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Deine Story / 08.05.2015

Chris Jahrbacher: Das Meer im Atlas - Teil 1

Es ist schon einige Zeit her als mir Freunde zum ersten Mal von einem riesigen Stausee im Norden Afrikas erzählten. Makellose Schuppis, wunderschön gezeichnete Zeiler und eine Landschaft, die so einzigartig schön ist, dass allein sie es wert wäre, die weite Reise nach Marokko auf sich zu nehmen. Schnell wurde ich neugierig, doch es dauerte noch einige Zeit, bis ich mich entschloss dem Meer im Atlasgebirge einen Besuch abzustatten.

Die Reise beginnt

Im Februar 2015 war es soweit. Zu fünft begaben wir uns auf den Weg nach München, wo unser Flieger um 15.30 nach Casablanca abhob. Wir, das sind Ronald Matky, Marek Kania, Markus Rosenberger, Markus Weiser und ich. Ronald und Marek waren ein Jahr zuvor schon am See, was die Organisation der Reise natürlich erleichterte. Nach verkraftbaren 3,5 Stunden Flugzeit und einer Stunde Zeitverschiebung landeten wir schließlich in Casablanca, wo "Nahym" der Häuptling der Mitarbeiter von Marocco Carpfishing und ein Fahrer im Ankunftsterminal warteten. Nach kurzer Begrüßung teilten wir unser Tackle auf einen Geländewagen und einen kleinen Pkw auf. Die letzte Etappe der Anreise führte uns in die Berge des Atlasgebirges- zum Stausee " Bin el Quidane".

No Fish!

Der Versuch unserem Fahrer einige Infos abzuknüpfen, scheiterte an unserem schlechten Französisch und an seinem nicht vorhandenen Englisch. Außer ein schlichtes "No Fish" war aus ihm, während der immerhin 4 stündigen Fahrt über Berg und Tal nichts herauszukriegen. Unsere Augen wurden groß, verdutzt schauten wir uns an... Nach tausenden Kilometern der Anreise, wollten wir sowas natürlich nicht hören. Die Fahrt selbst war sehr abenteuerlich, denn unsere Fahrer waren mehr als schmerzbefreit, wenn es um waghalsige Überholmanöver auf Straßen ging, die eher schlechten Feldwegen glichen.

Auch die Unterkunft, in der wir gegen 01:00 Uhr in der Nacht ankamen, war im Vergleich zu westlichen Verhältnissen grenzwertig. Alle zogen es vor, lieber in ihrem eigenen Schlafsack zu nächtigten.

Nur wenige Stunden später, in den frühen Morgenstunden ging die Reise weiter. Recht übermüdet verluden wir nun unsere gesamte Ausrüstung in Nahyms Jeep. Anschließend kletterten noch wir selbst in das bereits völlig überladene Auto. Von nun an ging es mit einem Auto weiter zum Base-Camp am See.

Zwei Teams und 3600 Hektar Wasserfläche

Wir hatten es geschafft und standen endlich an den Ufern dieses gewaltigen Gewässers, das zu dieser Zeit eine Wasserfläche von 3600 Hektar hatte. Zu unserer Verwunderung rollten die Fische direkt in der großen Bucht vor uns nahe des Platzes "Aghenbou".

Nahym meinte, dass die Karpfen dort schon seit Tagen sprangen und legte uns nahe in diesem Abschnitt, der schon eine beachtliche Größe von mehreren hundert Hektar hatte, fürs erste unser Glück zu versuchen.

Wir entschieden uns für eine große Insel, einige hundert Meter vom Basecamp entfernt. Sie sollte für drei von uns die erste Anlaufadresse werden. Ein schöner Platz, von dem man einen großen Bereich abdecken konnte. Ronny und Marek platzierten sich auf "Stephans Corner", einem Platz, den sie schon im Vorjahr erfolgreich befischt hatten. Wir saßen also ungefähr 1ooo Meter Luftlinie auseinander und hielten über mitgebrachte Funkgeräte Kontakt.

Schokolade statt Motorkraft

Die Ausrüstung vor Ort ist zwar kein High-End-Tackle aber fast durchweg brauchbar. Mit den kleinen 2,30m Schlauchbooten, Motoren und Echoloten hatten wir aber leider unsere Probleme. Die Boote verloren permanent Luft und ein Echo funktionierte nicht richtig. Die Motoren mit 30 lbs Schubkraft waren komplett unterdimensioniert und die Batterien bis ans Limit totgefahren. Für mich war das Thema durch. Ich sparte mir die extra Kohle für Antrieb und Versorgung und investierte lieber in reichlich marokkanische Schokolade.

Der Platz auf dem wir aufbauten und angelten, lag gut geschützt vor dem offenen Wasser und war nur aufgrund des noch niedrigen Wasserstandes zu befischen, bei höherem Pegel stand er unter Wasser und stellte ein bestimmt fängiges Plateau dar.

Surreale Umgebung

Die Kulisse, die uns umgab war surreal: Auf den Bergen lag noch reichlich Schnee und wir angelten in kurzen Hosen bei 28 Grad Außentemperatur. Ein totaler Kontrast zu unseren mitteleuropäischen Wetterverhältnissen aber sicherlich auch ein Grund, warum wir uns entschieden hatten, im Februar nach Marokko zu reisen. Das Wasser in dieser Bucht war mit 13,5 Grad im Verhältnis zur Luft sehr kalt, was sicherlich auf die Schneeschmelze und die kalten Nächte zurückzuführen war. Im Laufe des ersten Tages kam ein starker Wind von Norden auf, der die gefühlte Temperatur gleich drastisch senkte und das Hinausrudern mit dem undichten Schlauchboot erheblich erschwerte.

Die Fische machten den ganzen Tag in unterschiedlichen Intervallen durch Springen und Buckeln auf sich aufmerksam. Markus fing schließlich an seiner rechten Montage gegen 22:00 den ersten Fisch dieser Session. Kein Riese aber ein guter Anfang, der die Stimmung sichtlich in Gang brachte. In den nächsten Stunden feierten wir mit einer guten Flasche Whiskey den ersten "Afrikaner" und natürlich unsere erste Nacht an diesem fantastischen Gewässer - nichts ahnend, dass es das für die nächsten Tage mit den Karpfen gewesen sein sollte.

Reichlich Fisch aber kein Biss

Noch leicht betäubt vom Vorabend zog es mich schon ziemlich früh am Morgen aus dem Bivvy. Bei einer guten Tasse marokkanischem Kaffee genoss die ruhige Morgenstimmung am See in vollen Zügen.

Die ersten Tage und Nächte vergingen, wir erkundeten die nähere Umgebung und vertrieben uns die Zeit mit Rigs binden, Mais kochen und Haken schärfen.

Abends klatschte es stets im Minutentakt und ich war mir ziemlich sicher, dass einer unserer Bissanzeiger laut aufheulen würde. Ich positionierte meine Liege vor den Ruten, ließ die Schnüre komplett durchhängen und starrte eine Ewigkeit auf die ruhige Wasseroberfläche, die immer nur dann in Bewegung kam, wenn sich wieder einer der wuchtigen Wasserbewohner zeigte. Doch trotz bester Anzeichen blieb es ruhig.

Time to move

Beim Frühstück kamen uns dann die ersten Zweifel: Aussitzen ist nicht unser Ding und nach einigem hin und her entschieden wir, dass zwei von uns sich aufmachen sollten, um andere interessante Bereiche ausfindig zu machen. Eine Person sollte auf der Insel bleiben, falls die Fische doch noch zu fressen beginnen würden.

Es wurde nicht lange gefackelt, wir gaben den anderen beiden unseren Plan per Funk durch. Früh am nächsten Morgen standen die Jungs vom Camp auf der Matte, um uns abzuholen. Auf dem Weg in den nördlichen Teil des Sees machten wir einen kurzen Abstecher zu einem jungen Franzosen, der gut Deutsch sprach. Er saß schon seit 11 Nächten auf der Insel "Gerard" und erzählte uns, dass er keinen einzigen Fischkontakt hatte. Wirklich schade für ihn und unvorstellbar für uns alle, da die Fische laut seinen Aussagen auch hier ständig rollten…

Die Schatzkarte

Wir verabschiedeten uns und die weitere Fahrt warf in mir etliche Fragen auf, die unser einheimischer Führer nach besten Wissen zu beantworten versuchte. Die Möglichkeiten sind einfach unendlich und ich glaube ein Anglerleben reicht nicht aus, um dieses Gewässer vollständig zu studieren. Nahym zeigte uns eine große ausgedruckte Karte, die bei sehr niedrigem Wasserstand aufgezeichnet wurde. Mit gelben Pins waren etliche Plätze auf der Karte markiert und da wir die einzigen Angler außer dem Franzosen am See waren, hatten wir freie Platzwahl…

Schon Morgen erwartet Teil 2 von Chris Jahrbachers Story. Dann geht es ins eingemachte. Chris erzählt auf spannende Art und Weise, wie sie begannen auf ihren Instinkt zu hören und den Weg zum Erfolg fanden. Es kommt dick!

Übrigens: Reisen an den Bin el Quidane sind über den Reiseveranstalter The Carp Specialist buchbar.

 

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Nash Marc and Alan