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Deine Story / 04.07.2015

Kai Rosenkranz über: Pleiten, Pech und wilde Rhonekarpfen - Teil 2

Weiter geht es mit Teil 2 von Kai rosenkranz' Story " Pleiten, Pech und wilde Rhonekarpfen" im Carpzilla MAG. Im ersten Teil berichtet Kai wie sich plötzlich ein Zeitfenster öffnete - Kumpel Uwe und er brachen spontan auf in den Süden Frankreichs. Ein Rhone Altarm ist ihr auserkorenens Ziel. Die beiden finden die Fische zwischen Hindenrissen und fangen sofort Fisch. doch dann kommt Wind auf - besser gesagt ein heftiger Mistral. Moven ist angesagt, um weiter am Fisch zu bleiben, doch lest selbt wie es weiter ging:

....

Nun beluden wir die Bananen mit den restlichen Dingen und stießen uns von der Spundmauer ab. Kaum auf dem Wasser schlugen die Wellen wie wild an die Bootswände und schwappte ins Bootsinnere. „Zum Glück haben wir alles wasserdicht verpackt“, schrie ich Uwe zu, obwohl dieser nur circa drei Meter neben mir ruderte. Wir wurden immer heftiger die Rohne hinunter gedrückt und mussten schräg rudern, um einigermaßen vorwärts zu kommen. Am Ufer der anderen Seite angekommen, orientierten wir uns am Schilf. Wir ruderten wie wild, doch kamen keinen Zentimeter voran. Ein beherzter Sprung ins Wasser mitsamt Jogging Hosen und T-Shirt beendete unsere Ruderübung, die einer stillstehenden Rudermaschine im Fitnessstudio glich. Wir zogen unsere Boote am Ufer entlang - über Stock und Stein, durch Schilffelder und umgebrochene Baumkronen. Endlich hatten wir den anvisierten Platz erreicht, bauten unsere Stühle auf begossen den Ritt mit einem Havanna Cola.

Futter marsch!

Wir stellten unsere Schirme in einen kleinen Steilhang, welcher hinter uns in die Höhe ragte. Nicht gemütlich, aber dieser Platz lag etwas windgeschützt. Alle Ruten mussten im Wasser aufgebaut werden und so postierten wir die Dreibeine im steinigen Uferbereich. Wir konnten nun am eigenen Ufer fischen und zur Not auch die Ruten werfen. Aufgrund der zwei Bisse in der vorherigen Nacht, beschloss ich einen großen Bereich anzufüttern. Also ruderte ich 50 Meter gegen den Wind raus und ließ mich treiben. Dieses Spiel wiederholte ich 5mal. Dabei streute ich eine Mischung aus selbstgerollten 30mm Solid Fishmix Boilies, 15mm und 20mm Supa Tuna Boilies von MTC Baits. Dazu kam 5kg Staubfutter in dem Haferflocken, Mais und Hanf eingearbeitet waren. Auch Tigers streute ich sporadisch dazu. Schließlich verteilten wir vier Ruten in tiefen zwischen 1,5 und 4,5 Metern im gefütterten Bereich.

Wasserdicht?! Mal sehen…

Der Schnurdruck wurde aufgrund des Mistrals so stark, dass wir unsere Dreibeine mit Wasserkanistern zusätzlich beschweren wollten. Während ich eine Flasche präparierte fiel Uwes Dreibein um und verschwand im knietiefen Wasser. Ein herzhaftes Gelächter meinerseits stimmte Uwe nicht grade positiv. Doch die Fox NTXR waren wasserdicht und so gab es für Uwe keine Konsequenzen. Dreibein aus dem Wasser gefischt, wieder aufgebaut, Flasche dran und Ruten drauf. Plötzlich fiel mein linkes Dreibein um und verhakte sich zum Glück in den Ruten des rechten Dreibeins. Leider hielt dies dem Schnurdruck aller 4 Ruten nur kurze Zeit stand, mein beherzter Sprung zu den Ruten war umsonst. Meine Bissanzeiger waren alle untergegangen. Ich fischte schnellstmöglich beide Dreibeine aus dem Wasser. Doch zu meinem Leittragen waren meine RX nicht wasserdicht. Sie liefen einfach voll. Alle waren im Eimer.

Was nun? Wir nutzten die Bissanzeiger als Rutenablagen und klärten ab, dass egal wer von uns beiden eine laufende Spule hören würde, den Anschlag setzen sollte.

Wenn das Wasser steigt…

Es kam wie es kommen musste, die Fische bissen weiter, sogar die Ruten, die wir nicht auf dem Futterplatz ablegten, liefen. Zufrieden arrangierten wir uns auf dem viel zu kleinen Platz, bis Uwe einen Anstieg des Wassers feststellte. Wir nahmen uns verschiedene Anhaltspunkte, einen kleinen Busch hier, einen kleinen Ast da. Mitten in der Nacht fingen wir einen weiteren Schuppi mit 12kg. Beim Fotografieren checkten wir unsere Pegelpunkte und stellten einen schnellen Anstieg des Wassers fest. Den Platz wollten wir nicht aufgeben, dafür liefen die Fische einfach zu gut. Nur wohin sollten wir? Hinter uns war der Steilhang und an dessen Oberkante wucherte dichtes Gebüsch. Am Morgen beschloss Uwe mit seinem Leatherman den Hang hinter unseren Zelten frei zu schneiden, um zusätzlich Platz zu schaffen.

Ich wollte uns grade einen Havanna Cola einschenken, da rasselte eine meiner Teleskopstangen los. Im Drill standen wir beide mit den Wattstiefeln knietief im Wasser. Der Wind peitschte uns immer noch unerbittlich um die Nasen und fühlte sich kalt an. Die Teleskoprute bog sich bis ins Handteil. Uwe lachte sich krumm. Ausgelegt für 0.50mm Schnur und 120 Gramm war sie keinesfalls. Der Fisch lief ruhig und kraftvoll. Als wir ihn das erste Mal im Uferbereich schemenhaft zu sehen bekamen, wussten wir, dass dieser größer als die bisher gefangenen Karpfen war. Der erste Kescherversuch von Uwe glückte und wir konnten einen massigen Rohne-Bullen mit breiten Rücken bestaunen. Ein Fisch wie im Bilderbuch. Keine Macke, eine schöne Färbung und perfekte Stromkarpfenform. Einfach Traumhaft. Nach den Fotos dieses genialen Schuppis ging Uwe wieder an die Arbeit. Ich goss die beiden zu einem viertel eingegossenen Havannagläser mit Cola auf… Ein Schrei, ein Fluch und noch ein Schrei… UWE??!

Au revoir – die Zweite!

Hoffentlich hatte Uwe sich nicht mit dem Leatherman einen Finger abgesäbelt. Uwe stand Bleich und Sprachlos vor mir. Ich wusste noch immer nicht was geschehen war und suchte nach der blutenden Stelle an seinem Körper. Uwe schlug die Hände vorm Gesicht zusammen und sank auf den Stuhl. Beim Versuch einen etwas dickeren Ast zu kappen, rutschte das Messer aus seiner Hand und flog in hohem Bogen auf seinen Supa Brolly. Es traf mit der Klinge perfekt die Mitte des hinteren Schirmelements und blieb stecken. Langsam aber unaufhaltsam glitt es zu Boden und hinterließ einen feinsäuberlichen Schnitt von oben nach unten. 350 Euro - au revoir.

Ich tapte den Riss mit Panzerklebeband und versorgte Uwe mit dem zuvor eingegossenen Beruhigungstrank, den er prompt und ohne Ansage leer trank. Eine Nacht hatten wir noch, also bissen wir die Zähne zusammen und kämpften weiter gegen den Mistral, Pech und starke Rhoneschuppis. Wir verstauten sämtliche Sachen aufeinandergestapelt in den Booten und bauten in der neu freigeschnittenen Ecke des Platzes auf. Die Boote banden wir an einem Baum an, sodass ein weiterer Anstieg des Wassers ihnen nichts anhaben konnte. An diesem Abend leerten wir unsere Vorräte und ließen den Urlaub Revue passieren.

In dieser Nacht konnte Uwe noch einen Fisch der 15kg Klasse über den Kescherrand ziehen. Der Morgen begrüßte uns mit Sonnenschein und einer leichten Briese. Der Mistral hatte, als hätten wir es mit ihm abgesprochen nachgelassen und so konnten wir bei strahlendem Sonnenschein unsere Sachen einpacken und den Heimweg antreten.

Bzzz Bzzz, Kabel, Batterie

Am Auto angekommen luden wir sämtliche Sachen aus den Booten und verstauten es in meinem Kombi. Wir saßen noch kurz am Ufer und genossen die Sonnenstrahlen. Wir stiegen ins Auto und ich drückte den „Start/Stop“ Knopf, doch nichts geschah. Ein leises Klicken ließ auf nichts Gutes schließen. Die blöde Batterie streikte – tolle Inspektion. Wir konnten es nicht glauben. Warum passiert uns das und warum alles auf einmal? Wir hielten einige Autos an, verklickerte den Insassen was wir brauchten und stammelten dabei irgendwas von „Engine, Motor, Auto, Car, Bzzz Bzzz, Kabel, Batterie“. Ein Franzose stoppte, welcher grade zum Windsurfing an diesen Rohne-Altarm unterwegs war, lächelte nur kurz und zeigte auf sein Überbrückungskabel. In Deutschland wäre dieses Kabel wohl durch sämtliche Prüfungen und Zulassungsämter gefallen, doch waren wir froh die zwei etwa 3 Meter langen und blanken Kabel ohne Klemmen auf der Rücksitzbank des Franzosen liegen zu sehen.

Platter Reifen vorne rechts!

Wir erklärten dem Franzosen den Weg zu unserem Auto und er nickte und startete seinen Wagen. Als Uwe und ich beim Weglaufen ein leiern eines Motors vernahmen drehten wir uns um… Auch die Karre des Franzosen wollte nun nicht mehr anspringen. Wir rannten zurück und schoben hilfsbereit das Auto des Franzosen an. Das gelang und kurze Zeit später konnten wir endlich den Heimweg antreten. Im ersten Kreisel Richtung Tankstelle ertönte ein Signalton und mein Boardcomputer zeigte mir die Meldung „Reifendruck prüfen“. Schnell hielten wir auf dem Seitenstreifen. Platter Reifen vorne rechts… Der nächste herbe Schlag.

Nachdem wir mit Schneckentempo die Tankstelle erreichten und mit laufendem Motor tankten und die Luft im Reifen aufgefüllt hatten, stellten wir fest, dass ich mir wohl auf unserem Parkplatz eine Schraube eingefahren hatte. Ich rannte in den Intermarche, welcher nahe der Tankstelle geöffnet hatte. Ich kaufte 2 Dosen Pannenpilot und ab ging die Luzi: Wir starteten gegen 16 Uhr in Frankreich. Fortan nutzten wir jede Autobahn Raststätte zum Auffüllen des Reifenluftdrucks. An einigen französischen Tankstellen waren die Luftschläuche geklaut. Also mussten wir uns mit neu gekauftem Reifenpilotspray aushelfen.

Den 125er Ersatzreifen wollten wir zunächst nicht aufziehen. Denn mit 80 über die Autobahn zu zuckeln, war das Letzte was wir wollten. Erst nach der Grenze entschieden wir uns, nach über 40km mit plattem Reifen, den Ersatzreifen aufzuziehen.

Uwe, ein Profi im Pannendienst und meine Wenigkeit befanden uns nachts um 2.30 Uhr auf der Autobahn, bewaffnet mit Kopflampen. Doch an Notreifen und Radkreuz mussten wir erst einmal herankommen. Also Boote vom Dach, so dass die Heckklappe aufgeht, alles aus dem Auto räumen, Reifen raus, Wagenheber und Radkreuz raus. Die demontierte Felge war kochend heiß. Im Nachhinein waren wir froh sie gewechselt zu haben, lange hätte es nicht gedauert, bis sie uns um die Ohren geflogen wäre. Nun folgten die letzten 250km mit 80km/h.

Der Fuchs geht um

Nach gefahrenen 50 Kilometern rannte wie aus dem Nichts ein Fuchs über die Autobahn. Uns blieb das Herz stehen. Ich musste das Lenkrad verreißen. Wir vermuteten, dass der Schwanz des Fuchses meinen rechten Kotflügel streifte. Es war wirklich knapp, doch es geschah zum Glück nicht mehr und der Blick in den Rückspiegel brachte uns die Gewissheit, dass der Fuchs noch rannte.

Gegen halb 6 Uhr trudelten wir endlich in Uwes Heimatort ein. Die letzten Kilometer hatten wir kein Wort gewechselt. Wir fielen nach 13,5 Stunden Fahrt endlich in die Betten… Wir wollten nichts mehr wissen, einfach nur noch schlafen. Wir schworen uns höhnisch von Zimmer zu Zimmer rufend, nie wieder gemeinsam zum Angeln zu fahren...

Ende gut – alles gut

Ein Trip, den wir wohl beide nicht so schnell vergessen werden. Ein Erlebnis, ein Abenteuer, nichts für schwache Nerven und doch hat es uns stärker zusammengeschweißt. In solchen Situationen merkt man, ob man einen echten Freund oder nur einen Angelpartner hat.

Uwe ist ein echter Freund. Nur eine Wochen später saßen wir mit Marco bei einem Kaffee zusammen, erzählten über das Erlebte und planten den nächsten Trip zu dritt an die französische Mosel. Frankreich ist und bleibt unser Ziel für große Träume und wahre Abenteuer. 

Kai Rosenkranz

Hier geht es zu Teil 1:
http://www.carpzilla.de/mag/deine-story/kai-rosenkranz-ueber-pleiten-pech-und-wilde-rhonekarpfen-teil-1-6397.html

Hier geht es zu MTC Baits:
http://www.mtcbaits.de/

Hier geht es zur Homepage von Taska:
http://www.taska.co.uk/

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