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Deine Story / 05.10.2016

Daniel Zoller: Take it easy

2016 war bisher ein eher bescheidenes Jahr für mich. Nach dem ersten Fisch im zeitigen Frühjahr begann so ziemlich alles schief zu laufen, was schief laufen kann: Ich fuhr plötzlich einen Blank nach dem anderen ein, mein Lieblingsclub, der SV Waldhof scheiterte in der Relegation gegen einen Retortenclub, meine Fach-Abi-Prüfung rückte immer näher und als ich mich endlich zum Lernen motivieren konnte, begannen meine Weisheitszähne so zu Schmerzen, dass ich an nichts anderes mehr denken konnte... 

Höher, schneller, weiter?

Eins erkannte ich glücklicherweise schnell: Um meine Pechsträhne loszuwerden, musste ich zunächst erkennen, wo die Ursache für diese lag. Wollte ich zu große Ziele in viel zu kurzer Zeit realisieren? Vielleicht! Ein Blick zurück:

Wie das nach dem ersten Fisch in einer noch jungen Saison so ist, steckt man anschließend voller Motivation. Man fühlt sich als könne man alles sofort erreichen – egal wie schlecht die Bedingungen auch sind und wie kalt die nächsten Frühlingstage auch werden sollen: Der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Also fuhr ich trotzdem an den See – immer wieder – der Wetterbericht wurde einfach schamlos ignoriert. Das Ergebnis dieser Sturm und Drang Phase waren zwei Monate ohne Fischkontakt mit mindestens 15 geblankten Nächten...

Der Tiefpunkt

Nach jeder Nacht begann ich mehr darüber nachzudenken, wie schlecht es für mich lief. Ich wurde immer unmotivierter, nicht nur am See auch im Privatleben: ein Teufelskreis. Der Höhepunkt dieser Phase war der Tag an dem ich bei perfekten Bedingungen an den See fuhr, mein Tackle um den See schleppte und dann beim Aufbauen so die Schnauze voll von allem hatte, dass ich nur noch einen Ausweg sah: Wieder einpacken und zurück nach Hause zu fahren.

Heut kann ich darüber lachen, damals ging es mir hundeelend, doch dass ich mich einfach etwas übernommen hatte, erkannte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Kopf hoch

Wieder zu Hause in den sicheren vier Wänden, hatte ich es satt auf allen Hochzeiten tanzen zu wollen, ich besinnte mich auf das, wofür es nun wirklich Zeit wurde, nämlich auf die Vorbereitung meiner Fach-Abi-Prüfung. Im Radio lief „Take it easy“ und genau das war es, was ich in diesem Moment gebraucht habe: Die Entscheidung für das eine und gegen das andere war gefallen. Der See konnte mir erstmal gestohlen bleiben, denn die Prüfung nagte schon seit geraumer Zeit in mir. Also ließ ich das Angeln Angeln sein und konzentrierte mich fortan nur noch auf das Wesentliche und das funktionierte wunderbar.

Mit Bravur bestand ich meine Prüfung und plötzlich war sie wieder da: die Lust auf's Angeln. Doch tief in mir steckte immer noch die Ernüchterung aus dem Frühjahr, war es vielleicht noch zu früh schon wieder voll durchzustarten? Ich erinnerte mich wieder an den Take-it-easy-Song aus dem Radio und mir wurde klar, dass ich tun musste, worauf ich Lust hatte – die Fragen und Zweifel in mir drin, konnten mir gestohlen bleiben.

Einfach Angeln ohne vorher lange anzufüttern? Früher war dieser Gedanke unvorstellbar, jetzt wollte ich erfahren, ob es funktioniert. Ich wollte jetzt ans Wasser und nicht erst in drei Tagen, also los!

Volle Partikel-Power

Um schnell Fische an den Platz zu bekommen, wollte ich einfach auf eine große Ladung Partikel setzen. Der schleimige Partikelmix bestand aus Tigernüssen, Mais und Taubenfutter. Präzise beförderte ich das Futter an die Spots, wobei mir das Futterschaufelset von Mika Products stets gute Dienste leistet. Dies soll erwähnt werden, denn wie viele No-Name-Schaufeln ich schon in die ewigen Jagdgründe befördert habe, traue ich mich hier gar nicht zu nennen.

Um auf meinem reich gedeckten Tisch trotzdem die Chance zu haben, schnell Bisse zu bekommen, setzte ich als Hakenköder ausschließlich bunte Pop Ups ein. Gefischt wurde diese am Multi-Rig über dem Partikel-Teppich. Meine Multi-Rigs band ich aus einem 4er Katja Haken, dem Mussel Care SKIN Material in 25 lbs, sowie einem Ring Swivel. Um den Pop Up am Multi-Rig einfach aber sicher anzuködern, verwendete ich Bait Screws in entsprechender Länge zu den Pop Ups. 

Das Glück kehrt zurück

Es dauerte nicht lange bis ich den ersten Lauf bekam. Es war ein kleiner Spiegler, dem ich sofort wieder die Freiheit gewährte. Ich bereitete mich schon auf sehr wenig Schlaf vor, denn normalerweise knallt es an diesem Gewässer nach einem so frühen Lauf so richtig. Doch daraus wurde nichts. Ich wachte am nächsten Morgen gegen acht Uhr auf und dachte mir, das kann doch nicht wahr sein: Die Nacht ging ohne eine weitere Aktion vorüber.

Doch ehe ich mich versah flog förmlich die Schnur von einer meiner Rollen. Nach einem harten Drill vom Boot konnte ich endlich wieder einen besseren Fisch fangen. Dieser Schuppmann war die Erlösung. Nach so einer langen Phase ohne nennenswerten Fisch war die Freude natürlich riesig.

Ich beköderte meine Rute schnell wieder mit einem gelben Pop Up und legte sie erneut vor den gefütterten Busch. Nicht einmal 20 Minuten später knallte die Rute wieder voll los und ich konnte den nächsten Schuppi landen. Der lange Fisch mit etwas über 16kg konnte sich wahrlich sehen lassen. Ich war wieder im Rennen!

Reißt die Glückssträhne wieder ab?

Jetzt war ich wieder richtig heiß und warte nur auf den nächsten Run, der allerdings ausblieb. Doch ich hatte ja noch eine Nacht vor mir. Wieder wachte ich gegen acht Uhr morgens auf – wieder ohne Aktion. Ich bleib entspannt, vielleicht geht ja noch einer, dachte ich mir und wenn nicht – auch nicht schlimm.

Doch wie am Tag zuvor lief genau nach dem Aufstehen dieselbe Rute ab. Im Drill mit dem vierten Fisch der Session dachte ich zunächst, es sei wieder einer der kleineren Bewohner des Sees. Doch ehe ich diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, gab der Fisch am anderen Ende der Schnur mal so richtig Gas und ich merkte jetzt, dass das kein schlechter Fisch war. Nach einigen Minuten zog ich den Kämpfer dann endlich über den Kescherrand.

Ich schaute in den Kescher und konnte es gar nicht fassen, der Spiegler war einfach nochmal größer als der 16kg Schuppi. Bei anschließenden wiegen blieb die Waage bei 17,6kg stehen. Ein unbeschreibliches Gefühl nach einer solchen Durststrecke plötzlich so zu fangen.

Take it easy!

Im Nachhinein war es gar nicht so schlecht, dass mein Saisonstart so miserabel verlief. Dadurch konnte ich nämlich sehen, dass nicht alles immer höher, schneller und weiter gehen muss – im Gegenteil, mir hat es gut getan, mal den Gang rauszunehmen und mein Vorgehen aus der Ferne zu betrachten.

Sich selbst zu reflektieren hilft ungemein dabei nicht von einer Panne in die nächste zu schlittern. Besonders beim Angeln ist es ungemein wichtig, gelassen an die Dinge heranzugehen. Schließlich kann man am Wasser nichts erzwingen, klar trägt es immer zum Erfolg bei seine Hausaufgaben richtig zu machen, doch den Zufall werden wir nie beeinflussen können. Ob nun der ganze dicke oder der ganz dünne an den Haken geht, liegt ganz selten in usnerer Hand und das ist auch verdammt gut so.

Sicher ist nur, dass auf jedes Tief auch ein Hoch folgt – man muss nur Geduld haben und die Dinge nehmen wie sie kommen. In diesem Sinne:

Take it easy

Daniel Zoller

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Nash Marc and Alan