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Deine Story / 10.05.2015

Chris Jahrbacher: Das Meer im Atlas - Teil 2

Heute erwartet euch Teil 2 von Chris Jahrbachers großen Marokko-Story „ Das Meer im Atlas“. Nach einer abenteuerlichen Anreise und einem zähen Start in Teil 1, beschließen sich die fünf Österreicher sich zu trennen. Chris und Markus Weiser brechen auf, um Neues zu entdecken und natürlich um die Fische zu finden…

Während wir neugierig Nahyms „Schatzkarte“ studierten, war uns noch nicht bewusst, dass wir eigentlich an jedem Uferabschnitt, wo es möglich war ein Bivvy aufzustellen, auch angeln durften. Das erfuhren wir erst später von Marc Vergauwen, dem Camp-Besitzer, der uns irgendwann nach 5 oder 6 Nächten einen Besuch abstattete.

Markus Weiser hatte es der Platz "Donkey Island" schwer angetan, der von außen betrachtet auch ziemlich cool aussah. Fast im 360-Grad-Radius war dieser befischbar und mit reichlich grüner Wiese überzogen, zudem lag er in einem der flachsten Bereiche des Sees.

Three Illes

Mir fiel ein Pin auf der Karte auf, der "Three Illes" genannt wurde. Die Bezeichnung deutete auf 3 Inseln hin. Die Inseln lagen beim derzeitigen Wasserstand unter der Wasseroberfläche. Ich war sofort überzeugt, dass wir dort richtig seien mussten. Jetzt galt es nur noch Markus für mein Vorhaben zu begeistern und ihm diesen Bereich schmackhaft zu machen. Nicht ganz so einfach, denn statt feinstem Rasen gab es hier nur Steine und roten Sand, der uns bei Regen sicherlich zum Verhängnis werden könnte.

Trotzdem willigte mein Kumpel ein, sich zumindest für 48 Stunden hier mit mir niederzulassen. Er sah es entspannt, schließlich hatten wir ja noch einige Nächte zur Verfügung. Moven konnten wir jederzeit wieder, außerdem war für die nächsten Tage laut Nahym kein Regen zu befürchten.

Das Lager wurde am Nördlichen Ufer aufgebaut. Die Landspitze, von der wir nun angelten, ermöglichte es uns 6 Ruten in einem Winkel von 270 Grad aufzuteilen. Nach einigen Stunden Location standen etliche Marker. Kurz darauf ruderte Markus die ersten Montagen an seine Plätze. Er fischte gerade aus, wo sich zwei der drei Inseln befanden. Die dritte Rute legte er unmittelbar in den Uferbereich vor ihm, an eine leicht abfallende Kante in 5m Tiefe.

Ich beangelte die linke Seite des Platzes. Eine spitze Landzunge, die langsam in den See lief, zog meine Aufmerksamkeit auf sich. Eine Montage legte ich in 5 Metern Tiefe an der dritten und größten Insel ab, die auf 300 Metern Distanz lag und ihren Ursprung in 28 Metern Tiefe hatte.

Meine dritte Rute ruderte ich zu meinem letzten Marker, der weit rechts von uns etwas im Abseits lag. Das zwang mich zwar bei jedem Biss einen 200 Meter Sprint hinzulegen, doch mein Instinkt sagte mir, dass in diesem Bereich musste unbedingt eine Falle lauern musste.

Futter Marsch!

Wir einigten uns mit dem Futter richtig Gas zu geben und nachdem wir den Mais ziemlich niedergekocht hatten, wurde er mit Scopex Flavour von MTC Baits aufgewertet. Als Hakenköder kamen Sweet Scopex Hookbaits und Big Balls zum Einsatz. Unsere Taktik setzte darauf, Futterstraßen aus geflavourten Mais von einem Marker zum nächsten zu ziehen, um möglichst viele Fische zum Fressen im Bereich unserer Ruten zu animieren.

Markus und ich mussten nun um einiges mehr rudern als auf dem alten Platz, denn unsere Marker lagen nun allesamt mehrere Hundert Meter voneinander entfernt

Kurz nachdem wir die ersten 50 kg Scopex-Mais versenkten, fingen die Fische auch hier wie von Sinnen an zu rollen. Unsere Nerven spannten sich wie Drahtseile, angesichts der massiven Körper die sich aus der ruhigen Wasseroberfläche schoben.

Der Tanz beginnt

Wir genossen gerade das hervorragende Essen, als plötzlich Markus' Delkim der Uferrute laut den so sehr ersehnten Dauerton ausspuckte. Aha, doch so flach, dachte ich mir noch, während mich mein Freund mit vollem Mund angrinste. Der Fisch nahm etliche Meter Schnur, Markus verging das Grinsen. Leicht angespannt kämpfte er nun um jeden Meter. Wahnsinn, erst bekamen wir tagelang kaum einen Fisch ans Band, dann beißt es am neuen Platz nach nur wenigen Stunden.

Kurze Zeit später gratulierte ich meinem Freund zu einem stattlichen Burschen, der einen beeindruckenden Fight für seine Gewichtsklasse lieferte.

Maiskochen im Schichtbetrieb

Die Futterstraße war mehrere hunderte Meter lang, um die Versorgung nicht zu stoppen, lief der Gaskocher 16 Stunden am Tag. Die 50 Kilo Maissäcke wurden direkt im Wasser eingeweicht. Nahym versorgte uns permanenten mit Nachschub. Die Fische rollten weiter. Teilweise klang es so, als würde jemand Zementsäcke ins Wasser werfen. Welche Monster wohl in diesem Gewässer ihre Bahnen ziehen? Wir waren bereit es herauszufinden!

Die restliche Nacht verlief erstaunlicherweise wieder ruhig. Bei einem gepflegtem Ham-&-Egg-Frühstück beschlossen wir die Gegend von Oben zu erkunden. Zwischen den Steinen am Ufer fanden wir etliche Schnecken und Muscheln in allen Größen und Formen. Mit Sicherheit stellen sie einen wesentlichen Bestandteil der Nahrung für die Fische dar. Je höher wir die steilen Felsen hinaufkletterten, desto deutlicher zeichneten sich im klaren Bergwasser Kanten und Plateaus ab. Wir genossen die Aussicht bei einer gemütlichen Kippe.

Afrikanisches Gold

Von hier oben betrachtet sah alles einigermaßen überschaubar aus und während Markus noch ein letztes Mal am "Jeffrey" zog, feuerte unter uns meine Rute in der Bucht ab. Vorsichtig stieg ich so schnell ich konnte die steilen Steine wieder abwärts, während meine Shimano unaufhörlich Schnur von der Spule warf.

Markus schoss hinter mir her, bewaffnet mit beiden Kameras zog er sich dabei etliche Abschürfungen zu. Bis ich endlich meine Hand an der Rute hatte, vergingen mit Sicherheit zwei volle Minuten. Der Fisch war schon eine beachtliche Strecke in Richtung Bucht geflüchtet. Um das Boot zu holen, waren wir zu weit entfernt und so musste ich dem Karpfen zu Fuß über das steinige Ufer folgen. Markus holte leicht angeschlagen und hinkend den Kescher. Ich versuchte derweil den Fisch zu stoppen, doch Fehlanzeige: Der Fisch entfaltete seine volle Power und ließ mir keine andere Wahl als die Bremse noch weiter zu öffnen. Meter für Meter glitt die Schnur durch die Ringe und ich befürchtete, dass ich den Fisch ohne Boot nicht bändigen könnte. Kurz darauf wurde er allmählich langsamer, ganz allmählich begann ich Schnur zurückzugewinnen. Mir zitterten die Knie. Was hatte ich hier bloß bösartiges gehakt?

Als Markus nach vielen weiteren bangen Minuten endlich den Kescher unter den Fisch schieben konnte, entwich aus mir ein lauter Schrei, der mit mehreren Echos durch das Atlas-Gebirge halte.

Auch ich konnte nun mein erstes "Afrikanisches Gold" auf die Matte hieven und bekam dabei das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Der erste Fisch an einem neuen Gewässer ist für die Meisten von uns etwas Besonderes und nach einigen Nächten ohne, war ich nach diesem Erfolg schon deutlich entspannter.

Karpfen für alle

Auch Markus Rosenberger, der alleine auf der Insel zurückblieb, konnte in der letzten Nacht, die er dort verbrachte 4 schöne Fische bis 17,80 kg landen. Danach entschloss er sich zu den beiden anderen auf "Donkey Island" zu moven. Ronny und Marek hatten auf ihrem Platz "Stephans Point" kein Glück, die Umstände waren in diesem Jahr einfach komplett anders. Das erste Moven direkt ins Basecamp brachte ihnen aber doch noch einige Fische, darunter 2 kleine wundervoll beschuppte Atlas-Spiegler.

Unsere Futtertaktik ging währenddessen voll auf. Die Karpfen fraßen wie verrückt und wir konnten einige weitere Schuppis landen, allesamt sehr kampfstark und mit hohem Durchschnittsgewicht. Markus toppte das, mit einem richtig dicken Eumel, der ihm und seiner ProLogic-Rute einiges abverlangte und uns danach vor Freude ums Feuer tanzen ließ….

Wenn ihr glaubt, dass es das schon gewesen ist, dann habt ihr euch getäuscht, denn morgen erwartet euch der Showdown des Trips: Chris und Markus erfüllen sich einen Traum. Außerdem beginnt das Wasser sich rot zu färben – was das heißt? Seid gespannt!

Übrigens: Reisen an den Bin el Quidane sind über den Reiseveranstalter The Carp Specialist buchbar. 

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Nash Marc and Alan