Suche
Deine Story / 11.12.2015

Mathias Lange über: dicke Fänge an milden Wintertagen

Das Jahr ist wie im Flug an mir vorbei gerauscht und es gab anglerisch viele Höhen und Tiefen. Mittlerweile haben wir Dezember und das Wetter ist vieler Orts immernoch alles andere als eiskalt und winterlich. Die im Anbetracht der Jahreszeit noch recht milden Temperaturen spielen uns Karpfenanglern voll in die Karten.

Milde Außentemperaturen bis über 10 Grad im Winter, das ist einfach Phänomenal. Auch wenn das Wasser der Gewässer mittlerweile deutlich kälter ist, halten solche milde Phasen die Fische noch in Bewegung. Für meinen Kumpel Kai und mich war eine solch milde Phase Anfang Dezember Grund genug das Tackle nochmal rauszuholen und einen Versuch zu wagen.

Unser Ziel war ein kleiner See in Niedersachsen, den wir bereits aus einer Sommer-Session schon recht gut kannten. Bei dem Gewässer handelt es sich um einen relativ stark befischten Baggersee mit überschaubarer Größe. Eigentlich ist das nicht unsere Angelei – denn wir sind an den großen Brandenburger Naturseen zu Hause. Doch so spät im Jahr rechneten wir am Baggersee einerseits mit deutlich weniger Anglern und andererseits waren die Chancen auf einen guten Fisch recht gut – sofern die Fische bei den milden Bedingungen noch oder wieder Nahrung zu sich nehmen.

Kaltwasser-Taktik für milde Phasen:

Durch unsere Gewässerkenntnis dauerte es nach dreistündiger Anfahrt anschließend nicht lange, bis wir unsere vier Ruten auf den zuvor ausgemalten Spots abgelegt hatten.  

Beim Futter entschied mich mit sehr kleinem Futter zu angeln und zerkleinerte mir Tigernüssen, Dosenmais, Active Banane-Squid Boilies und einigen leckeren Esskastanien, die ich auf Arbeit übrig hatte. Alles zusammen pimpte ich mit Sweet – Insect Liquid. Ja, es ist eine verrückte Kombination, die aber sehr gut funktioniert.

Ich wollte einfach etwas anderes machen als andere Angler die hier fischen, denn der See ist wie gesagt einem höheren Angeldruck ausgesetzt und die Fische sind über die Jahre sehr vorsichtig geworden.

Ich wählte meine Spots unter überhängenden Bäumen, die ins Wasser ragten. Ich vermutete dass sich die Karpfen regelmäßig aufhalten würden, um Schutz zu suchen. Auch die Tiefe dort war eine sehr interessante, denn es ging direkt auf 4 Meter runter und der Boden war steinhart. Alles deutete auf ein klassisches Winterrevier unserer Freunde hin. Ich ffütterte zunächst ca. 500g meiner Futtermischung - das sollte für den Anfang reichen.

Zur richtigen Zeit am richtigen Ort

Die Ruten lagen keine drei Stunden als sich mein Carpsounder schon meldete. Ich nahm die Rute auf und hatte sofort Kontakt zum Fisch. Ein langer alter Spiegler mit richtig markanten Schuppen auf der Flanke lag nach gut 20 Minuten Drill endlich auf meiner Matte. Das war ein Auftakt nach Maß und gab mir ein sehr gutes Gefühl für die nächsten Stunden und Tage.

Nach gutem Essen und einem Glas Portwein ging es gegen 22 Uhr ins Bett, schließlich hatten wir einen langen Tag in den Knochen. Aber der Schlaf sollte nicht von langer Dauer sein. Gegen 4.30 Uhr meldete sich die gleiche Rute wieder. Ich stieg ins Boot und fuhr dem Fisch entgegen. Ein richtig starker Kämpfer erwartete mich und nach ca. 30 Minuten konnte ich den fetten Spiegler bei stürmischer Nacht landen. Als ich mit dem Fisch am Ufer ankam, fiel plötzlich Kais Swinger durch – seine Rute lag genau unter einer großen Weide.

Unglaublich was hier los war und das im Dezember bei 6 Grad Wassertemperatur. Auch er konnte kurz darauf einen richtig fetten Dezember Spiegler überlisten. Wir fischten beide mit sehr kurzen Rigs (ca. 12cm), die perfekt in der Unterlippe der Karpfen griffen. Wir vermuteten, dass sich die Fische bei solch kaltem Wasser nur noch träge bewegen und somit sehr kurze Montagen besser funktionieren. Tatsächlich schien es die richtige Entscheidung gewesen zu sein.

Bauchgefühl bringt dickes Ende

Am nächsten Tag und in der darauffolgenden Nacht passierte nichts mehr, schlagartig war alles ruhig. Aber nach unserem Bauchgefühl gehend, waren uns trotzdem sicher, dass da noch irgendwas passieren würde. Und so kam es dann auch: Nach 24 Stunden ohne Aktion rannte wieder die Rute unter den überhängenden Bäumen los, auf der ich schon zuvor zwei Fische fangen konnte. Ich merkte schon im Drill, dass das was richtig fettes sein musste. Meine Rute bog sich voll durch und der Fisch ließ sich lange nicht an der Oberfläche blicken. Ich drillte den Karpfen sehr vorsichtig, denn ich wollte ihn unbedingt sicher landen.

Als er dann endlich platt war und bereit gekeschert zu werden, sah ich dieses Fette Wasserschwein vor mir. Ich konnte mir einen Schrei am Morgen über das Baggerloch nicht verkneifen. Aufgeregt und mit schweren Gepäck im Schlepptau ruderte ich zurück, wo Kai schon auf mich wartete. Als er den Fisch entgegen nahm, sagte er gleich zu mir: „Matze, der hat doch über 20 Kilo!“ Wir waren gespannt, was uns die Waage anzeigen würde. Und dann hatte ich die Gewissheit tatsächlich einen 20 Kilo + Spiegler mehr in meinem Fangbuch zu haben.

Das Gespür ist entscheidend

Der Spiegler war schon mit Egeln befallen, ein Zeichen dafür, dass er sich nicht mehr viel bewegt. Er schien unter den überhängenden Ästen sein Revier gehabt zu haben und steckte den Kopf nur noch zum Fressen hinaus. Meine Futterstrategie schien voll aufzugehen, die verführerische Kombination schien den Karpfen wohl gefallen zu haben. Im Anbetracht der vielen Bisse innerhalb der kurzen Angelzeit schien auch die Futtermenge genau richtig gewesen zu sein. Obwohl es sofort gut anlief, fütterte ich nach jedem Fisch nur 1-2 Hände nach. Auch das kann meiner Meinung nach den Unterschied zwischen Fangen und Nicht-Fangen bei guten Wetterbedingungen aber sehr kalten Wassertemperaturen machen.

Für den letzten Tag wurden die Ruten alle noch mal neu abgelegt und mit etwas Futter versorgt. Ich drückte Kai die Daumen, dass auch bei ihm noch ein Fisch anbeißt. Wir glaubten eigentlich fest daran, dass wir noch einen Karpfen überlisten würden, aber der rasch steigende Luftdruck machte uns einen Strich durch die Rechnung: Das schien unseren Freunden nicht zu gefallen. Es sollte eine Nacht ohne Aktion bleiben. Am nächsten Morgen ließen wir das erlebte bei einer Tasse Kaffee Revue passieren und packten alles fix ein, da wir noch am selben Tag zur Arbeit mussten. Zufrieden mit dem Erlebten der letzten drei Tage startete ich mehr als beruhigt in die Winterpause. Bis zum nächsten Jahr!

Matzes Tipps für milde Wintertage

Wenn auch ihr euer Glück in diesem sehr milden Spätjahr nochmal herausfordern wollt, möchte ich euch folgende Tipps für den spontanen Erfolg ans Herz legen:

  • Beobachtet das Wetter im Voraus – milde Phasen, die mehrere Tage anhalten sind top.
  • Wählt ein Gewässer, an dem die Winterreviere leicht auszumachen sind.
  • Setzt auf sehr attraktives – also wasserlösliches Futter.
  • Bei kaltem Wasser lieber eine Hand Futter zu wenig einbringen als eine Hand zu viel.
  • Die Fische bewegen sich langsam – die Länge der Rigs kann den Unterschied machen.
  • Um den richtigen Zeitpunkt für einen Ansitz ins Auge zu fassen, behaltet den Luftdruck im Auge: fallender und konstanter Luftdruck ist gut, schnell steigender Luftdruck ist schwierig.
  • Hört auf euer Bauchgefühl und habt Sitzfleisch – das Warten lohnt sich!

Viele Grüße

Matthias Mathias 

Tags:
Partner
Nash Marc and Alan