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Deine Story / 19.06.2017

Daniel Klinger: The Great Lake - dem Mythos auf der Spur

Nachdem gestern beriets Michael Fleischmann von seiner Angel-Taktik am Great Lake berichtete - hier geht's zur Story - geht es heute weiter mit Daniel Klinger, der den Great Lake nach der Laichzeit besuchte und zwischen den Zeilen nicht mit Tipps und Tricks geizt. Viel Spaß mit Daniels Story auf Carpzilla:

Unsere erste Reise an den Great Lake stand endlich bevor. Für meinen Kumpel Daniel Gruber und mich uns eine Reis eins Unbekannte und das obwohl es sich bei dem betreffenden Gewässer in Frankreich um eines der bekanntesten kommerziellen Seen überhaupt handelt.

Trotz all der Artikel und Informationen, die im Web kursieren, wussten wir trotzdem nicht wirklich was uns am Great Lake erwarten würde. Schließlich kann man sich immer erst ein genaues Bild machen, sobald man wirklich am Ufer steht.

Dennoch bekommt man bei der Recherche viele Eindrücke mit auf den Weg: Es schien als würde der Great Lake entweder knüppelhart oder verdammt gnädig zu seinen Gästen sein.

Geheimwaffe Robin Red?

Was würde uns erwarten? Sternstunden oder eine Woche blank, wie sie schon so viele an diesem etwas anderen Paylake erlebt haben? Unsere Recherchen konzentrierten sich vor allem darauf, auf welches Futter bzw. welche Inhaltsstoffe die Fische zu stehen scheinen. Nach vielen gelesenen Beiträgen und einigen befragten Anglern, die schon dort waren, hörten wir immer wieder, dass Robin Red, das knallrote, würzige Vogelfutter besonders gut ankommen sollte.

Futter? Bitte kein buntes allerlei!

Um gar nicht erst in Versuchung zu kommen, zu viele völlig unterschiedliche Futter- und Boiliesorten mitzunehmen, beschränkten wir uns auf den „Red Fish“ Boilie, der vornehmlich aus Robin Red und Fischmehl besteht, und auf einen fruchtig-cremigen Kohlenhydratköder, nämlich den Scopex Boilie. Beide stammen übrigens von SL Baits, einer kleinen Boilieschmiede aus Franken. Neben 15 Kilo Boilies jeder Sorte fand außerdem gekochter Mais, Red Fish Liquid und 2L Maden den Weg in unsere Ködereimer.

Auf ins Abenteuer

So richtig los ging es an einem Freitagabend. Auf dem Weg nach Frankreich stellten wir uns immer wieder die gleichen Fragen, die uns im Vorfeld natürlich niemand beantworten konnte: Ist der Great Lake zu dieser Zeit überhaupt das richtige Gewässer für uns? Wie läuft es derzeit am See und welche bzw. wie viele Fische wurden erst in den letzten Tagen auf die Matte gelegt?

Nach einer gut sechsstündigen Autofahrt kamen wir Samstagnacht in Frankreich an. An eine erste Location-Tour war da natürlich nicht mehr zu denken. Also packten wir schnell unsere Liegen aus und warfen uns noch für ein paar Stunden aufs Ohr.

Vor Aufregung machte ich kaum ein Auge zu – nur noch 200m war der Great Lake von uns entfernt und über mir strahlte ein wolkenloser Sternenhimmel. Für mich klingelte der Wecker direkt um 5:00 Uhr morgens, damit ich den ersten Sonnenaufgang am Great Lake erleben konnte und vielleicht sogar schon den einen oder anderen Fisch beim Buckeln beobachten konnte.

Die „Queen“ war gefallen…

Nicht weit weg von unserem Nachtlager lag die recht bekannte "Stelle 2". Dort packten gerade zwei Angler zusammen, mit denen ich mich nett unterhielt. Plötzlich fiel das Wort "Queen"! Einer der Kollegen hatte sie tatsächlich am vergangenen Mittwochmorgen gefangen. Für alle denen dieser Name nichts sagt: "die Queen“ ist die Königin des Great Lakes, ein riesiger vollbeschuppter Spiegler - weit über 50 Pfund schwer.

Unser Ziel: ein einziger Fisch!

Mein Freund Markus Lotz durfte bereits in den Genuss kommen, sie zu fangen. Doch wir wollten nicht so verdrossen sein und uns diesen Fisch als Ziel setzen. Unser erklärtes Ziel war es überhaupt irgendeinen Fisch im berühmt-berüchtigten Great Lake zu fangen.

Nach weiteren Erkundungstouren war es auch schon kurz vor 12 Uhr. Wir trafen uns mit zwei weiteren Teams zum Auslosen der Plätze. Die Platznummern 3 und 5 sollten nun unsere sein.

Location: suchen, suchen, suchen

Am Platz angekommen, machten wir Schlauchboot und Falte bereit zur Stellenerkundung. Nach dreistündiger Bootsfahrt waren die Stellen ausfindig gemacht. Da das Kraut relativ dicht war, war es anfangs nicht ganz so einfach krautfreie Spots zu finden.

Doch gerade bei der Location gilt es besonders Ruhe zu bewahren und so lange weiter zu suchen, bis man sich zu 100% sicher ist, dass die Plätze passen. Nun ging es an die Feinheiten: Rigs binden, Ruten montieren und Köder aufs Haar ziehen.

Mein Plan war die Rig mit den Red Fish Boilies mindestens zwei
Tage liegen zu lassen. Auf den Platz kamen neben dem Hakenköder noch gecrushte Boilies, die mit Liquid getränkt wurden und darüber noch eine Hand voll Maden. Nachdem die Ruten abgelegt waren, gab es noch eine kleine Stärkung für uns und anschließend ging es rein in den Schlafsack. Wir hatten einigen Schlaf nachzuholen.

Vollrun in der ersten Nacht

In der ersten Nacht um 3:30 Uhr meldete sich die Funke meines Kumpels Daniel mit einem Dauerton. Schnell war er aus den Federn und hatte die Rute aufgenommen. Der Fisch steckte direkt im Kraut fest, also ab ins Boot. Tja, das war wohl nichts mit einem erholsamen Schlaf.
Nachdem er die Rute aufgenommen hatte, bemerkte er sofort, dass der Fisch im Kraut feststeckte. Jetzt bloß keinen Druck aufbauen und nur nicht den ersten Fisch verlieren! Als wir über dem Fisch waren, mussten wir erstmal das Kraut aus der Schnur und aus dem Spitzenring entfernen, bevor wir den Fisch am anderen Ende spürten.

Daniel baute leichten Druck und schon kam der Fisch aus dem Kraut: Der Tanz ging nun richtig los, doch wir blieben die glücklichen Sieger. Ein schöner Spiegler war das Ergebnis.

Sonntagmorgen: 1:1

Sonntags um 7:00 Uhr war für mich die Nacht schon wieder vorbei. Ich ging mit meiner Spiegelreflexkamera in Richtung meiner Ruten und wollte ein paar Aufnahmen machen. Als plötzlich meine rechte Rute mit einem Vollrun ablief. Ich nahm die Rute auf und stieg wieder sofort ins Boot. Nach einem kurzen Kampf war auch dieser Rüssler sicher im Kescher gelandet. Daniel und ich klatschten ab – was für ein Start – alle Zweifel, Fragen und sorgen waren wie weg geblasen. Wir waren mehr als happy, dass unser Ziel schon nach der ersten Nacht erreicht war... Jetzt waren wir uns sicher: Wenn wir uns nicht ganz doof anstellen würden, würde uns eine gute Woche erwarten.

Läuft? Denkste!

Doch der Great Lake wäre nicht berühmt-berüchtigt, wenn sich das Blatt nicht blitzschnell wieder wenden könnte und das tat es auch: Die nächsten Tage blieben sehr ruhig und wir bekamen zunächst keinen weiteren Biss.

Allmählich fingen wir an zu zweifeln: Liegen die Rigs noch fängig am Platz oder sollte man doch lieber nochmal kontrollieren? Die Gefahr ist immer, dass man zu viel mit dem Boot auf dem Wasser ist, die Fische dadurch verschreckt und in einen anderen Bereich ziehen könnten. Also setzten wir auf Vertrauen und ließen alles so liegen wie es war! Kaum hatten wir uns dazu entschieden, lief wieder die Rute meines Kumpels ab. Das muss scheinbar einer der Größeren sein! Die Spitze bog sich bis ins Wasser und die Schnur sang im Winde. Kurze Zeit später war das Tauziehen beendet und einer der Dicken lag im Netz. Der erste 20-Kilo-Fisch war gelandet. Yesss!

Neues Ziel: 20-Kilo-Karpfen

Von nun an lief es weiter: Wir konnten beide weitere schöne Fische fangen, doch bislang blieb mir ein Dicker über 20kg verwehrt! Das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen und das merkte man mir immer deutlicher an: Ich begann mit schwindender Angelzeit immer ungeduldiger zu werden. Ich rief Freunde an, um mit ihnen über die Woche und über mein neues Ziel, einen 20-Kilo-Fisch zu überlisten zu reden.

Daumen drücken

Viele meinten, dass ich wahnsinnig sei: Schließlich saßen wir hier nicht irgendwo, sondern am Great Lake und hatten bereits nicht weniger als sieben Fische auf der Habenseite. Doch manchmal hat man eben Träume, die man sich nicht nehmen lassen möchte. Genau deshalb hielt ich weiter an meinem Wunsch fest, einen solchen Fisch noch in der verbleibenden Zeit zu fangen! In einem kurzen Gespräch mit Markus Lotz, meinte er nur: "Dani lass die Ruten
liegen, eure Vorgehensweise brachten Dir in den letzten Tagen auch Fisch". Die letzte Nacht brach an und ich war zuversichtlich, dass da noch etwas kommen sollte. All meine Freunde und Kollegen aus dem SL Baits Team drückten mir die Daumen. Doch zum Danke sagen kam ich nicht mehr – da meldete sich schon meine Funkbox…

Das ist Dein Fisch!

Blitzschnell war ich an der Rute, die bereits komplett durchgebogen war und langsam aber stetig Schnur von der Rolle freigab. Als der Fisch auch im Drill vom Boot immer weiter Schnur nahm, war ich mir schon fast sicher, dass hier ein richtig dicker Brocken am Band sein musste.

Natürlich schoss mir nun das Adrenalin noch mehr durch meinen Körper und ich wurde sichtlich nervös. Mein Kumpel Daniel meinte: "Bleib locker, das wird dein Fisch!" Und so kam es auch! Der Fisch durchbrach das erste Mal die Wasseroberfläche und mein Kumpel schob direkt den Kescher drunter! Er hob das Netz aus dem Kraut und was wir darin sahen, konnten wir beide kaum glauben. Das war er – mein 20-Kilo-Fisch! In den Maschen lag ein riesiger Karpfen – zwar komplett ausgelaicht aber dennoch gut über 20 Kilo schwer!

Ich war hin und weg. Klar, dass wir auf den Fisch erstmal mit einer Flasche Wein geköpft haben. Die Nacht verlief ruhig, doch das war vielleicht auch besser so… ;-) Hochzufrieden traten wir am nächsten Vormittag die Heimreise an und kamen nach ausgelassener Heimfahrt gut zu Hause an.

Zu guter Letzt möchte ich mich bei meinem Kumpel Daniel Gruber für die tolle Zeit und das gute Teamwork bedanken. Auch dem Team von SL Baits fürs Daumendrücken und natürlich Michael Petratschek für die tollen Köder: Fischmehlkugeln mit Robin Red scheinen die Great-Lake-Karpfen tatsächlich besonders zu mögen.

Auch Markus Lotz darf hier natürlich auch nicht fehlen. Er hat mir vor und während des ganzen Trips, komplett zur Seite gestanden und mir mit seinen Informationen immer weitergeholfen.

DANKE an euch alle!

Daniel Klinger

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