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Deine Story / 30.05.2016

Ben Hettwer: Stetig und flexibel zu dicken Frühjahrskarpfen

In den vergangenen zwei Wochen konnte ich durch Flexibilität und vor allem Kontinuität einige gute Fische fangen. Nachdem ich das winterliche Frühjahr - von Januar bis Mitte April - gemeinsam mit einem Freund zwei verschiedene Plätze am See befischt hatte, sich aber nur bedingt konstante Erfolge einstellten, entschied ich mich meine Angelei mit der fortlaufenden Erwärmung der wenigen Flachwasserbereiche des Sees umzustellen.

Dort wo sie immer sind

Wie ich aus meiner Erfahrung der vergangenen Frühjahre wusste, sollten sich die Fische zunächst zum Kräfte sammeln im Badestrand, dem größten Flachwassergebiet meines Hausgewässers zusammenfinden und anschließend zum Laichen in die überschwemmten Büsche zurückziehen. Diese befinden sich unmittelbar an den Enden des Badestrandes.

30cm aufgepoppt!

Mit den ersten warmen Tagen im Mai, begann ich also parallel zur Angelei auf unserem gemeinsamen Futterplatz, regelmäßig die angesprochenen Bereiche des Gewässers aufzusuchen und nach den Fischen Ausschau zu halten. Mein Plan war es, sobald die ersten Fische in den flachen Bereichen sichtbar waren, diese mit extrem hoch (20-30cm) auftreibenden Pop-Ups zu befischen.

Plötzlich Laichzeit

In diesem Jahr sollte sich jedoch alles etwas kurzlebiger verhalten, denn ich sah die Fische eines Morgens zum ersten Mal im flachen Badestrand und am selben Nachmittag konnte ich den kompletten Bestand in den Büschen schon beim Laichen beobachten. Entgegen aller Vorurteile über laichende Karpfen, entschloss ich mich den Bereich mit dem Boot anzufahren und die Fische direkt in den Büschen zu befischen.

Vom verankerten Boot

Hierzu verankerte ich mich in ausreichendem Abstand zum Geschehen mit dem Boot und legte zwei Montagen in kleine Lücken zwischen dem Geäst ab. Da ich selten beide Ruten mit gleichen Taktiken fische, entschied ich mich einen 15cm aufgepoppten Köder in einem Flachwasserbereich und einen Tropicana Hard&Light-Hookbait, getoppt mit einem gelben Gummimaiskorn, an einer steil abfallenden Kante unter einem Busch abzulegen. Dazu wurde zusätzlich lediglich eine Handvoll Bodenköder beigefüttert.

Mit einer Handvoll Tropicanas

Meine Hoffnung war, dass einige Fische schnell mit dem Laichen durch sein würden bzw. eventuell der ein oder andere große Fisch noch nicht damit begonnen hatte und sich die fruchtig duftenden und grellgelb leuchtenden Kugeln einverleiben würde. Die Nacht verlief sehr ruhig und ich hatte bereits damit begonnen, mein Nachtlager auf dem Boot zusammenzupacken als die Rute an der steilen Uferkante abschoss. Nach kurzer Zeit gelang es mir tatsächlich direkt einen der größten Fische des Sees ins Boot zu hieven.

Direkt der Dickste im See

Ich hatte zwar insgeheim mit einem Biss gerechnet, doch dass ich direkt einen der Topfische des Gewässers fangen würde, hatte ich nicht erwartet. Erwähnt werden sollte an dieser Stelle, dass ich mir gerade für die Bootsangelei angewöhnt habe mit dicken, sehr gut sinkenden geflochtenen Schnüren zu fischen. Dies hat den Hintergrund, dass ich gerade an diesem Gewässer mein Boot immer im Freiwasser verankern und trotzdem relativ unauffällig, direkt auf die oftmals steilen Uferkanten zu angeln kann.

Wichtig: schlaffe geflochtene Schnüre

Würde ich meine Schnüre hierbei durchspannen, wäre ein enormer Scheuch-Effekt garantiert und somit meine Chancen auf einen Biss inmitten des Laichtreibens deutlich minimiert. Ich fische meistens lediglich Schlagschnur in doppelter Rutenlänge und ein Leadcore, damit der erste Meter um die Montage herum am Boden liegt. Lasse ich nun meine geflochtene Hauptschnur komplett schlaff absinken, sodass sie am Ende nur noch von der Rutenspitze nach unten hängt, schaffe ich es meine Falle zu tarnen und gleichzeitig den Biss bzw. andere Aktivitäten direkt mitzubekommen. Meine erste Wahl in Punkto geflochtene Schnur ist die neue SUBbraid von Korda. Beim Lead-Core setze ich auf das besonders weiche Soft Leadcore von Mika in 45lbs.

Keine Dehnung – gute Bissanzeige

Gerade bei der Angelei vor Hindernissen ist eine feine Bissanzeige dies unerlässlich. Eine monofile Schnur würde einen Biss zu spät anzeigen. Dass ich geflochtene Schnüre in relativ hohen Durchmessern Stärken von über 0,30 mm Durchmesser fische hat den einfachen Grund, dass die komplett schlaffe Schnur natürlich immer an kleineren Hölzern oder ähnlichem Unrat am Grund hängen bleiben kann. Höhere Durchmesser gewährleisten einfach eine wesentlich höhere Abriebsfestigkeit.

Zurück zur Kontinuität

Mit dem nächsten Wetterumschwung, der deutlich kühleres Wetter brachte, kehrte ich umgehend zurück auf meinen eigentlichen Futterplatz. Dieser lag auf einer Zugroute der Fische zwischen 3 und 5 Meter an einer seicht abfallenden Uferkante.

Mein Ziel war es einerseits die ersten ausgelaichten Fische einen reichgedeckten Tisch anzubieten. Nun mussten meine Tropicanas zeigen was sie konnten. Ich fütterte eine reichliche Menge der leckeren Instant-Pillen und ließ den Spot für eine Nacht ruhen.

Schlaflose Nacht ohne Biss

Einen Tag später machte ich mich auf ans Wasser und bereitete mich auf eine schlaflose Nacht vor, doch es kam anders: Morgens wachte ich mit der aufgehenden Sonne etwas verdutzt auf, ohne eine einzige Aktion gehabt zu haben. Ich begann zu zweifeln. War es vielleicht doch etwas zu viel Futter? Waren die Fische doch noch nicht wieder hungrig?

23 Kilo sprechen für sich!

Meine Zweifel wurden gegen 11 Uhr vormittags weggefegt, denn ich bekam wie aus dem nichts einen Lauf, der es abermals in sich hatte. Ein weiterer Topfisch des Sees lag nach hartem Kampf in den Maschen meines Keschers. Erst bei 23 Kilo pendelte sich der Zeiger der Waage ein: Yes!

Zur Verwunderung musste ich feststellen, dass dieses Exemplar anders als der erste Dicke augenscheinlich noch nicht abgelaicht hatte oder sich innerhalb kürzester Zeit schon wieder eine ordentliche Wampe angefressen hatte. Volker kam zum Fotografieren, was sich als gar nicht einfach herausstellte, da ich währenddessen noch drei weitere Karpfen bis 18 kg und eine schöne Schleie fangen konnte. Die Tropicanas hatten ihre Wirkung also wieder nicht verfehlt – verrückt was mit diesen Ködern möglich ist!

Eine Frage der Wassertiefe?

Verwunderlich war allerdings, dass in ich hingegen meiner Erfahrungen an diesem See, keinen einzigen Biss in den Morgenstunden bekam, erst in den frühen Mittagsstunden begann der Tanz. Die anderen Karpfenangler am See hatten zu dieser Zeit schon längst zusammengepackt.

Ein weiteres Phänomen konnte ich in der Bissverteilung erkennen. Zunächst vermutete ich alle Bisse nur auf die linke Rute zu bekommen, weil die Fische aus dieser Richtung kamen. Diese Theorie konnte ich in der nächsten Nacht aber eindrucksvoll widerlegen. Dieses Mal legte ich die rechte Rute von 5 auf 3m Wassertiefe um und prompt bekam ich auch auf diese meine Bisse. Somit war klar: Die Wassertiefe ist an diesem Gewässer im Frühjahr der ausschlaggebende Faktor für eine erfolgreiche Angelei und nicht, wie so oft vermutet, die Zugrichtung der Fische.

Zurück zur Mobilität

Um meinem Futterplatz wieder Ruhe zu gönnen, wechselte während der nächsten Angeltage wieder auf unterfütterte Angelplätze. Deutlich war zu erkennen, dass je länger ich den Futterplatz befischte, mehr und mehr die größeren Exemplare ausblieben und sich vor allem gefräßige Wildkarpfen auf dem Platz einstellten.

Natürlich weiß man bei der Instant-angelei nie welcher Fisch beißt, aber eins wird immer wieder deutlich: Nur ganz selten fängt man so ausnahmelos kleine Exemplare. Wie sagt volker immer so schön: „Die Großen sind nicht umsonst so dick geworden.“

Ein lehrreiches Frühjahr

Im Verlauf dieses doch sehr launischen Frühjahres konnte ich erneut vieles Lernen, denn es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man nie den Blick auf das Wesentliche verlieren sollte. Meines Erachtens nach ist es letztendlich egal, welches Rig auf dem Platz liegt, solange dieser mit Bedacht ausgewählt wurde und die Fische nicht weit sein können. Gerade das aktive Angeln vom Boot eröffnet hierbei völlig neue Möglichkeiten. Man kann einfach mitten in Holding Areas ankern und für 2-3 Stunden fischen, um kurze Zeit später, ohne großen Aufwand eine andere Stelle anzufahren. 

Ich hoffe ich konnte euch mit meinen Zeilen anregen, etwas mehr zu experimentieren, denn oft liegt der Erfolg viel näher als man denkt…

Ben Hettwer

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Nash Marc and Alan