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Deine Story / 19.07.2018

Marco Herzog: das Urvieh aus Österreich

Im Jahr 2014 gewann Marco Herzog das Road-Lake-Gewinnspiel hier auf Carpzilla und verbrachte eine Woche am legendären Gigantica-Komplex mit Danny Fairbrass, Ali Hamidi und Christopher Paschmanns. Seit dem versorgt er uns immer wieder mit schönen Inhalten und dicken Fischen - mittlerweile ist er sogar Teamangler beim niederländischen Köderhersteller BFP Baits. In seiner neuen Story erzählt Marco von einer spontanen Tour nach Österreich - viel Spaß beim Lesen:

Fast 1000 Kilometer für zwei Nächte

Vor zwei Jahren lernte ich an einem bayerischen Baggersee einen jungen Österreicher kennen. Wir unterhielten uns die Tage ab und an, und blieben anschließend über soziale Netzwerke in Kontakt. Letztes Jahr schrieb er mich an, ob ich mal Lust auf eine Session bei Ihm hätte. Klar, warum denn nicht, ich bin immer offen für Neues. Leider schaffte ich es zeitlich in 2017 nicht mehr, da ich noch andere Ziele vor Augen hatte. 

Doch in diesem Jahr sollte es klappen. Er berichtete mir Mitte Mai, dass die Karpfen mit dem Laichen fertig waren und die Fische hungrig sind. Ok, eigentlich wollte ich ja eine ganze Woche zu ihm fahren, aber leider reichte mir die Zeit dann doch nur für ein Wochenende. Wegen knapp drei Tagen die 450km Fahrt auf sich nehmen? Man gönnt sich ja sonst nichts!

Der alte Bully war schnell beladen und so machte ich mich an einem Freitag gegen 13 Uhr auf den Weg. Es war warm, richtig warm. Klimaanlage? Fehlanzeige! Die einzige Sonderausstattung ist wohl das Radio, das mein alter Bus besitzt. Nach einer fünfstündigen, schweißtreibenden Fahrt war ich dann endlich am Ziel angekommen. 

Hotspot-Suche gegen die Zeit

Im See spiegelte sich die Sonne. Nach kurzer Begrüßung und einem kalten Getränk, räumte ich meinen VW Bus aus.  Die Zeit drängte, es war mittlerweile fast 19 Uhr und ich wollte meine Ruten noch vor der Dunkelheit sauber ins Wasser bringen.

Futter hatte ich nicht viel dabei. Lediglich ein paar Kilo Fruit Punch Boilies von BFP Baits und Tigernüsse. Als das Boot startklar war, machte ich mich auf den Weg Richtung gegenüberliegendem Ufer. Dort sah der Uferbereich vielversprechend aus. Versunkene Bäume, Büsche, Geäst - alles was der Karpfen braucht, um Schutz und Nahrung zu finden. Auch laut meinem österreichischen Kollegen, war das eine der erfolgsversprechenden Stellen. Der Plan stand und ich bereite den Platz mit etwa einem Kilo Boilies, und einer ordentlichen Portion Tigernüssen vor. Letzteres schleimte im Eimer schon ordentlich. Genau wie ich es mag!

Safety First

Da unser Weg zu den Ruten doch ein wenig steil war, vermutete ich, dass es Nachts ziemlich gefährlich werden konnte. Daher beschloss ich die Ruten ein paar Meter vorm Holz abzulegen. Mit einer ziemlich fest eingestellten Bremse blieb mir dann doch ein wenig mehr Zeit zu den Ruten, bevor der Fisch eventuell ins Unterholz flüchten konnte. 

Als Hakenköder benutzte ich auf einer Rute zwei Tigernüsse, die ich mit Kork ausbalanciert hatte, auf der anderen Rute einen 15mm Fruit Punch Boilie, getoppt mit einer einzigen Nuss. Als wir uns es gerade gemütlich machten, bekam mein Kollege ein paar einzelne Pieper und der Hanger tänzelte auf und ab. Brassen, sagte er. Und so war es auch - ein stolzes Exemplar. 

Fische laut, Bissanzeiger stumm

Die Nacht brach an, es war mittlerweile 23 Uhr. Die Aktivität der Fische erreichte so langsam ihren Höhepunkt. Überall hörte man die Fische rollen. Ich war mir sicher, dass es nicht mehr lange dauern würde, bis eine unserer Ruten abläuft. Die Müdigkeit machte mir zu schaffen, sodass ich mich mit einem super Gefühl schlafen legte. Ich schlief relativ schnell ein und war mir fast sicher mindestens einmal raus zu müssen.

Doch dem war leider nicht so. Ich wachte auf, und es war einfach nichts passiert. Unglaublich dachte ich mir. Bei einer Tasse Kaffee grübelten wir gemeinsam nach dem Warum. Eine Antwort fanden wir beide nicht. Ich wusste nur, dass ich jetzt über den Tag die Ruten am eigenen Ufer ablegen würde. Doch da der Platz am anderen Ufer einfach zu gut aussah, gab ich ihm kommende Nacht nochmal eine Chance. Meine letzte Chance. 

Mehr Risiko für den Erfolg

Ich fütterte nachmittags dieselbe Menge wie am Vortag und legte spätnachmittags wieder meine Ruten dort ab. Diesmal mit mehr Risiko. Ich entschied mich meine Rigs näher am Holz zu platzieren. Nach einem ausgewogenen Abendessen wurde es dann auch schon dunkel. Erneut klatschte und rollte es unüberhörbar. Doch diesmal bekam ich kurz nach Einbruch der Dunkelheit einen Vollrun. Nach einem weniger spektakulärem Drill lag ein schöner Spiegler im Netz. Und die Nacht war noch jung…

Schnell war die Rute wieder abgelegt. Ein paar Minuten später befand ich mich wieder auf meiner Liege. Meine Funkbox gab erneut zwei kurze Töne von sich. Ruhe. Ich schaute auf die Uhr. Es war 04:30 Uhr. Ich war zwischenzeitlich wohl wieder eingeschlafen. Wieder gab der Receiver einen Ton von sich. Brasse, war mein Gedanke. Wahrscheinlich hatte der Schleimer sich am Rig mit dem 15mm Fruit Punch Boilie und der Nuss aufgehängt. 

Brasse mit Ast?

Ich tappte in der Morgendämmerung zu meiner Rute und nahm diese auf. Erst dachte ich, ich würde eine Brasse inklusive großem Ast drillen. Doch das was da am Haken hing, ließ sich ohne Probleme ans Ufer pumpen. Mein Kollege, der mittlerweile neben mir stand, legte den Kescher wieder beiseite. Erst als wir beide im schwachen Licht doch einen Karpfen sehen konnten, nahm er den Kescher wieder zur Hand und bugsierte den Fisch in die Maschen. 

Ich rechnete mit nix besonderem, aber als ich so Sachen hörte wie "Ja bist du deppat" und "Urvieh" wagte ich auch mal ein Blick in den Kescher. Ich staunte auf einen mega breiten Schuppenkarpfen. Schon beim Anheben merkte ich, das hier richtig Gewicht im Kescher liegt. Unglaublich, der Zeiger blieb bei etwas über 25 Kilo stehen. Wir waren überglücklich. Wir freuten uns gemeinsam über den Fisch. Niemals hätte ich gedacht, bei so einer spontanen Session so einen Fisch fangen zu dürfen. Aber unverhofft kommt oft und ich bin froh die lange Fahrt und Strapazen auf mich genommen zu haben. 

Viele Grüße,

Marco Herzog

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