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Deine Story / 26.09.2017

Lucas Maurer: Offene Rechnung in Frankreich

Der erste frankreich-Trip ist für jeden Karpfenangler etwas ganz besonderes – so auch für Lucas Maurer und Kumpel Tim. Doch aller Anfang ist schwer und wie so oft, muss man beim ersten Mal vor allem eins: Lehrgeld bezahlen! Umso heißer waren die Freunde auf ihren 2. Trip:

Sommer. Sonne. Semesterferien. Die nervenaufreibende Klausurphase zog sich wieder viel zu lange hin und an Angeln war in dieser Phase so gut wie gar nicht zu denken. Dennoch hatten mein Kumpel Tim und ich beschlossen uns direkt nach den Klausuren eine Auszeit zu gönnen und für mindestens eine Woche in Frankreich zu fischen.

Wir waren uns dennoch einig, dass wir keine Zeit in Planung investieren dürfen, um nicht mit den Gedanken vollends dem Angelfieber zu verfallen. Aber was macht man, wenn man keine Zeit für Planung „verschwenden“ kann? Entweder man packt seine sieben Sachen, stürzt sich ins Abenteuer oder man fährt dorthin, wo man schon einmal war.

Die offene Rechnung

Wir entschlossen uns für die zweite Variante, da wir noch eine offene Rechnung zu begleichen hatten. Endlich war es soweit, die letzte Prüfung war geschrieben und es lagen nur noch wenige Tage bis zur Abfahrt ins gelobte Land vor uns. So schnell wie möglich erledigten wir alles, was noch anstand.

Batterien laden, Tackle kampfbereit machen und was natürlich gar nicht fehlen durfte, war der Schlüssel zum Erfolg - unsere Boilies! Wir entschlossen uns nur 24mm Boilies in zwei verschieden Geschmacksrichtungen mit zu nehmen. Zum einen unsere unschlagbare Waffe, den P.N. Activity, zum anderen den Cocos/Banana, einen weißen, süßen Boilie. Zusätzlich kamen noch Tigernüsse mit, die auf keinem Trip fehlen dürfen.

Die Spannung stieg. Dann war es soweit: 6 Uhr morgens, Tim parkte den gepackten Bulli vor meiner Tür. Abfahrt!

Schlechte Erinnerungen...

An dieser Stelle muss ich kurz von unserem allerersten Frankreich Trip über Ostern berichten. Damals beangelten wir einen sehr bekannten 300ha großen Stausee. Die Fische waren kurz vor dem Laichgeschäft und so gut wie jede Nachtangelzone war voll besetzt. Als wir nach zweitägiger Location endlich einen Platz gefunden hatten, war unsere Laune schon im Keller. Zu dem kam, dass die Seen Hochwasser hatten und ganze Wälder im Wasser versunken waren, was das Angeln zu einer echten Herausforderung machte.

Schließlich konnten wir einen einzigen Karpfen fangen, was gegenüber den anderen Anglern, schon als echter Erfolg einzustufen war. Denn wie wir bei unserer Weiterreise feststellten, schienen alle anderen geblinkt zu haben.

Für mich war es ein verdammt geiles Gefühl meinen ersten Franzosen in den Händen zu halten. Diesen Fisch werde ich in meinem Leben nicht mehr vergessen, gerade nach der harten Arbeit.

Wir entschieden uns damals Gründonnerstag zu moven und weiter nördlich unser Glück erneut auf die Probe zu stellen. Ein folgenschwerer Fehler, wie sich heraus stellte. Wir fuhren bestimmt 10 verschiedene Seen an und egal wo wir ankamen, die Seen waren bis auf den letzten Platz besetzt. Wären wir doch einfach geblieben, wo wir waren! Wir verbrachten zwei Nächte im Bulli, wollten einfach nicht aufgeben, wurden aber durch unsere Dummheit in die Knie gezwungen.

Wir gaben auf. Mit gemischten Gefühlen fuhren wir Heim. Einerseits enttäuscht und sauer, auf der anderen Seite mit dem gefestigten Ziel, unbedingt nochmal wiederkommen zu müssen!

Jetzt erst recht

Jetzt, kurz vor der Abreise zum zweiten Trip, waren wir fest davon überzeugt, es besser zu machen aus unseren Fehlern zu lernen. Dennoch standen die Zeichen wieder gegen uns. Eine anhaltende Hitzewelle bescherte uns Temperaturen um die 35°C und nicht der Hauch einer Brise lag in der Luft. Mit gemischten Gefühlen bahnten wir unseren Weg in Richtung Frankreich.

Die negativen Gedanken verflogen als wir das erste Mal von einem höher gelegenen Punkt über den See blickten. Atemberaubend. Da lag er wieder vor uns - in all seiner Pracht. Wir setzten höchste Priorität darin, uns nicht einfach irgendwo nieder zu lassen, wo es schön aussieht, sondern wir wollten Fisch!

Suchen und Finden

Zu unserm großen Glück war kaum eine Stelle besetzt. Im Nu waren die Boote startklar für eine erste Erkundungstour. Wir fuhren und fuhren und es zeigte sich nicht ein Karpfen, bis wir schlussendlich in einer großen Schutzzone fündig wurden. Wir waren unserem Ziel so nah, aber dennoch so weit entfernt, denn das Angeln war natürlich innerhalb der Zone verboten...

Wir schmiedeten einen Plan und bauten unser Camp direkt am Ende der nächstgelegenen Nachtangelzone auf. Wir wollten die Fische abfangen, wenn sie ihren Sicherheitsbereich verlassen, eine andere Möglichkeit hatten wir nicht.

Wir fingen an, unsere Ruten entlang der Grenze zu der Schutzzone zu verteilen, in der wir eine lange Futterspur zogen. Tim fuhr gerade mit seiner letzten Rute zurück in Richtung Camp, als aus dem Nichts seine Bremse los schrie.

Noch nicht einmal der Delkim war eingeschaltet: unglaublich! So schnell kam der Biss. Unser Adrenalin stieg ins Unermessliche. Wird das Tims erster Franzose?! Ja wurde es und was für ein geiler Fisches war. Ein gewichtiger, markanter Two-Tone Schuppi, den er wohl nie wieder vergessen wird. In dieser Nacht konnte Tim noch einen weiteren, kleineren Spiegler fangen, beide Fische auf dieselbe Rute.

Köder gekaut!

Am nächsten Morgen kontrollierten wir die Ruten und stellten fest, dass alle unsere Köder allesamt runter genagt waren - das Ergebnis von Krebsen und Weißfisch. Wir verblieben zwei Tage an dieser Stelle ohne weiter Aktion. Die Fische schienen weiter gezogen zu sein, also zogen wir mit.

Am neuen Platz verteilten wir unsere Ruten deutlich weiter. Mir sprang direkt ein großes Krautfeld ins Auge, welches an einer auslaufenden Spitze lag. Hier musste einfach was gehen!

Das Wetter dreht

Das Wetter wechselte. Endlich kamen Regen und der erhoffte starke Wind. Mitten in der Nacht bei Starkregen der erste Dauerton an meiner Krautrute. Ab ins Boot, immerhin trennten mich von dem Fisch noch 450Meter. Durchnässt vom Regen, kämpfte ich mich Meter für Meter in Richtung Fisch vor bis sich nichts mehr tat. Der Fisch muss irgendwo hängen, nur wo? Ich konnte die Hand vor Augen nicht sehen und wusste somit nicht einmal wo ich mich befinde?

Also vertraute ich auf meinen Instinkt und ließ dem Fisch erst mal Schnur, damit er sich selbst befreit. Ich richtete mein Boot aus, nahm wieder Druck auf und spürte tatsächlich konstante, starke Kopfschläge in der Rute. Der Fisch war wieder frei! Kurze Zeit später, glitt mir ein riesiger Schuppi ins Netz. Yeees!

Kurz nachdem ich wieder an Land war, lief auch Tims Rute am eigenen Ufer ab, er fing einen mit sehr großen Schuppen bestückten Spiegler. Die Nacht entschädigte für alles. Wir blieben noch eine weitere Nacht an diesem See und wollten dann weiter, zu einem für uns neuen Gewässer. Diesmal kehrten wir dem See sehr zufrieden den Rücken und unsere Rechnung von Ostern war definitiv beglichen.

Neuer See, neues Glück

Spät am Abend fanden wir uns an einem ca. 150ha großen Stausee ein. Wir beobachten einige Fische an der Oberfläche und fütterten diesen Bereich, welcher komplett mit Schlamm bedeckt war. Einige Kilo P.N.'s flogen ins Wasser, um die die Fische im Areal zu halten. Auch in den nächsten drei Tagen sollte unsere Glückssträhne anhalten. Gerade in den Morgenstunden lief eine Rute nach der anderen ab.

Viele tolle Fische fanden den Weg in unsere Kescher und das Beste dabei war, dass es die Bissfrequenz immer stärker wurde. Definitiv ein Zeichen von gutem Futter! Das einzige Problem war, dass in regelmäßigen Abständen starke Gewitter übers Land zogen, die das Ruten legen zu gefährlich machten und unseren Platz in eine Schlammwüste verwandelten.

Auch bei dieser Tour bestätigte sich das Sprichwort: Man muss gehen wenn es am schönsten ist.

Doch vielleicht ist das auch ganz gut so. Wir freuen uns jedenfalls schon riesig auf das nächste Abenteuer.

Lucas Maurer

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