voller Motivation eine unruhige Nacht, doch das Gegenteil war der Fall: Die nächsten 3 Wochen vergingen bis auf ein paar Brassen ohne Karpfen.

Lichtblick

Ohne große Motivation begaben wir uns auch am vierten Wochenende in Folge wieder an den Platz und befischten dieselben Spods wie zuvor. Nach einer ruhigen Nacht kam es diesmal jedoch anders und ich konnte am Morgen einen kleinen, aber für uns wichtigen Spiegelkarpfen fangen. Waren wir einfach nur zu früh dran mit unserem Vorhaben? Dieser erste Karpfen gab uns Hoffnung und wir wollten am Ball bleiben.

Von Höhen und Tiefen

Doch nach dem ersten Lichtblick ließ der Frühling weiter auf sich warten. Weiterhin fingen wir nur vereinzelt Karpfen. So verflog auch der April und wir waren kurz vorm Aufgeben, denn an anderen Plätzen des Sees wurden plötzlich Fische gefangen. Wir nahmen uns eine Auszeit, befütterten den Platz aber wie gewohnt weiter. Plötzlich wurde es innerhalb kürzester Zeit richtig warm und wie aus dem Nichts brach bei 17 Grad im flachsten Flachwasser die Laichzeit an....

Wendepunkt

Nach 2 Wochen trafen wir uns wieder zum Fischen. Ein Großteil der Fische schien mit dem Laichen durch zu sein und wir hatten zwischenzeitlich an anderen Gewässern ein wenig Motivation getankt. Gegen halb 1 lief die erste Rute ab und wir konnten einen schönen Schuppi Mitte 20 Pfund fangen. Zufrieden legten wir uns wieder schlafen und ahnten nicht was noch passieren wird.

Morgens gegen halb 11 standen wir völlig ausgelaugt im Doppeldrill mit Fisch Nummer 11 und 12 im Wasser. Die Fische waren endlich da und voll im Fressrausch. Wir genossen jede einzelne Minute dieses Moments, auf den wir solange gewartet hatten. Auf dem Weg nach Hause und konnten das nächste Wochenende kaum erwarten.

Feuer frei!

Die Futtermenge wurde erhöht und die Partikel ließen wir nun weg, um den Brassen und Schleien weniger Angriffsfläche zu geben. Das nächste Wochenende sollte kommen und das Schauspiel wiederholte sich: Ab diesem Zeitpunkt waren 10 Läufe Pro Nachte keine Seltenheit und auch die großen Fische ließen zunehmend blicken. Doch wo waren meine Zielfische? Ich wusste von einem Ghost, der bereits gefangen wurde und von einem Zeiler, den ich schon vom Boot aus gesehen habe, der meines Wissens nach, noch nicht gefangen wurde. Hinzu kommt ein dicker markanter Spiegler, der von vielen für ein Mysterium gehaltenwird, aber von Ben schon zwei Mal gesehen wurde.

Gut Ding will Weile haben

Unsere Fangserie lief munter weiter und wollte gar nicht mehr aufhören. Die anderen Plätze am See schienen wie ausgestorben. Andere Angler beklagten sich über ständige Blanks und das Füttern an den besagten Plätzen wurde eingestellt. Uns kam das sehr gelegen, denn nun war unser Platz der einzige der unter Futter stand. Eines Morgens im Juni drillte Ben mal wieder einen Fisch und ich stand mit dem Kescher bereit.

Schon von weitem erkannte ich ein goldenes Schimmern unter der Wasseroberfläche und nach geglücktem Keschern war sofort klar: Ben hatte den Ghost gefangen! Ich freute mich für ihn mit einem lachenden und einem weinendem Auge, denn sicherlich war meine Chance auf diesen Fisch nun erstmal vertan.

Erstens kommt es anders und zweitens als man denkt

Seit die Fische den Platz angenommen hatten, verbuchten wir keine Blank Nacht mehr, auch nicht in den heißen Sommermonaten - zum Beispiel im Juli: Es war wieder eine dieser Nächte, in denen alles passte und wir wussten, wir hatten alles richtig gemacht. Mein Bissanzeiger sollte morgens noch ein letztes Mal aufheulen und mir den Tag versüßen. Der Ghost erbarmte sich ein zweites Mal in diesem Jahr und nahm dieses Mal meinen Köder – ein unbeschreibliches Gefühl einen meiner letzten drei Zielfische aus diesem Gewässer in den Händen halten zu dürfen!

Der Zeiler

Der Herbst rückte näher und Ben hatte wegen beruflichen Terminen von nun an auch an einigen Wochenenden keine Zeit. Ich zog alleine los auf der Suche nach den letzten verborgenen Schätzen dieses Gewässers.

Anfang Oktober: Das Wochenende stand an und es sollte nicht aufhören zu regnen. Nichts destotrotz zog ich los und baute mein Tackle in strömendem Regen auf. Ich war mir fast sicher, dass die Nacht ruhig verlaufen wird, denn neben starkem Regen stieg auch der Luftdruck heftig. Als ich gegen 7:30 Uhr aufwachte, realisierte ich, dass seit langem der erste Blank bevorstand. Es hatte kurz zuvor aufgehört zu regnen und ich kochte mir gerade eine Tasse Kaffee, als sich einer meiner Carpsounder doch vorsichtig meldete.

Ich ging zur Rute und vermutete eine Brasse. Als ich die Rute aufnahm setzte sich der Fisch in Bewegung und ein kurzer, nervenaufreibender Kampf begann. Ich spürte, dass es sich um keinen großen Fisch handelt und vermutete einen der Durchschnittsschuppis des Gewässers. Kurz vor dem Kescher, glaubte ich, eine Schuppenzeile auf der Flanke des Fisches erkannt zu haben, konnte aber nichts Genaues erkennen. Auf der Matte war es dann klar: Der Zeiler, den ich vor einiger Zeit vom Boot aus beobachten konnte, war gefangen – zum ersten Mal!

Montage, Rig und Köderpräsentation

Ich bin ein Fan von sinkender geflochtener Schnur, da eine direkte Bisserkennung gewährleistet ist und man mit schlaffer Schnur fischen kann. Vorbeiziehende oder fressende Fische kommen so nicht ständig mit der Schnur in Kontakt. Vor die Geflochtene schalte ich als Puffer und Abriebschutz circa 15 Meter 0.55er Schlagschnur. Hinzu kommt noch ein Meter Leadcore, um sicher zu gehen, dass die Montage auch wirklich glatt am Grund liegt.

Da ich auf sandigem, recht freiem Gewässergrund angle, habe ich mein Rig dieses Jahr recht einfach gehalten: Ein Schneemann, angeboten am Fluor Carbon Rig mit flexiblem Haar. Als Haken kommt ein Kurv Shank von Korda zum Einsatz, da ich mit diesem bisher die besten Ergebnisse erzielen konnte.

Fazit Langzeitfutterplatz

Nun steht der Herbst vor der Tür und ich bin gespannt, was bis zum Saisonende passieren wird. Meine Taktik, den Zielfischen mit einem Langzeitfutterplatz nachzustellen, ging bisher voll auf. Klar, einer fehlt noch: der dicke markante Spiegler. Ich bin gespannt, ob auch er endlich mal einen Fehler begehen wird?

Meiner Meinung ist es auf solch einem Platz möglich, früher oder später nahezu jeden Fisch zu fangen, man braucht nur eine Menge Geduld und Köder, wie in meinem Fall den Squid Garlic Robin Red Boilie von CBB HQ Baits. Denn am aller wichtigsten für den Erfolg von Langezeitfutterplätzen ist es Köder zu verwenden, die von den Fischen immer weiter gefressen werden.

Ich hoffe ich konnte den ein oder anderen von euch dazu motivieren, an seinen Zielen dran zu bleiben und wünsche euch einen erfolgreichen Herbst!

Tight Lines,

Andy Meier

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Partner
Florian Woldt fängt den Fisch seines Lebens.