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Deine Story / 15.01.2020

Jonas Happle: Raus aus dem Alltag und rein ins Abenteuer

Um an kommerziell bewirtschafteten Gewässern, kurz: Paylakes, erfolgreich zu sein, bedarf es oftmals bestimmter Raffinessen und Ideen. Jonas Happle vom J&M Angeln YouTube-Kanal suchte im letzten Jahr ein solches Gewässer auf, um sich ein eigenes Bild von den oftmals tückischen, da stark beangelten, Gewässern zu verschaffen. Als er tief in die Trickkiste griff, kehrte sich die Angelwoche zur absoluten Traumsession, lest selbst…

Sehnsüchtig fieberte ich im letzten Jahr dem Sommerurlaub entgegen. Um meinen anglerischen Horizont zu erweitern und um mir zum Thema „Paylakes“ meine eigene Meinung bilden zu können, hatte ich gemeinsam mit meinem Kumpel Nico Brutsche eine Stelle an solch einem See gebucht. Was würde uns erwarten? Lassen sich die Karpfen tatsächlich so einfach überlisten wie oftmals behauptet? Oder müssen wir sogar improvisieren, um einen der stark beangelten Fische an den Haken zu bekommen? Fragen über Fragen, die hoffentlich in naher Zukunft beantwortet werden würden.

Keine Lust auf Platzangst

Unsere Gewässerwahl einige Wochen zuvor fiel auf einen über 90 Hektar großen See mit nur wenigen Angelplätzen, schließlich wollten wir ein kleines Abenteuer erleben und nicht mit 20 weiteren Anglern einen überschaubaren „Weiher“ abspannen – so viel stand für uns fest!

Verwinkelt und von Nebel bedeckt lag er vor uns, der See, den wir bislang nur von Bildern kannten. Es war wie immer ein abenteuerliches, nahezu magisches Gefühl, das uns überkam, als wir zum ersten Mal die Wasserfläche erblickten. Gepackt von der Vorfreude, beluden wir in Windeseile unsere Boote - natürlich viel zu voll - und machten uns auf zu einer Landzunge, die für die nächsten Tage unser Platz sein sollte.

Das Nadelöhr

Diese Stelle brachte in unseren Augen gleich zwei Vorteile mit sich: Zum einen grenzt sie den Hauptteil des Sees von einem Nebenarm ab und stellt somit eine Art Engpass dar, den die Fische unweigerlich durchqueren mussten, um in den anderen Teil zu gelangen. Zum anderen bot uns die Landzunge die Möglichkeit, einen großen Teil des Gewässers zu überblicken, um mögliche Fischaktivität auszumachen.

Schneller als erwartet

Wir ließen es uns natürlich nicht nehmen, bereits während des Aufbaus unsere Montagen auszulegen und das sollte sich schneller als erwartet bezahlt machen. Eine knappe Stunde später, wir waren noch tief in den Aufbau des zweiten Bivvy vertieft, gab einer der Bissanzeiger plötzlich einige Laute von sich. Wir ließen alles stehen und liegen und eilten der sich bereits überschlagenden Rolle entgegen. Nico nahm die Rute auf und es begann ein kurzer, knackiger Drill mit intensiven Fluchten. Der Fisch machte richtig Druck und bog die Rute im Halbkreis. Völlig auf den Drill fokussiert, fieberten wir dem ersten Fisch aus dem neuen See entgegen.

Badewannen-Struktur? Nicht ganz!

Als der Fisch endlich in den Kescher glitt, war die Freude groß. Der erste Karpfen der Session war ein langer Schuppenkarpfen mit gut 24 Pfund – der Anfang war gemacht und das nach so kurzer Zeit! Nachdem wir den Fisch versorgt und das restliche Tackle endlich aufgebaut hatten, widmeten wir uns der Spotsuche. Mithilfe von Boot und Echolot fuhren wir den gesamten Bereich vor unserer Landzunge auf und ab. Viel tat sich leider nicht auf dem kleinen Bildschirm des Sonars. Auf den ersten Blick schien der See einen klassischen Badewannenverlauf aufzuweisen, doch wie aus dem Nichts tauchte eine kleine Senke am Grund auf. Wir befanden uns mittlerweile über Nicos Spot, an dem er zuvor den Schuppi fangen hatte können. Je intensiver wir die Senke erkundeten, desto klarer zeichnete sich ein altes Flussbett ab. Es war nur etwa 30cm tiefer als der restliche Bereich, knapp 1,5 Meter breit und zog sich einmal rund um unsere Landzunge. Wir entschieden uns schließlich, vor, hinter und in der Rinne zu angeln.

Vertrauen fängt Fische?!

Köder und Futter wählten wir wie an unseren heimischen Gewässern in Deutschland. Wir fütterten die Spots mit einigen Händen benetzter Boilies, Groundbait-Ballen und natürlich einigen Kellen Pellets. Bei der Köderwahl setzten wir auch auf altbewährte Kombinationen. Dazu zählte natürlich der klassische Schneemann mit zwei 20er Murmeln oder einem 20mm Sinker, getoppt mit einem – in Goo eingelegten – 18mm Pop Up. Weiterhin setzten wir auf einzelne, eingelegte 24mm Boilies, die wir zusätzlich um den Hakenköder verteilten. Als Kontrastprogramm flogen ebenfalls knallige, große Pop Ups am Multi-, oder Chod-Rig ins Wasser.

In die Trickkiste greifen

Die Spotsuche, das Füttern und das Ausbringen der Montagen dauerten einige Zeit. Schnell ging der Nachmittag des ersten Tages in den Abend über. Es folgte eine ruhige und zugleich erholsame Nacht. Am nächsten Morgen standen Nico und ich erst einmal sprachlos am Ufer und beobachteten, wie die Sonne langsam über die Bäume kletterte und den Nebel über dem Wasser zum Leuchten brachte. Während dem Frühstück - Rührei mit frischen Zwiebeln und Speck - überdachten wir unser Vorgehen und beschlossen, unsere Taktik zu verfeinern. Sich von anderen Anglern abheben lautete die Devise. Wir mussten uns von unseren gewohnten Vorgehensweisen lösen und neue Dinge probieren, die keiner der unzähligen anderen Angler am See versuchte. Wir entschieden uns schließlich, trotz der zahlreichen Mitesser im See, auf kleinere Ködergrößen zu setzen.  

Routine abschütteln

Schneemänner wurden durch kleine, einzelne 14mm Boilies ersetzt und gedippte Boilies tauschten wir gegen ausgewaschene. Die großen Pop Ups wurden durch langweilige braune ersetzt und das alles, obwohl wir an anderen Gewässern wirklich gute Erfahrungen mit unseren Standardgrößen und -farben gesammelt hatten. Selbst unsere Futtermethoden passten wir an. Wir wuschen unsere Futter-Boilies in Seewasser aus, so dass sie den Eindruck erwecken sollten, schon lange Zeit im Wasser zu liegen.

Für die anstehende Nacht setzten wir alles auf eine Karte. Entweder würden wir durch Brassen und Zwergwelse kein Auge zu machen oder aber, wir fingen endlich wieder Karpfen!

Gamechanger

Nach dem anstrengenden Tag wollten wir nach dem Ablegen der letzten Rute einfach in die Liege fallen und uns ausruhen. Doch kaum hatten wir die Schlafsäck aufgewärmt, schrie wie aus dem Nichts der erste Bissanzeiger los. Mit so einer schnellen Reaktion auf unsere neue Köder-Strategie hatte keiner von uns beiden gerechnet. Und keiner von uns beiden ahnte, was dieser Fisch für einen kleinen Fangmarathon einleiten sollte. In dieser Nacht fingen wir auf jede unserer neu bzw. anders beköderten Ruten mindestens einen, meist sogar zwei Karpfen - einfach unglaublich.

Am nächsten Morgen war uns der nächtliche Fang-Marathon förmlich ins Gesicht geschrieben, so dass wir den Tag für ein erholsames und verdientes Mittagsschläfchen nutzten. Lediglich zwei unserer Ruten liefen über den Tag nochmal ab.

Die Nacht zum Tag machen

Vom Erfolg unserer neuen Vorgehensweise motiviert, machten wir am Abend wieder unsere Ruten klar. Wieder bekamen wir nur wenig Schlaf, fingen dafür aber schöne Fische. Unsere Routine bestand fortan tagsüber aus Schlafen und nachts aus Drillen. Während unseres Aufenthaltes testeten wir noch einige weitere Taktiken und Vorgehensweisen, die sich teils als fängig und teils als Flop herausstellten.

Störfaktor und Personal Best

Die absoluten Highlights unserer Session bildeten unsere neuen PBs. Nico konnte zwei wirklich schöne Karpfen mit 40 Pfund und etwas über 40 Pfund fangen und auch ich fing zwei Karpfen der selben Gewichtsklasse. Zudem wurde unsere Angelsession durch einen 147 cm langen und 43 Pfund schweren Stör gekrönt!

Die Session war durchzogen von Höhen und Tiefen, doch zusammenfassend können wir mehr als zufrieden sein. Obwohl wir mit einigen Vorurteilen im Hinterkopf angereist waren, waren alle Zweifel nach der Woche verflogen. Wir konnten wirklich großartige Fänge erzielen, viele Erfahrungen sammeln, ein Abenteuer erleben und uns vom alltäglichen Stress erholen – was will man mehr?

Viele Grüße

Jonas

Mehr von Jonas findet ihr auf dem J&M Angeln YouTube Kanal:
https://www.youtube.com/user/jonas9192

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