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Deine Story / 10.01.2022

Max Sieverling: Futterplatz-Learnings im vergangenen Herbst

Vor gar nicht so langer Zeit haben viele von uns bestimmt noch regelmäßig ihr Brolly am Wasser aufgebaut und einen Platz befischt, in den sie durch gute Vorbereitung viel Vertrauen gesteckt haben – wir meinen den „Futterplatz-Herbst“. ProLine Teamangler Max Sieverling ist voll auf eurer Seite und nimmt sich dem Thema heute detailliert an. Getreu nach dem Motto: „learning while doing“ erzählt er euch in dieser Story von seiner Futterplatzangelei im vergangenen Herbst und gibt alle Erfahrungen an euch weiter, die er sonst noch so zum Thema Futterplatzangeln gesammelt hat. Lest selbst:

So langsam beginnt die heiße Phase des Jahres. Die Bäume leuchten im Morgenlicht in allen erdenklichen Farben und die Natur stimmt sich in ihrer unvergleichlichen Art und Weise auf den Winter ein. Es ist endlich wieder so weit - der Indiensummer beginnt. Unsere Zielfische gehen endgültig auf ihr Kampfgewicht zu und das Wetter wird erbarmungslos. Genau das reizt einige von uns so sehr. Immer wieder rauszugehen und den Fisch der Begierde oder vielleicht doch dem großen Unbekannten auf die Schliche zu kommen. In den folgenden Zeilen erzähle ich euch von meiner Herangehensweise im Herbst und wie ich versuche an die dicken Fische eines Gewässers heranzukommen. Vielleicht lässt sich ja der ein oder andere davon Inspirieren. Viel Spaß beim Lesen!

Futterplatz auswählen

Anfangs stehen wir immer vor der Frage, wo es am sinnvollsten erscheint, den Futterplatz aufzubauen. Wir gehen jetzt mal davon aus, dass man das Gewässer ein wenig kennt und weiß, wie sich die Struktur Unterwasser verhält. Ansonsten würde ich zunächst empfehlen ein paar Nächte an völlig unterschiedlichen Stellen des Gewässers zu Angeln, um ein Gefühl für dieses zu bekommen. So kann man sich einfach am besten ein Bild vom Gewässer machen. Man weiß anschließend, wie sich die Tiefenstruktur verhält und lernt einiges über das Verhalten der Fische. Mit diesem Wissen wählen wir nun unseren Futterplatz.
Was man unbedingt beachten sollte: Wie sieht es mit dem Angeldruck aus, welche Stellen sind beliebt und welche sind eher schwer zu erreichen bzw. schwer zu beangeln? Und genau diese eher „nur mühselig zu beangelnden Stellen“ sollten dann im besten Fall euer Futterplatz sein.

Je unbequemer, desto besser

Das wichtigste für einen Futterplatz ist Ruhe, viel Ruhe! Als kleines Beispiel: Ich muss zu einem meiner Herbstfutterplätze ca. einen Kilometer weit gehen. Und das ist auch gut so, denn so hat man mal eben 80 % der Angler ausgesiebt. Die zweite Schwierigkeit ist hier das Werfen und Aufstellen der Ruten, da das Wasser dort ca. 1,30m tief ist. Auf einer Seite dieses Gewässer gibt es einen Schilfgürtel, der relativ weit in das Wasser reicht, sowie auf der anderen Seite einen überhängenden Baum, welcher das Werfen nach links wirklich sehr problematisch gestaltet. Um auch noch die letzten 20% an potenzieller Konkurrenz auszusieben, heißt es also: „Je unbequemer der Spot zum Campen ist, desto besser!“. Dies ist gerade im Herbst jedes Mal eine riesige Strapaze. Gerade wenn der Platz läuft und man häufig körperlich an seine Grenzen kommt. Genau das ist es aber, darum geht es in meinen Augen doch bei dieser Leidenschaft. Jeden Tag an seine Grenzen zu kommen und auch nur so wird man besser!

Am zweiten Futterplatz ist es ähnlich bescheiden was das komfortable Angeln angeht. Man muss sein Zelt auf dem Feldrand aufbauen, danach über eine Schotterstraße laufen und zuletzt geht es noch einen kleinen Hang hinunter zu den Ruten. Hier stehen die Ruten zwar an Land jedoch ist das Gelände wieder nur sehr unwegsam. Links und rechts liegt Totholz im Wasser und der Grund ist überzogen mit Fadenalgen. Das einzige Übel hier ist, dass man alle Stellen recht gut mit dem Auto erreichen kann. Dies aber ist noch zu verkraften, bei all den anderen Dingen, die hier passieren...

Die Hot-Spots finden

Jetzt zum nächsten Punkt meiner Liste. Die Tiefenstruktur und der Bewuchs. Wenn man sich etwas Zeit nimmt, oder im Idealfall eine Tiefenkarte zur Hand hat, wird man recht schnell potentielle Hot-Spots ausmachen können. Bei Gewässern, die schon ufernah recht stark abfallen, macht es Sinn eine Rute sehr kurz zu füttern und zu fischen. Das geht schnell und ist sehr effektiv. Des Weiteren missachten die meisten Mitangler solche Spots und ihr könnt somit relativ sicher sein, dass ihr auch alleine auf eurem Futterplatz angelt.

Alte Krautfelder sind im Herbst immer ein sehr guter Anhaltspunkt. In diesen Feldern ist das natürliche Nahrungsaufkommen sehr groß und dies sind daher auch klassische Holdingareas der Fische. Aufgrund dessen wird man die Fische auch das ganze Jahr in solchen Bereichen antreffen. Ob zum Fressen, zum Verweilen oder auch, um sich zu verstecken. Weitere großartige Orientierungspunkte sind Schilfbänke. Diese stecken ebenso voll mit Kleinstlebewesen und sonstigen Nährstoffen. Zusätzlich bieten sie wiederrum Schutz.

Zum Thema Futter

Bei der Futterstrategie bin ich oft sehr einfach. Im Herbst, wenn ich meine zwei Futterplätze an meinen zwei ausgewählten Gewässern habe, füttere ich nur alle 2 Tage. Des Weiteren ist ein Tag Pause auch immer mal ganz schön für sich selbst! Ich setzte vor allem auf Boilies. Ob nun gesalzen oder konserviert spielt eigentlich immer weniger eine Rolle für mich. Ich setzte jedoch auf gesalzen, da es sich bei mehreren hundert Kilogramm pro Jahr tatsächlich deutlich im Preis niederschlägt. Dies bedeutet zwar ein wenig mehr Arbeit, wem das aber egal ist, der kann getrost zu Freezern greifen.

Boilies sind der Grundstein meiner Angelei, dafür gibt es mehrere Gründe. Als erstes steht bei mir ganz klar die Selektion. Wenn wir Mais und Ähnliches füttern, werden wir auch einen großen Teil des Weißfisch-Bestands ansprechen. Dies ist so weit auch eine gute Sache, wenn man aber einen sehr großen Bestand an Weißfischen hat, wird es auch immer schwieriger an die großen Karpfen des Gewässers zu kommen, bzw. sinkt die Wahrscheinlichkeit einen davon zu erwischen. Wenn es schlecht läuft, wird man sich letztendlich vor Brassen-Bissen kaum mehr retten können. Deshalb kommen bei mir größtenteils Boilies ins Spiel. Zusätzlich lasse ich diese durch das Einsalzen noch etwas nachhärten, was sie nochmals ein wenig resistenter gegenüber Weißfischen macht. Einen Futterplatz baue ich grundsätzlich mit drei verschiedenen Boiliegrößen auf. 15mm, 20mm und 25 mm. Damit kann ich möglichst viele Vorlieben der Fische bedienen und schaffe somit eine gewisse Abwechslung auf dem Futterplatz.

Selektion auf einem Futterplatz ist immer so eine Sache. Auf der einen Seite kann es sehr effizient sein, wenn es darum geht, gezielt an die großen Fische zu kommen. Die Kehrseite ist aber Folgendes: Ähnlich wie beim Menschen, wollen auch Fische nicht jeden Tag das gleiche Essen. Nun sind wir aber keine Karpfen und haben ganz andere Möglichkeiten an Nahrung zu kommen. Aber man kann sich gut vorstellen, dass Karpfen sehr gut darauf anspringen, wenn alle paar Futtertage eine Fette Futterbombe gezündet wird. Zutaten wie zum Beispiel Seidenraupen, Zuckmücken Larven, Muschelfleisch, Minipellets, Milch, rohe Eier (mit schalenteilen), Hanf, Tigernüsse, vorverdaute Fischmehle und so vieles mehr sind dafür genau das Richtige. Ich füttere meine „Futterbomben“ sehr gerne äußerst weitflächig, um im kompletten Areal eine gewisse Attraktion herzustellen. Natürlich variiert dies aber von Gewässer zu Gewässer, sowie auch von Futterplatz zu Futterplatz.

Zusammensetzung der Boilies

Hier müssen wir zunächst wieder etwas auf das Gewässer eingehen. Die Frage, die wir uns zuerst stellen sollten, ist, was an natürlicher Nahrung im Gewässer vorkommt. Wenn wir dies Wissen, können wir schon einmal grob einschätzen, welcher Köder gut laufen könnte. Mein Favorit ist oft der NG-Squid Boilie. Muscheln sind in den meisten Gewässern zu finden, so ist man mit diesem Köder und dem sehr hohen GLM Anteil schon mal äußerst gut beraten. Ein weiterer sehr interessanter Punkt ist der Muschelkalk, der in ihnen enthalten ist. Es gibt Studien, in denen erforscht wurde, wie laut unterschiedliche Materialien Unterwasser „knacken“, wenn sie von Karpfen gefressen werden. Und es ist eben nicht Schale gleich Schale! Muschelschale ist beispielsweiße um fünf Dezibel lauter als Eierschale. Im besagten Boilie sind beide schalen Arten enthalten und er weist zudem einen Proteingehalt von knapp über die 33% auf. Viel mehr können Karpfen nachweißlich auch nicht verwerten und daher ist dies praktisch das ideale Futter, um sich Winterspeck anzufressen.

Wie oft Füttern?

Ein weiterer Kniff bei der Futterplatz Angelei ist das Futterintervall. Jeden Tag zu füttern ist zwar sehr effektiv, kann aber auch schnell zu viel für Mensch und Tier werden. Ich füttere beispielsweiße alle zwei Tage. So hat man den großen Vorteil, dass man, wenn man das Angeln richtig timed, Singlehookbait-Angelei betreiben kann, ohne dabei auf Futtertage zu verzichten. Für mich ist dies aber eine unheimlich effektive Art und Weise, da sich die meisten Angler davor scheuen nur den Hakenköder ins Wasser zu werfen. Und genau da kommen wir zum nächsten und einem ganz wichtigen Punkt. Sich abheben von der Masse und Dinge anders machen als die anderen.

Nicht den Platz verangeln

Ein weiter Aspekt ist wie häufig man auf dem Futterplatz angelt, um das Maximum „herauszuholen“, ohne ihn zu „verbrennen“. Dabei spielen meiner Meinung nach die Fresszeiten eine unheimlich große Rolle. Wenn die Karpfen in dem zu befischenden Gewässer von z.B. 7 Uhr bis 13 Uhr gut laufen, dann sollte man sein angeln auch unbedingt darauf ausrichten und maximal zwei Kurzsessions über die Woche machen. An einem Gewässer, welches rund um die Uhr läuft, macht es Sinn, diese Zeit einmal die Woche auch voll auszunutzen! Somit kann man an einem Wochenende zwei Futterplätze optimal befischen und das Maximum herausholen. Eine andere Strategie ist es nur alle zwei Wochen auf einem Platz zu fischen, dafür dann aber 48 Stunden lang. Dies kann sehr gut an Gewässern funktionieren, and denen man nicht mit sonderlich viel Fisch zu rechnen hat. Wenn hier jedoch einige Fische abgelaufen sind, sollte man dem Platz auch wieder etwas Ruhe gönnen, um ihn nicht zu verbrennen. Wenn jedoch die Fischgewichte konstant oben bleiben, sollte man natürlich weiterangeln. Wofür füttern wir sonst?! Es heißt also mit Fingerspitzengefühl an die Sache herangehen, die Situation stets neu bewerten und flexibel bleiben.

Ein häufiger Fehler ist es, dass die Meisten ihren Herbst viel zu schnell beenden. So richtig geht es bei mir im Norden Deutschlands erst Mitte Oktober los. Wichtig zu wissen ist, dass Futterplätze meist erst gut laufen, wenn nicht mehr drei bis fünf andere Angler täglich ihr Futter eintragen. Habt das immer im Hinterkopf, bevor ihr die Flinte ins Korn werfen wollt.

Zurück zu mir

Nun möchte ich euch noch einen kleinen Einblick in meinen aktuellen Herbst geben. Ich sitze gerade am Wasser und angle die zweite Session auf meinem Futterplatz. Wenn diese Session nicht zumindest teilweise erfolgreich wird, werde ich mir eine neue Stelle suchen. Die Bedingungen sind aktuell recht gut. Der Wind steht gut, sowie auch der Luftdruck meint es gut mit mir und hält einen stabilen Wert zwischen 1010 und 1017 Hektopascal. In der ersten Nacht hat sich der Carpsounder dreimal gemeldet und die Gewichte pendelten sich bei knapp unter 10kg ein.

Die Zeit geht vorüber und ich sollte mich so langsam einigen unangenehmen Fragen stellen. Es läuft eigentlich nur eine Rute verlässlich und dies sollte auf einem Futterplatz nicht so sein. Ich nehme mein Handy und beratschlage mich mit Christian, einem Freund und Teamkollegen. Nach einer Weile unserer typischen Diskussionen kommen wir auf das Thema „Dämonen im Kopf“. Genau das beschreibt das Problem der Futterplatzangelei nur zu gut. Ein wirklich großer Berg an negativen Gedanken, die einem das Angeln unglaublich erschweren. Das ist unter anderem ein weiterer Grund, zwei Futterplätze zu unterhalten. Dies kann helfen Vertrauen in sein Tun zu schaffen. Manchmal muss man jedoch rechtzeitig den Absprung schaffen und nicht zu lange an Altem festhalten. Man läuft sonst Gefahr sich unbegründet verrückt zu machen!

Gesagt, getan

Am nächsten Tag bin ich also mit Lotrute und Futter losgezogen und habe mir einige Stellen, die interessant sein können, angeschaut. Meine Wahl ist dann witzigerweise genau auf den Platz gefallen, der neben meinem alten Platz liegt. Dies hatte mehrere Gründe.

  1. Ist neben diesem Platz schon eine Menge gutes Futter in den See geflogen.
  2. Weist der Boden, was an diesem Gewässer schon immer ein gutes Zeichen war, dort einen etwas härteren Untergrund auf.
  3. Gibt es seitlich ein Krautfeld, welches langsam anfängt abzusterben und somit auch Nährstoffe freigibt.
  4. Und zu guter Letzt gibt es auch zwei Muschelbänke auf diesem Spot.

Ich denke man kann fast nichts Idealeres finden. Erfreulicherweise wird dieser Platz auch kaum befischt und ich habe somit Ruhe auf meinem Futterplatz.
Die nächsten Wochen verbrachte ich mit „Nichtangelurlaub“ und habe ein wenig Abstand bekommen. Manchmal ist dies auch nötig und tut wirklich gut. Glücklicherweise aber wurden meine Plätze weiter bedient. Dies war wirklich eine großartige Sache. Danke Jungs!!!

Back to spot

Die erste Session nach dem tollen Roadtrip durch Italien stand an und ich war derart gespannt was mir dieser Futterplatz nun schenken wird. Das Wetter hatte sich verändert und es wurde richtig herbstlich. Eigentlich war alles gut vorbereitet, aber trotzdem durfte ich blank nach Hause fahren. Das dies sehr sehr bitter ist, kann sich ein jeder, ernsthafter Futterangler gut vorstellen. Ich wusste jedoch schon, noch bevor ich Zuhause ankam, wie ich weiter vorgehen werde. Genau eben mit dem, wie oben schon beschriebenen, hochwertigen Weichfutter aus Larven und Saat. Dies gehörte nun zur Tagesordnung. Zusätzlich wollte ich meine Angelei anpassen und befische beide Plätze jeweils ca. 20 Stunden. Die Session, die darauf folgte war endlich eine des Kalibers, wie man sie sich wünscht. Es liefen fünf Fische. Drei davon über 30 Pfund und einer sogar über der magischen 40 Pfund Marke. Es ist geschafft!

Ich angelte den restlichen Herbst in genau diesem Stil weiter. Lediglich die Rig-Längen und Ködergrößen verringerte ich und dies funktionierte wirklich hervorragend. Sehr zufrieden blicke ich auf diesen Herbst zurück. Er lief nicht ganz perfekt, aber ich kann mich nicht beschweren und habe nun doch einige Fische auf der Habenseite. Ich hoffe ich konnte euch hiermit einige Inputs zukommen lassen und habe euch ein wenig damit unterhalten. Wie immer wünsche ich euch viel Spaß am Wasser und genießt die Zeit.

„Tight lines!“
Max

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So ist das halt, wenn man sich Mark's Film Mequinenza Gold Rush gibt, sich eine Palette San Miguel genehmigt und auf den Dicken hofft, aber nichts dafür zu tun bereit ist. Wir fingen nicht nur in allen Tiefen, nein, wir fingen uns sprichwörtlich den Arsch wund. Die vielen Hindernisse zwangen uns die Fische zu zweit vom Boot aus zu drillen.Da ich direkt neben Björn saß, hatte ich das Glück ihn jedes Mal zum Fisch rudern zu dürfen. Dabei gab er mir grundsätzlich Kommandos im Befehlston. „Rechts! Links! Junge bist du blind?“ Irgendwie schaffte ich es aber immer wieder ihn glücklich zu machen.Unser morgendlicher Wecker war Titus, indem er uns gründlich übers Gesicht schleckte. Toller Wecker! Daraufhin ging er wie jeden Morgen stundenlang Vögel jagen. Brocke stieg hingegen ins Auto und checkte die Lage. Währenddessen konnte ich endlich das Privatgrundstück inspizieren. Das wurde mir vom Oberst (Brocke) ausdrücklich verboten.Durch die Scheibe im ersten Stock konnte ich ein Schlafzimmer ausmachen. Im Vorgarten fand ich sowohl Wasser- als auch Elektroanschluss. Zu gerne hätte ich in die Hütte reingeschaut, aber ich wollte Brocke nicht schon wieder auf die Palme bringen.Drillend ins neue JahrUm etwas Ruhe zu haben, verzog ich mich gerne hoch auf die Berge. Dort setzte ich mich auf eine alte Ruine, die Dennis den „Kummerfelsen“ taufte. Er hatte doch keine Ahnung wie fett der Ausblick hier oben war! Nach dieser Aktion taufte uns Brocke liebevoll A- und B-Hörnchen. Der Silvestertag stand an. Mit den Jungs von Poseidon und ein paar netten Österreichern saßen wir bis spät in die Nacht gemütlich zusammen. Für Dennis und mich war es die Premiere den Jahreswechsel am Wasser zu feiern. Ich fing sogar den letzten Fisch des Jahres um exakt 23.50Uhr.Einen fetten Dank nochmal an die Jungs aus dem Osten. Ohne euch wären wir unser Bier wohl nie losgeworden. Nach 6 Tagen und etwa 70 Fischen brauchten wir eine Auszeit. Björn und ich machten uns es eher gemütlich und fuhren nach Mitternacht die Ruten nicht mehr heraus. Nur Dennis war immer am Fisch! Aber in der letzten Nacht an diesem Platz hat auch er einen Biss verschlafen…Ich bekam das nur mit, weil wir dieselbe Frequenz in unseren Microns haben. Ich nahm seine Rute auf, lief zu seinem Brolly, drückte ihm die Rute in die Hand, während er noch im Schlafsack lag und legte mich einfach wieder schlafen: ein netter Zug oder nicht?In der Hoffnung ein paar größere Fische heraus zu selektieren, machten wir uns auf in eine tiefe Außenkurve. (Philipp Zander alias das A-Hörnchen)Treibgut und strapazierte NervenNaja, tiefe Außenkurve ist relativ. Wir bauten an einer Verengung des großen Seeteils auf. Um auf Tiefe zu kommen mussten wir die Ruten mindestens 150 Meter ziehen. Ich brachte es auf sogar über 300m an diesem hindernissreichen Gewässer, was mir schon nach kurzer Zeit den letzten Nerv raubte. Das sich an dieser Verengung strömungsbedingt sämtliches Treibgut sammelt wurde uns erst beim Dunkelwerden bewusst. Nach etlichen Versuchen die Schnüre von Treibgut zu befreien und wortlauten Auseinandersetzungen zwischen uns Dreien legten wir uns pennen. Ich hätte nie gedacht, dass nach dem ganzen Theater und Ziehen an den Schnüren auch nur eine Rute ablaufen würde. Doch es liefen einfach alle ab. Unfassbar! Die Fische waren voll in Fresslaune.Am nächsten Tag gingen Philipp und ich erst einmal Frustshoppen. 100€ und im Wagen war gerade einmal der Boden bedeckt. Okay, die Palette San Miguel und den Kanister Wasser hatten wir noch in unseren Händen. Geht doch oder!? Als wir den Einkauf in den Kofferraum luden wurde uns schon bewusst, dass Brocke uns den Kopf abreißen würde. Egal! Zum Glück lässt er immer alles an Philipp aus.Brocke und das FreudenfeuerNach unserem Fressrausch legten wir die Ruten neu aus und sammelten Holz für ein Lagerfeuer. Und wie bekommen wir das jetzt an? Kocherbenzin! Das mit der Dosierung hatte Brocke nicht ganz verstanden und kippte etwa eine halbe Flasche auf das Holz. Was dann geschah brauche ich eigentlich nicht zu erwähnen. Ein riesiger Feuerball schoss in die Luft und Brocke landete nach einem doppelten Backflip auf meinem Brolly. Reissverschluss im Arsch! Na super! Und ich dachte das Zelt schafft ein Jahr schadenfrei.Schnell wurde der Schaden „profisorisch“ behoben und wir ließen den Abend mit ein paar Dosen Bier am Feuer ausklingen. In der folgenden Nacht stellte Philipp, bedingt des Funkboxkonzertes durch Treibgut, auf Taub und hätte beinahe nur noch mit einer Rute weiterfischen können, wenn ich nicht seine Rute nach einem Biss aus dem Wasser gefischt hätte.Beim Keschern des Fisches hörte ich meine weite Rute ablaufen und wie sollte es auch anders sein, niemand bewegte sich aus dem Zelt. Das gibt Saures! Nach einem gehörigen Arschtritt ruderte Philipp mich zum Fisch. Stress pur! Aber deshalb waren wir hier. Wir fingen weiterhin Fische, viele Fische! Nach drei Tagen Kampf mit dem Treibgut beschlossen wir erneut den Platz zu wechsln. (Dennis das B-Hörnchen)"Moven bringt immer neue Motivation"Am Morgen der Abreise vom Treibgutplatz war es mein Part erst einmal Einkaufen zu fahren. Dennis verdonnerten wir zum Packen und Aufräumen, während ich mich mit Philipp auf ins nächste Dorf machte. Nachhilfeunterricht im Supermarkt war angesagt! Resultat der Unterrichtsstunde: 50€ für eine Woche a drei Leute im Gegensatz zu den beiden Hörnchen, die es schafften 100€ für zwei Tage zu verprassen. Hochzufrieden fuhren wir zurück zu Dennis.Mit all unseren Sachen fuhren wir anschließend weiter flussabwärts. Nach guten 30 Kilometern Berg- und Talfahrt durch Schluchten und engen Bergpässen fanden wir irgendwie den Weg nach Materana. Nach kurzer Diskussion beschlossen wir erst einmal Location zu machen. Nach einer wilden Irrfahrt fanden wir zwei verzweifelte Deutsche auf einer „Pelletmeile“ (Anmerkung der Redaktion: Eine sogenannte Pelletmeile ist ein Uferabschnitt, an dem das ganze Jahr über von Angelcamps für ihre Gäste mit Pellets angefüttert wird.) Nach kurzem Smalltalk erhielten wir die Info, dass die beiden auf diesem Abschnitt drei Fische in der letzten Woche gefangen haben.Flach oder tief?B-Hörnchen (Dennis) wollte wieder im Tieferen fischen, während ich lieber im Flachen fischen wollte. A-Hörnchen (Philipp) war mal wieder alles scheißegal. Ein kleiner Bergpass führte uns ans Wasser. Beim ersten Blick über die engen Felsen fielen A-Hörnchen und B-Hörnchen die Kinnlade herunter. Das Wasser brodelte hier nur so vor Fisch! Wir legten uns an einem kleinen Platz im Steilhang nieder. Hier konnten wir einen großen Bereich abspannen. Die Ruten lagen schnell auf ihren Plätzen. Gerade machten wir uns es am Abendessen gemütlich als eine große schwarze Wolkenwand über die Berge hervorzog. Auf einmal war totenstille zwischen A- und B-Hörnchen und ein Mistral peitschte durch die Felsspalten. Wir verkrochen uns lieber. Der Sturm hielt die ganze Nacht an. In der Nacht pfiffen alle Ruten nacheinander ab, wie sollte es auch anders sein... Weil A- und B-Hörnchen die gleiche Frequenz in ihren Piepern hatten, habe ich die Bisse so gut wie nie mitbekommen.Mitten in der Nacht lief meine linke Rute ab. A-Hörnchen ruderte mich zum Fisch, während meine rechte Rute los lief. B-Hörnchen nahm die Rute auf. Völlig orientierungslos paddelte A-Hörnchen zurück zum Ufer. Als wir uns etwa vier Mal drehten, war Bambule angesagt. B-Hörnchen lachte sich tot, während ich A-Hörnchen Ruderbefehle gab. Als wir am Ufer ankamen, beschloss A-Hörnchen nicht mehr mit mir Boot zu fahren. Ich nahm die andere Rute auf, aber der Fisch hing bereits fest. Am Ende konnten wir jedoch beide Fische landen.Flacher, flacher, am flachsten…Der Sturm hinderte uns daran, die Ruten noch einmal neu zu legen. Die letzten Tage auf diesem Platz verliefen fast harmonisch. Vor Ende des Trips wollten wir noch ein letztes Mal moven. A- und B-Hörnchen wollten natürlich zusammenbleiben und klebten aneinander wie siamesische Zwillinge. Die beiden waren einfach zu süß, um sie zu trennen. Kurzerhand packte ich alles in meine Falte und suchte mir einen Platz im Steilhang, um noch weiter ins Flache fischen zu können. Nachdem ich meinen neuen Platz bezogen hatte, dauerte es nur wenige Stunden bis die beiden Hörnchen an mir vorbei paddelten. „Was du kannst, können wir auch und zwar noch flacher!“Die beiden verschwanden hinter einer großen Schilfbucht und verschanzten sich auf einer Kiesbank. Dort war das Wasser so klar wie in einer Lagune. Der Abend brach herein. Die Platzwahl meinerseits erwies sich als Volltreffer. 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Deine Story 04.05.2021

Unser Chefredakteur David Rosemeier ist gemeinsam mit Videographer Kai Thiry trotz verschärften Maßnahmen nach Frankreich aufgebrochen, um das Frühjahr im Süden einzuleiten. Doch wie sind die Regelungen vor Ort? Wie reagieren die Menschen auf ausländische Angler? Und wie schaffen die Zwei es, sich trotzdem an die Regeln zu halten? David berichtet in seinem Lockdown-Blog:Nach einer kräftezehrenden Fahrt liegt er im schönsten Abendlicht vor uns: Der See mit den Tausend Bäumen. Eingebettet in ein Tal, dessen Hänge von blühenden Rapsfeldern überzogen sind. Wir sind vom ersten Anblick des Sees so angetan, dass wir einen kurzen Zwischenstopp auf einem der Hügel einlegen, um diese wunderschöne Kulisse auf uns wirken zu lassen. Als wir langsam über einen Feldweg ans Wasser rollen, holt uns die Realität wieder ein: noch eine Stunde bis Lockdown!Wir beschließen, noch eine kurze Runde mit der Falte zu drehen, um uns einen Überblick zu verschaffen und damit wir in den frühen Morgenstunden keine kostbare Zeit vergeuden. Während ich das Boot startklar mache und das viele Totholz im Wasser ansteuere, sucht Kai eine flache Bucht mit seiner Drohne ab. Schon kurze Zeit später läuft er mir aufgeregt am Ufer entgegen, schließlich hat er zwei Fische ausfindig machen können. Ein gutes Zeichen für den folgenden Tag.Viel Schlaf? Nix da!Wir legen uns ab und hoffen auf eine ruhige Nacht. Hätten wir lieber zuvor noch einen Blick auf die Wetterapp geworfen, denn wie aus dem Nichts kommt Wind auf – und wie! Am nächsten Morgen ist alles voller Staub und Sand, doch wir wollen uns die Chance nicht nehmen lassen, in diesem See einen Karpfen zu fangen. Kai steuert die flache Bucht an, in welcher er am Vortag die Karpfen gesehen hat. Ich platziere meine Ruten rund um das zahlreiche Totholz, dass sich überall aus dem Wasser erstreckt, eine wirklich skurrile Angelei und bei dem Wind auf der Falte auch irgendwie beängstigend.Wir erholen uns mit einem starken Kaffee von der windigen Nacht, als Kais linke Rutenspitze anfängt zu Wippen. Vielleicht ist etwas in die Schnur getrieben? Als das Wippen jedoch nicht aufhört, schwingt sich Kai in die Falte und fährt dem Etwas am Ende der Schnur entgegen. Kurze Zeit später sehe ich ihn jubelnd zurückkommen. Er hatte tatsächlich einen Karpfen im Schlepptau. Zwar kein Riese, doch in Anbetracht der wenigen Zeit und dem starken Wind, zählt jeder Fisch!Das Ziel vor AugenMit zittrigen Fingern gebe ich das nächste Ziel in das Navi ein, auf welches ich mich persönlich am meisten gefreut habe: Wir fahren an den Montbel! Ein riesiger See, verzweigt, unterteilt, glasklar und die Heimat von einigen wunderschönen Fischen. Wir treffen auf zwei Karpfenangler, die am Vortag von der Polizei hochgenommen worden. Auch im Süden von Frankreich ist die Ausgangssperre ein heikles Thema.Nach kurzer Location steuern Kai und ich mit den Booten eine flache, verkrautete Bucht an, die mit Fraßlöchern übersäht ist und förmlich nach Karpfen schreit. Sehen tun wir zwar keine, aber wir haben zwei Tag Zeit im Gepäck und Bock uns auf dieses Abenteuer einzulassen.Ein Unglück kommt selten alleinDer Wind hat nachgelassen und während Kai die Bucht nach Spots absucht, heißt es für mich erneut: Strategisch Angeln! Eine Rute kommt an die gegenüberliegende Uferkante, eine vor ein unscheinbares Krautfeld, dass sich bis in tieferes Wasser zieht und eine Rute auf weite Distanz in einen Übergangsbereich. Ich kürze hier ab: Am ersten Tag passiert rein gar nichts. Irgendwie auch kein Wunder, bei diesem klaren Wasser. Als wir am zweiten Tag in der Morgendämmerung sechs Ruten im Rennen haben, passiert alles ganz schnell. Kai bekommt einen Lauf in der Bucht. Während wir dem Fisch entgegenfahren, läuft meine Rute am gegenüberliegenden Ufer ab. Shit, was nun?Zu allem Übel, steigt Kais Fisch kurze Zeit später im dichten Kraut aus. Als ich meine Rute aufnehme, ist der Fisch bereits die Kante hoch geschwommen und hat zwei Bäume erreicht, die in einer unscheinbaren Ecke ins Wasser ragen. Ich merke die Reibung jedoch zu spät und nach einer kräftigen, kurzen Flucht, verabschiedet sich auch dieser Fisch in die türkisenen Fluten. Zwei Fisch in fünf Minuten verloren, wir wissen gar nicht wie uns geschieht und setzen uns erstmal verdattert neben die Ruten.Macht euch gefasstIn den nächsten Stunden passiert natürlich nichts mehr und stehen vor einem großen Fragezeichen: Hier bleiben oder weiterziehen? Vermutlich würde hier in den nächsten Tagen noch etwas beißen, aber einen Eindruck vom See haben wir bereits bekommen. Also nichts wie zusammenpacken und weiterfahren. Während ich diese Zeilen schreibe, merke ich, was wir während unseres Roadtrips eigentlich alles auf uns genommen haben, aber so ist das eben, wenn man viele Gewässer sehen möchte! Und eines kann ich euch versprechen: Die Entscheidung weiterzuziehen war goldrichtig!Zu den anderen Lockdown-Blog-Parts von David gelangt ihr hier:https://www.carpzilla.de/stichworte/lockdown

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