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Deine Story / 05.09.2017

Michael Martins: Instant vs. Füttern, ein Erfahrungsbericht

Michael Martins hat in diesem Jahr gleich mehrere neue Gewässer auf dem Zettel gehabt. Statt gleich den großen Eimer zu öffnen war es ihm viel wichtiger, zunächst ein Gefühl für das Gewässer, seine Stellen und die Fische zu bekommen. Wer jetzt denkt, dass diese Vorgehensweise ziemlich mühsam ist, der wird in dieser Story eines besseren belehrt:

Für das Jahr 2017 habe ich mir gleich einige neue Gewässer ausgesucht, der Plan war ihnen nach und nach, ganz ohne Vorbereitung einen Besuch abzustatten. So wollte ich mir einen groben Überblick verschaffen, um anschließend gezielt dort Futter einzusetzen, wo sich ohnehin Fische aufhalten.

Im Gepäck hatte ich erstmals die für mich neuen Köder der Firma Baitlounge. Waren zwei Versuchsfelder eines zu viel? Egal, probieren geht über Studieren, wer nichts Neues versucht, kann auch nichts Neues erfahren.

Der Sprung ins kalte Wasser

Und so begann ich im Mai mit dem ersten Gewässer, ein recht flacher Baggersee mit sehr gutem Fischbestand und einem Durchschnittsgewicht zwischen 8 und 14 Kilo. Am 01. Mai entschloss ich mich, spontan für eine schnelle Nacht ans Wasser zu fahren. Nur das Nötigste flog in den Kofferraum und kurze Zeit später befand ich mich schon mit gepacktem Trolley am Seeufer. Meine Stellenwahl fiel auf einen optisch sehr schönen Platz, von dem aus ich eine große Wasserfläche beobachten konnte. Die ersten Blicke schweiften über die vom Westwind aufgewirbelte Oberfläche. Wie es der Zufall wollte, sah ich sofort zwei Fische in anwerfbaren Entfernungen.

Futtertechnisch setzte ich auf die hoch attraktiven Protex Readymades der Firma Baitlounge und als visuellen Reiz verwendete ich gelbe Pineapple Dream Pop-Ups und den Größen 14 und 16mm. Geangelt wurden die Köder am Chod-Rig oder als Schneemann.

Gesehen und angeworfen

Ich platzierte also meine beiden Ruten dort, wo ich immer wieder mal Fische rollen sah. Großflächig verteilte ich etwa ein Kilo Protex Boilies, damit die Fische, falls sie im Areal fressen, bei Laune gehalten werden. Aus meinem Brolly heraus beobachtete ich das Ganze noch eine Weile bis ich plötzlich auf relativ kurze Distanz einen sehr guten Fisch rollen sah. Ich entschloss mich umgehend eine Rute in dieses Bereich zu legen und auch dort noch zwei, drei Hände Futter großflächig zu verteilen.

Es war wie gesagt der erste Mai und die Raubfischjäger waren eifrig bemüht den Hechten nachzustellen und somit hatte ich auch ständig jemanden am Schirm stehen zum Quatschen. Beim nächsten Blick aufs Wasser sah ich sogar einen Fisch über meiner linken Rute rollen.

Bauchgefühl

Ich war wirklich zuversichtlich, dass da noch etwas passieren könnte an diesem Nachmittag. Ein Kumpel wollte mich später noch besuchen und irgendwie sagte mein Bauchgefühl mir, schreib ihm mal besser, dass er sich seine Stiefel ins Auto legen sollte. Die Schwalben flogen immer tiefer und tiefer, da lag definitiv was in der Luft.

Ich glaube es war etwa halb fünf als mein Kumpel Sven eintrudelte. Wir quatschten über dies und jenes als ein einzelner Pieper an der linken Rute das Gespräch verstummen lies. Weiter links standen zwei Spinnfischer im Wasser und ich hatte Angst sie hätten meine Rute eingesammelt. Es waren hunderte Gedanken in meinem Kopf binnen dieser zwei Sekunden, doch dann begann sich die Spule zu drehen. 

Ich sprang in meine Watthose und ging dem Fisch ein gutes Stück samt Kescher entgegen. Ich wollte den ersten Fisch des neuen Sees unter keinen Umständen verspielen. Beim ersten Blick in den Kescher sah ich ein breites Kreuz und einen wuchtigen Schädel, aus dessen Maul immer wieder mein Protex-Snowman gepustet wurde. Wahnsinn - was für ein Start!

Die Rute muss zurück ins Feuer!

Ich hakte den Fisch umgehend ab, sicherte den Kescher durch umschlagen des Netzes und sah zu, das die Rute gleich wieder dort landete, wo der Fisch gebissen hat. Anschließend kümmerte ich mich um den Fisch und Sven holte schon mal seine Stiefel aus dem Auto. Die Waage pendelte sich bei 17,8 kg ein. Ich war wirklich überglücklich mit diesem Start am neuen See. Nachdem die Bilder im Kasten waren, hockten wir uns wieder hinter die Ruten und stießen mit einem kalten Radler auf den Erfolg an.

Während ich noch vertieft über meinem Fangbuch hing, sagte Sven plötzlich: „Ey Alter, die andere Rute läuft jetzt!“ Ich sah nur noch wie der Hänger tanzte und die Rute wie verrückt los rannte. Der Fisch nahm immer weiter und weiter Schnur. Beim heranpumpen musste ich eine Ordentliche Masse in Bewegung setzen, eigentlich ein gutes Zeichen, doch ich hatte die Vermutung, der Fisch hätte sicher eines der vielzähligen Krautfelder eingesammelt hat.

Direkt über Los gehen

Doch als der Drill im Uferbereich heftig weiter ging und ich keinen einzigen Krauthalm auf der Schnur sah, wurden meine Knie immer weicher. Sven kam mit dem Kescher zur Hilfe und bei der ersten Gelegenheit schob er das Netz unter einen wahnsinnig langen Spiegler. Einen Freudenschrei konnte ich mir nicht verkneifen. Sven drehte sich um und sagte es sei locker ein Fuffi.

Ich konnte es nicht fassen. Beim ersten Blick in den Kescher war klar, es war der größte Spiegler des Sees. Sven kümmerte sich um ihn und ich warf die Rute schnell wieder an ihren Platz, der Haken war noch scharf und der Protex-Schneemann auch noch fangfähig.

Das Wiegen des Tieres hat mich dann einfach nur noch umgehauen, es war ein neuer PB, 28,5 kg bei 1,15m Länge. Was ein Wahnsinns Teil. Die Freude war riesig und die Fotosession verlangte mir einiges ab. Nach dem Fisch blieb es allerdings ruhig bis in die frühen Morgenstunden, in denen ich leider einen weiteren Fisch kurz vor dem Kescher, durch ausschlitzen verlor. Nach dieser Nacht hatte sich die Instant-Wirkung der fischigen Protex-Kugeln für mich bewährt.

Füttern bis zum Tennisarm

Nach dieser ersten Session entschloss mich den Platz umgehend weiter unter Futter zu halten und so fuhr ich jeden Abend los und fütterte großflächig mit dem Wurfrohr zwischen 50 und 90 Metern Entfernung. Mein Muskelkater nach einer Woche war der Wahnsinn, aber umso motivierter war ich, dass der Platz weiterhin produktiv sein könnte. Gegen Freitagmittag lagen dann endlich meine Ruten und ich war glücklich wieder da zu sein. Ich sah einen Fisch in der Nähe der Ruten springen, aber ansonsten war es recht ruhig.

Doch schon eine Stunde später meldete sich wieder die linke Rute und ein sehr kurzer aber hoher Schuppi mit knapp über 20 Kilo fand den Weg auf meine Matte. Der Nachmittag brachte mir noch einen traumhaft gezeichneten Fully, welcher mein Grinsen im Gesicht noch breiter werden ließ.

Füttern oder Fische fangen?

Ich war zufrieden mit dem Platz, auch wenn er nach einer Woche Futter einen Biss weniger brachte als instant. Ich versuchte es weiter und setzte sogar noch etwas mehr Futter ein, um zu sehen, wie die Fische drauf reagieren würden. Nach einer weiteren von Muskelkater geplagten Woche, fand ich mich zum Wochenende hin wieder am gewohnten Platz ein und platzierte meine Ruten.

Der bisher so produktive Nachmittag blieb diesmal völlig ohne Aktion. Erst in den späten Abendstunden konnte ich den ein oder anderen rollenden Fisch auf meinem Futter lokalisieren. Aber nichts passierte.

Zu hoch gepokert?

Meine Gedanken fingen an sich zu drehen, ob ich mich wohl verzockt hatte mit dem größeren Futtereintrag? Ein brachialer Vollrun riss mich schließlich aus der Tiefschlafphase. Völlig schlaftrunken stolperte ich in meine Watthose und eilte dann zur Rute. Gefühlt dauerte der Drill ewig und das Resultat war ein sehr kurzer aber fetter Spiegler mit knapp über 15 Kilo. Alle Fische außer einem lagen bisher über dem Durchschnittsgewicht, ich war hoch zufrieden.

Mit den noch schmerzenden Armen schoss ich noch etwas Futter nach und legte mich wieder hin. Doch auch die Schlafphase sollte nicht von langer Dauer sein, bis ein weiterer guter Fisch mit 17 Kilo im Kescher landete.

Kein Vorsprung durch Anfüttern?

Den Rest der Nacht und auch den ganzen Morgen passierte nichts mehr, was mich sehr wunderte. Das Durchschnittsgewicht war zwar noch immer sehr gut für dieses Gewässer, aber die Stückzahl passte nicht ins Verhältnis zum Futtereintrag.

In diesem Fall schien das Vorfüttern keine Steigerung der Fang-Ergebnisse gegenüber der Instantangelei gebracht zu haben - zumal ich ohnehin dort angelte, wo sich zumindest zu dieser Jahreszeit die Fische aufhielten. Dennoch konnte ich durch meinen Futtereintrag das Durchschnittsgewicht sehr hoch halten!

Man sieht der Angelplatz in Abhängigkeit zur Jahreszeit ist ein wichtiger Faktor, ob und wieviel man füttert. Für mich steht jedenfalls fest: Gerade wenn man ein neues Gewässer beangelt, kann Experimentierfreudigkeit nicht schaden und man sieht: Der größten Fisch des Sees lässt sich auch ohne wochenlanges Füttern fangen!

Michael Martins

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